Thaddäus hat geschrieben: Wenn die Evangelien historisch zuverlässig wären, dann gäbe es nicht 29 Testamente so unterschiedlichen Inhaltes
Eben, und die Aussage, wenn Pilze genießbar wären, gäbe es nicht soviele unterschiedliche davon, hat den gleichen Wert. Wer kann denn verhindern, dass in den Jahrhunderten nach Christus auch andere sich schriftstellerisch zu Jesus äußerten? Dass diese Schriften z.T. andere Lehren beinhalten, schmälert die Historizität der neutestamentlichen Evangelien nicht. Denn sie hatten sich schon lange vor dem Konzil von Nicäa als die authentischen, auf die Apostel oder deren direkten Schüler zurückgehenden, etabliert.
Thaddäus hat geschrieben: Für die 4 kanonischen Evv. trifft das beispielsweise auf Tag und Uhrzeit des Todes Jesu zu sowie auf seine angeblich letzten Worte.
Gerade die Unterschiede sind für den Professor für Umwelt und Zeitgeschichte des Neuen Testaments Thiede ein Argument für historische Zuverlässigkeit:
"D
ie vier historischen Erzählungen über Jesus, also die vier Evangelien, stimmen nicht in allen kleinsten Einzelheiten überein. Nicht alle Berichte, nicht alle Jesus-Worte stehen wörtlich identisch in allen vier Texten, nicht alle Personen tauchen überall irr gleicher Weise auf. Für Historiker ist gerade dies ein entscheidendes Argument: Niemand, auch nicht eine machtvolle frühe Kirche, hat diese Schriften manipuliert. Nichts ist nachträglich "harmonisiert" worden. Man wusste genau, dass unterschiedliche Menschen damals wie heute manche Details anders sehen und für ihre Leser (oder Hörer) mit anderen Schwerpunkten darstellen."
Wichitg ist, dass das Entscheidende in allen vier neutestamentlichen Evangelien übereinstimmt.
Thaddäus hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Es gibt genügend theologische Hochschulen, mit Neutestamentlern, die es genau so sehen, wie Thiede.
Bitte, ich bin ganz Ohr
Thiede z.B. war u.a. an der STH Basel tätig, darüber hinaus gibt es viele freikirchliche oder pietistische theologische Hochschulen, etwa die FTH Gießen, TH Elstal, TH Ewersbach, EH Tabor in Marburg, IH Liebenzell, TSC St. Chrischona usw. um nur einige deutschsprachige zu nennen.
Und natürlich gibt es Theologen auch an allen anderen Universitäten, die an Gott glauben und daran, dass die Bibel Gottes Wort ist. Trotz der vorherrschenden Exegese-Methode, die einen handlenden Gott und dessen Inspiration der Schrift von vorhereien ausschließt.
Thaddäus hat geschrieben: Roland hat geschrieben:Und Theißen schreibt in "Der historische Jesus" richtigerweise, dass Wissenschaft nicht sagt: "So war es" sondern: "So könnte es aufgrund der Quellen gewesen sein".
Selbstverständlich schreibt Theißen das, denn er ist ein theologischer Wissenschaftler und drückt sich daher vorsichtig hinsichtlich der Forschungsergebnisse aus. Ganz anders als der Papst, der in seinem Jesusbuch zu eindeutigen Ergebnissen hinsichtlich seiner Heilsgewissheit gelangt, die er freilich voraussetzt, wenn er das rechte Verständnis des Kanons einfordert, bevor er auch nur einen einzigen griechischen Satz der Evv. übersetzt hat.
Offenbar hast du das Buch nicht gelesen. Ratzinger und Theißen sind sich einig, dass die historisch-kritische Methode alles nur als Menschenworte ansieht und göttliche Inspiration nicht in den Blick nehmen und bei alledem den Raum der Hypothese nicht überschreiten kann. Und genauso ist es möglich, die Bibel im Glauben an den lebendigen Gott auszulegen, die Texte also ernst zu nehmen als das, was sie dem Wortlaut nach aussagen.
Thaddäus hat geschrieben: Roland hat geschrieben:Und dass diesen Vermutungen immer Vorentscheidungen voraus gehen. Axiomatische Überzeugungen wie Theißen es nennt.
Offenbar bist du Anhänger der Irrlehre clossens, der predigt,…
Das ist keine Irrlehre sondern das, was Theißen im Buch "Der historische Jesus" eindeutig und richtigerweise sagt. Und er benennt diese Vorannahmen: die Bibel ist reines Menschenwerk und Jesus ein normaler Mensch, der aus seiner Zeit und Umwelt heraus erklärt werden muss, im Sinne des historischen Relativismus. Im Grunde lautet die Vorentscheidung also methodischer Atheismus. Wir untersuchen Jesus und die biblischen Texte so "als ob es Gott nicht gäbe" bzw. er nicht gehandelt hat. Kann man machen – aber natürlich weiß niemand, ob es sich tatsächlich so verhält. Es ist immerhin möglich, dass tatsächlich stimmt, was die Texte sagen. Es gibt kein Kriterium anhand dessen man das ausschließen könnte. In meinen Augen ist es sogar viel wahrscheinlicher.
Aber das ist eben Glaubenssache.
Thaddäus hat geschrieben: Roland hat geschrieben:Es ist letztlich hüben wie drüben eine Frage des Glaubens.
Nein, das ist es ganz gewiss nicht. Es ist drüben eine Frage des Glaubens. Auf der anderen Seite ist es eine Frage idealerweise unvoreingenommener Forschung.
Dass sie NICHT unvoreingenommen ist, hab ich gerade dargelegt, lies es bei Theißen nach.
Thaddäus hat geschrieben: Die Schriften des Christenkritikers Celsus sind uns nicht überliefert. wir wissen von Celsu nur dadurch, dass er von Origines, der Celsus widerlegen will (was ihm nicht gelingt) ausführlich zitiert wird. Die Christen haben dafür gesorgt, dass die klugen Schriften des Philosophen Celsus verloren gegangen sind.
Die Schriften des Protagoras sind auch verloren gegangen, auch ihn kennen wir nur aus den Schriften Dritter, das ist nichts ungewöhnliches. Dass "Christen dafür gesorgt haben" dass sie verloren gingen, ist ein pauschaler Vorwurf, von dem man nicht sagen kann ob er zutrifft.
Was man sicher sagen kann, ist, dass es ein Christ war, dem wir verdanken, dass man Celsus heute noch kennt, nämlich Origenes. Und "die klugen Schriften des Philosophen Celsus" verteidigen u.a. den Glauben an die griechische Götterwelt und die Überlegenheit des Griechentums gegenüber den "Barbaren".
Thaddäus hat geschrieben: DASS kommt dabei heraus, wenn man glaubt, dass einem die Wahrheit geoffenbart worden ist.
Wir sollten nicht anfangen aufzurechnen, wie oft umgekehrt die Bibel zum verbotenen Buch gemacht wurde, besonders in atheistischen Regimen.