Wie liberal sind die Kirchen?

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closs
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#51 Re: Wie liberal sind die Kirchen?

Beitrag von closs » Mi 22. Okt 2014, 14:58

michaelit hat geschrieben: Wenn Jesus etwa vor seiner Kreuzigung davon spricht daß Gottes Gebot das ewige Leben ist, da können manche Leser sagen das bezieht sich darauf daß es Leben bedeutet sich Gottes Geboten unterzuordnen, sprich konservativ und streng zu sein. Man kann das aber auch so lesen daß es Gottes Gebot an uns ist immerdar zu leben, bis in den Tod und darüber hinaus.
Deine (zweite) Variante könnte man geradezu als konservativ bezeichnen - wenn das "liberal" wäre, wäre das ein gutes Zeichen.

Man müsste vielleicht mal klarstellen, was eigentlich unter "liberal" zu verstehen ist.

michaelit
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#52 Re: Wie liberal sind die Kirchen?

Beitrag von michaelit » Mi 22. Okt 2014, 17:07

Unter Liberal verstehe ich wenn man sich als Mensch nicht gezwungen fühlen muß bzw wenn Freiheit kein leeres Wort ist und allgemein gesprochen daß man vor Gott keine Angst haben muß auch und vielleicht sogar gerade als Sünder. Ich lehne es ab Gott über meine Furcht vor ihm zu verstehen und hoffe darauf daß seine Liebe meine Ängste alle irgendwann austreibt, denn es ist ja eine unendlich große Liebe.

closs
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#53 Re: Wie liberal sind die Kirchen?

Beitrag von closs » Mi 22. Okt 2014, 17:42

michaelit hat geschrieben:Unter Liberal verstehe ich wenn man sich als Mensch nicht gezwungen fühlen muß bzw wenn Freiheit kein leeres Wort ist und allgemein gesprochen daß man vor Gott keine Angst haben muß auch und vielleicht sogar gerade als Sünder. Ich lehne es ab Gott über meine Furcht vor ihm zu verstehen und hoffe darauf daß seine Liebe meine Ängste alle irgendwann austreibt, denn es ist ja eine unendlich große Liebe.
Eigentlich entspricht das weitgehend den (zumindest heute gängigen) Auffassungen der sogenannten Amtskirchen.

Zum Wort "liberal": Oft wird darunter verstanden, dass man sich individuell sein Gottesbild basteln kann, möglichst wenig Grundsubstanz ansetzt und alles toleriert, was es halt so gibt. :devil: - Insofern erscheinen Deine Auffassungen von außen betrachtet liberal-konservativ.

michaelit
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#54 Re: Wie liberal sind die Kirchen?

Beitrag von michaelit » Do 23. Okt 2014, 06:15

Ich bin liberal-konservativ? Naja, ich weiß nicht genau. Politisch gesehen wähle ich links oder grün. Ich würde mich gerne als Progressiven bezeichnen, gerade weil der Fortschritt eher lahmt zur Zeit. Die Leute scheinen keine rechten Ziele mehr zu haben, außer Sicherheit geht da nicht mehr viel mit Fortschritt. Deswegen halte ich mich auch gerne im 18ten oder 19ten Jahrhundert auf wo es oft Aufbruchsstimmung gab auf der Welt. Ich finde es zum Beispiel schlimm daß kein großes Interesse an Raumfahrt mehr besteht. Das war noch im vorigen Jahrhundert ganz anders. Die Welt scheint ermattet zu sein. Das merkt man auch und gerade bei dem Thema Religion. Die meisten suchen so eine Art Verbau in dem man sich religiös verkriechen kann. So richtig böswillig zu seinem Nächsten ist keiner, aber so richtig voll auf die Liebe setzen tut auch keiner. Es herrscht oft eine mehr oder minder große Angststimmung. Etwa redete ich vor kurzem mit einem katholischen Priester über die schlimmen Ereignisse auf der Welt wie etwa den IS Terrorismus oder das Thema Ukraine. Seine Meinung war daß ich eben keine Nachrichten schauen sollte. Was ich aber als Rückzug begreife, als Aufgeben. Wenn unsere Diskussion erlahmt und wenn wir nicht mehr demonstrieren gehen bzw wenn wir auf diese Dinge schon gar nicht mehr achten, dann hat der Fortschritt keine Chance mehr und wir mauern uns nur ein. Meiner Meinung nach ist das aber grundfalsch. Wir müssen irgendwie in Aktion treten, Verantwortung übernehmen, unsere Hoffnung neu auf Gott setzen und ihn niemals als Angstknittel verwenden. Eigentlich hat der konservative Angstgott gar nichts zu geben, und das merkt man dann als Zynismus der Gläubigen wie etwa bei Hemul hier. Es zählt nicht mehr wirklich die Liebe Gottes sondern mehr sein Status und seine Autorität. Das Gottesbild ist allgemein scharf und intolerant und vernebelt in dieser Zeit, und vielen Gottesvertretern ist meiner Ansicht nach gar nicht mehr zu trauen. Das fängt bei Vertuschungen von Kindesmißbrauch an und geht über Psychoterror und Mobbing weiter und hört bei Lahmheit und Weggucken auf. Unser Gewissen bezeugt eigentlich einen guten Gott dem man vollends trauen kann in allen Dingen, doch statt dieses Gottes suchen wir über ein wörtliches Bibelverständnis eher einen "stabilen" Diktator als einen sanften "Liebenden" mit Eigenarten.

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#55 Re: Wie liberal sind die Kirchen?

Beitrag von closs » Do 23. Okt 2014, 09:57

michaelit hat geschrieben:Ich bin liberal-konservativ? Naja, ich weiß nicht genau. Politisch gesehen wähle ich links oder grün.
Schließt sich überhaupt nicht aus. - "Konservare" heisst "erhalten" - Du willst ein weniger versautes Gottesbild "erhalten".

michaelit hat geschrieben: Unser Gewissen bezeugt eigentlich einen guten Gott dem man vollends trauen kann in allen Dingen, doch statt dieses Gottes suchen wir über ein wörtliches Bibelverständnis eher einen "stabilen" Diktator als einen sanften "Liebenden".
Das hat aus meiner Sicht mit einer jahrhundertelange von weltlichen Macht-Strukturen geprägte Theologie zu tun - aber wie erwähnt: Heute ist das nicht mehr so. - Andererseits ist zu viel "Kuschelgott" auch ein Irrweg, den Gott ist vielleicht zu verstehen wie ein Naturgesetz: Fährt man zu schnell in die Kurve, fliegt man raus - und das hat dann nicht mit "Diktatur" zu tun, sondern mit Gesetz.

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#56 Re: Wie liberal sind die Kirchen?

Beitrag von Pluto » Do 23. Okt 2014, 10:31

closs hat geschrieben:Fährt man zu schnell in die Kurve, fliegt man raus - und das hat dann nicht mit "Diktatur" zu tun, sondern mit Gesetz.
Ja klar. Aber warum stellt keiner Warnschilder auf?
Oder noch besser... Moderne Autos haben einen Hindernissensor, der eine Warnung ertönen lässt, und in Notfällen sogar abbremst, um Unfälle zu vermeiden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#57 Re: Wie liberal sind die Kirchen?

Beitrag von closs » Do 23. Okt 2014, 11:15

Pluto hat geschrieben:Aber warum stellt keiner Warnschilder auf?
Naja - davon gibt es genug - nach christlicher Lesart wären das die "Gebote". - Allerdings möchte ich jetzt nicht mehr in die orthodoxe Ecke gehen, als es der Wirklichkeit entspricht (von der sklavischen Einhaltung der Gebote halte ich persönlich wenig).

Pluto hat geschrieben:Moderne Autos haben einen Hindernissensor
Das kann man auch als Entmündigung interpretieren.

michaelit
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#58 Re: Wie liberal sind die Kirchen?

Beitrag von michaelit » Do 23. Okt 2014, 14:54

Closs, wir leben eben nicht in einer guten Gesellschaft. Ich glaube es ist so daß derjenige der von den Menschen immer gut behandelt wurde, mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst andere Menschen gut behandeln wird. Und Dinge wie Feindesliebe oder Barmherzigkeit müssen ja geübt sein bevor sie angewendet werden. Unsere Aufgabe besteht darin auf den Sünder zuzugehen und ihn zu versöhnen mit Gott und der Menschheit. Hitler hätte man etwa bloß erlauben müssen daß er weiter Malerei studiert, dann wäre nie so ein Monstrum aus ihm geworden.

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#59 Re: Wie liberal sind die Kirchen?

Beitrag von 2Lena » Do 23. Okt 2014, 14:58

Pluto: Aber warum stellt keiner Warnschilder auf?
Bist du nicht bekannt genug?

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#60 Re: Wie liberal sind die Kirchen?

Beitrag von Pluto » Do 23. Okt 2014, 17:51

2Lena hat geschrieben:
Pluto: Aber warum stellt keiner Warnschilder auf?
Bist du nicht bekannt genug?
Das schon, aber der Weg zu Gott ist schmal, und die Pforte ist eng.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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