Philosophie nach Markus Gabriel

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#21 Re: Philosophie nach Markus Gabriel

Beitrag von closs » So 27. Okt 2019, 20:24

sven23 hat geschrieben:
So 27. Okt 2019, 17:19
Er hat immer noch Recht. Wer zusätzliche, meist unnützte Zusatzhypothesen benötigt, hat die schlechteren Karten.
In der Welt Deines Vorverständnisses mag das so sein - das reicht aber in den Geisteswissenschaften nicht. ---- Mir scheint, dass Geisteswissenschaft auf etwas runtergestutzt werden soll, was systemgerecht ist. - Dazu fällt mir ein Witz ein, der so wahr ist, dass mir beim ersten Hören das Lachen im Hals stecken geblieben ist:

Ein Mann geht zum Maßschneider, lässt sich einen Anzug anmessen. - Als er nach 3 Wochen wieder kommt und anprobiert, stellt er fest, dass der rechte Arm zu lang, das linke Bein zu lang, der linke Arm zu kurz, das rechte Bein zu kurz geschnitten wurde. - Darauf hin zeigt ihm der Schneider, wie man durch Strecken und Einziehen der jeweiligen Körperteile erreichen könne, dass alle Hosenbeine und Kittelärme die richtige Länge hätten.

Dementsprechend verrenkt läuft der Mann auf die Straße - wie es der Zufall will, laufen hinter ihm zwei Orthopäden, die rätseln welche Krankheit er hat. - Morbus Bechterew? Nein - Rachitis? Nein - Osteoporose? Nein. --- Sie rätseln und rätseln und nichts passt. ------- SChweigen ---- Dann sagt einer der beiden Orthopäden: Aber einen super SChneider hat er.


Mit diesem Witz ist eigentlich alles erklärt.

SilverBullet
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#22 Re: Philosophie nach Markus Gabriel

Beitrag von SilverBullet » So 27. Okt 2019, 20:38

“sven23“ hat geschrieben:
“closs“ hat geschrieben:Und vor allem: Wie kommt diese Hirnleistung darauf, ausgerechnet ein Ich-Bewusstsein zu machen, das einem nur im Wege ist, wenn man über die "Leibes- und Lebens-Notdurft" hinausdenkt?
Warum soll die Hirnleistung im Wege sein? Ihr verdanken wir doch gerade unseren kulturellen und zivilisatorischen Fortschritt.
Nicht der eigentlichen Frage ausweichen! – das machen nur Philosophen und so ist es auch sehr erheiternd, was im Eingangsvideo so alles aus der Bütt vorgeführt wurde. Das ist eine Ansammlung von Unsinnigkeiten, wie ich sie lange nicht gehört habe.

Insgesamt war ich aber sehr erfreut über diese Schenkelklopfer, denn wo sonst als in der Philosophie sollte man all diesen Unsinn entsorgen.

Die Behauptung, welche „nicht zugänglichen Wahrnehmungsanteile“ Tiere im Gegensatz zu Menschen nicht aufbauen können sollen, obwohl wir keinerlei Grundlage für so eine Aussage haben, ist schon eine dolle Nummer - Kompliment and die Philosophen.

Jetzt aber zur aktuellen Frage, woher kommt es, dass die Gehirnkomplexität, zu Reaktionen führt,also quasi "zu uns über eine Ich-Bewusstseins-Überzeugung“
Es ganz einfach, die Philosophen liegen falsch mit ihrer Wunsch-Behauptung, dass es im Menschen zu vollständig andersartigen Wahrnehmungsanteilen kommt.

Der Körper ist der Regelkreis, der die Komplexität des Gehirns mit seinen Zusammenhängen belastet, so dass sie sich ausrichtet.
Das „Ich“ ist der handelnde Körper.
Wo ein Körper, da breitet sich dieser (also seine Zusammenhänge) in der Wahrnehmung aus.
Die Komplexität entspricht dem Umfang an Zusammenhängen, die in Reaktionen beachtet werden, nicht in irgendwelchen „Naturanteilen“ à la „Luftkörper“ (“Geist“)

Über die Medizin wurde das Phänomen entdeckt, dass manche Menschen nur eine Gehirnhälfte haben – die Ärzte haben wohl „Bauklötze“ gestaunt, weil sie von dem Ansatz von festgelegten Gehirnregionen ausgegangen sind.
Falsch, der Regelkreis „Körper“ kann auch „nur eine“ Gehirnhälfte ausformen.

Hier wird nicht mit „Ontologien“ gespielt, sondern hier geht es um Funktionalität.
Hier geht es nicht um dumme Verlagerung von Problemen à la „auf der Molekühlebene geschieht etwas“, sondern um Körperzellen und Körperaktivität.

Das religiös/philosophische Wunschkonzert ist bereits beendet, sie wissen es nur noch nicht.

Ich bin so froh, dass „Gabriel“ die Integrated-information-Theorie (IIT) von „Tononi“ entdeckt und lieb gewonnen hat.
Vor einigen Jahren habe ich mich auch tatsächlich mal einen Tag damit beschäftigt, allerdings wird der Informationsbegriff falsch eingesetzt, denn dort ist das „Bedeutungskonzept“ versteckt enthalten (und zwar voraussetzend) und genau hierfür soll ja eine Theorie eine Erklärung liefern und es nicht unsinnigerweise als Werkzeug verwenden.
In der Folge messen und berechnen „Koch“ und „Tononi“ sogar für Handys, in wie weit sie „Informationen integrieren“ :-)
Exakt das „Bedeutungs“-Thema ist die grosse Lücke in der Philosophie, die mit ständig neuen Ontologien geschlossen werden soll – da ist es kein Wunder das „Gabriel“ voll auf ein Zeugs abfährt, das „Bedeutung“ genauso wenig erklären/lösen kann wie er :-)
Mit seinen „Sinnfeldern“ springt er ja auch mitten hinein ins philosophische Wunschreich - unterhaltsamer Unsinn.

Meine „absolute Begeisterung“ für das Video gründet sich aber auf der Tatsache, dass „Gabriel“ so langsam klar und deutlich seinen „Geist“-Quatsch präsentiert, denn in den vorherigen Beiträgen von ihm, konnte man mit viel Augenzwinkern sagen „vielleicht meint er annähernd das richtige, drückt sich nur ungeschickt aus“, aber das, was hier präsentiert wurde ist schon „ganz grosses Luftkörper-Theater“ :-)

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abc
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#23 Re: Philosophie nach Markus Gabriel

Beitrag von abc » Mo 28. Okt 2019, 08:51

Dieser Thread hat sich nicht dem 'Egomanischen Tier' verschrieben, auch wenn sich vielleicht noch herausstellen sollte, daß der vermeintliche Philosoph mit seiner Lehre genau diese Kreatur begünstigt!

Bild
https://20frontstreet.com/wp-content/up ... Poster.jpg

Darum bitte ich alle 'Ego-Tiere & Tierphilosophen' beim Thema zu bleiben, sprich, der "Philosophie nach Markus Gabriel" und nicht jede erstbeste Gelegenheit zu nutzen, um einen weiteren Thread zu kapern, namentlich closs & sven23.

Gruß
abc

PS: Die hirnlose Silberkugel dürft ihr gerne mitnehmen, auch wenn 3 Gehirnzellen zum Schein noch Smalltalk führen ...

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#24 Re: Philosophie nach Markus Gabriel

Beitrag von SilverBullet » Mo 28. Okt 2019, 09:31

@abc
Sehr interessant, du scheinst die Schwelle zur Beleidigung immer deutlicher überschreiten zu müssen.
Der Zwang dahinter geht vermutlich von einer umfassenden Hilflosigkeit aus.

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#25 Re: Philosophie nach Markus Gabriel

Beitrag von abc » Mo 28. Okt 2019, 09:47

Der Zwang besteht wohl eher auf deiner Seite. Hast du die Beleidigungen nicht eröffnet?

Wer zudem, ohne irgend Einsehen in Kontext & Verlauf, so dumm austeilt, wie du "das Zucken der Reste", darf sich nicht wundern, wenn er entsprechend angezählt wird. Der große Unterschied zwischen uns beiden: ich bleibe bei meinen Leisten!

Neben der Philosophie gibt es ja - dem Mythos sei Dank - auch noch das Märchen. Du solltest dich einlesen oder einfach mal die Ohren spitzen ...


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#26 Re: Philosophie nach Markus Gabriel

Beitrag von SilverBullet » Mo 28. Okt 2019, 12:06

@abc
Du verkennst da ein wenig die Lage, denn „das Zucken der Reste“ (wohlgemerkt in Anführungszeichen) ist keine „Du bist so und so“-Aussage und erreicht damit noch nicht einmal die Qualität deines Lästerthreads „Die Gottesfürchtige Magd vom Fichtelgebirge“ (samt deiner Bildchen) mit der du in Vorlage gegangen bist.

Deine „Schleimer“-Bezeichnung, die von „Tree of life“ (also einer dritten Person) offensichtlich eindeutig als „mir zugeordnet“ verstanden wurde, ist schon das Überschreiten einer Grenze, aber was du gerade gemacht hast, ist eine eindeutige „Du bis so und so“-Abwertung (und zwar machst du es direkt, also ohne Anführungszeichen), du möchtest ja sogar noch die Anzahl meiner Gehirnzellen einschätzen können.

Dass du angeschlagen bist, ist mir klar (niemand sonst eröffnet einen derartigen Lästerthread), aber dass du das nun hier mit herein ziehst, wo ich noch nicht einmal einen Beitrag an dich gerichtet habe, lässt nur wenig Spielraum für Schlussfolgerungen:
mit meinem Beitrag treffe ich anscheinend eine „philosophische Arroganz“.

Wie wäre es wenn du da einfach mal pure Leistung einsetzen würdest?

Reden wir über Intelligenz,
reden wir über starke Emergenz,
reden wir über „auf Molekülebene geschieht etwas“,
reden wir über „Bedeutung“,
reden wir über „Geist“

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#27 Re: Philosophie nach Markus Gabriel

Beitrag von sven23 » Do 31. Okt 2019, 16:13

closs hat geschrieben:
So 27. Okt 2019, 20:24
sven23 hat geschrieben:
So 27. Okt 2019, 17:19
Er hat immer noch Recht. Wer zusätzliche, meist unnützte Zusatzhypothesen benötigt, hat die schlechteren Karten.
In der Welt Deines Vorverständnisses mag das so sein - das reicht aber in den Geisteswissenschaften nicht.
Das reicht allemal.

closs hat geschrieben:
So 27. Okt 2019, 20:24
---- Mir scheint, dass Geisteswissenschaft auf etwas runtergestutzt werden soll, was systemgerecht ist. - Dazu fällt mir ein Witz ein, der so wahr ist, dass mir beim ersten Hören das Lachen im Hals stecken geblieben ist:

Ein Mann geht zum Maßschneider, lässt sich einen Anzug anmessen. - Als er nach 3 Wochen wieder kommt und anprobiert, stellt er fest, dass der rechte Arm zu lang, das linke Bein zu lang, der linke Arm zu kurz, das rechte Bein zu kurz geschnitten wurde. - Darauf hin zeigt ihm der Schneider, wie man durch Strecken und Einziehen der jeweiligen Körperteile erreichen könne, dass alle Hosenbeine und Kittelärme die richtige Länge hätten.

Dementsprechend verrenkt läuft der Mann auf die Straße - wie es der Zufall will, laufen hinter ihm zwei Orthopäden, die rätseln welche Krankheit er hat. - Morbus Bechterew? Nein - Rachitis? Nein - Osteoporose? Nein. --- Sie rätseln und rätseln und nichts passt. ------- SChweigen ---- Dann sagt einer der beiden Orthopäden: Aber einen super SChneider hat er.

Mit diesem Witz ist eigentlich alles erklärt.
Das ist eine schöne Parabel auf die Theologie. :roll2:
Die Verrenkungen, die Glaubensideologen z. b. bei der Naherwartung hinlegen, sind durchaus vergleichbar mit deinem bedauernswerten Anzugträger.
Du solltest also dringend deinen Schneider, äh Theologen wechseln. :bleh:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#28 Re: Philosophie nach Markus Gabriel

Beitrag von SilverBullet » Do 31. Okt 2019, 20:39

Aus einem anderen Thread:

“Thaddaeus“ hat geschrieben:Nach Markus Gabriel existiert Pegasus nicht irgendwie weniger als z.B. reale Pferde. Aber es existiert auf eine andere Weise. Auf welche Weise bestimmt das Sinnfeld.
Es kann sein, dass „Markus Gabriel“ hier für beides das Wort „Existenz“ einsetzen möchte – nur ist das nicht vernünftig.

Ein reales Pferd ist ein Objekt, das den Anlass für das Aufstellen von beliebig vielen neuen Zusammenhängen bietet -> neue wahrnehmungsunabhängige Weltsituationen -> Existenz

„Pegasus“ ist nur eine Zusammenstellung von Zusammenhängen, die aus unterschiedlichen Anlässen für das Aufstellen von Zusammenhängen stammen -> keine Wahrnehmungsunabhängigkeit -> keine Existenz

Wichtig:
die Zusammenstellung von Zusammenhängen ist selbst kein Objekt, sondern eine Art „ablaufbedingter Einfluss auf Folgereaktionen“, d.h. es existiert die Ablaufgrundlage und es findet eine Veränderung statt, aber aus der Ablaufgrundlage und der jeweiligen Veränderung kann nicht zurück auf „Pegasus“ geschlossen werden, d.h. es liegt nicht nochmal ein Anlass zum Aufbau der „Pegasus“-Zusammenhänge vor.

Zur Existenz von Zusammenhängen wiederum liefert „Gabriel“ nichts – „Sinnfeld“ ist dafür kein Ausgleich.

„Geist und Sinnfeld“, sowie „Denken ist ein Sinn“ ist lediglich das Nachspielen der „Körper<->Umwelt“-Situation: ein handelndes Objekt steht einem anderen Etwas gegenüber.
=> Er redet über Körperzusammenhänge und behauptet, es ginge nicht um den Körper.

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#29 Re: Philosophie nach Markus Gabriel

Beitrag von closs » Sa 2. Nov 2019, 13:52

sven23 hat geschrieben:
Do 31. Okt 2019, 16:13
Das ist eine schöne Parabel auf die Theologie.
Auch auf die Theologie kann man es bei entsprechendem Vorverständnis anwenden - natürlich. - Aber denke bitte weiter: Es gilt für ALLE Vorverständnisse, die sich selbst nicht relativieren im Sinne von "Folgendes ist wahr, FALLS mein Vorverständnis wahr ist im Bezug auf das, was der Fall ist". - Prüfe also Dein Vorverständnis.


 

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sven23
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#30 Re: Philosophie nach Markus Gabriel

Beitrag von sven23 » Sa 2. Nov 2019, 13:54

closs hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 13:52
sven23 hat geschrieben:
Do 31. Okt 2019, 16:13
Das ist eine schöne Parabel auf die Theologie.
Auch auf die Theologie kann man es bei entsprechendem Vorverständnis anwenden - natürlich. - Aber denke bitte weiter: Es gilt für ALLE Vorverständnisse, die sich selbst nicht relativieren im Sinne von "Folgendes ist wahr, FALLS mein Vorverständnis wahr ist im Bezug auf das, was der Fall ist". - Prüfe also Dein Vorverständnis.
Ist geprüft und für gut befunden. :thmpup:




 
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