Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Rund um Bibel und Glaube
Roland
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#1101 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Roland » Sa 27. Apr 2019, 17:49

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:17
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:53
sven23 hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 17:45
Genauso wenig wie man beweisen kann, dass der Wolf Rotkäppchens Großmutter gefressen hat.
Muss man in dem Fall auch nicht. Denn die Autoren Grimm behaupten garnicht, dass es sich um historisches Geschehen handelt.
Doch, die fangen an mit: Es war einmal, oder es begab sich zu jener Zeit.
Eben! "Es war einmal" ist kein Ansatzpunkt für Geschichtswissenschaft. "Es begab sich aber …" mit anschließender Zeitangabe, also z.B. zur Zeit des Augustus und des Landpflegers Cyrenius, erhebt den Anspruch historisches Geschehen wieder zu geben.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:17
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:53
Es ging um deine Aussage, Jesus sei nur ein Apokalyptiker und Endzeitprophet
"Es ist methodisch unzulässig, nur einen Aspekt des Ganzen als "jesuanisch" anzuerkennen und von einer solchen willkürlichen Aussage her alles andere zurechtzubiegen. Die Realität, die Jesus »Reich Gottes, Herrschaft Gottes« nennt, ist äußerst komplex, und nur im Annehmen des Ganzen können wir auf seine Botschaft zu gehen und uns von ihr führen lassen." Ratzinger, "Jesus von Nazareth" S.88
Von welcher Methodik spricht Ratzinger den hier, doch wohl offensichtlich von einer Glaubensmethodik, und nicht von der HKM.
Nein, es ist die HKM, die genau so vorgeht. Und richtig: Das ist auch eine Glaubensmethodik.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:17
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:53
Es hilft auch nichts, wenn man Erfindungen, Meinungen und bloße Behauptungen, einfach als "Forschungsergebnisse" bezeichnet…
Doch, es steht jedem frei, die Forschungsergebnisse als fehlerhaft nachzuweisen.
Ja, Forschungsergebnissen kann man ggf. Fehler nachweisen. Aber Vermutungen und Meinungen und bloße Behauptungen, sind eben keine Forschungsergebnisse. Und wenn diese den Quellen direkt widersprechen, liegt die Beweislast bei den Vermutenden. Und da ist doch Fehlanzeige!

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:17
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:53
"Forschungsergebnis" ist also hier die Vermutung, dass Josephus unfehlbar war und ALLES über Herodes wusste…
Der Kindermord ist ihm historisch zuzutrauen, und der Schluss, dass ein bestimmter antiker Historiker etwas nicht berichtet, was aber in einer anderen Quelle zu finden ist, ist kein Beweis dafür, dass es deshalb nicht stattgefunden hat.
Ein Kindermord im ganzen Land wäre sicher nicht unbemerkt an Josephus vorbeigegangen.
Wie gesagt, es geht um den Kindermord von Bethlehem. Und es gibt verschiedene Schätzungen über das Ausmaß. Laut Wikipedia kann es sich "aufgrund der anzunehmenden Größe des Ortes Bethlehem zu biblischen Zeiten" um nur etwa sechs bis zwanzig erschlagenen Kinder gehandelt haben.
Gut möglich, dass das an Josephus vorbeigegangen ist.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:17
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:53
Deine Glaubensbrille lässt dich sehen, dass die ersten Christen dreiste Fälscher, Lügner und Erfinder waren und sich auf dieser Basis eine weltweite Bewegung durch schwere Verfolgung hindurch über 2000 Jahre ausbreitete und noch immer ausbreitet.
Meine, dass Ostern die Wahrheit ist und die dreisten Fälscher, Lügner und Erfinder diejeigen sind, die uns weismachen wollen, es könne nur existieren, was ausgerechnet in die Vorstellungswelt von uns begrenzten Wesen hineinpasst.
Was ist plausibler?
Die Forschung ist wesentlich plausibler als alles, was Glaubensideologen zu bieten haben.
"Die Forschung", wenn sie sich wissenschaftlich nennen will, kann nicht behaupten, dass die Quellen lügen, weil es das in den Quellen durchweg beschriebene Handeln Gottes ihrer Meinung nach nicht geben könne. Tut sie es doch, wird sie selbst zur Glaubensideologie – der atheistischen eben.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

Roland
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#1102 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Roland » Sa 27. Apr 2019, 18:01

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
Wissenschaft kann über die Existenz oder Nichtexistenz, über das Handlen oder Nichthandeln Gottes keine Aussagen machen. Eine Methode der Bibelauslegung die explizit voraussetzt, dass das darin beschriebene Handeln Gottes nicht stattgefunden hat, ist folglich keine Wissenschaft sondern Ideologie.
Deshalb nochmal die Frage: kannst du Belege bringen, dass z. B. ein Theißen die Existenz Gottes explizit ausschließt?
Mit Theißen hab ich kein Problem, er gibt offen zu, dass Wissenschaft nicht sagt: "So war es" sondern: "So könnte es aufgrund der Quellen gewesen sein". Und dass diesen Vermutungen immer Vorannahmen, axiomatische Überzeugungen, vorausgehen. Zu den historisch-kritischen Grundüberzeugungen, von denen man ausgeht, zählt es nach Theißen, dass Gott bei der Entstehung des NT nicht gehandelt hat, sondern dass alle Quellen von irrtumsfähigen Menschen stammen. Außerdem geht man vom historischen Relativismus aus, d.h. Jesus wird als ganz normaler Mensch gesehen, den man im Kontext seines Umfelds und aus seiner Zeit heraus zu verstehen versucht.
Und gemäß dieser Vorannahmen schreibt Theißen (Hervorhebung von mir):

"Wenn alle Quellen von unvollkommenen und irrtumsfähigen Menschen stammen, so ist dies ein starkes Motiv, ihnen gegenüber skeptisch zu sein."

"Wenn alle Geschichte relativ ist, d.h. ableitbar aus vorhergehenden Traditionen und Vorgängen, dann wird auch die Einzigartigkeit Jesu stark relativiert." ("Der historische Jesus" S.121)

Genauso kann man im Umkehrschluss sagen: Wenn die Bibel von Gott inspiriert wurde, ist das ein starkes Motiv ihr zu vertrauen und wenn Gott in der Geschichte gehandelt hat und in Jesus Mensch wurde, spricht das stark für dessen Einzigartigkeit.

Und beide Vorannahmen kann man nicht beweisen. Es ist hüben wie drüben Glaube.
Theißen: "Die menschlich mögliche Gewissheit im Umgang mit Jesus ist, dass wir bei der Beschäftigung mit ihm nicht in »Dialog« mit einem Phantsieprodukt treten, sonderm mit einer konkreten historischen Erscheinung. Alle konkreten Einzelaussagen innerhalb einer Jesusdarstellung sind von verschiedenem Wahrscheinlichkeitsgrad. Hypothetisches bildet eine bleibende Aura um jedes Jesusbild. Darum sollten wir uns mit dem hypothetischen Charakter unseres Wissens versöhnen. Denn nicht nur unsere Jesusbilder, sondern unser ganzes Leben, lässt sich als Hypothese auffassen, als ein Versuch einer unbedingten Realität zu entsprechen." (S.122)

Was ich sage: Letztlich sind wir eben alle Glaubende.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
Es ist gerade der Clou am Christentum, die Texte nicht als Texte wie jede anderen anzusehen, sondern als Gottes Wort.
Genau das ist das K-O. Kriterium für ergebnisoffene Forschung.
Genau wie die Annahme, es seien Texte wie jeder andere antike Text.
Deshalb mag jeder mit seiner jeweiligen Vorannahme die Texte auslegen. Kritisch wird’s erst, wenn eine Seite behauptet, ihre Ergebnisse seien die objektiv, wissenschaftlich richtigen.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
Es gibt kein objektives Kriterium zur Unterscheidung von echten und unechten Jesusworten.
Auch hier sind allein die getroffenen Vorannahmen entscheidend.
Nein, die Naherwartung ändert sich nicht durch die Veränderung von Vorannahmen.
Einzig und allein mithilfe der historisch-kritischen Vorannahmen kann man überhaupt auf die Idee einer Naherwartung Jesu kommen. Die Gesamtheit der Jesusworte schließt das eindeutig aus.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31

In allen Religionen ist das sogar extrem wahrscheinlich.
Ich spreche nicht von anderen Religionen, sondern vom christlichen Glauben.
Ja klar, der verdient natürlich eine Sonderbehandlung.
Es ist doch genau umgekehrt: du wirfst alle Religionen in einen Topf um dann für deinen atheistischen Glauben eine Sonderbehandlung und den Alleinerklärungsanspruch für die Welt einzufordern.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
Falsch. Auch diejenigen, die ein Handeln Gottes ausschließen, sind Glaubende, denn Wissenschaft KANN das nicht ausschließen.
Nein, das ist nur in deiner glaubensideologischen Welt so, nicht im richtigen Leben.
Damit behauptest du, "im richtigen Leben" könne menschliche Wissenschaft die Existenz Gottes ausschließen.
Ich ertappe mich beim Fremdschämen… :lol:

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Erst als es in den Urgemeinden zu Irritationen über die Sündentaufe Jesu gab, kamen die Schreiber auf die Idee…
Das ist atheistische Märchenstunde ohne den geringsten Beleg.
Nee, das ist Basiswissen historisch-kritischer Forschung.
Mit Wissen hat das nicht das Geringste zu tun. Es ist eine von vielen Hypothesen, die mit den Quellen nicht übereinstimmen und für die es keinen einzigen Beleg gibt.
Hier die Quellen => da "Meinungen" und Hypothesen die den Quellen widersprechen.
Belege? Fehlanzeige! Aber die Hypothese passt zur Vorannahme, dass Jesus nur ein ganz normaler Mensch gewesen sein möge. Und deshalb wird sie aufgestellt.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
Stimmt. Zum Antichrist wird man nicht indem man einfach nur "kein Christ" ist, aber durchaus wenn man beginnt die Bibel zu fälschen…
Also besteht die historisch-kritische Forschung nur aus Bibelfälschern?
Sofern sie die biblischen Texte entgegen der Intention der Autoren auslegen, Dinge hinzuerfinden und unliebsame als "nicht authentisch" bezeichnen, ohne den geringsten Beleg dafür zu haben, ja. @ Andreas: Es ist mir eigentlich egal, ob man das beschriebene Vorgehen dann mehr der "liberalen Theologie" oder der "kritisch-historischen Theologie" zuschreibt, oder einer Mischung aus beidem, ich kritisiere nur dieses Vorgehen.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Da gibt es überhaupt keinen Dissens zwischen mir und Münek, denn wie ich schon 100 mal sagte, kann die Wissenschaft keine Aussagen über die Existenz von Göttern machen. Das gilt für alle Götter, denn wie du weißt, gibt es neben deinem Lieblingsgott noch ein paar andere.
Einzelne Aussagen von ihm legen den Schluss nahe, dass er (im Gegensatz zu dir) begriffen hat, dass Wissenschaft die Existenz Gottes weder ein- NOCH ausschließen kann.
Ähm, was habe ich denn gerade noch geschrieben? :roll: Du fängst schon an wie closs und verdrehst die Aussagen ins Gegenteil.
Wer auf die Aussage, dass Wissenschaft das in der Bibel beschriebene Handeln Gottes nicht ausschließen kann, antwortet, das sei nur "in meiner glaubensideologischen Welt so" , (s.o.) der hat's halt noch nicht geschnallt! Für dich ist der Ausschluss Gottes (auch in der Wissenschaft Theologie) Standard. Nur der Einschluss der Existenz Gottes ist natürlich verboten.
Tatsächlich ist Exegese unter beiden Vorannahmen, glaubensbasiert und nicht streng wissenschaftlich.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
Eine Exegese, die Texte über das Handeln Gottes auslegt, indem sie selbiges explizit von vornherein ausschließt, wäre demzufolge keine Wissenschaft. Sondern glaubensbasierte Exegese.
Tja, dann darfst du auch nicht ausschließen, dass Mohammed Gottes Prophet ist. Und Mohammed hat geistig erkannt, dass Jesus nicht Gottes Sohn sein kann. Mit solchen Glaubensbekenntnissen schießt du dich doch nur selbst ins Knie.
Natürlich darf ich das ausschließen. Darf nur nicht behaupten, DAS sei nun objektive Wissenschaft und DIE Forschung, habe das herausgefunden. In diesen Fragen kann man eben maximal auf Plausibilität verweisen.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
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#1103 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Sa 27. Apr 2019, 19:47

closs hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 17:28
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 07:37
Nein, es ist nicht egal, was die Forschung sagt.
Das sagt doch niemand. - Es ist doch gerade der Reiz, die unterschiedlichen Forschungs-Ergebnisse verschiedener Einzeldisziplinen zu diesem Thema gegenüberzustellen.
Eben, es wird dann deutlich, wer wissenschaftlich und wer glaubensideologisch vorgeht.

closs hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 17:28
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 07:37
Nein, es ist nicht egal, was die Forschung sagt. Und die Kubitzas geben lediglich die Forschungsergebnisse wieder und erlauben sich, daraus gewisse Rückschlüsse zu ziehen. Das finde ich legitim.
Es ist durch das hohe Gut der Meinungs-Freiheit gedeckt. - Aber da liegt auch eine Gefahr für die Demokratie bzw. die Kultur eines Landes - siehe Trump, Boris Johnson, etc.
Wills du diese Fake-News Produzenten mit Kanonikern vergleichen? :lol:


closs hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 17:28
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 07:37
Na ja, echte Aufarbeitung sieht wohl anders aus. Wie der Kriminologe Pfeiffer bestätigte, hat Bischof Ackermann ihn wohl mit einer hohen Geldsumme zu besänftigen versucht.
Vorsicht mit Deinen Entstellungen: Dieses Interview kenne ich wörtlich. - Und diesbezüglich weist sogar der Interviewer darauf hin, dass es bei Zeitverträgen üblich sei, über den vereinbarten Zeitraum auch bei Freistellung vereinbarte Honorare zu zahlen.
Nein, Pfeiffer macht in diesem Interview KEINE gute Figur - und ich bin einigermaßen erstaunt, dass dir ZEIT nicht diese Woche eine Entgegnung Ackermanns bringt (und habe bei der Redaktion dagegen protestiert). - Wir haben hier so etwas ähnliches wie einen Fall Wulff und ich bedauere, dass sich da "meine" Zeitung auch daran beteiligt.
Ich würde eher sagen, dass Ackermann keine gute Figur macht. Warum wollte er Pfeiffer eine Schweigevereinbarung abnötigen?

https://www.presseportal.de/pm/9377/4247386


closs hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 17:28
Was wird die Folge sein? Noch mehr Menschen, die Lügenpresse brüllen - tja, wer bestellt, kriegt am Ende die Rechnung. - Und zwar nicht deshalb, weil der Missbrauchsskandal thematisiert wird, sondern weil er als de facto exklusiv katholisches Thema hochgespielt wird. Solche Manöver sind gefährlich - und zwar nicht für die RKK, sondern für die Demokratie.#
Nein, viel gefährlicher ist es für eine Demokratie, Mißstände unter den Teppich zu kehren. Das wurde lange genug so gehandhabt und sollte nun unter Ackermann seine Fortsetzung finden, unter dem Vorwand der Scheinaufklärung.
Denn die eigentlichen Verantwortlichen für jahrzentelange Vertuschung sind die Bischöfe. Das wird aber zum Tabuthema erklärt und wie man auf der PK der Bischofskonferenz gesehen hat, meinten sie auf Nachfrage, nichts falsch gemacht zu haben. Also wieder mal nichts dazugelernt.


closs hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 07:07
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 06:18
Hier läßt er sich mal wieder über die "Bibelfälscher" aus.
Schon - aber das Niveau und der Background, auf und vor dem er etwas tut, ist doch die Frage. - Meinst Du ernsthaft, dies beurteilen zu können?
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 06:18
Ja!!!
Mehr als "Glaubensniveau" hat er auch nicht anzubieten. Der Vorwurf der Bibelfälschung ist absurd.
Tja - das sind Kämpfe zwischen einem Wissenschaftler, dem der Kragen platzt, und einer Gruppe, die ideologisch gepolt ist.[/quote]
Nee, das ist das trotzige Aufstampfen eines Glaubensideologen, der sich mit der Forschung anlegen will. Aber ernst nehmen tut ihn keiner so richtig.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1104 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Sa 27. Apr 2019, 20:09

Roland hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 18:01
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
Wissenschaft kann über die Existenz oder Nichtexistenz, über das Handlen oder Nichthandeln Gottes keine Aussagen machen. Eine Methode der Bibelauslegung die explizit voraussetzt, dass das darin beschriebene Handeln Gottes nicht stattgefunden hat, ist folglich keine Wissenschaft sondern Ideologie.
Deshalb nochmal die Frage: kannst du Belege bringen, dass z. B. ein Theißen die Existenz Gottes explizit ausschließt?
Mit Theißen hab ich kein Problem, er gibt offen zu, dass Wissenschaft nicht sagt: "So war es" sondern: "So könnte es aufgrund der Quellen gewesen sein".
Eben, und die Naherwartung ist nun mal auf Grund der Quellen sehr wahrscheinlich.

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“

Gerd Theißen


Roland hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 18:01
Und gemäß dieser Vorannahmen schreibt Theißen (Hervorhebung von mir):
"Wenn alle Quellen von unvollkommenen und irrtumsfähigen Menschen stammen, so ist dies ein starkes Motiv, ihnen gegenüber skeptisch zu sein."
Genau so ist es. Skepsis ist hier mehr als angebracht.

Roland hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 18:01
"Wenn alle Geschichte relativ ist, d.h. ableitbar aus vorhergehenden Traditionen und Vorgängen, dann wird auch die Einzigartigkeit Jesu stark relativiert." ("Der historische Jesus" S.121)
So ist es. Der gute Jesus war ein Wanderprediger und Apokalyptiker unter vielen. Und wie viele, hat auch er sich geirrt.

Roland hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 18:01
Genauso kann man im Umkehrschluss sagen: Wenn die Bibel von Gott inspiriert wurde, ist das ein starkes Motiv ihr zu vertrauen und wenn Gott in der Geschichte gehandelt hat und in Jesus Mensch wurde, spricht das stark für dessen Einzigartigkeit.
Das ist das Mantra der Glaubensideologen. Aber in der historischen Forschung nicht zu gebrauchen.


Roland hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 18:01
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
Es ist gerade der Clou am Christentum, die Texte nicht als Texte wie jede anderen anzusehen, sondern als Gottes Wort.
Genau das ist das K-O. Kriterium für ergebnisoffene Forschung.
Genau wie die Annahme, es seien Texte wie jeder andere antike Text.
Nee, das ist Voraussetzung für wissenschaftliches Arbeiten.



Roland hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 18:01
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
Es gibt kein objektives Kriterium zur Unterscheidung von echten und unechten Jesusworten.
Auch hier sind allein die getroffenen Vorannahmen entscheidend.
Nein, die Naherwartung ändert sich nicht durch die Veränderung von Vorannahmen.
Einzig und allein mithilfe der historisch-kritischen Vorannahmen kann man überhaupt auf die Idee einer Naherwartung Jesu kommen. Die Gesamtheit der Jesusworte schließt das eindeutig aus.
Nur wenn man nicht unterscheiden will zwischen authentischen Jesusworten und nachträglich in den Mund gelegten.

Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Ja klar, der verdient natürlich eine Sonderbehandlung.
Es ist doch genau umgekehrt: du wirfst alle Religionen in einen Topf um dann für deinen atheistischen Glauben eine Sonderbehandlung und den Alleinerklärungsanspruch für die Welt einzufordern. [/quote]
Nein, ich sage lediglich, dass alle Religionen gleich skeptisch zu behandeln sind. Für das Christentum kann es jedenfalls keine Sonderbehandlung geben.



Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
Stimmt. Zum Antichrist wird man nicht indem man einfach nur "kein Christ" ist, aber durchaus wenn man beginnt die Bibel zu fälschen…
Also besteht die historisch-kritische Forschung nur aus Bibelfälschern?
Sofern sie die biblischen Texte entgegen der Intention der Autoren auslegen, Dinge hinzuerfinden und unliebsame als "nicht authentisch" bezeichnen, ohne den geringsten Beleg dafür zu haben, ja. @ Andreas: Es ist mir eigentlich egal, ob man das beschriebene Vorgehen dann mehr der "liberalen Theologie" oder der "kritisch-historischen Theologie" zuschreibt, oder einer Mischung aus beidem, ich kritisiere nur dieses Vorgehen.
Genau, entscheidend ist, was hinten rauskommt und das sollte der Vorannahme der Gaubensideologen entsprechen, dann ist die Welt wieder in Ordnung. :lol:


Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:31
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
Eine Exegese, die Texte über das Handeln Gottes auslegt, indem sie selbiges explizit von vornherein ausschließt, wäre demzufolge keine Wissenschaft. Sondern glaubensbasierte Exegese.
Tja, dann darfst du auch nicht ausschließen, dass Mohammed Gottes Prophet ist. Und Mohammed hat geistig erkannt, dass Jesus nicht Gottes Sohn sein kann. Mit solchen Glaubensbekenntnissen schießt du dich doch nur selbst ins Knie.
Natürlich darf ich das ausschließen.
Warum, nur weil es nicht deine Lieblingsreligion ist? :roll:

Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:50
Darf nur nicht behaupten, DAS sei nun objektive Wissenschaft und DIE Forschung, habe das herausgefunden. In diesen Fragen kann man eben maximal auf Plausibilität verweisen.
Eben, deshalb arbeitet Theißen doch mit dem historischen Plausibilitätskriterium.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1105 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Sa 27. Apr 2019, 20:18

Roland hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 17:49
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:17
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:53
Es ging um deine Aussage, Jesus sei nur ein Apokalyptiker und Endzeitprophet
"Es ist methodisch unzulässig, nur einen Aspekt des Ganzen als "jesuanisch" anzuerkennen und von einer solchen willkürlichen Aussage her alles andere zurechtzubiegen. Die Realität, die Jesus »Reich Gottes, Herrschaft Gottes« nennt, ist äußerst komplex, und nur im Annehmen des Ganzen können wir auf seine Botschaft zu gehen und uns von ihr führen lassen." Ratzinger, "Jesus von Nazareth" S.88
Von welcher Methodik spricht Ratzinger den hier, doch wohl offensichtlich von einer Glaubensmethodik, und nicht von der HKM.
Nein, es ist die HKM, die genau so vorgeht. Und richtig: Das ist auch eine Glaubensmethodik.
Nein, es sind Kanoniker, die Glaubensbekenntnisse benötigen, nicht die Forschung.

Roland hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 17:49
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:17
Roland hat geschrieben:
Fr 26. Apr 2019, 09:53
Es hilft auch nichts, wenn man Erfindungen, Meinungen und bloße Behauptungen, einfach als "Forschungsergebnisse" bezeichnet…
Doch, es steht jedem frei, die Forschungsergebnisse als fehlerhaft nachzuweisen.
Ja, Forschungsergebnissen kann man ggf. Fehler nachweisen.
Und, wo sind die Nachweise? Selbst Ratzinger gelingt dies nicht, deshalb bleibt ihm nur der Aufruf zum Glaubensentscheid.



Roland hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 17:49
Wie gesagt, es geht um den Kindermord von Bethlehem. Und es gibt verschiedene Schätzungen über das Ausmaß. Laut Wikipedia kann es sich "aufgrund der anzunehmenden Größe des Ortes Bethlehem zu biblischen Zeiten" um nur etwa sechs bis zwanzig erschlagenen Kinder gehandelt haben.
Gut möglich, dass das an Josephus vorbeigegangen ist.
Mit Sicherheit nicht. Josephus hat sehr detailliert und genüßlich alle familieninternen Grausamkeiten aufgelistet. Einen Kindermord hätte er mit Sicherheit nicht ausgelassen.

Roland hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 17:49
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 12:17
Die Forschung ist wesentlich plausibler als alles, was Glaubensideologen zu bieten haben.
"Die Forschung", wenn sie sich wissenschaftlich nennen will, kann nicht behaupten, dass die Quellen lügen, weil es das in den Quellen durchweg beschriebene Handeln Gottes ihrer Meinung nach nicht geben könne. Tut sie es doch, wird sie selbst zur Glaubensideologie – der atheistischen eben.
Es reicht, wenn man Entstehung und Überlieferung der Quellen nachzeichnet. Und da sind begründete Zweifel angebracht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1106 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Sa 27. Apr 2019, 20:30

Andreas hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 14:04
Eine Historisch Kritische Exegese ist aber der Anwalt des Textes und nicht der Anwalt des Positivismus des 19. Jahrhunderts, oder "dieser Herrschaften" die Berger meint, denn er meint natürlich liberale Theologen mit denen er sich inhaltlich diskursiv auseinandersetzen müsste.
Dann stellt sich doch die Frage, warum Berger ständig die Jesusbilder der liberalen Theologie hervorkramt, die doch spätestens seit Albert Schweitzer obsolet sind.

Und dass Berger auch gegen die historisch-kritische Exegese wettert, ist doch kein Geheimnis. Das liegt vor allem, wie bei Ratzinger auch, daran, dass ihm die Ergebnisse nicht gefallen.

„Die historisch-kritische Exegese der letzten 200 Jahre hat alles Porzellan im Haus der Christenheit zerschlagen, bis hin zur letzten Blumenvase."
Klaus Berger, Die Bibelfälscher

siehe auch:

http://www.kath.net/news/41449
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#1107 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Sa 27. Apr 2019, 20:49

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 19:47
Eben, es wird dann deutlich, wer wissenschaftlich und wer glaubensideologisch vorgeht.
Doch nur für Ideologen.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 19:47
Wills du diese Fake-News Produzenten mit Kanonikern vergleichen?
Nee - aber mit Ideologen, denen Du nachredest.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 19:47
Ich würde eher sagen, dass Ackermann keine gute Figur macht. Warum wollte er Pfeiffer eine Schweigevereinbarung abnötigen?
Weil es üblich ist, über Dinge, die einen Auftraggeber betreffen, Stillschweigen zu wahren, bis eine Veröffentlichung stattfindet. Dort kann man per Vereinbarung eine Minderheiten-Darstellung platzieren - ganz normal. - Wenn man sowas NICHT einhält, gibt es in der freien Wirtschaft richtig fette Geldstrafen.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 19:47
Nein, viel gefährlicher ist es für eine Demokratie, Mißstände unter den Teppich zu kehren. Das wurde lange genug so gehandhabt und sollte nun unter Ackermann seine Fortsetzung finden, unter dem Vorwand der Scheinaufklärung.
Auch das ist wieder Ideologie. - Wollte man fair rangehen (was ja kaum einer WILL), würde man ganz anders urteilen. - Nebenbei: Wo ist eigentlich thematisiert, dass die allermeisten Fälle strafrechtlich verjährt sind? - Welches Interesse DARF die GEsellschaft in solchen Fällen eigentlich haben? - Wie sieht es aus mit dem Rechtsgut der Unschuldvermutung Unverurteilter?

Spielt alles keine Rolle - insofern ist das extrem demokratie-gefährdend, was hier abgeht. - Man sieht, dass demokratische Grundwerte sofort einen SCheißdreck wert sind, wenn die Geilheit stärker ist.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 19:47
Denn die eigentlichen Verantwortlichen für jahrzentelange Vertuschung sind die Bischöfe. Das wird aber zum Tabuthema erklärt und wie man auf der PK der Bischofskonferenz gesehen hat, meinten sie auf Nachfrage, nichts falsch gemacht zu haben. Also wieder mal nichts dazugelernt.
Du repräsnetierst die Dummheit unserer unqualitativen Meinungs-Epoche. - Die Bischöfe haben Gründe, so zu reden - aber Leute wie Du würden es nicht verstehen WOLLEN - das Ideologie-Becken könnte an Wasser verlieren.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 19:47
Nee, das ist das trotzige Aufstampfen eines Glaubensideologen, der sich mit der Forschung anlegen will. Aber ernst nehmen tut ihn keiner so richtig.
Wie mehrmals gesagt: Hier zählt die Stammtischhoheit. - Kleiner Bogen: Ratzinger wird in 200 Jahren als später Kirchenlehrer gelesen werden, der als Epigone aus seiner Zeit heraussticht, bevor die Gesellschaft komplett spirituell zusammenfällt. --- Euch ist mangels spiritueller Substanz gar nicht bewusst, was hier abgeht.

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Andreas
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#1108 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Sa 27. Apr 2019, 22:04

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 20:30
Andreas hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 14:04
Eine Historisch Kritische Exegese ist aber der Anwalt des Textes und nicht der Anwalt des Positivismus des 19. Jahrhunderts, oder "dieser Herrschaften" die Berger meint, denn er meint natürlich liberale Theologen mit denen er sich inhaltlich diskursiv auseinandersetzen müsste.
Dann stellt sich doch die Frage, warum Berger ständig die Jesusbilder der liberalen Theologie hervorkramt, die doch spätestens seit Albert Schweitzer obsolet sind.
Quatsch. Historische Theologie, Leben Jesu Forschung, Historisch Kritische Methode in einen Topf zu werfen und alles gut durchzurühren, um das Eine gegen das Andere ausspielen zu können, und so das Christentum und Religion an sich anzugreifen, kannst du vielleicht mit closs, Roland und anderen machen, aber sicher nicht mit mir.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 20:30
Und dass Berger auch gegen die historisch-kritische Exegese wettert, ist doch kein Geheimnis. Das liegt vor allem, wie bei Ratzinger auch, daran, dass ihm die Ergebnisse nicht gefallen.
Ja klar, diesen beiden und vielen anderen gefallen liberale, dialektische und alle anderen moderneren Theologien nicht, sondern nur ihre eigene. Sie und viele andere Anhänger eines traditionellen bzw. orthodoxen Christentums, wie z.B. orthodoxe Evangelikale wenden dieselben polemischen Taktiken wie ihr Superathies an, nur dass sie nicht wie ihr den Glauben und die Religion im Ganzen abschaffen wollen. Da gibt es unter orthodoxen Christen und Superathies eine gemeinsame fundamentalistische Schnittmenge, was die Feindbilder und Argumentationsmethoden angeht. Das nutzt ihr Superathies eben aus, um euch einerseits den Anschein völligen Desinteresses zu geben: "wir sammeln doch keine Briefmarken", und andererseits doch scheinbar von Innen heraus aus dem Christentum argumentieren zu können.

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 20:30
„Die historisch-kritische Exegese der letzten 200 Jahre hat alles Porzellan im Haus der Christenheit zerschlagen, bis hin zur letzten Blumenvase."
Klaus Berger, Die Bibelfälscher

siehe auch:

http://www.kath.net/news/41449
Tja, so haben Fundamentalisten aller Lager für ihre Feinde die passenden Parolen parat und verbünden sich, um ihre Schäfchen im Dienste "der Wahrheit" entsprechend zu indoktrinieren. Hier kath.net der RKK und die evangelische Allianz der Bibeltreuen und Evangelikalen und Klaus Berger als Schagwortlieferant "Bibelfälscher". Das ist ja eigentlich eine Absurde Kombination. Es funktioniert aber prächtig, wie man hier im Forum täglich sehen kann, denn genau deren Vertreter plappern dann auch diese Schlagworte nach, so wie ihr Superathies halt auf die für euch vorbereiteten Schlagworte zurückgreift. KATH.NET, der Evangelische Pressedienst Idea und der Humanistische Pressedienst der Giordano Bruno Stiftung sind ideologische Propaganda-Veranstaltungen um ihre jeweils eigenen Schäfchen zu motivieren, auf Linie zu halten, mit der nötigen rethorisch-polemischen Munition in Form von Parolen und Strohmännern von der Stange zu versorgen.

Die Lösung war schon immer Medienkompetenz:
Joh 8,31-32 hat geschrieben:Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
Jubilate! Let's dance ...



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#1109 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Sa 27. Apr 2019, 22:38

Andreas hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 22:04
KATH.NET, der Evangelische Pressedienst Idea und der Humanistische Pressedienst der Giordano Bruno Stiftung sind ideologische Propaganda-Veranstaltungen um ihre jeweils eigenen Schäfchen zu motivieren, auf Linie zu halten, mit der nötigen rethorisch-polemischen Munition und Strohmännern von der Stange zu versorgen.
1) Hier wird in der Tat selten über seriös Theologisches gesprochen. Das hat damit zu tun, dass die Welt nicht von dem, was wahr ist, bestimmt ist, sondern von dem, was den Stammtisch beherrscht. - Deshalb geht es hier mehr um "KATH.NET, der Evangelische Pressedienst Idea und der Humanistische Pressedienst der Giordano Bruno Stiftung" als um den Unterschied zwischen "Historische Theologie, Leben Jesu Forschung, Historisch Kritische Methode".

Wirkung ist das, was wirkt, nicht Recht-Haben. Ein großer Satz bei meinen Tätigkeiten in der Wirtschaft war: "Closs, wollen Sie Recht haben oder Erfolg?" - diesen Satz habe ich mir damals gemerkt. - Natürlich will ich "Recht" haben, aber das funktioniert nur im geschützten Raum und nicht im ideologischen Raum.

2) Ganz wichtige Sachen werden auch von Dir nicht besprochen; Was, bspw., ist das Verhältnis zwischen Geschichte und Heilsgeschichte? - Was bedeutet es in Bezug auf den Vernunftbegriff, wenn die griechische Agora den Paulus belächelt? - Was kann Theologie ÜBERHAUPT erreichen im Vergleich mit Mystik? - Und vieles mehr, was man heute in Wissenschafts-Beschränktheit gar nicht mehr fragt.

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Andreas
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#1110 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » So 28. Apr 2019, 02:33

closs hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 22:38
Hier wird in der Tat selten über seriös Theologisches gesprochen. Das hat damit zu tun, dass die Welt nicht von dem, was wahr ist, bestimmt ist, sondern von dem, was den Stammtisch beherrscht.
Beim christlichen Glauben, so wie ich ihn verstehe, ging und geht es doch nur scheinbar um "die Welt". Ich verstehe das als eine Beziehungskiste, eine Lovestory, und Liebe spielt sich nur in einzelnen Herzen ab. Die frohe Botschaft richtet sich an jeden Einzelnen Menschen und nicht an "die Welt". Die Welt - was soll das denn sein?
Mk 8,33 hat geschrieben:Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.


closs hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 22:38
- Deshalb geht es hier mehr um "KATH.NET, der Evangelische Pressedienst Idea und der Humanistische Pressedienst der Giordano Bruno Stiftung" als um den Unterschied zwischen "Historische Theologie, Leben Jesu Forschung, Historisch Kritische Methode".
Das hängt doch eng miteinander zusammen. Wie ich meine, geht es gerade auch darum, weil es hier wie dort um Medienkompetenz geht - ganz besonders auch in Bezug auf das (Print-)Medium "Bibel".

Diese Erkenntnis verdanken wir der auf protestantischem Boden gewachsenen Historischen Theologie. Die ist nicht der Weisheit letzter Schluss, aber der Beginn biblischer Medienkompetenz, die sich von orthodoxer, traditioneller kirchlicher Dogmatik emanzipiert - und das bedeutet keineswegs, dass sie gegen den christlichen Glauben agieren würde, oder Bibelkritik wäre. Sie eröffnet lediglich ein historisch authentischeres Bibelverständnis - auf dem Gebiet der Systematischen Theologie und Dogmatik und damit dem christlichen Glauben auch spirituelle Fortschritte. Das passt den fundamentalistischen Traditionalisten, die meinen mit der Bibel schon die unhintergehbare Wahrheit in Händen zu halten selbstverständlich nicht. Was solls? Wir sind zwar 2000 Jahre weiter, haben uns aber im Vergleich dazu spirituell relativ wenig weiterentwickelt - soll heißen, wir hinken Jesus möglicherweise 2000 Jahre weit hinterher. Vielleicht ist es an der Zeit mal einen Zahn zuzulegen, damit wir den Anschluss nicht gänzlich verlieren. Könnte ja sein.

Der Kampf um die Deutungshoheit der Bibel wird lange bevor jemand die Bibel auch nur aufschlägt, auf dem Feld der Hermeneutik entschieden, die jedem von seinem christlichen Umfeld indoktrinierend in die Wiege gelegt wird, damit geglaubt wird, dass es überhaupt nur eine wahre Theologie in der Bibel und damit "auf der Welt" gäbe.

So wird verschleiert, dass die Bibel eine Sammlung von unterschiedlichen Theologien ist, die sich weiterentwickelt haben. Erst als ich mich von all den kirchlichen Parolen freigemacht hatte, begann ich selbst die Bibel zu verstehen - und was ich dann in der Bibel fand, das war eine wirkliche Offenbarung für mich - vor allem zuerst über mich selbst. Dann wurde die Bibel interaktiv, lebendig, herausfordernd, weil ich nicht mehr das Geschwätz von anderen gehorsam abglaubte, sondern das Lesen gelernt hatte.

Deswegen lass ich mir weder von dir noch jemand anderem mehr "definieren", was da was in der Bibel oder im christlichen Glauben zu bedeuten habe. Ich habe im Glauben den irgendwann notwendigen spirituellen Sprung vom Kandake, der dich oder jemand anderen nötig hätte, weil er angeblich nicht verstehen könne, was er da gerade liest, zur Eigenverantwortlichkeit kantischer Aufklärung gemacht - vom blinden Gehorsam zu einer vertrauens-, liebevollen und vernünftigen Glaubensethik. Apg 8,30.31 dient wohl eher dazu, andere hermeneutisch zu versklaven - oder wird dazu missbraucht. Deshalb endet diese Story vermutlich auch mit der Taufe (in eine bestimmte Kirche, sprich Theologie). Eigenverantwortliches Lesen, hat mich hermeneutisch frei gemacht. Ich lass mich von niemandem mehr durch seine sich selbst zugesprochene Deutungshoheit über die Bibel bedrohen oder "erretten".

Auf einer freiheitlichen Basis bin ich bereit, mich mit anderen auszutauschen über Bibeltexte, Theologie - what ever - aber nicht auf der Basis (d)eines kategorischen Indikativs = das ist so und so und das ist die Wahrheit. Was ist Wahrheit? Ich lebe und liebe. Das zählt und ich habe mich des öfteren schwer geirrt im Leben, der Liebe und auch im Lesen, im logischen Denken und im Verstehen - aber ich lerne und entwickle mich stetig. Das ist die Wahrheit: mich irren zu dürfen und aus meinen Fehlern zu lernen, weil ich an Gnade und Vergebung glaube und das ist, was mich mich frei macht.

closs hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 22:38
Wirkung ist das, was wirkt, nicht Recht-Haben. Ein großer Satz bei meinen Tätigkeiten in der Wirtschaft war: "Closs, wollen Sie Recht haben oder Erfolg?" - diesen Satz habe ich mir damals gemerkt. - Natürlich will ich "Recht" haben, aber das funktioniert nur im geschützten Raum und nicht im ideologischen Raum.
Du willst hier mit deinem Modell recht haben und so definierst du offensichtlich auch deinen Erfolg. Deshalb bist du auch ein so schlechter Verlierer, der sich niemals argumentativ geschlagen geben kann, und einfach weitermacht, als wäre da nichts gewesen. "Geschichte ist ein Teil der Heilsgeschichte.", "Da müssten wir erst mal definieren, was xxx IST." Natürlich müssen das nicht wir definieren, sondern du.

Du hältst 4religion.de für einen geschützten Raum? Das halte ich für ziemlich naiv. Wer bietet denn in dieser Schießbude Schutz? Pluto und seine Superathies sicher nicht. Christen sind hier doch neben allen anderen Religiösen von Haus aus bloß zum Abschuss freigegebene Schießbudenfiguren. Hier überleben auf Dauer nur die völlig schmerzfreie Kaliber, die anderen haben alle früher oder später die Flucht ergriffen. Die allermeisten haben sich hier gar nicht erst registriert, wenn sie vorher auch nur kurz hereingelesen haben. Das wollen manche nur nicht wahr haben, solange nur genügend bewegliche Ziele vorhanden sind, ist ihre Welt in Ordnung.

closs hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 22:38
2) Ganz wichtige Sachen werden auch von Dir nicht besprochen; Was, bspw., ist das Verhältnis zwischen Geschichte und Heilsgeschichte?
Das kommt dir nur so vor. Darüber und über noch viel viel mehr haben wir sehr wohl schon viel diskutiert: "Geschichte ist ein Teil der Heilsgeschichte." Da war es doch auch völlig belanglos, was ich dazu sagte. Allein schon dein kategorischer Indikativ in all solchen Formulierungen, macht jede Diskussion mit dir von vornherein zur Farce, weil deine Devise Dogmatismus ist: friss oder stirb.

closs hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 22:38
- Was bedeutet es in Bezug auf den Vernunftbegriff, wenn die griechische Agora den Paulus belächelt?
Was immer du sagst, es ist so. Ja mei. Dass du weißt, dass du nichts weißt, tröstet da nur mäßig, denn deine WENN-DANN's sind halt nicht die einzigen und schon gar nicht DIE entscheidenden WENN-DANN's. Es gibt viele andere, schlechtere und bessere.
closs hat geschrieben:
Sa 27. Apr 2019, 22:38
- Was kann Theologie ÜBERHAUPT erreichen im Vergleich mit Mystik? - Und vieles mehr, was man heute in Wissenschafts-Beschränktheit gar nicht mehr fragt.
Du selbst möchtest doch den Glauben mit deinem zu Ende gedachten, fundamental geisteswissenschaftlichen Modell "wissenschaftlich erklären". Da redest du von Wissenschaftsbeschränktheit? Lang dir mal an die Nase. Bis zur Mystik kommst du doch gar nicht, weil die Grundlagen nicht geklärt sind. Ich glaube ja nicht, dass Glaube nur eine Veranstaltung auf der Ebene des rationalen Ichs ist, sondern viel tiefer in den Menschen hereinreicht und deshalb auch Geisteswissenschaftlich nicht konsistent zu beschreiben sei. Doch von dem, was man von und über den christlichen Glauben mit dem denkenden Ich erfassen und wissen kann, erwarte ich zumindest ein historisches Hintergrundwissen der Kirchengeschichte, Logik und Konsistenz.

Du hättest erst dann das Gefühl, dass die wichtigen Sachen besprochen sind, wenn dir jeder zustimmt und niemand mehr widerspricht. Du meinst, erst den anderen die Grundlagen erklären zu müssen, und dann käme alles andere - aber so kommt alles andere halt nie wirklich zur Sprache. Du verschwendest deine Kraft und deine Zeit an unsere Superathies. Sie sind nicht das hundertste Schaf sondern das Rudel Wölfe. Darum sei klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben - hab ich mal irgendwo gelesen.

Ich glaube, dass wir nie aus der hermeneutischen Spirale herauskommen, sie im besten Fall immer weiterdrehen, dabei immer wieder bei den Grundlagen vorbeikommen und diese permanent modifizieren, anpassen oder auch ganz verwerfen müssen, damit wir sie neu und anders begreifen - im Dialog mit anderen Wohlwollenden. Vermutlich wäre der gelungene Dialog, das worum es dabei eigentlich letztendlich ginge. Bei dir kann ich diese denkerische Bewegung nicht erkennen und an Dialogen liegt dir nicht wirklich etwas, oder du stellst dich dabei äußerst ungeschickt an.

Dir liegt am dozieren, dazu neige ich ganz sicher auch, aber ich lass es dann auch mal wieder gut sein, wenn ich mein Pulver verschossen habe und merke, dass der andere nicht über seinen Schatten springen kann oder will. Aus meiner Perspektive gesehen, steht deine hermeneutische Spirale still. Du hast nicht zu Ende gedacht, sondern aufgehört zu denken - und wiederholst nur immer das Gleiche, wie die hängengebliebene Nadel auf einer Schallplatte, die nicht mehr der spiralförmigen Rille folgen kann, und nur noch im Kreise loopt. Ich empfinde das als langweilig, nervig und auch ziemlich traurig anzusehen.

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