Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

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closs
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#581 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Di 2. Apr 2019, 13:11

PeB hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 12:36
Hast du beim Zitieren des obigen Satzes auch immer an die Urheberrechte gedacht?
Ich habe Dich namentlich genannt (allerdings ohne Adresse und Sternzeichen).

PeB hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 12:36
wenn ich hier im Forum mein persönliches Weltbild so offen äußern würde, wie du es tust, würde ich von der Mehrheit der ATheisten und von mindestens der Hälfte meiner Glaubensbrüder gesteinigt, gevierteilt, auf dem Scheiterhaufen verbrannt, exkommuniziert und zu allem Überfluss auch noch ausgebürgert.
Das macht nichts - Ärchäologen gibt's eh zu viele. :lol:

PeB
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#582 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Di 2. Apr 2019, 13:27

SilverBullet hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 12:28
Was steht im Text? -> Pneuma -> Luft, Wind, Hauch, Atem
Das ist aber nicht das Einzige was im Text steht, auch wenn du es - gemäß deiner Vorannahme - zur zentralen Aussage erhebst.

SilverBullet hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 12:28
(Motto: „Am Anfang war das Wort, die Aussage, Logos“).
Willst du nun über "Pneuma" oder "Logos" reden. Oder werden die Begriffe von dir gleichgesetzt?

SilverBullet hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 12:28
Wenn Jesus auf Basis seiner letzten Worte „das Pneuma in die Hände Gottes gelegt hat“
...dann zitiert er damit Psalm 31,6. Dort steht: רוחי, übersetzt mit "Geist".
רוח = Geist, Wind
Das ist das gleiche Wort wie etwa in
1. Mose 6,3 hat geschrieben:Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn er ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertzwanzig Jahre.
oder auch
2. Mose 10,19 hat geschrieben:Da wendete der HERR den Wind, sodass er sehr stark aus Westen kam; der hob die Heuschrecken auf und warf sie ins Schilfmeer, dass nicht eine übrig blieb in ganz Ägypten.
Man findet auch die Bedeutung "Atem".
Es steht dort also:
- in deine Hände befehle ich meinen Geist.
- in deine Hände befehle ich meinen "Wind".
- in deine Hände befehle ich meinen Atem.

Da ist nirgends ein Hinweis zu finden, dass man den Text sinngemäß als
- in deine Hände befehle ich meine Lehre/ meine Worte/ meine Sprache
interpretieren könnte.

Vielmehr wird überdeutlich, dass der "Geist" oder "Atem" Gottes doch wohl das ist, was den Menschen (das Fleisch) am Leben hält. Einfach ausgedrückt: wer seinen Geist (Atem) in die Hände Gottes legt, der stirbt.

SilverBullet hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 12:28
und es nach einer gewissen Auszeit zur Weiterverbreitung der von Jesus initiierten Aussagen kam (unter seinen Anhängern), dann kann man mit der damaligen Logik davon sprechen, dass „das Pneuma, die Sprache, wieder da war“ –> „Auferstehung“.
Steht denn in den Evangelien, dass Jesu "pneuma" wieder da war oder steht dort, dass Jesus auferstanden war.
Lass uns nachschauen:
Markus 16,6 hat geschrieben:Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten.
Eigentlich widerspricht das deiner Aussage, das "pneuma" - von dir interpretiert als Jesu Lehre - sei wieder da. Vielmehr lesen wir, dass zunächst alles weg war - das Grab war leer. Da lag noch nicht einmal eine Schriftrolle.
SilverBullet hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 12:28
Das ist eigentlich ziemlich handfest und praktisch, aber halt eher ohne Sensation.
Vor allem aber steht es nicht so geschrieben und ist eine freie Interpretation ohne "handfesten" Beleg.

Übrigens, wusstest du:
[Satire]
die Urknall-Theorie ist natürlich - wenn man sie wörtlich versteht -völliger Unsinn. Wer könnte schon an einen punktuellen Zustand des Raumes ohne zeitliche und räumliche Ausdehnung glauben, der ohne erklärbare Ursache plötzlich schlagartig expandiert ist. Sozusagen: die Entstehung der Welt aus dem Nichts heraus.
Man muss das natürlich bildhaft als Gleichnis verstehen:
Die angelsächsische Forschung spricht beim Urzustand von "event horizon", was fälschlicherweise mit Ereignishorizont übersetzt wird. Event kommt aber von lat. eventus = Gelingen, Abschluss, Ende.
Hier will der amerikanische Forschungstreibende uns eigentlich nur verklausuliert mitteilen, dass er mit seinem Latein am Ende ist.

Alles andere ist die Interpretation einer Forschungsgemeinde, die über die mündliche Forschungstradition ein falsch verstandenes Forscherwort überinterpretiert und damit eine völlig ungerechtfertigte Forschungsmeinung etabliert hat. ;)
[Satire Ende]
SilverBullet hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 12:28
Mit welcher Berechtigung will man dort nun aber Sensation „hinein übersetzen“ dürfen?
Eben! :lol:

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Andreas
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#583 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Di 2. Apr 2019, 13:32

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 06:52
Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 00:14
Beliebige Spekulationen sind nicht das, was vor 2000 Jahren tatsächlich der Fall gewesen ist.
Wenn "Spekulationen" das sind, was auf Basis unserer jeweiligen nicht-falsifizierbarer Vorannahmen ermittelt wird, gilt dies auch für die historisch-kritische Exegese - also was wäre hier NICHT Spekulation?
Keine Ahnung was du meinst. Von welchen Vorannahmen die angeblich nicht falsifizierbar seien in der Historischen Theologie sprichst du? Welche historisch-kritische Exegese, von was für einem Text sprichst du? Wenn du eine Quelle einer solchen Auslegung angibst, kann ich dir vielleicht Gedanklich folgen. Ich habe mir hier die Mühe gemacht, die Bedeutung diverser Fachvokabeln ins Bewusstsein zu rufen. Erwarte nicht von mir, dass ich mich auf das Kauderwelsch von dir und deinen Superathies einlasse. Da kommt seit Jahren nur Unverstehbares Zeug dabei raus. Deswegen kommt ihr auch seit Jahren keinen Mililmeter weiter.

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 06:52
Wenn hegelsche Aufklärung im geschichtlichen Sinne im religiösen Kontext gebraucht wird, ist es immer auch der heilsgeschichtliche Kontext.
Völliger Quatsch, da die Geschichte Historischer Theologie und Geschichtswissenschaft (= Vergangenheit) nicht mit der Heilsgeschichte der Systematischen Theologie und Dogmatik (= Vergangenheit und Zukunft) auf einen sinnvollen Nenner zu bringen sind.

Du versuchst dauernd mit solchen orwellschen Sprachkonstruktionen Wissenschaft und Dogmatik in ungebührlicher Weise zu vermischen und deiner Dogmatik den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu geben. Nur weil du zweimal in einem Satz "Geschichte" in den Mund nimmst, sind es doch inhaltlich zwei fundamental ganz verschiedene Dinge. Es tönt nur gleich. Die Historische Theologie und Geschichtswissenschaft und ebenso die moderne Philosophie erforschen seit langem nicht mehr die Zukunft. Wie denn auch? Von den teleologischen Sichtweisen der Religionen hat sich die Philosophie seit langem emanzipiert. Schnee von vorvorgestern.


closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 06:52
Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 00:14
Was vor 2000 Jahren wirklich, wirklich, wirklich war, ist mitnichten das, worum es "eigentlich" geht.
Im überzeitlichen geistigen Sinn gebe ich Dir sogar recht, da damit Geist nicht an der Zeit gebunden ist, sondern universal ist. Aber philosophisch/historisch-kritisch ist das schon wichtig, weil es doch gerade diese Ebene ist, auf der - im konkreten Fall - Geist eliminiert werden soll: "Wir können 'nachweisen', dass es 'so' nicht war, also können wir das Geistige darin vergessen/entsorgen". - Das ist im Grunde die Ebene, auf der Ratzinger Vertreter der HKE als "Antichristen" geißelt.
Ich lehne deine komische Überzeitlichkeit ab und habe sie logisch längst ad absurdum geführt. Nur atheistische Ideologen wollen Geist eliminieren. Die Historische Theologie und Geschichtswissenschaft will und kann das gar nicht. Deine Überzeitlichkeit interessiert sie nicht die Bohne, da für sie Geschichte ausschließlich die Vergangenheit ist und nicht die Zukunft. Wenn überhaupt gehört das in die Systematische Theologie und Dogmatik. Nur diese lebt von solch angeblich nicht falsifizierbaren Vorannahmen wie z.B. "Überzeitlichkeit". Versuch doch einfach mal diese Dinge auseinander zu halten. Deine und Ratzingers ständige Übergriffigkeiten bringen doch niemandem was.

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Andreas
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#584 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Di 2. Apr 2019, 14:57

closs hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 23:25
Noch wichtiger ist sie, weil Vertreter der HKE behaupten, dass NUR ihre Methodik in der Lage sei, das zu ermitteln, was vor 2000 Jahren tatsächlich der Fall war.
HKE hier völlig unsinnige Vokabel. Vermutlich meinst du damit unsere ideologischen Superathies die nicht Teil der Systematischen Theologie sind. Die Systematische Theologie und Geschichtswissenschaft setzt solch unsinnige Behauptungen nicht in die Welt.

closs hat geschrieben:
Mo 1. Apr 2019, 23:25
- Insofern ist zu diskutieren, was Du mit "also von der neutralen Geschichtswissenschaft zur Dogmatik irgendeiner beliebigen Glaubensgemeinschaft mit willkürlichen exegetischen Ergebnissen" meinst.
Mit willkürlichen Exegetischen Ergebnissen meine ich, dass sich alle Dogmatiken in der Bibel wie in einem Zitatendiscounter bedienen um ihre jeweilige Theologie zu "begründen". So kommen Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, Evangelikale, die Zeugen Jehovas, Juden, Unitarier, Moslems, Verschwörungstheoretiker und du auf derselben biblischen Textgrundlage zu ihren willkürlichen Dogmatiken und Theologien, die sich krass voneinander unterscheiden und widersprechen. Selbstverständlich beansprucht jeder die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu verkündigen.
Das habe ich weiter oben aber schon explizit klar gemacht. Hast es halt mal wieder ignoriert. Eine Exegese "der Bibel" hat es übrigens noch nie gegeben, kann es auch nicht geben, weil es "die Bibel" gar nicht gibt. Die jüdische Bibel ist nicht die halbe Bibel sondern eine ganze. Und wenn man noch so oft beteuert, dass "die Bibel" "Gottes Wort" ist, ändert das nichts daran, dass sie eine Bibliothek bzw. Schriftensammlung unterschiedlicher Theologien darstellt.
Zuletzt geändert von Andreas am Di 2. Apr 2019, 15:08, insgesamt 1-mal geändert.

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#585 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Di 2. Apr 2019, 15:03

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 13:32
Von welchen Vorannahmen die angeblich nicht falsifizierbar seien in der Historischen Theologie sprichst du?
* Die Annahme, mit "Jesus ist nur Mensch" die Bibel-Texte verbindlich (!) für die Theologie INTERPRETIEREN zu können.
* Die Annahme, dass die Welt als naturalistisch kontinierlich zu verstehen sei (keine Wunder).
* Die Annahme, dass eine ältere Quelle notwendig authentischer sei als eine jüngere.
* Damit verbunden die Annahme, dass heilsgeschichtliche Erkenntnisse späterer Rezipienten unauthentisch sein MÜSSTEN, wenn sie sich von älteren Quellen unterscheiden.
* Die Annahme, dass die Bibel wie ein normaler antiker Text zu untersuchen sei.
* etc.

Ich sage ausdrücklich NICHT, dass diese Annahmen falsch wären, sondern lediglich, dass sie Annahmen sind, was seitens der HKE-Verfechter bis aufs Blut geleugnet wird.

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 13:32
Da kommt seit Jahren nur Unverstehbares Zeug dabei raus. Deswegen kommt ihr auch seit Jahren keinen Mililmeter weiter.
Das hat AUCH damit zu tun, dass viele Begriffe inzwischen orwellisch neu-versprecht wurden, sodass man zu Neologismen greifen muss. - Wenn man mal AUSSERHALB der Mainstream-Systeme spricht, ist das so.

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 13:32
Völliger Quatsch, da die Geschichte Historischer Theologie und Geschichtswissenschaft (= Vergangenheit) nicht mit der Heilsgeschichte der Systematischen Theologie und Dogmatik (= Vergangenheit und Zukunft) auf einen sinnvollen Nenner zu bringen sind.
Hegel baut doch seine Dialektik als Entwicklung in die Zukunft auf. - Systemisch magst Du recht haben, aber doch nicht inhaltlich/ontisch.

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 13:32
Du versuchst dauernd mit solchen orwellschen Sprachkonstruktionen Wissenschaft und Dogmatik in ungebührlicher Weise zu vermischen und deiner Dogmatik den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu geben.
Es ist interessant, dass Du den Orwell-Vorwurf zurückgibst. - Im Grunde mache ich nichts anderes als zu versuchen, die orwellsche Umdeutungs-Phase des Materilismus wieder ins Original zu führen - mit Neologismen, falls nötig.

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 13:32
Du versuchst dauernd mit solchen orwellschen Sprachkonstruktionen Wissenschaft und Dogmatik in ungebührlicher Weise zu vermischen und deiner Dogmatik den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu geben.
Jetzt sind wir wieder bei der Frage, was "Wissenschaft" ist. - Im Sinne der heutigen Stammtisch-Hoheit hast DUU recht, im Sinne dessen, was ich gelegentlich von PeB zitiere (" "Wissenschaft ist die systematische und standardisierte Suche nach Erkenntnis"), habe ICH recht.

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 13:32
Die Historische Theologie und Geschichtswissenschaft und ebenso die moderne Philosophie erforschen seit langem nicht mehr die Zukunft.
Es geht nicht darum, die Zukunft zu erforschen, sondern zu erkennen, dass jegliche Epoche NACH dem Erforschten (also aus dessen Sicht "in der zukunft") unterschiedliche "Denk-Formatierungen"/hermeneutische Vorannahmen haben, die die Bewertung des Erforschten charakteristisch beeinflussen.

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 13:32
Von den teleologischen Sichtweisen der Religionen hat sich die Philosophie seit langem emanzipiert. Schnee von vorvorgestern.
Warum wohl? Weil die Philosophie weitgehend so zur Ancilla scientiae wurde, wie sie im Mittelalter Ancilla ecclesiae war. Soll das ein Fortschritt sein?

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 13:32
Ich lehne deine komische Überzeitlichkeit ab und habe sie logisch längst ad absurdum geführt.
Nein - Du hast sie nicht verstanden.

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 13:32
Die Historische Theologie und Geschichtswissenschaft will und kann das gar nicht.
Moment: "Geist" definiert als was? Hier ist die Bandbreite weit, beginnend bei "Gott = Geist" bis "Geist ist Produkt von neuronen" - also auch hier wieder das Neusprech-Problem.

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 13:32
Deine Überzeitlichkeit interessiert sie nicht die Bohne, da für sie Geschichte ausschließlich die Vergangenheit ist und nicht die Zukunft.
Überzeitlichkeit ist überhaupt kein Thema der Geschichtswissenschaften, weil diese mit der Zeit zu tun haben und nicht mit dem, was über der Zeit steht und sie von dort beeinflussen könnte.

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 13:32
Versuch doch einfach mal diese Dinge auseinander zu halten. Deine und Ratzingers ständige Übergriffigkeiten bringen doch niemandem was.
Das sind in der Tat Übergriffigkeiten der spirituellen Seite in ein Wissenschafts-Verständnis, das nicht-falsifizierbare Vorannahmen nicht gelten lassen will. - Es wäre nicht nötig, wenn diese Art von Wissenschaft darauf verzichten würde, interpretativ in Fragen rumzurandalieren, die nur angemessen verstanden werden können, wenn man nicht-falsifizierbare Vorannahmen akzeptiert.

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#586 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Di 2. Apr 2019, 15:16

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 14:57
Die Systematische Theologie und Geschichtswissenschaft setzt solch unsinnige Behauptungen nicht in die Welt.
Ist jetzt HKE eine Geschichtswissenschaft oder nicht?

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:03
Mit willkürlichen Exegetischen Ergebnissen meine ich, dass sich alle Dogmatiken in der Bibel wie in einem Zitatendiscounter bedienen um ihre jeweilige Theologie zu "begründen".
Das macht man nicht "einfach so". - Ich stimme Dir zu, dass ein naturwissenschaftlich orientiertes Wissenschafts-Verständnis damit nichts anfangen kann, weil diese Zitaten-Cocktails für sie "willkürlich" anmuten müssen, eben WEIL sie nicht-falsifizierbare Vorannahmen nicht akzeptieren.

Im Grunde ist Geisteswissenschaft ein "Was-wäre-wenn-Spiel" - man spielt unterschiedliche Perspektiven durch:
* Wie wäre zu deuten, wenn Jesus auch göttlich wäre?
* Wie wäre zu deuten, wenn Jesus nur menschlich wäre?
* Wie deutet man die Zeit von 1914 bis 1945
# als Engländer
# als National-Deutscher
* Dito von 1945 - 1990
# als DDR-ler
# als BRD-ler

Natürlich wirft sich jeder in die Brust und sagt "ICH bin doch Wissenschaftler - ICH bin neutral". - Aber er verkennt dabei, dass er seine Denkformatierungs-Hermeneutik lebenslänglich mit sich rumschleppt. - Realistisch ist, dass DIE Formatierung, die zu einer Zeit die Stammtischhoheit hat, als "neutral" gilt - das hat übrigens auch was mit "Framing" zu tun (dass dieser Begriff endlich in das Bewusstsein der Bevölkerung getreten ist, macht m,ich happy).

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 14:57
Selbstverständlich beansprucht jeder die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu verkündigen.
Das habe ich weiter oben aber schon explizit klar gemacht. Hast es halt mal wieder ignoriert.
Wie meistens habe ich es NICHT ignoriert, nur klingst Du in letzter Zeit etwas wissenschafts-gläubig. - Denn auch die HKE, so wie sie als Konsenz-Truppe etwa zu der völlig offenen Frage der Naherwartung dargestellt wird, beansprucht auch DIESE die Wahrheit (mit dem Feigenblatt des Quellen-Vorbehalts).

Du machst es Dir zu einfach (obwohl Du es Dir schwerer machst als die meisten).

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Andreas
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#587 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Di 2. Apr 2019, 15:34

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:03
Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 13:32
Von welchen Vorannahmen die angeblich nicht falsifizierbar seien in der Historischen Theologie sprichst du?
* Die Annahme, mit "Jesus ist nur Mensch" die Bibel-Texte verbindlich (!) für die Theologie INTERPRETIEREN zu können.
Das behaupten nur atheistische Ideologen aber nicht Geschichtswissenschaftler. Die halten sich aus der Dogmatik raus.

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:03
* Die Annahme, dass die Welt als naturalistisch kontinierlich zu verstehen sei (keine Wunder).
Geht doch Geschichtswissenschaftlich nicht anders. Wie willst du denn Wunder geschichtswissenschaftlich untersuchen, bestätigen oder widerlegen? Untersucht werden Wundererzählungen, nicht Wunder.
closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:03
* Die Annahme, dass eine ältere Quelle notwendig authentischer sei als eine jüngere.
Das wäre tatsächlich nicht falsifizierbar, wenn es eine Aussage der Geschichtswissenschaft wäre. Es ist aber wieder nur dein dogmatischer Authentizitätsmist. Authentizität zu was? Zu den Tatsachen, die niemand kennt? Daher kann niemand einen solchen Vergleich anstellen, geschweige denn überprüfen. Quatsch.
closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:03
* Damit verbunden die Annahme, dass heilsgeschichtliche Erkenntnisse späterer Rezipienten unauthentisch sein MÜSSTEN, wenn sie sich von älteren Quellen unterscheiden.
Wieder dein Quatsch und nicht der der Geschichtswissenschaften. Authentizität > siehe oben. Mit Heilsgeschichte hat die Historische Theologie nichts am Hut. Das gehört in die Systematische Theologie.
closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:03
* Die Annahme, dass die Bibel wie ein normaler antiker Text zu untersuchen sei.
Nicht schon wieder dieser Quatsch. Willst du wirklich alle Heilige Schriften des alten Orient als wahrhaftige Tatsachenberichte über hunderte von Göttern und ihr Handeln in der Geschichte ansehen? Bist du jetzt unter die Polytheisten gegangen? Heute schon Marduk geopfert?

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:03
Ich sage ausdrücklich NICHT, dass diese Annahmen falsch wären, sondern lediglich, dass sie Annahmen sind, was seitens der HKE-Verfechter bis aufs Blut geleugnet wird.
Sei so gut, und feiere solches doch bitte mit deinen ideologischen Superathies ab. Bin schon gespannt, was es dann "Neues" in "Alles Teufelszeug XXVII" geben wird.

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#588 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Di 2. Apr 2019, 15:50

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:34
Das behaupten nur atheistische Ideologen aber nicht Geschichtswissenschaftler. Die halten sich aus der Dogmatik raus.
Es geht nicht um Dogmatik, sondern um den Umstand, dass Geschichtswissenschaftler aus wissenschaftlicher Selbstsicht gar nicht meta-physisch interpretieren DÜRFEN, somit Jesus nur als Menschen interpretieren können.

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:34
Untersucht werden Wundererzählungen, nicht Wunder.
Das passt aber nicht zu bspw. Thadddäus' Ansicht, dass historisch-kritische Ergebnisse ontisch, als wirklich gewesen seien (bei Quellen-Vorbehalt, der hier aber nicht das Problem ist).

Der Satz von Theißen "Jesus hatte eine Naherwartung" (im Sinne eines "haptischen" Eingriffes Gottes in die Welt in den nächsten Jahrzehnten) darf von einem Geschichtswissenschaftler nicht kommen. - Er MUSS sagen "Jesus hatte nach Auffassung des Textverfassers x zum Zeitpunkt y eine Naherwartung im Sinne eines "haptischen" Eingriffes Gottes in die Welt in den nächsten Jahrzehnten". - Ein Geschichtswissenschaftler darf NUR über Jesus nur über Bande sprechen: "Schreiber z meint". - Er darf nicht sagen "Jesus hat gemeint" - das kann er erst versuchen, wenn er in Szenarien aufteilt wie "falls er nur menschlich"/"falls er auch göttlich" war - und dann ist es nach heutiger Art keine Wissenschaft. - Mit anderen Worten: Wenn es um die Substanz geht, muss die Wissenschaft BEI dieser Definition draußen bleiben.

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:34
Authentizität zu was? Zu den Tatsachen, die niemand kennt? Daher kann niemand einen solchen Vergleich anstellen, geschweige denn überprüfen. Quatsch.
Überprüfen kann geistige Sache eh nie intersubjektiv - man kann deren Begründung intersubjektiv plausibel erklären, aber mehr nicht. - Das ist eh so - das ist die Schwelle zwischen Forschung (Subjekt) und Erforschtem (Objekt).

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:34
Wieder dein Quatsch und nicht der der Geschichtswissenschaften.
Wenn man "Wissenschaft" und nicht "Wirklichkeit" zum Maßstab macht, hast Du recht. - Was aber wollte man damit in der Theologie anfangen?

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:34
Willst du wirklich alle Heilige Schriften des alten Orient als wahrhaftige Tatsachenberichte über hunderte von Göttern und ihr Handeln in der Geschichte ansehen?
Darum geht es nicht - es geht letztlich darum, dass hinter nicht-falsifizierbaren Vorannahen die Wahrheit stecken könnte und nicht hinter dem, was man per Wissenschaft in dem von Dir vertretenen Sinne erreichen kann. - Letztlich läuft es hinaus auf: Was ist im Zweifel wertvoller? Wissenschaft oder Wahrheit?

Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:34
Sei so gut, und feiere solches doch bitte mit deinen ideologischen Superathies ab.
Sorry - Du lässt nicht immer erkennen, dass Du wesentlich weiter bist.

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#589 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Di 2. Apr 2019, 15:55

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:16
Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 14:57
Die Systematische Theologie und Geschichtswissenschaft setzt solch unsinnige Behauptungen nicht in die Welt.
Ist jetzt HKE eine Geschichtswissenschaft oder nicht?
Falsche Vokabel. Ich übernehme euer Kauderwelsch nicht. Eine HKE ist eine Auslegung eines bestimmten profanen oder sakralen Textes mittels der historisch-kritischen Methode und sonst nichts. Es wird also höchstens eine im zu untersuchenden Text vorkommende theologische Meinung möglichst präzise und wertfrei wiedergegeben, aber keine Theologische Dogmatik daraus gemacht.

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:03
Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 14:57
Mit willkürlichen Exegetischen Ergebnissen meine ich, dass sich alle Dogmatiken in der Bibel wie in einem Zitatendiscounter bedienen um ihre jeweilige Theologie zu "begründen".
Das macht man nicht "einfach so".
Doch. Genau das wird deutlich, wenn man sich mal mit der Kirchengeschichte etwas intensiver auseinandersetzt.

Zu dem Rest habe ich nur deinen chicken Boomerang für dich übrig, wobei die 5 vermutlich untertrieben ist (bin zu faul das exakt zu vermitteln):
closs hat geschrieben:
Sa 23. Mär 2019, 16:38
Du hast in Deinem Post exakt 5 unsinnige oder falsche Aussagen gemacht - das würde jetzt wieder einen Riesen-Gegen-Post kosten - ein andermal.

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#590 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Di 2. Apr 2019, 16:58

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:50
Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:34
Das behaupten nur atheistische Ideologen aber nicht Geschichtswissenschaftler. Die halten sich aus der Dogmatik raus.
Es geht nicht um Dogmatik, sondern um den Umstand, dass Geschichtswissenschaftler aus wissenschaftlicher Selbstsicht gar nicht meta-physisch interpretieren DÜRFEN, somit Jesus nur als Menschen interpretieren können.
Es wird nicht Jesus interpretiert, sondern Texte über Jesus werden interpretiert.

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:50
Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:34
Untersucht werden Wundererzählungen, nicht Wunder.
Das passt aber nicht zu bspw. Thadddäus' Ansicht, dass historisch-kritische Ergebnisse ontisch, als wirklich gewesen seien (bei Quellen-Vorbehalt, der hier aber nicht das Problem ist).
Diskutiere das mit Thaddäus.

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:50
Der Satz von Theißen ...
Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich mit dir keine Bücher mehr diskutiere, die du nicht gelesen hast.

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:50
Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:34
Authentizität zu was? Zu den Tatsachen, die niemand kennt? Daher kann niemand einen solchen Vergleich anstellen, geschweige denn überprüfen. Quatsch.
Überprüfen kann geistige Sache eh nie intersubjektiv - man kann deren Begründung intersubjektiv plausibel erklären, aber mehr nicht. - Das ist eh so - das ist die Schwelle zwischen Forschung (Subjekt) und Erforschtem (Objekt).
Die Historische Theologie - hier meinst du vermutlich die "Leben-Jesu-Forschung" im speziellen ist ein Jahrhunderte langer Prozess gewesen und kein Subjekt??? Sie untersucht historische Quellen-Texte (das sind ihre Objekte) über Jesus - der historisch rekonstruierbare Jesus ist nicht Jesus. Wenn du Theißen gelesen hättest ... ach, vergiss es.

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:50
Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:34
Wieder dein Quatsch und nicht der der Geschichtswissenschaften.
Wenn man "Wissenschaft" und nicht "Wirklichkeit" zum Maßstab macht, hast Du recht. - Was aber wollte man damit in der Theologie anfangen?
Du meinst bestimmt die Wirklichkeit, von der du immer sagst, dass du nichts über sie weißt, dass sie aber der Fall wäre. So kann sie auch für dich kein Maßstab sein. Immer wieder die gleiche unsinnige Leier. Sag doch: Wie ist Wirklichkeit?

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:50
Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:34
Willst du wirklich alle Heilige Schriften des alten Orient als wahrhaftige Tatsachenberichte über hunderte von Göttern und ihr Handeln in der Geschichte ansehen?
Darum geht es nicht - es geht letztlich darum, dass hinter nicht-falsifizierbaren Vorannahen die Wahrheit stecken könnte und nicht hinter dem, was man per Wissenschaft in dem von Dir vertretenen Sinne erreichen kann. - Letztlich läuft es hinaus auf: Was ist im Zweifel wertvoller? Wissenschaft oder Wahrheit?
Erspar mir dieses Geschwurbel und sag mir endlich, was die Wahrheit ist.

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:50
Andreas hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 15:34
Sei so gut, und feiere solches doch bitte mit deinen ideologischen Superathies ab.
Sorry - Du lässt nicht immer erkennen, dass Du wesentlich weiter bist.
Ist mir völlig wumpe, wie das andere beurteilen. Ich bewege mich da in meiner Entwicklung, wo ich momentan bin. Morgen sieht das dann wieder anders aus. Jedenfalls unterscheiden sich meine Posts aus dem Jahr 2013 deutlich von meinen heutigen - was man von deinen nicht behaupten kann. Vermutlich galt schon 2013:
Descartes: "Ich denke, also bin ich."
Closs: "Ich denke zu Ende, also bin ich am Ende."

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