Banken außer Kontrolle?

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Andreas
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#31 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von Andreas » So 26. Okt 2014, 12:02

Pluto hat geschrieben:Es spielt eh keine Rolle. Heute liegt der Zinssatz bei Euro-Sparguthaben unter 1%.
Es geht doch nicht um die Zinsen die man von der Bank bekommt, sondern um die Zinsen welche die Banken fordern! Nimm mal einen Kredit auf oder eine Hypothek.
Wenn sich ein Staat Geld leiht, bekommt der es auch kaum zu 1 % Zinsen.
Anderes Beispiel: Wenn du jemandem einen Betrag seit 10 Jahren schuldest und er diesen Betrag einklagt und gewinnt, wird im Urteil stehen, dass du den Betrag zurückzahlen musst plus Zinsen. Da werden aber sicher nicht 1 % Zinsen im Urteil stehen sondern erheblich mehr und das weißt du genau.

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sven23
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#32 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von sven23 » So 26. Okt 2014, 12:05

Pluto hat geschrieben: Das Bankenproblem liegt woanders. Die Dienstleistungen lassen sich die Banken mit ihrer Monopolstellung zu hoch bezahlen. Damit meine ich nicht die Gebühren an den Kassenautomaten. Diese sind nur die Spitze des Eisbergs. Da gibt es weitaus lukrativere Quellen: Disagio auf Hypotheken, Hypothekarzinsen um die 5%, Bankspesen auf Aktientransaktionen, und, und, und...

Selbst das wäre alles nicht so schlimm. Schlimmer ist, daß die Banken immer noch zocken dürfen und für die Risiken die Staaten in Haftung nehmen. Gewinne werden kapitalisiert, Verluste sozialisiert.
Hat sich etwas gegenüber 2008 geändert? Hätte man heute den Mut, eine Bank pleite gehen zu lassen oder käme es dann wieder zum Dominoeffekt wie bei Lehmann Brothers?
Der Casino-Kapitalismus macht zwar einige wenige unglaublich reicht, birgt aber für die Volkswirtschaften hohe Risiken. Da ist die Eurozone schlechter aufgestellt als die USA.

Heute will die EZB die Ergebnisse des Bankenstresstests veröffentlich.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 29166.html

Ob diese Tests aussagekräftig sind, weiß ich nicht. Zu bedenken ist, daß die Pleitebanken der letzten Krise kurz zuvor die Stresstest alle bestanden hatten.
Zuletzt geändert von sven23 am So 26. Okt 2014, 12:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Pluto
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#33 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von Pluto » So 26. Okt 2014, 12:10

Andreas hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es spielt eh keine Rolle. Heute liegt der Zinssatz bei Euro-Sparguthaben unter 1%.
Es geht doch nicht um die Zinsen die man von der Bank bekommt, sondern um die Zinsen welche die Banken fordern!
Richtig.
Das war aber in deinem Beispiel anders.
Andreas hat geschrieben:Hätte der Vater von Jesus 1 Cent (in Worten einen) damals verzinst bei einer Bank angelegt...

Andreas hat geschrieben:Wenn sich ein Staat Geld leiht, bekommt der es auch kaum zu 1 % Zinsen.
Dann machen die was falsch.
Außerdem muss man die Kreditdauer immer mit berücksichtigen. Kurzfristiges Geld ist billiger als langfristiges.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#34 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von sven23 » So 26. Okt 2014, 12:18

Pluto hat geschrieben:Dann machen die was falsch.
.

Richtig, zur Zeit bekommen die Banken das Geld bei der EZB fast zum Nulltarif. Die EZB flutet die Eurozone mit Geld, nur kommt es bei Kreditnehmern nicht so an, wie es wünschenswert wäre. Wo geht das Geld hin, was machen die Banken mit den Milliarden?
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Andreas
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#35 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von Andreas » So 26. Okt 2014, 12:24

Pluto hat geschrieben: Das war aber in deinem Beispiel anders.
Andreas hat geschrieben:Hätte der Vater von Jesus 1 Cent (in Worten einen) damals verzinst bei einer Bank angelegt...
Ah, jetzt verstehe ich, was du meinst. Dieses Beispiel sollte ja auch nur die Dynamik von exponentiellem Wachstum das prinzipiell dem Zins innewohnt offenlegen.

ALLES Geld ist Schuldgeld und eben wegen dieser Dynamik können Schulden ab einem gewissen Punkt nicht mehr beglichen werden. Die Schuld wird automatisch immer größer. Das Wachsen der Schulden hat nichts mit Über-Den-Verhältnissen-Leben, schlechtem Wirtschaften, mangelnder Regulierung, nicht mal etwas mit Gier zu tun. Das ist schlicht eine mathematische Gesetzmäßigkeit. Der Zins an sich ist nicht kontrollierbar.

Dieses Geldsystem ist Wahnsinn, Esoterik, Glaube. Hör dir doch mal Börsennachrichten an und achte auf die verwendeten Begriffe: Erwartungen, Spekulationen, Hoffnungen, Ängste, Wünsche ... wie auf einer Esoterikmesse. Wir wollen es nicht wahrnehmen, wahrhaben - so wie manche nicht an die Evolution oder Abiogenese glauben wollen, oder dass es keine weltweite Sintflut gab, oder dass es keinen Gott gibt oder dass es einen Gott gibt. Die Mathematik ist unbestechlich aber wenn ihre Resultate uns nicht passen, ignorieren wir sie eben. Was das Geld angeht, sind wir alle im Glauben vereint, denn davon lassen wir uns unser Leben bestimmen. Geld regiert die Welt. Wir haben uns dieser Regierung gehorsam unterworfen. Geld ist unser Götze und auf seinem Altar opfern wir unsere Kinder.

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#36 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von Andreas » So 26. Okt 2014, 13:09

sven23 hat geschrieben:Bei 5% schlägt der Zinseszinseffekt schon voll durch, hier wären es über 35 Milliarden Erden aus purem Gold.
Huch, sehe ich erst jetzt, dass du mir den Gefallen getan hast. Danke dafür. :Herz: :thumbup:
Wenn man diese Dynamik exponentiell wachsender Effekte in die Köpfe bringen würde, wäre der erste Schritt aus der Misere getan. Wieso wird das seit Jahrhunderten nicht gemacht, von den Politikern, den Bankern, den Medien, wieso wird das nicht von den Kanzeln in den Kirchen gepredigt, wieso wird das in den Schulen nicht in die Köpfe geprügelt? Die Mathematik wird gelehrt, aber was es bedeutet nicht. Dabei kann man das an so anschaulichen Beispielen aufzeigen. Ich fasse es nicht.

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#37 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von Pluto » So 26. Okt 2014, 13:17

Andreas hat geschrieben:ALLES Geld ist Schuldgeld.
Das stimmt so nicht, bzw. das ist zu stark vereinfacht dargstellet.
Schließlich bestimmen die Nationalbanken die Geldmenge im Umlauf.

Andreas hat geschrieben:Die Schuld wird automatisch immer größer. Das Wachsen der Schulden hat nichts mit Über-Den-Verhältnissen-Leben, schlechtem Wirtschaften, mangelnder Regulierung, nicht mal etwas mit Gier zu tun. Das ist schlicht eine mathematische Gesetzmäßigkeit. Der Zins an sich ist nicht kontrollierbar.
Schulden unterliegen einer vertraglichen Regelung. Keiner ist im Pronzip gezwungen, Schulden zu machen.

Ich habe noch nie etwas auf Kredit gekauft, mit einer Ausnahme: Ich habe mein Haus mit Hypotheken finanziert. Im Nachhinein stellte sich das aber als ganz großer Vorteil heraus, weil ich es Anfang des Jahres gut verkaufen konnte. So habe ich mit der Wertsteigerung die Zinsen wettgemacht.

Dieses Geldsystem ist Wahnsinn, Esoterik, Glaube.
Einverstanden. Die Banken sind KEINE Unschuldsengel.
Sie sind die Parasiten unseres Wirtschaftssystems, und können das System fast beliebig ausbeuten, dank der Liberalisierung und ihrer de facto Monopolstellung. Andererseits darf man ihre Rolle als Kreditgeber und Quelle der Liquidität im Markt nicht einfach unter den Teppich kehren. Banken erfüllen eine notwendige Aufgabe, NUR kontrollieren müsste man sie besser. Den meisten Politikern fehlt leider das Wissen dazu.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#38 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von Andreas » So 26. Okt 2014, 13:32

Pluto hat geschrieben:Schulden unterliegen einer vertraglichen Regelung. Keiner ist im Pronzip gezwungen, Schulden zu machen.
Selbst wenn jemand nie einen Kredit aufgenommen hat, zahlt er Zinsen in dem Moment in dem er Geld in die Hand nimmt und sich nur ein paar Schuhe kauft oder eine Semmel. Jeder Euro, jeder Dollar besteht aus einem exponentiell wachsendem Anteil von Zinstilgung. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Zinslast mehr als 100 % beträgt. Pleite sind wir dann, wenn wir die Zinsen nicht mehr bedienen können, von der Rückzahlung der Schulden ist nie die Rede. Denn würde jeder seine Schulden tatsächlich zurückzahlen, wäre das Geld vom Markt verschwunden. So ist jeder mitschuldig - ganz wertfrei ist das objektive Schuld im Sinne unseres closs. Ob wir das wissen, oder nicht ändert nichts an der Sünde.
Pluto hat geschrieben:Einverstanden. Die Banken sind KEINE Unschuldsengel.
Es geht überhaupt nicht darum die Banken zum Sündenbock zu machen. Der Kapitalinhaber ist der Profiteur egal wo er sitzt, ob in einer Bank, in einer Aktiengesellschaft oder als "privater" Investor spielt keine Rolle.

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#39 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von Pluto » So 26. Okt 2014, 14:16

Andreas hat geschrieben:Selbst wenn jemand nie einen Kredit aufgenommen hat, zahlt er Zinsen in dem Moment in dem er Geld in die Hand nimmt und sich nur ein paar Schuhe kauft oder eine Semmel.
Das ist eine reine Behauptung von dir. Ich teile diese Meinung nicht.
Kannst du deine Behauptung auch belegen?

Andreas hat geschrieben:Der Kapitalinhaber ist der Profiteur egal wo er sitzt, ob in einer Bank, in einer Aktiengesellschaft oder als "privater" Investor spielt keine Rolle.
Das ist schließlich der Sinn der Marktwirtschaft mit der wir leben.
Die heutigen Zinsen sind nicht die Einkunftsquelle, die sie einmal waren. Die Superreichen leben von anderen Kapitalerträgen, wie Börsengewinne oder Dividenden auf ihren Aktienanteilen.

Bei alledem ist nicht zu übersehen, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander klafft. Dazu haben die Politiker alle Mittel und auch die Macht, den Profiteuren des Kapitals mit steuerlichen Maßnahmen entgegenzutreten. Deshalb sollte man Beschwerden dieser Art an die Adresse der Politiker richten. Leider sind diese aber mit dem komlizierten System der Banken und Kapitaleigner überfordert.
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#40 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von Andreas » So 26. Okt 2014, 14:38

Pluto hat geschrieben:Das ist eine reine Behauptung von dir. Ich teile diese Meinung nicht.
Kannst du deine Behauptung auch belegen?
Ein Bäcker nimmt einen Kredit auf, um sich "selbständig" zu machen mit einer Bäckerei. Die Zinsen fließen in seine Kalkulation des Preises der Semmel mit ein. Der Ofen, den er sich kauft, ist mit Krediten des Ofenfabrikanten belastet, das Mehl, die Schüsseln, der Laden einfach alles. Das summiert sich alles auf und ist im Preis der Semmel enthalten.

Nochmal, alles Geld ist Schuld-Zins-Geld. Eine Banknote ist ein Schuldschein. Das Geld wird aus dem Nichts geschöpft. Wenn eine Bank sich Geld leiht, und jedes Geld ist geliehen, darf sie das 10fache davon in Form von Krediten an ihre Kunden ausgeben und das tut sie auch. Das ist an sich schon absurd. Sie verleiht Geld, das ihr nicht gehört, weil es ja geliehen ist, und verleiht das 10-fache Geld, das gar nicht vorhanden ist, an ihre Kunden. Woodoo, Hokuspokus, Magie, Wunder nenn es wie du willst. Der Mathematik ist es egal. Es kann nicht funktionieren. Es muss Crashen und es wird deswegen auch crashen.

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