Ja, so ist es, meiner Ansicht nach. Philosophie ist eine Weise, sein Leben denkend zu leben.Halman hat geschrieben: Dann ist Philosophie mehr als eine Wissenschaft, sie scheint mir darüber hinaus auch eine Lebensphilosophie zu sein, in dem Sinne: Sei stehts kritisch, bleibe offen. Dieser Lebensentwurf muss natürlich mit geschlossenen Lebensentwürfen, die häufig religiös motiviert sind, im Widerspruch stehen.
Die philosophische Haltung einzunehmen, grundsätzlich bereit zu sein, auch die eigenen tiefsten Überzeugungen immer wieder infrage zu stellen, darf nicht verwechselt werden mit der skeptisch-philosophischen Überzeugung, dass es kein sicheres Wissen geben kann!Halman hat geschrieben: Aber dies würde ja bedeuten, dass ein Philosoph stehts ein Zweifler ist, der mit dem "Boot der Philosphie" durchs Leben navigiert und Weltanschauungen, wie Christentum, Agnostizismus und Atheismus niemals selbst völlig überzeugt vertreten kann, sondern diese kritisch kommentierend betrachtet, also nicht aus der Weltanschauung heraus spricht, sondern von "außen" über sie spricht. Ist den Philosphie verwandt mit dem Skeptiszismus? Führt dies nicht zur Philosphie von Sextus Empricius?
Wie du völlig richtig verstanden hast, ist das eine eine philosophisch-lebenspraktische Haltung. Das andere ist aber eine philosophisch-inhaltliche Überzeugung. Ich bin keine Skeptikerin, die davon überzeugt ist, wie der pyrrhonische Skeptiker Sextus Empricius, dass die Wahrheit der Dinge grundsätzlich nicht erkennbar sei. Ich bin lediglich eine Philosophin, die davon überzeugt ist, dass man seine eigenen Überzeugungen immer wieder mal infrage stellen sollte, um dem Ethos der Philosophie gerecht zu werden. Ich verteidige meine Überzeugungen so gut ich kann. Erkenne ich aber, dass ein anderer wirklich gute Arumente hat, dann bin ich auch bereit, meine festen Überzeugungen über Bord zu werfen.
Ich bin gespannt und ermuntere dich dazu.Halman hat geschrieben:Gut möglich, dass da noch was von mir kommt.Thaddäus hat geschrieben: So finde ich im Augenblick die philosophischen Überlegungen Markus Gabriels sehr überzeugend. Ich schließe aber nicht aus, dass irgendwer sehr gute Argumente gegen ihn noch vorbringen wird. Überzeugen die mich, dann habe ich keinerlei Hemmungen, Gabriel kritischer zu sehen oder ihn ganz und gar zu verwerfen.

Mein Kopf ist so groß, dass da noch einiges reinpasst. Nur durch klugen Widerspruch kann ich selbst lernen.

Das will ich dir auch niemals absprechen! Aber habe stets den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! (Kant)Halman hat geschrieben:Vielleicht bin ich zu sehr "Laien-Philosoph". - Was ich in einer Dekade glauben und vertreten werde, weiß ich nicht. Ich hoffe, dass ich dann einen festeren Glauben habe, der mir eine festere Hoffnung gibt. Dies scheint mir bei fortschreitendem Alter tröstlich zu sein. Allerdings will ich mich nicht durch eine Wunschvorstellung trösten, denn mich in die Tasche zu lügen ist ein Selbstbetrug, den ich ich früher oder später durchschaue und dann ist die Seifenblase zerplatzt. So ein infantiler Glaube kann mich nicht durchs Leben tragen. Tragfähig ist eine begründete Überzeugung, die ich intellektuell redlich vertreten kann. Daran arbeite ich noch und verstehe mich dennoch als gläubiger Christ.
Dann bist du nämlich frei und ein Mensch, der vor nichts und niemand Angst haben muss. Nicht einmal vor Gott!
Natürlich waren sie Philosophen und beide haben Großartiges geleistet für die Philosophie.Halman hat geschrieben: Könnte es sein, dass sich das, was man unter Philsophie versteht, im Laufe der Geschichte gewandelt hat? Ich sehe die klassischen, hellenistischen Philosophen als Menschen, welche Philosophie betrieben. Ebenso Kant und Hegel.
Beide - Kant und Hegel u.v.a.m. haben aufrichtig versucht, die Wahrheit zu finden. Erst die nachfolgenden Generationen konnten überschauen, wo sie sich möglicherweise dann doch geirrt haben. Man muss seine Überzeugungen ja auch verteidigen. Behauptet man etwas, muss man es verteidigen können! Das ist auch die Aufgabe von Philosophen. Dennoch: man muss auch immer damit rechnen, dass man womöglich falsch liegt.
Du hast ja recht. Natürlich waren sie Philosophen, - und zwar richtig gute. Über ihre kolossale Denkarbeit haben sie meiner Meinung nach nur irgendwann aufgehört damit zu rechnen, dass sie falsch auch liegen könnten.Halman hat geschrieben:Hmm - was meinen wir, wenn wir von Philosophen sprechen? Wenn damit im allgemeinen auch Vertreter wie Hegel subsumiert werden, so scheint mir Dein Philosophen-Begriff zu eng gefasst zu sein.Thaddäus hat geschrieben:In der Geschichte der Philosophie gibt es viele Philosophen, die fest daran glaubten, ihre Philosophie sei die beste und die abschließend richtige (z.B. Hegel). Denen werfe ich vor, dass sie irgendwann aufgehört haben, wahre Philosophen zu sein.
Es gibt von Hegel die Anekdote, dass ein Student ihm in einer seiner Vorlesungen darauf aufmerksam machte, dass seine Theorie der vernünftig immer zum Besseren fortschreitende Geschichte des zu sich selbst kommenden Vernunft-Geistes nicht mit der wirklichen Geschichte übereinstimmt, die eben immer auch Rückfälle zu verzeichnen hat. Dass also die reale Geschichte, also die Wirklichkeit, keine stets positiv fotschreitende Vernunft-Geschichte ist. Hegels Antwort darauf war angeblich: "Um so schlimmer für die Wirklichkeit!" Darin zeigt sich eine ungesunde Überheblichkeit.
Doch, das steht dir zu, lieber Halman, selbst dann, wenn du keine Philosophie studiert hast und ich fordere dich dazu auf, zu widersprechen, wenn du denkst, dass dein Widerspruch berechtigt ist!Halman hat geschrieben: Damit wir uns nicht missverstehen: Ich will Dir keineswegs fachlich widersprechen, dies steht mir als Laie nicht zu.
Nur so können ich und du etwas lernen.