Andreas hat geschrieben: ↑Di 12. Mär 2019, 20:53
Roland hat geschrieben: ↑Di 12. Mär 2019, 12:39
Wikipedia: "Die alt- und neutestamentlichen Schriften sieht die Redaktionsgeschichte als Werke verschiedener Redaktoren an, die sie mit jeweils bestimmten theologischen Interessen komponiert haben."
Das ist ziemlich gut nachvollziehbar und plausibel anhand vieler Texte und der darin dargestellten unterschiedlichen Gottesbilder begründet. Was sich wissenschaftlich nicht begründen lässt, ist, dass die Bibel von Gott inspiriert ist. Die redaktionelle Fortschreibung mancher Texte der Bibel schließt eine Inspiration durch Gott ja nicht aus. Du machst daraus ein entweder - oder. Was spricht gegen ein sowohl - als auch?
Nichts. Laut HKM ist göttliche Inspiration jedoch ausgeschlossen, die Texte werden ausgelegt, als ob es Gott nicht gäbe und er an ihnen nicht gewirkt hat. Vielleicht haben die Texte geringfügige Veränderungen erfahren, der Direktor des Instituts für neutestamentliche Textforschung in Münster, Holger Strutwolf sagt jedenfalls:
"Als Textkritiker ist zu sagen, dass die handschriftliche Überlieferung des neutestamentlichen Textes sehr treu und im Wesentlichen zuverlässig erfolgt ist, so dass man mit großer Zuversicht sagen kann, dass von textkritischer Seite keine Bedenken bestehen, dass der Text willentlich und grundsätzlich von späteren Tradenten verfälscht worden sein könnte."
Andreas hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Christen sehen diese Schriften eben nicht als rein menschlich-interessengeleitete "Kompositionen" sondern als von Gott inspiriert an.
Manche Christen machen ein entweder - oder daraus, andere ein sowohl - als auch, andere glauben nicht oder nicht mehr an die Inspiration der Bibel durch Gott, und glauben trotzdem an Gott und trotzdem an vieles aber nicht an alles, was in der Bibel steht.
Schon klar. Die einen sagen so, die anderen so. Aber wenn ich an den Gott der Bibel glaube, der Himmel und Erde geschaffen hat, warum sollte ich nicht glauben, dass er uns sein Wort im Wesentlichen richtig überliefern konnte? Ich glaube: so wie Jesus Mensch und Gott zugleich war, so ist die Bibel menschlich und göttlich zugleich und keine rein menschlich-interessengeleitete Komposition.
Andreas hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Es ist eben einfach eine Frage, ob man an Gott glaubt oder nicht.
Ja. Ist es eine wissenschaftliche Frage ob man an Gott glaubt? Nein. Ist das ein Grund, die Bibel nicht wissenschaftlich zu untersuchen, oder gar davor zu warnen? Ich meine: Nein.
Richtig und ich warne auch gar nicht davor. Ich wehre mich nur, wenn gesagt wird: "DIE Forschung" hat ergeben, dass Jesus nur ein irrender Wanderprediger war… so alsob man irgendeinen Beweis in den Händen hielte. Es handelt sich um eine wacklige Hypothese auf der Grundlage des methodischen Atheismus.
Andreas hat geschrieben: Ich sehe deine gute Absicht für den Glauben dabei. Du machst an solchen Dingen fest, wer drin ist und wer draußen, wie Christen glauben und wie nicht. Aber warum eigentlich?
Nochmal die Frage: Wer sagt, Jesus sei nur ein Mensch gewesen, ein Apokalyptiker, der sich geirrt hat in seiner Gerichtserwartung, nicht Gottes Sohn, er sei auch nicht wirklich auferstanden, das seien nur Hirngespinste der Jünger gewesen – ist der deiner Meinung nach "drinnen oder draußen"? ist der noch Christ in dem Sinne, dass er an Christus, den Retter, glaubt?
Lautet deine Antwort hier tatsächlich:
Andreas hat geschrieben: Auch bei diesen sehe ich, dass sie es nur gut meinen.
Was meinen sie denn gut?
Andreas hat geschrieben: Roland hat geschrieben:
Sie liefert Ergebnisse "als ob es Gott nicht gäbe".
Was erwartest du denn von einer wissenschaftlichen Herangehensweise?
In Bezug auf die Bibel: geschichtswissenschaftliche Forschung auf der Sachebene (Namen, Daten, Personen und Orte der Bibel, Handschriften sichten und vergleichen, Archäologie usw.). Sobald man die Texte aber in der oben beschriebenen Weise
auslegt, ist es streng genommen nicht mehr "Wissenschaft" sondern folgt weltanschaulichen Vorannahmen.
Andreas hat geschrieben: Wenn ich mir eine solche Exegese EINES Textes der Bibel anschaue, kann ich deiner Aussage auch nicht zustimmen, weil da andauernd von Gott die Rede ist…
Naja, es muss natürlich andauernd von ihm die Rede sein, denn die Bibel handelt von ihm. Aber alles was ihn betrifft, wird historisch-kritisch in den Bereich des Subjektiven verlegt. Wenn Gott handelt, dann maximal an der Psyche der Autoren – und das kann man dann auch gut naturalistisch erklären.
Andreas hat geschrieben: Wollen wir uns vielleicht auf "Teilaspekte" im Methodenapparat der historisch-kritischen Methode (HKM) statt Teildisziplinen und Methodenschritte einigen?
Ist doch egal, wie wir es nennen. Entscheidend ist: geschichtswissenschaftliche Forschungen auf der Sachebene sind Teilaspekte - oder Teildisziplinen - oder Methodenschritte, die neutral wissenschafltich betrieben werden können, die Exegese dagegen ist ohne weltanschauliche Vorannahmen nicht möglich.
Andreas hat geschrieben: Wie stellst du dir das eigentlich vor? Eine Wissenschaft die arbeitet, als ob es Gott gäbe?
Wie gesagt: Exegese, also Auslegung der Bibel, ist streng genommen keine Wissenschaft. Denn Wissenschaft kann nicht darüber entscheiden ob es Gott gibt oder nicht. Sobald sie hier eine Entscheidung trifft und dementsprechend die Texte der Bibel,
also die Texte über Gott, auslegt, ist es keine Wissenschaft mehr sondern Glaube. Und ohne eine Entscheidung zu treffen kann ich die biblischen Texte nicht auslegen. Lege z.B. mal "neutral" die Auferstehungsberichte aus.
Andreas hat geschrieben: Dieses "als ob es Gott nicht gäbe" gibt es nicht
Wiki: "Die historisch-kritische Methode ist heute an den Universitäten Standard der theologischen Forschung. Die wissenschaftliche Herangehensweise erfolgt so, als sei Gott nicht existent (etsi Deus non daretur – eine auf Hugo Grotius zurückgehende Formel). Demnach ist der disziplinierte, fachlich geschulte und kritische menschliche Verstand die letzte Instanz in der Frage nach der geschichtlichen Wahrheit."
Ich nenne das nicht "wissenschaftliche Herangehensweise" sondern die Weltanschauung des Atheismus/Naturalismus. Der Mensch ist der Maßstab aller Dinge, einen Gott gibt es nicht.