Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Philosophisches zum Nachdenken
Anton B.
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 16:20

#451 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Anton B. » Sa 2. Mär 2019, 14:05

Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 09:34
closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 09:15
Wahrnehmung ist IMMER eine Vorstellung insofern, dass sie im Hirn des Menschen stattfindet und selbst sich entscheiden kann, ob sie sich auf "Fantasie" oder auf "echt" bezieht - wenn ich das mal vereinfacht formulieren darf.
closs hat geschrieben:Nach MEINER Definition ist "Wirklichkeit" immer nur "ontologische Wirklichkeit". - Andere sagen, dass "Wirklichkeit" das ist, was man SELBST erlebt ("MEINE Wirklichkeit"). - Für mich sind beide Definitionen gleichwertig, aber halt semantisch komplett unterschiedlich. - Genau deshalb will ich es doch geklärt haben.
Genau deshalb, weil sich das Auge Täuschen lässt haben wir Messgeräte entwickelt, mit deren Hilfe man ontologische Wirklichkeit sichtbar machen kann.
Da hat closs recht. Kein Messinstrument gibt "ontologische Wirklichkeit" wieder. Und auch die Fotografie zeigt keine ontologische Wirklichkeit.

Für Dich und für closs gleichermaßen ist die ontologische Wirklichkeit ein virtuelles Meta-Konstrukt, was für eine finale Rechtfertigung herangezogen werden soll. Nur, ob es die ontologische Wirklichkeit nun wirklich gibt oder auch nicht, sie steht so da, dass nichts wirklich an ihr gemessen werden kann. Ein nutzloses Konstrukt. Niemand hier hat bisher die Existenz einer ontologischen Wirklichkeit sensu closs als Konzept weiter vernünftig begründen können.

Immer wieder schön zu sehen, wie naive Positions-Naturalisten zusammen mit closs einträchtig den ontologischen Ringelpietz mit Anfassen tanzen bzw. sich vom closs am Nasenring durch die Manege ziehen lassen.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Benutzeravatar
Andreas
Beiträge: 5148
Registriert: So 21. Apr 2013, 19:15

#452 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Andreas » Sa 2. Mär 2019, 14:23

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 13:38
Andreas hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 10:13
UND ob das dann auch nicht nachprüfbar sei.
Nein - NIE. - Denn "nachprüfen" ist in unserem Sprach-Usus wissenschaftlich gemeint.
Es geht hier jetzt allein um die Definition von DEINEM Sprachgebrauch von Wirklichkeit, denn du benutzt dieses Wort Wirklichkeit hier tausende Male selbst. Ich will von dir nicht wissen, wie ich das verstehe - DAS weiß ich besser als du - sondern was es bedeutet, wenn du es benutzt.

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 13:38
- Wissenschaft prüft erst, NACHDEM die Frage von "Vorstellung" und "echt" geklärt ist - zugunsten von "echt". - Das ist das, was Pluto von Popper zitiert, die welt müsse (naturwissenschaftlich) untersuchbar sein, damit Wissenschaft funktioniert.
Lenk nicht von dir ab. Es geht hier jetzt erst mal nur um das Verständnis der Definitionen deiner eigenen Wörter.

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 13:38
Andreas hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 10:13
Nein die Frage geht an dich, weil deine ursprüngliche Frage war: "Ist Wirklichkeit (Torpfosten vor dem Schuß) abhängig von menschlicher Wahrnehmung."
Darauf kommen zwei Antworten: Ja und Nein. - Also haben wir eine anthropogene/anthropozentrische Wirklichkeit ("Wirklichkeit ist das, was ich erlebe") und eine ontologische Wirklichket ("Wirklichkeit ist das, was der Fall ist, egal ob ich es checke oder nicht").
Das ist keine Antwort auf meine Frage. Mich interessiert hier jetzt nur deine Antwort bezüglich deinem Wort Wirklichkeit in deiner Frage weil DU nach Wirklichkeit und nicht nach ontologischer Wirklichkeit gefragt hast. Deshalb will ich wissen, was das Wort Wirklichkeit in deiner Frage bedeutet und ob DIESE Wirklichkeit deiner Meinung nach von Wahrnehmung abhängig ist. Ja oder Nein? Die Frage hast du noch nicht beantwortet.
Rede doch nicht dauernd für die anderen.

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 13:38
Andreas hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 10:13
Wenn du sachlich bleibst, das heißt mich nicht sinnentstellend zitierst und nicht mit unfairen Mitteln argumentierst, kann ich mich zusammenreißen und werde nicht Vollpfosten zu dir sagen.
Da bist Du etwas traumatisiert. - Ich zitiere, wie ich das verstehe, was da steht - und sicherlich nicht so, dass Du Dich ärgerst.
Mach dir mal Gedanken, woher dieses angebliche Trauma und der Ärger kommt. Die Ursache dafür sind solch unfaire Methoden von dir, wie das jetzt eben auch, denn da stand eine Frage von mir und keine Aussage, die deine Behauptung bestätigt. Das habe ich auch mit den entsprechenden Zitaten von mir und den von dir sinnentstellten, und geschnetzelten Zitaten belegt. Das ist einfach nur unverschämt, jetzt immer noch so zu tun als hättest du beim geschnetzelten Zitieren nicht gewusst, warum das tust.

Anton B.
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 16:20

#453 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Anton B. » Sa 2. Mär 2019, 14:29

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 13:38
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 11:47
Dass die Erde eine Kugel ist wissen wir seit mindestens 500 Jahren.
Das steht uns als 3-D-ler auch zu - aber stelle Dir mal vor, die Erde wäre in "Wirklichkeit" 5 D? - Da wären wir doch mit unserem Verständnis so etwas ähnliches wie Flach-Erdler, oder nicht?
Klar! Und wenn sie nun 6-dimensional wäre? Oder 7-dimensional? Da gibt es schon unendlich viele Ausprägungen, die Deine Wirklichkeit potentiell spezifisch annehmen kann.

Und wenn wir zu dem Wissen kommen, sie ist n-dimensional kommst Du mit "... sie kann aber auch in Wirklichkeit n+1-dimensional sein."

Wofür ist das gut? Wie ist das begründet? Zumal ja die zukünftige Gültigkeit eines als zeitgenössisches Wissen interpretierten Modells ja auch aus der Wissenschafttheorie her nicht gesichert ist. Und dieses nicht-Sicher-sein-können, das kann man im Gegensatz zu Deinen Luftschlössern eben vernünftig begründen.

Du schaffst Dir mit Deiner Wirklichkeitsvorstellung einfach nur eine persönliche Rückfallebene, mit der Du ad-hoc vor Dir selber alles nach belieben in Frage stellen kann.

Ich bleibe dabei: Dein Einsatz "pro" Wahrheit gemessen an Deinem Konzept der ontologischen Wirklicbkeit ist nicht vernünftig begründet. Dein Konstrukt dient eigentlich nur dazu, um persönliche Anschauungen weiterhin als valide in der Konkurrenz zu anderen Modellen vertreten zu können. Deshalb Dein ständiges "Aber es kann doch in Wirklichkeit sein, dass ..."

Und bezüglich der möglichen 4-dimensionalen Erde: Eine solche Erkenntnis stellt ja nun wissenschaftlich überhaupt keine Überforderung für uns dar! Wenn ein 3-dimensionales Modell (die Flacherde ist übrigens auch eines) nicht vernünftig vorhersagen kann, dann formulieren wir eben ein mathematisch 4-dimensionales, von mir aus auch 5-dimensionales oder was-auch-immer Modell, und das dann einfachste Modell mit ausschließlich bewährten Vorhersagen wird dann unser zeitgenössisch-gültiges Modell. Alles ganz easy!

Und wenn Dir persönlich das nicht gefällt, dann kommt halt wieder Deine persönliche in-Frage-Stellung. Das bleibt Dir ja auch unbenommen, ist aber eben nur heiße Luft.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Anton B.
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 16:20

#454 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Anton B. » Sa 2. Mär 2019, 14:48

closs hat geschrieben:
Di 26. Feb 2019, 20:28
Anton B. hat geschrieben:
Di 26. Feb 2019, 19:30
Ich versuche ja nicht, mit meinen Beobachtungen sondern zu den Beobachtungen authentisch zu sein. Das ist ein feiner Unterschied.
Moment: Dein Modell versucht authentisch zu Deinen Beobachtungen zu sein - oder nicht?
Zu den bekannten Beobachtungen.

closs hat geschrieben:
Di 26. Feb 2019, 20:28
Anton B. hat geschrieben:
Di 26. Feb 2019, 19:30
Indem man schon mal kritisch fragt, wo diese Vorstellung einer Wirklichkeit uns wirklich hilft?
Du fällst immer wieder (wie viele hier) in anthropozentrische Muster.
Sicherlich nur in dem Maße, wie Erkenntnis begründet werden kann. Und das ist eben nur bis zu uns der Fall. Ich verfalle also nicht in das anthropozentrische Muster, sondern gehe nur zu dem, was vernünftig begründet ist. Und Du bist ja nicht in der Lage, diese Grenze mittels einer vernünftigen Begründung der "wirklichen" Existenz Deiner Wirklichkeit zu durchbrechen.

closs hat geschrieben:
Di 26. Feb 2019, 20:28
Wir müssen lernen, dass das, was der Fall ist, mit oder ohne uns der Fall ist - wir sind vollkommen irrelevant, was deren Existenz angeht.
Jawoll Herr Oberlehrer! Haben der Herr Studienrat auch eine Begründung parat oder ist das Teil des closs'schen Manifests? Hat also eine ähnliche Qualität, wie das Glaubensbekenntnis "Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine" und sollte folglich im Religionsunterricht im Fach "closs'sche Glaubenslehre" den Schülern in die Hirnwindungen geprügelt werden?
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#455 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » Sa 2. Mär 2019, 15:04

Anton B. hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:29
Wofür ist das gut?
Aus meiner Sicht nur dafür, dass man zwischen Wahrnehmung und Sein zu unterscheiden versteht - es sei denn, man definiert "Wirklichkeit" als Wahrnehmungsgröße. - ERnsthaft - es ist durchaus seriös, wenn jemand sagt "Wirklichkeit ist das, was ich erlebe". - Aber es ist halt ein Unterschied zu "Wirklichkeit ist das, was unabhängig von mir IST". - Mir sind BEIDE Definitionen recht - nur hätte ich gerne, dass jedem SEINE Definition bewusst ist und jeder konsequent damit umgeht.

Anton B. hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:29
Dein Konstrukt dient eigentlich nur dazu, um persönliche Anschauungen weiterhin als valide in der Konkurrenz zu anderen Modellen vertreten zu können.
Davon abgesehen, dass "Definition" und "Weltanschauung" zwei Paar Stiefel sind, ist die Frage der Validität abhängig davon, wie man "valide" definiert (sorry). - Ontisch ist mein Modell selbstverständlich valide (nach MEINEM Verständnis), wissenschaftlich ganz sicher nicht, da meine Aussage keine methodische, sondern eine philosophische ist.

Anton B. hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:29
Wenn ein 3-dimensionales Modell (die Flacherde ist übrigens auch eines) nicht vernünftig vorhersagen kann, dann formulieren wir eben ein mathematisch 4-dimensionales, von mir aus auch 5-dimensionales oder was-auch-immer Modell, und das dann einfachste Modell mit ausschließlich bewährten Vorhersagen wird dann unser zeitgenössisch-gültiges Modell. Alles ganz easy!
Wissenschaftlich richtig. - Aber trotzdem wirst Du mit Deinen Sinnen nur 3D feststellen können, oder nicht?

Andreas hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:23
Es geht hier jetzt allein um die Definition von DEINEM Sprachgebrauch von Wirklichkeit
Nein - ich will wissen, wie "man" "Wirklichkeit" versteht.

Andreas hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:23
denn du benutzt dieses Wort Wirklichkeit hier tausende Male selbst.
Ja - mal anthropozentrisch, mal ontisch - um zu zeigen, das W". je nach Definition ganz Unterschiedliches bedeuten kann.

Andreas hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:23
Ich will von dir nicht wissen, wie ich das verstehe - DAS weiß ich besser als du
Ich will wissen, wie DU es verstehst: Anthropozentrisch, ontisch, gibt es sonst noch was?

Andreas hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:23
Deshalb will ich wissen, was das Wort Wirklichkeit in deiner Frage bedeutet
Ob Wirklichkeit abhängig sei von menschlicher Wahrnehmung. - Hier vertrete ich die ganze Zeit die Meinung "Nein", weiß aber auch, dass es in der QM Fälle gibt, wo die Antwort "Ja" lautet. - Für den Kontext hier ist die Antwort "Nein".

Andreas hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:23
Die Ursache dafür sind solch unfaire Methoden von dir, wie das jetzt eben auch, denn da stand eine Frage von mir und keine Aussage, die deine Behauptung bestätigt.
So lese ich nicht. - Du stellst manchmal Fragen, die man schlicht nicht beantworten kann, wenn man differenziert denkt - Du willst dann gerne mit dem Kopf durch die Wand - schwierig.

Anton B. hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:05
Ein nutzloses Konstrukt. Niemand hier hat bisher die Existenz einer ontologischen Wirklichkeit sensu closs als Konzept weiter vernünftig begründen können.
Naturwissenschaftlich ist das richtig - weil es ja ein meta-naturwissenschaftliches Konstrukt ist - da KANN die Naturwissenschaft nichts begründen.

Nein, der Sinn liegt woanders: Soll man "Wirklichkeit" verstehen
* als das, was man selber erlebt/messen kann?
* als das, von dem man selber einen Teil erlebt/messen kann?
* als das, was man durch sich selbst erst erzeugt (siehe QM)?
* als das, was von einem unabhängige Entität ist?
* als das, was Vorstellung von einem ist und keine unabhängige Entität ist?
* etc.

Die Antwort darauf zeigt, wie man den Menschen in Bezug auf die Welt versteht.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#456 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » Sa 2. Mär 2019, 15:10

Anton B. hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:48
Ich verfalle also nicht in das anthropozentrische Muster, sondern gehe nur zu dem, was vernünftig begründet ist.
Wobei "Vernunft" anthropogen definierst ist - da beißt sich die katze in den Schwanz. - Außerdem: Meinst Du "vernünftig" in Bezug auf Beobachtungen oder auf Logik?

Anton B. hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:48
Haben der Herr Studienrat auch eine Begründung parat?
Genauso wie Du nur eine Glaubensbegründung: Ich glaube nicht, dass diesseits der QM-Welt "das, was der Fall ist" wahrnehmungs-abhängig ist. - Aber Du hast recht: Das ist letztlich ein Glaubensentscheid.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#457 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Pluto » Sa 2. Mär 2019, 15:24

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 13:38
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 11:47
Doch, sicher kann ich das. Dafür sind Messgeräte da.
Streng genommen nein, weil auch die messgeräte Vorstellung sein könnten.
Streng genommen, können richtig eingestellte Messgeräte nicht falsch sein. Sie zeigen uns die Wrklichkeit, wie sie ist.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 11:47
Hier kommt die Vernunft ins Spiel: "Was ist vernünftig?"
Definitions-Sache - meistens wird sie anthropogen und somit nicht universal interpretiert.
Wirkliche Vernunft kann man nicht definieren. Hier als Beispiel ein Versuch "Junggeselle" zu definieren...
1) Max lebt seit Jahren mit seiner Freundin zusammen
2) Franz lebt bei seinen Eltern
3) Fritz ist katholischer Priester
4) Hans und Moritz leben glücklich in einer quasi-Ehe zusammen

Fazit: Definitionen sind IMMER anthropogen und können gar nicht universal sein. Wir müssen uns auf eine Definition einigen, erst danach können wir sagen etwas ist vernünftig.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 11:47
Wirklichkeit muss nicht im Jetzt messbar sein, aber es muss prinzipiell messbar sein.
Auch hier: Reine Definitions-Sache. - Andere definieren "W." als "das, was ich erlebe" - wieder andere definieren "W." als "das, was der Fall ist, ob ich es messen kann oder nicht". - Reine Definitions-Sache.
Nein. Es geht nicht um die Definition von Wkrlichkeit; es daarum, dass Messungen niemals lügen können.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 11:47
Nein. Modelle sind der Versuch die Wirklichkeit darzustellen. Sie können falsch immer sein. Sie haben NICHTS mit Vorannahmen zu tun.
Sie haben die Funktion von Vorannahmen:
1) Was kommt beim Modell "Jesus war nur Mensch?" raus, wenn ich die Bibel interpretiere?
2) Was kommt beim Glaubensentscheid "Jesus war auch göttlich" raus, wenn ich die Bibel interpretiere?
Keine Ahnung. Das sind keine Vorannahmen eines HKE-lers. Der HKE-ler setzt nichts.

Ganz anders sieht es beim Kanoniker aus. Er muss setzen, dass Jesus göttlich, sonst kommt nicht das gewünschte Ergebnis raus.

closs hat geschrieben:Sturkturell ist das exakt dasselbe.
Nein.
Du bist davon besessen, dass immer Vorannahmen gesetzt werden müssen, und willst nicht akzeptieren, dass man möglichst ohne Vorannahmen an Probleme herangehen sollte.

closs hat geschrieben:Naja - es ändert etwas an der Erkenntnis-Tiefe. - Wenn man logisch erkannt hat, dass es Wirklichkeit geben kann, die wahrnehmungs-mäßig/per Wissenschaft nicht erreichbar ist, geht man möglicherweise anders mit der wahrnehmbaren Welt um.
Keine Ahnung was du mit Erkenntnis-Tiefe meinst. Die wissenschaftliche Methode führt immer zum Ziel, manchmal zu einem Ziel das uns nicht gefällt, aber so ist Wissenschaft nun mal. Wir Wissenschaftler sind immer bereit unsere Meinung zu ändern. Der Punkt ist, wissenschaftliche Methodik funktioniert in der Praxis immer ohne Vorannahmen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 11:47
Nun überprüfen wir dein Modell: Wo werden z.B. Erinnerungen abgelegt?
So lange wir (irdisch) leben, im Gehirn. - Solange wir (irdisch) leben, ist das Gehirn das Zugangstor zur irdischen Existenz.
Und danach?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 11:47
Wenn du pragmatisch denkst, ist es auch nach deinem Weltbild möglich, dass Gott den Brunnen porös gemacht hat.
Ja - wäre ebenfalls möglich. - Ich persönlich glaube, dass Willensfreiheit, Natur und Fügung jeweils autonom sind.
So sehe ich das auch: wir sind autonome Roboter die unseren Gewohnheiten und Präferenzen folgen. Allerdings gehört Fügung nicht dazu.

closs hat geschrieben:Gott hat es zugelassen und es sogar für richtig empfunden, weil er es sonst nicht gefügt hätte. - "Töten" ist irreführend, weil streng genommen der irdische Tod das Leben ist - wenn also Gott 200.000 Leute irdisch sterben lässt ("Fügung"), sind diese nicht tot, sondern in Lebens-Sicherheit (sage ich als Allversöhner).
Aha! Wie erklärst du dann, dass so viele Menschen (auch Christen) am Leben festhalten?
Was ist, wenn du dich irrst, und dieses Leben das einzige ist was wir haben.

closs hat geschrieben:Das steht uns als 3-D-ler auch zu - aber stelle Dir mal vor, die Erde wäre in "Wirklichkeit" 5 D? - Da wären wir doch mit unserem Verständnis so etwas ähnliches wie Flach-Erdler, oder nicht?
Welche Belege hast du dafür, dass die Wirklichkeit 5-D ist? Das ist doch NUR in deiner Vorstellung so.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Anton B.
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 16:20

#458 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Anton B. » Sa 2. Mär 2019, 15:58

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:04
Anton B. hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:29
Wenn ein 3-dimensionales Modell (die Flacherde ist übrigens auch eines) nicht vernünftig vorhersagen kann, dann formulieren wir eben ein mathematisch 4-dimensionales, von mir aus auch 5-dimensionales oder was-auch-immer Modell, und das dann einfachste Modell mit ausschließlich bewährten Vorhersagen wird dann unser zeitgenössisch-gültiges Modell. Alles ganz easy!
Wissenschaftlich richtig. - Aber trotzdem wirst Du mit Deinen Sinnen nur 3D feststellen können, oder nicht?
Ja. Aber interessiert doch nicht. Es wäre höchstens bei dem Prozess (1) "Sehen", (2) "aus dem Sehen ableiten" und (3) "Wissen" der Fall. Da ist der Mensch mit seiner Methodik der Erkenntnisgewinnung aber schon lange darüber hinaus.

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:04
Anton B. hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:05
Ein nutzloses Konstrukt. Niemand hier hat bisher die Existenz einer ontologischen Wirklichkeit sensu closs als Konzept weiter vernünftig begründen können.
Naturwissenschaftlich ist das richtig - weil es ja ein meta-naturwissenschaftliches Konstrukt ist - da KANN die Naturwissenschaft nichts begründen.
Ja, gut erkannt. Das Problem ist das "vernünftig begründet". Vernünftig begründet ist weder die Existenz Deines Konstruktes und auch nicht die Fruchtbarkeit seiner ad-hoc-Annahme. Was Du sagen kannst ist: "Ich bin der Meinung, dass ..." Und Du hast doch das Recht, alles mögliche zu meinen. Dieser Charakter als Meinung, Überzeugung, möglicherweise Glaube sollte Dir aber bewusst sein.

Mir ist ja auch bewusst, wohin das Wissen der Wissenschaft nur reichen kann und wie die Begründungsstrukturen dafür sind.

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:04
Nein, der Sinn liegt woanders: Soll man "Wirklichkeit" verstehen
* als das, was man selber erlebt/messen kann?
* als das, von dem man selber einen Teil erlebt/messen kann?
* als das, was man durch sich selbst erst erzeugt (siehe QM)?
* als das, was von einem unabhängige Entität ist?
* als das, was Vorstellung von einem ist und keine unabhängige Entität ist?
* etc.

Die Antwort darauf zeigt, wie man den Menschen in Bezug auf die Welt versteht.
Nein, zeigt es nicht. Es zeigt, in wie weit man sich über das, was man vernünftig begründet vertreten kann, im Klaren ist. Oder auch nicht. Und die mit Deinem Punkt "als das, was von einem unabhängige Entität ist" verbundene Annahme, es gäbe Deine ontologische Wirklichkeit, kann ja sogar ich, wie jeder andere Naturwissenschaftler annehmen. Ich muss das ja gar nicht ablehnen. Nur konkret damit anfangen, kann ich eben nichts damit. In dem Fall wäre ich mir einer übergeordneten Instanz durchaus bewusst, wäre also gar nicht innerlich anthropozentrisch. Und nur, weil mir meine Grenzen bewusst sind, ich damit nicht reüssieren kann, adressierst Du dann den Vorwurf des Anthrozentrismus an mich.

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:10
Anton B. hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:48
Ich verfalle also nicht in das anthropozentrische Muster, sondern gehe nur zu dem, was vernünftig begründet ist.
Wobei "Vernunft" anthropogen definierst ist - da beißt sich die katze in den Schwanz.
Nur bei Dir. Für uns ist "vernünftig begründet" eben "vernünftig begründet". Entgegen Deiner offensichtlichen Anschauung machen wir ja kein Programm daraus, was uns zu Göttern macht. Es sind eben in der Tat "nur" unsere vernünftigen Begründungen. Wir lehnen ja nicht ab, mehr zu wissen, und uns unser Wissen von "Außen" diktieren zu lassen. In eingeschränkter Form machen das die Beobachtungen ja jetzt auch schon. Aber sage uns bitte, wie wir unsere Erkenntnisgrenzen überwinden und unsere Erkenntnisse uns dann trotzdem weiterhin helfen. Du bist doch am Zuge!

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:10
Außerdem: Meinst Du "vernünftig" in Bezug auf Beobachtungen oder auf Logik?
Beides gleichermaßen. Konjunktivisch.

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:10
Anton B. hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 14:48
Haben der Herr Studienrat auch eine Begründung parat?
Genauso wie Du nur eine Glaubensbegründung:
Warum Glaubensbegründung bei mir? Du kannst es nach Deinem Verständnis anthropozentrisch auffassen, aber Wissen mit Glaube gleichzusetzen entspricht der zwar begründeten, aber nicht vernünftig begründeten Argumentationsstrategie von Roland, wenn er ET und Kreationismus gleichermaßen als Glaube bezeichnet.

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:10
Ich glaube nicht, dass diesseits der QM-Welt "das, was der Fall ist" wahrnehmungs-abhängig ist. - Aber Du hast recht: Das ist letztlich ein Glaubensentscheid.
Eine wichtige Feststellung. Nicht um Deinen "Glauben" an die Wirklichkeit jetzt schlecht machen zu wollen. Du kannst ja auch glauben. Und obwohl ich intellektuell die Unsinnigkeit der Wirklichkeit als das, was hinter allen Beobachtungen der Fall ist, nachvollziehen kann, ist die Annahme einer solchen Wirklichkeit für mich immer noch eine "schöne Sache". Nur, in welchem vernünftig begründeten Diskussionszusammenhang soll ich das einbringen können? Im Glauben wäre das möglich, denn da kann ich annehmen, muss aber eben nicht vernünftig begründet rechtfertigen. So sieht das für mich aus.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Benutzeravatar
Andreas
Beiträge: 5148
Registriert: So 21. Apr 2013, 19:15

#459 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Andreas » Sa 2. Mär 2019, 16:09

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:04
Ob Wirklichkeit abhängig sei von menschlicher Wahrnehmung. - Hier vertrete ich die ganze Zeit die Meinung "Nein"
Lenk nicht schon wieder ab. Es geht hier die ganze Zeit noch und nur darum, von dir eine Antwort auf diese andere Wirklichkeit deiner ursprünglichen Frage zu bekommen, auf die ich mich hier auch bezog:
Andreas hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 00:18
closs hat geschrieben:
Fr 1. Mär 2019, 22:19
Andreas hat geschrieben:
Fr 1. Mär 2019, 21:16
Bitte belehre mich darüber, wann Wahrnehmung keine Vorstellung sei.
Wenn sie 100%ig mit der ontologischen Wirklichkeit übereinstimmt - aber das ist nicht nachprüfbar.
Und wenn sie 100%ig mit der Wirklichkeit übereinstimmt, ist Wahrnehmung eine Vorstellung - oder was? Wäre das dann auch nicht nachprüfbar?
Ich hätte nach wie vor gerne eine komplette Antwort auf diese Frage - OHNE dass du wieder von deiner ontologischen Wirklichkeit anfängst. Um DIE geht es hier ja gar nicht sondern um deine Definition DEINES Wortes "Wirklichkeit" im Gegensatz zu DEINEM Wort "ontologischer Wirklichkeit" - auch nicht, wie irgendjemand außer dir das Wort Wirklichkeit üblicherweise verstehen mag - das kann dir ja jeder selbst sagen und tat das ja auch schon. Jetzt bist du dran.

Claymore
Beiträge: 812
Registriert: Fr 5. Okt 2018, 13:34

#460 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Claymore » Sa 2. Mär 2019, 16:56

closs hat geschrieben:
Fr 1. Mär 2019, 22:19
Claymore hat geschrieben:
Fr 1. Mär 2019, 21:18
Wie lange willst du eigentlich noch auf dem “res extensa” herumreiten?

Das ist nur noch philosophiegeschichtlich interessant. Ein Elektron hat keine räumliche Ausdehnung.
Das ist jetzt etwas blamabel für Dich. - Nach heutigem Verständnis würde Descartes "Res extensae" als "physikalische Welt" bezeichnen.
Aha. Also geht es gar nicht um die res extensae. Das war nur metaphorisch. Tatsächlich soll es um die physikalische Welt gehen.

Da sind wir jetzt ein gutes Stück weiter gekommen … weit weg von der ontischen Wirklichkeit.

Was ist nun die physikalische Welt?

Ist das ein wohldefinierter Begriff?

Antworten