Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Rund um Bibel und Glaube
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Münek
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#571 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Di 2. Apr 2019, 09:26

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 06:55
Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 01:13
Du Witzbold - soll die historisch-kritische Exegese Bibeltexte so auslegen, als existiere tatsächlich der jüdische Gott JAHWE? Diese Forderung kann doch nicht Dein Ernst sein.
Sie soll BEIDES machen oder NICHTS von beidem. - Also entweder diese beiden Hermeneutischen Optionen (Jesus = nur Mensch/"Jesus ist auch göttlich") erfüllen oder sich aufs Beobachten und Beschreiben äußerer Dinge beschränken.
Vergiss mal Dein unsägliches hermeneutisch-ontisches Geschwurbel...


Aufgabe der HKE ist es u.a. (mit "u.a." meine ich die "biblische Einleitungswissenschaft"), biblische Texte auszulegen, d.h. den Wortsinn
und die Aussageabsicht des biblischen Autoren zu erfassen, um damit dem heutigen Leser das Verständnis der biblischen Aussagen zu er-
öffnen oder zu erleichtern.

Aufgabe der HKE ist es NICHT, aus wissenschaftlicher Sicht inhaltlich Stellung zur Existenz oder Nichtexistenz Gottes zu beziehen. Das schließt selbstverständlich nicht aus, dass sie sich beispielsweise mit der Frage befasst, ob sich nach den antiken Quellen Jesus selbst
für den präexistenten "Sohn Gottes" gehalten hat.



Die herrschende Auffassung in der wissenschaftlichen Textforschung ist, dass Jesus sich NICHT für ein himmlisches Wesen, für den "eingeborenen" Sohn Jahwes gehalten hat, sondern als tiefgläubiger Mensch, der felsenfest davon überzeugt war, dass in naher Zukunft der "väterliche" Gott seine Königsherrschaft (samt Zornesgericht) auf Erden errichten wird.

Deshalb sein mahnender Appell an seine Landsleute, umzukehren und Buße zu tun ("Die Zeit ist erfüllt.")

Er predigte nicht: "Umkehren und Buße tun, wie es Johannes der Täufer gefordert hat, braucht ihr nicht; denn ich, Gottes eingeborener Sohn, werde demnächst für eure Sünden den Sühnetod sterben, wieder auferstehen und zu meinem Vater in den Himmel auffahren." :)

PeB
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#572 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Di 2. Apr 2019, 10:00

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 09:26
Aufgabe der HKE ist es u.a. (mit "u.a." meine ich die "biblische Einleitungswissenschaft"), biblische Texte auszulegen, d.h. den Wortsinn
und die Aussageabsicht des biblischen Autoren zu erfassen, um damit dem heutigen Leser das Verständnis der biblischen Aussagen zu er-
öffnen oder zu erleichtern.

...und damit wird sie leider dazu missbraucht, die geschilderten Tatsachen zu relativieren und Lügen zu strafen.

Ganz provokativ: wenn im NT zu lesen ist, dass Jesus Lazarus von den Toten erweckt hat, dann hat Jesus Lazarus von den Toten erweckt. Aber die Erzählung wird dann zum "Geschwurbel" (was du Closs vorwirfst), wenn der Sachverhalt relativiert wird und im "Kontext der Zeit" als "gleichnishaftes Bild" entwertet wird.

Wenn Jesus selbst von den Toten auferstanden ist - wie geschrieben steht - dann ist er leibhaftig selbst von den Toten auferstanden. Das muss nicht relativiert werden und gemäß einem fiktiven früheren Zeitgeit - oder einem modernen Zeitgeist - entwertet werden.

Ich akzeptiere, dass du das nicht glauben kannst oder willst. Aber es steht so geschrieben, es ist durch viele Personen bezeugt, es ist im Kontext mit der Bibel und mit meinen eigenen Glaubenserfahrungen glaubwürdig und warum sollte ich es auf der Grundlage modernistischen Denkens in Frage stellen.

Sorry, aber in dieser Hinsicht ist der Technokratismus unserer Zeit nur ein Hype.
Hunderttausend Jahre lang hatte der Mensch die Fähigkeit hinter das Gerüst zu schauen. Wir haben - mit dem Rationalismus - diese Fähigkeit verloren und wähnen uns deswegen als Gewinner. Denn die Welt ist ja dadurch so schön übersichtlich und wohlgeordnet geworden...

Wie gesagt: ich respektiere deine Einstellung, aber ich bin auch ein wenig abgenervt von den ewigen Bekehrungsversuchen der Atheisten. Ich kenne keine Religion die so energisch und aggressiv missioniert, wie es die Atheisten tun.

Es ist beinahe so, als hättet IHR (nicht wir!) Angst davor in die Hölle zu fahren, falls ihr nicht alle anderen zuerst davon überzeugt, dass eure Ansicht von einer gottlosen Welt die richtige ist.

Nichts für ungut, aber es musste mal raus. :)

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#573 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Di 2. Apr 2019, 10:04

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 09:26
Die herrschende Auffassung in der wissenschaftlichen Textforschung ist, dass Jesus sich NICHT für ein himmlisches Wesen, für den "eingeborenen" Sohn Jahwes gehalten hat,
Dann ist diese Textforschung sch*, denn im Text steht etwas anderes. Oder berücksichtigt die "Textforschung" vielleicht nicht den Inhalt, sondern nur die Form? Kann man vielleicht am Textrhythmus und an der statistischen Untersuchung der Buchstabenhäufigkeit ablesen, dass Jesus nur ein Mensch war?
So muss es wohl sein, denn inhaltlich sagt der Text etwas anderes.

Das ist das nervtötende an dieser Diskussion:
im Text steht klar und deutlich: Jesus ist von den Toten auferstanden. Aber die selbsternannten Textkritiker maßen sich an zu behaupten, damit sei etwas völlig anderes gemeint - und falls nicht, sei es halt gelogen.

Textquelle!!! Was steht IM Text???

PeB
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#574 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Di 2. Apr 2019, 10:20

Vielleicht noch eine Bemerkung in meinem momentanen Eifer, bevor ich wieder abgekühlt bin ;)

Sicherlich ist eine Textkritik, also eine kritische Textbetrachtung richtig. Ich habe in diesem Zusammenhang an anderer Stelle "de bello gallico" genannt und Caesars Schilderung der Elche ohne Kniegelenke, die von den Germenen abgeerntet werden, nachdem sie an angesägten Bäumen eingeschlafen und umgefallen sind.
Wir können - über die Vorannahme, dass es keine Elche ohne Kniegelenke zu Caesars Zeiten gab, WEIL es heute keine gibt - zu dem Schluss kommen, dass diese Episode geflunkert ist. Sie steht überdies isoliert und ohne kontextuellen Zusammenhang zu anderen Begebenheiten. Hätte Caesar beispielsweise an anderer Stelle erwähnt, er sei mit seinen Legionen auf Elchen ohne Kniegelenke in die Schlacht geritten und habe Elche ohne Kniegelenke eingefangen und an den Zoo in Rom geliefert [Red: humoristisch-satirisch überzogen], dann müsste wir die Frage vielleicht vorsichtiger beantworten.
Jedenfalls lauet unser Fazit hier: diese Geschichte ist geflunkert - aber das tut der Glaubwürdigkeit Caesars in Bezug auf die Schilderungen seines Gallien-Feldzuges keinen Abbruch. Er bleibt glaubwürdig.

Ihr tut mit der Bibel genau das Gegenteil: ihr bewertet gemäß eurer Vorannahme, dass es keine Wunder gibt - und folglich auch nicht gab - eine zentrale und durchgehende Aussage der Bibel, nämlich das Eingreifen Gottes in die Welt, als falsch und legt nach dieser Prämisse die Bibel aus. Damit bewertet ihr die gesamte Bibel als Lüge und nur einige Details - Jesus war ein Mensch - bleiben als Petitesse übrig.

So etwas - "da gab es übrigens einen Menschen namens Jesus" - würde niemals so lange Zeit überliefert werden. Eine solche Geschichte hätte bestenfalls eine Laufzeit von zwei Jahren. "Münek war ein Mensch in einem Forum, der ganz doll lieb war" wird in 10 Jahren nicht mehr erzählt werden.

Was ihr also macht ist folgendes: ihr behauptet, die Episode der Elche ohne Kniegelenke ist wahr und folglich muss die Schilderung der Feldzüge im gallischen Krieg eine Lüge sein - denn da kommen ansonsten keine Elche ohne Kniegelenke drin vor.

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#575 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Di 2. Apr 2019, 10:29

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 09:26
Vergiss mal Dein unsägliches hermeneutisch-ontisches Geschwurbel...
Das hättest Du gerne, weil Du Grundlagen zu hassen scheinst wie der Teufel das Weihwasser.

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 09:26
Aufgabe der HKE ist es u.a. (mit "u.a." meine ich die "biblische Einleitungswissenschaft"), biblische Texte auszulegen, d.h. den Wortsinn und die Aussageabsicht des biblischen Autoren zu erfassen, um damit dem heutigen Leser das Verständnis der biblischen Aussagen zu eröffnen oder zu erleichtern.
Das ist die Aufgabe - richtig. - Bei "Wortsinn" stimme ich Dir zu - das ist eine linguistische Sache. - Bei "Verständnis" stimme ich nur bedingt zu, weil "die Aussageabsicht des biblischen Autoren" nur über den Filter des EIGENEN Verständnisses (auch das ist mit "hermeneutik" gemeint) vermittelt werden kann.

Bei "biblische Aussagen zu eröffnen oder zu erleichtern" stimme ich Dir zu - Dir ist sicherlich nicht entgangen, dass "eröffnen" und "erleichtern" etwas anderes ist als Maßstab sein für das Verständnis selbst.

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 09:26
Aufgabe der HKE ist es NICHT, aus wissenschaftlicher Sicht inhaltlich Stellung zur Existenz oder Nichtexistenz Gottes zu beziehen.
Das wissen wir doch nach wie vor. - Entscheidend ist, dass die HKE in ihren interpretativen Teilen so tut/tun muss, als sei Jesus nur menschlich.

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 09:26
Die herrschende Auffassung in der wissenschaftlichen Textforschung ist, dass Jesus sich NICHT für ein himmlisches Wesen, für den "eingeborenen" Sohn Jahwes gehalten hat, sondern als tiefgläubiger Mensch, der felsenfest davon überzeugt war, dass in naher Zukunft der "väterliche" Gott seine Königsherrschaft (samt Zornesgericht) auf Erden errichten wird.
Du sprichst nicht von DER "wissenschaftlichen Forschung", sondern von einer speziellen Disziplin innerhalb der wissenschaftlichen Forschung, nämlich der HKE. - Du solltest nicht auf den ideologischen Trick reinfallen (hier sind Münek, Sven und Thaddäus traut vereint), an Wissenschaft so lange rumzudefinieren, bis in der Theologie nur noch die HKM übrig bleibt. - Auch hier zitiere ich gerne PeB's Satz: "Wissenschaft ist die systematische und standardisierte Suche nach Erkenntnis".

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 09:26
Er predigte nicht: "Umkehren und Buße tun, wie es Johannes der Täufer gefordert hat, braucht ihr nicht; denn ich, Gottes eingeborener Sohn, werde demnächst für eure Sünden den Sühnetod sterben, wieder auferstehen und zu meinem Vater in den Himmel auffahren."
"Buße" = Einsicht/Erkenntnis braucht es auch trotz Erlösung. Der punkt ist ein ganz anderer: Ab jetzt "lohnt" es sich unmittelbar, diese Einsicht zu bringen.

Denn der EINE "schmale Weg", durch den der Mensch gehen muss, wenn er selber endgültig erlöst sein will, ist ja nicht breit - das Entscheidende beim NT ist, dass er überhaupt DAA ist. - "Erkenntnis" (im Sinne von jada) ist der Wegweiser zum "schmalen Weg" - niemand sagt, dass Erlösung leid- und erkenntnis-frei vonstatten geht - DASS sie vonstatten geht, ist entscheidend.

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#576 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Di 2. Apr 2019, 10:32

PeB hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 10:20
Vielleicht noch eine Bemerkung in meinem momentanen Eifer, bevor ich wieder abgekühlt bin ;)
Kühle bitte NICHT ab - Du bist in der Wissenschaft tiefer drin als ich, da ich selbiger vor einigen Jahrzehnten Ade gesagt habe. - Und: Da ich jetzt schon dreimal Deinen Satz "Wissenschaft ist die systematische und standardisierte Suche nach Erkenntnis" zitiert habe, kannst Du Dich ja revanchieren, indem Du reagierst, wenn ihn jemand anzweifelt.

Gut so. :thumbup: :thumbup:

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#577 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Di 2. Apr 2019, 11:12

PeB hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 10:00
Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 09:26
Aufgabe der HKE ist es u.a. (mit "u.a." meine ich die "biblische Einleitungswissenschaft"), biblische Texte auszulegen, d.h. den Wortsinn
und die Aussageabsicht des biblischen Autoren zu erfassen, um damit dem heutigen Leser das Verständnis der biblischen Aussagen zu er-
öffnen oder zu erleichtern.

...und damit wird sie leider dazu missbraucht, die geschilderten Tatsachen zu relativieren und Lügen zu strafen.
Ein nicht ernst zu nehmender Vorwurf.

Peß hat geschrieben:Ganz provokativ: wenn im NT zu lesen ist, dass Jesus Lazarus von den Toten erweckt hat, dann hat Jesus Lazarus von den Toten erweckt.
Ich erkenne hier lediglich eine Behauptung des fantasiebegabten Johannesevangelisten. Frage: Wieso berichten die Synoptiker Markus, Matthäus und Lukas nichts von diesem Wunder aller Wunder?

Peß hat geschrieben:Aber die Erzählung wird dann zum "Geschwurbel" (was du Closs vorwirfst), wenn der Sachverhalt relativiert wird und im "Kontext der Zeit" als "gleichnishaftes Bild" entwertet wird.
Die Erzählung von der Wiedererweckung eines bereits stinkenden Leichnams bezeichne ich nicht als Geschwurbel, sondern als erbauliche Wundergeschichte des Evangelisten.

Wenn unser lieber Closs in Situationen argumentativer Hilflosigkeit seinen Nebel erzeugenden spirituell-ontisch-metaphysischen Schwurbelturbo anwirft, halte ich den Schwafel-Schwurbel-Vorwurf allerdings für nicht ganz unberechtigt. :)

Peß hat geschrieben:Wenn Jesus selbst von den Toten auferstanden ist - wie geschrieben steht - dann ist er leibhaftig selbst von den Toten auferstanden. Das muss nicht relativiert werden und gemäß einem fiktiven früheren Zeitgeit - oder einem modernen Zeitgeist - entwertet werden.
Mein lieber Peß.

Ob Jesus von den Toten auferweckt wurde, wissen weder der Papst noch die historisch-kritisch arbeitenden Exegeten. Deswegen äußern sich Letztere nicht inhaltlich zu diesem überlieferten Weltereignis.


Peß hat geschrieben:Ich akzeptiere, dass du das nicht glauben kannst oder willst. Aber es steht so geschrieben, es ist durch viele Personen bezeugt, es ist im Kontext mit der Bibel und mit meinen eigenen Glaubenserfahrungen glaubwürdig und warum sollte ich es auf der Grundlage modernistischen Denkens in Frage stellen.
Ich erwarte und verlange ganz bestimmt nicht, dass Du Deinen persönlichen Gottesglauben in Frage stellst. Ich nehme mir nur die selbstverständliche Freiheit, in einem öffentlichen Forum als Atheist Stellung zu den Grundlagen des Christentums zu beziehen.

Das wage ich, weil heutzutage wegen der Luftverschmutzung keine Scheiterhaufen mehr entzündet werden dürfen. :)

Peß hat geschrieben:Wie gesagt: ich respektiere deine Einstellung, aber ich bin auch ein wenig abgenervt von den ewigen Bekehrungsversuchen der Atheisten.
Mit Bekehrungsversuchen habe ich nichts am Kopf. Wenn Du diesen Eindruck hast, befindest Du Dich im Irrtum.

Peß hat geschrieben:Ich kenne keine Religion die so energisch und aggressiv missioniert, wie es die Atheisten tun.
99,999% der Atheisten haben anderes zu tun.

Peß hat geschrieben:Es ist beinahe so, als hättet IHR (nicht wir!) Angst davor in die Hölle zu fahren, falls ihr nicht alle anderen zuerst davon überzeugt, dass eure Ansicht von einer gottlosen Welt die richtige ist.
Atheisten kennen keine Höllenangst.

Übrigens: Außerhalb des Forums ist Religion für mich absolut KEIN Thema. Niemals käme ich auf die Idee, einem Christen seinen Glauben ausreden zu wollen.



Peß hat geschrieben:Nichts für ungut, aber es musste mal raus. :)
Mein lieber Peß - an meiner sehr guten Meinung über Dich hat sich nicht das Geringste geändert. :thumbup:

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#578 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Di 2. Apr 2019, 12:21

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 11:12
PeB hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 10:00
Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 09:26
Aufgabe der HKE ist es u.a. (mit "u.a." meine ich die "biblische Einleitungswissenschaft"), biblische Texte auszulegen, d.h. den Wortsinn
und die Aussageabsicht des biblischen Autoren zu erfassen, um damit dem heutigen Leser das Verständnis der biblischen Aussagen zu er-
öffnen oder zu erleichtern.

...und damit wird sie leider dazu missbraucht, die geschilderten Tatsachen zu relativieren und Lügen zu strafen.
Ein nicht ernst zu nehmender Vorwurf.
Wieso nicht?
Ein Buch, das ausschließlich zum Glaubenszeugnis geschrieben wurde, wird unter einer atheistischen Prämisse ausgelegt - und das auch noch angeblich im Namen des Glaubens?
Wie sollte da mein Vorwurf haltlos sein.
Mir kommt es immer so vor, als seien in der HKM-Forschung Menschen versammelt, die verzweifelt nach wissenschaftlicher Anerkennung ringen und dafür zu Konzessionen bereit sind.
Wenn du als Atheist die Bibel atheistisch auslegst - von mir aus; im Übrigen bin ich davon nicht so weit entfernt, wenn ich die Bibel als Schriftquelle zur Erhellung für historische Ereignisse benutze. Aber das sind zwei paar Schuhe. Man kann das eine tun oder das andere - aber nicht beides vermischen. Man kann also NICHT behaupten, die Wunderschilderungen seien erfunden und dies dann im Namen einer vorgeblich theologischen Methode begründen.

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 11:12
Peß hat geschrieben:Ganz provokativ: wenn im NT zu lesen ist, dass Jesus Lazarus von den Toten erweckt hat, dann hat Jesus Lazarus von den Toten erweckt.
Ich erkenne hier lediglich eine Behauptung des fantasiebegabten Johannesevangelisten. Frage: Wieso berichten die Synoptiker Markus, Matthäus und Lukas nichts von diesem Wunder aller Wunder?
Weil die Evangelien, so wie sie niedergeschrieben wurden, unterschiedliche Traditionen haben. Johannes hat die Geschichte aus eigener Ansicht selbst niedergeschrieben. Markus dagegen, als Begleiter des Paulus, hat aus seiner Erinnerung und möglicherweise aus Notizen des Paulus, sein Evangelium nach den öffentlcihen Auftritten des Paulus niedergeschrieben. Matthäus wiederum hat sein Evangelium um die Logien herum aufgebaut, die er zuvor gesammelt hatte. Und Lukas war Arzt und wissenschaftlich ambitioniert und hat wohl weitgehend nur das niedergeschrieben, was er persönlich eindeutig als verifiziert hielt (also gewissermaßen ein "Münek" seiner Zeit).

Jedes Evangelium trägt einen Teil bei, je nach der Begabung, Interpretation, der Erinnerung und Herkunft des Verfassers. Deswegen wurden auch alle vier Evangelien tradiert. Wären sie deckungsgleich, wäre das nicht notwendig gewesen.

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 11:12
Peß hat geschrieben:Aber die Erzählung wird dann zum "Geschwurbel" (was du Closs vorwirfst), wenn der Sachverhalt relativiert wird und im "Kontext der Zeit" als "gleichnishaftes Bild" entwertet wird.
Die Erzählung von der Wiedererweckung eines bereits stinkenden Leichnams bezeichne ich nicht als Geschwurbel, sondern als erbauliche Wundergeschichte des Evangelisten.
Nur am Rande: ein imaginärer Urknall mit Ereignishorizont ohne Raum und Zeit und ohne Ursache auf Grundlage der mathematisch-linearenen Rückrechnung der Sternenbewegung ist aber keine erbauliche Wundergeschichte, sondern Wissenschaft?
Ansichtssache.
Ich halte beides für erbaulich und zutreffend.
Obwohl - über den Urknall sollten wir vielleicht noch mal reden... ;)

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 11:12
Wenn unser lieber Closs in Situationen argumentativer Hilflosigkeit seinen Nebel erzeugenden spirituell-ontisch-metaphysischen Schwurbelturbo anwirft, halte ich den Schwafel-Schwurbel-Vorwurf allerdings für nicht ganz unberechtigt. :)
Wenn ich das als einigermaßen objektiver Beobachter mal von Außen bewerten soll: ich schenkt euch beide nichts in eurer philosophisch-rhetorischen Selbstbeweihräucherung. Und der jeweils punktuell in rhetorische Hintertreffen geratene wirft seinem Gegenüber dann "Geschwurbel" vor (auch mit variablem Vokabular). ;)

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 11:12
Ob Jesus von den Toten auferweckt wurde, wissen weder der Papst noch die historisch-kritisch arbeitenden Exegeten. Deswegen äußern sich Letztere nicht inhaltlich zu diesem überlieferten Weltereignis.[/b]
Dann sollen sie mich fragen. Ich weiß es nämlich. Nicht aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen, sondern aus Überzeugung. ;)

Das ist der Punkt, der relevant ist: es geht hier um ein Glaubenszeugnis. Und am Anfang steht dabei die Entscheidung zur Bewertung als Glaubenszeugnis. Wenn du die Bibel nicht als Glaubenszeugnis bewerten willst, ist es auch gut. Aber warum dann darüber reden? Dann ist sie doch irrelevant.
Wenn doch darüber geredet wird in der Konnotation, dass es sich größtenteils dabei um erbaulichen Unsinn handelt, kann ich doch nur annehmen, dass man dadurch Andere dazu bewegen will, sie auch für erbaulichen Unsinn zu halten. Warum sonst? Was willst du denn "atheistisch" an der Bibel auslegen? Dass Jesus "nur" ein Mensch war? Uninteressant. Das bin ich auch.

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 11:12
Ich erwarte und verlange ganz bestimmt nicht, dass Du Deinen persönlichen Gottesglauben in Frage stellst. Ich nehme mir nur die selbstverständliche Freiheit, in einem öffentlichen Forum als Atheist Stellung zu den Grundlagen des Christentums zu beziehen.
Sei mir nicht böse und versteh mich nicht falsch: du bedienst dich aber bei deinen Stellungnahmen einer arroganten Selbstgefälligkeit, die nicht deine eigene ist - wohlgemerkt. Du bist, wie andere auch, ein Kind deiner Zeit und diese momentane Zeit ist geprägt von einer naturalistisch-materialistisch-technokratisch-wissenschaftlichen Überheblichkeit, die im Kern davon ausgeht, dass
a) alle Menschen vor uns Unrecht in ihrer Weltsicht hatten und
b) wir bereits (grundsätzlich) am Ende des Erkenntnisweges seien und es nur noch um Detailfragen ginge.

Ich sehe das anders und habe mich an anderer Stelle hier im Forum deshalb auch sehr interessiert beispielsweise zur Quantenphysik geäußert. Gerade hier eröffnen sich völlig neue Erkenntnisansätze, die noch gar nicht begriffen werden (am allerwenigsten von den Naturwissenschaftlern selbst, die eher erschrocken wirken) und die vielleicht erst in 300 Jahren so richtig in weltbildliche Konsequenzen münden werden.

Erkenntnis ist im Fluss. Wer wüsste das besser als ein Archäologe. ;)
Das möchte ich dir nur gerne noch mitgeben als Denkanstoß: hier wird gerne ausgiebig mit archäologischen Datierungen argumentiert, die irgendwo bei einer Veröffentlichung auftauchen Stichwort: Finkelstein). Weißt du, was der akademisch arbeitende Archäologe in mutmaßlich 30% seiner Arbeitszeit ausschließlich tut? Antwort: ältere Datierungen korrigieren. :clap:
Nichts ist in der Archäologie so unsicher wie eine lokale Datierung.

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 11:12
Das wage ich, weil heutzutage wegen der Luftverschmutzung keine Scheiterhaufen mehr entzündet werden dürfen. :)
Vielleicht merkst du es nicht, weil du auf der anderen Seite stehst. Aber heute werden immer noch Scheiterhaufen errichtet, wenn auch "humanistisch-humane", jedoch werden darauf die geröstet, die nicht an das Erkenntnismonopol der Wissenschaften glauben wollen, sondern daneben auch einen religiösen Erkenntnisweg gehen. Sie können dann eben keine Karriere machen, was "freundlicher" ist als verbrannt zu werden.

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 11:12
Mit Bekehrungsversuchen habe ich nichts am Kopf. Wenn Du diesen Eindruck hast, befindest Du Dich im Irrtum.
99,999% der Atheisten haben anderes zu tun.
Nicht als Atheisten.
Wenn du dich öffentlich als Atheist bekennst, um dich in Bezug zu Nicht-Atheisten darzustellen, hat das eine 100%ige Aussagekraft.

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 11:12
Peß hat geschrieben:Es ist beinahe so, als hättet IHR (nicht wir!) Angst davor in die Hölle zu fahren, falls ihr nicht alle anderen zuerst davon überzeugt, dass eure Ansicht von einer gottlosen Welt die richtige ist.
Atheisten kennen keine Höllenangst.
Ja, ich weiß. Das heißt heute Klimakatastrophe, nuklearer Winter oder Burnout. ;)
Jedenfalls meine ich den Ort oder Zustand, in den du gerätst, wenn du dich nicht an die Gebote der herrschenden Glaubensrichtung hältst. ;)

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 11:12
Übrigens: Außerhalb des Forums ist Religion für mich absolut KEIN Thema. Niemals käme ich auf die Idee, einem Christen seinen Glauben ausreden zu wollen.
Übrigens (tatsächlich!): Außerhalb des Forums ist Religion für mich (fast) absolut KEIN Thema. Niemals käme ich auf die Idee, einem Gegenüber meinen Glauben einreden zu wollen.

Münek hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 11:12
Peß hat geschrieben:Nichts für ungut, aber es musste mal raus. :)
Mein lieber Peß - an meiner sehr guten Meinung über Dich hat sich nicht das Geringste geändert. :thumbup:
Ich mag dich auch! :thumbup: :)

SilverBullet
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#579 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von SilverBullet » Di 2. Apr 2019, 12:28

“PeB“ hat geschrieben:Das ist das nervtötende an dieser Diskussion:
im Text steht klar und deutlich: Jesus ist von den Toten auferstanden. Aber die selbsternannten Textkritiker maßen sich an zu behaupten, damit sei etwas völlig anderes gemeint - und falls nicht, sei es halt gelogen.

Textquelle!!! Was steht IM Text???
Was steht im Text? -> Pneuma -> Luft, Wind, Hauch, Atem

Sprache war für die antiken Menschen eine besondere Luft, Wind, Hauch, Atem.
Sprache und der Kern des Menschen müssen damals für sehr ähnlich gehalten worden sein (Motto: „Am Anfang war das Wort, die Aussage, Logos“).

Wenn Jesus auf Basis seiner letzten Worte „das Pneuma in die Hände Gottes gelegt hat“ und es nach einer gewissen Auszeit zur Weiterverbreitung der von Jesus initiierten Aussagen kam (unter seinen Anhängern), dann kann man mit der damaligen Logik davon sprechen, dass „das Pneuma, die Sprache, wieder da war“ –> „Auferstehung“.

Das ist eigentlich ziemlich handfest und praktisch, aber halt eher ohne Sensation.

Mit welcher Berechtigung will man dort nun aber Sensation „hinein übersetzen“ dürfen?

PeB
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#580 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Di 2. Apr 2019, 12:36

closs hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 10:32
PeB hat geschrieben:
Di 2. Apr 2019, 10:20
Vielleicht noch eine Bemerkung in meinem momentanen Eifer, bevor ich wieder abgekühlt bin ;)
Kühle bitte NICHT ab - Du bist in der Wissenschaft tiefer drin als ich, da ich selbiger vor einigen Jahrzehnten Ade gesagt habe. - Und: Da ich jetzt schon dreimal Deinen Satz "Wissenschaft ist die systematische und standardisierte Suche nach Erkenntnis" zitiert habe, kannst Du Dich ja revanchieren, indem Du reagierst, wenn ihn jemand anzweifelt.

Gut so. :thumbup: :thumbup:

Nur am Rande: wenn ich hier im Forum mein persönliches Weltbild so offen äußern würde, wie du es tust, würde ich von der Mehrheit der ATheisten und von mindestens der Hälfte meiner Glaubensbrüder gesteinigt, gevierteilt, auf dem Scheiterhaufen verbrannt, exkommuniziert und zu allem Überfluss auch noch ausgebürgert. ;)

Ich habe schon eine schräge, Mainstream-averse Weltsicht. :lol:

(P.S. Hast du beim Zitieren des obigen Satzes auch immer an die Urheberrechte gedacht? Ich bin Mitglied bei VGWort... :lol: )

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