Woher kommt unsere Moral?

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closs
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#251 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » Di 14. Okt 2014, 22:35

Scrypt0n hat geschrieben:Die Aussage, es gibt weder Zahnfeen noch LIchtwesen ist KEIN Dogma, sondern das Verneinen/das Ablehnen eines Dogmas.
Die Aussage, dass Wahrnehmung des Cogito sich auf "Realität" (in Deinem Sinne) und nicht auf Vorstellung beziehe, ist ein Dogma - im übrigen ein sehr naheliegendes - aber das ändert nichts am Faktum selbst.

Scrypt0n hat geschrieben: zumindest eine - für JEDEN - subjektive Falsifikation und somit intersubjektiv
Wie willst Du erkenntnis-theoretisch sicher sein, dass es außer Dir und Deinen Vorstellungen von anderen überhaupt jemanden gibt? - Nicht falsifizierbar, also Dogma - im übrigen ein sehr naheliegendes - aber das ändert nichts am Faktum selbst.

Pluto
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#252 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von Pluto » Di 14. Okt 2014, 23:21

closs hat geschrieben:Wie willst Du erkenntnis-theoretisch sicher sein, dass es außer Dir und Deinen Vorstellungen von anderen überhaupt jemanden gibt? - Nicht falsifizierbar, also Dogma - im übrigen ein sehr naheliegendes - aber das ändert nichts am Faktum selbst.
In der Tat ein nicht falsifizierbares Dogma, aber solche Vorstellungen führen auf direktem Wege in den Solisismus (egal welcher Art), und das ist ein dermaßen albernes Konstrukt, dass man es wirklich nicht ernst nehmen kann. :lol:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
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#253 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von JackSparrow » Di 14. Okt 2014, 23:26

closs hat geschrieben:Wie willst Du erkenntnis-theoretisch sicher sein, dass es außer Dir und Deinen Vorstellungen von anderen überhaupt jemanden gibt?
Man muss sich nicht sicher sein, weil es ganz einfach keine Rolle spielt. Es macht keinerlei Unterschied, ob man die Welt als "echt" oder als "vorgestellt" bezeichnet. Das sind nur Wörter. Man kann auch sagen, die Welt bestünde in Wirklichkeit aus grünem Pudding, und es würde trotzdem keinen Unterschied machen.

Es macht einen Unterschied, wenn man sich in einer religiösen Gruppierung befindet, die von ihren Mitgliedern verlangt, für die Beschreibung der Welt ganz bestimmte Fachbegriffe zu nutzen. Dann dürfte man beispielsweise nicht mehr sagen, die Welt sei "materiell", weil man dann ausgeschlossen würde. Es bleiben aber trotzdem nur Wörter.

closs
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#254 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » Di 14. Okt 2014, 23:49

Pluto hat geschrieben:In der Tat ein nicht falsifizierbares Dogma, aber solche Vorstellungen führen auf direktem Wege in den Solisismus (egal welcher Art), und das ist ein dermaßen albernes Konstrukt, dass man es wirklich nicht ernst nehmen kann.
Da sind wir uns praktisch einig - es geht hier lediglich darum, dass es diesbezüglich Nicht-Falsifizierbares gibt. - Erkenntnis-theoretisch ist es dabei nicht von Belang, wie ernst man das inhaltlich nimmt - es ist eine strukturelle Aussage.

Selbige wäre nicht nötig, wenn nicht immer wieder der Eindruck erweckt werden würde, die naturwissenschaftliche Wahrnehmung sei strukturell frei von solchen DIngen.

JackSparrow hat geschrieben:Dann dürfte man beispielsweise nicht mehr sagen, die Welt sei "materiell", weil man dann ausgeschlossen würde.
Naja - das Dasein wird schon als materiell verstanden. - Auch Descartes hat trotz seiner Unterscheidung von "cogitans" und "extensa" die Welt als materiell verstanden - Popper auch - eben weil sie etwas anderes, wie wir alle, als "albern" verstanden haben. - Das ändert aber nichts daran, dass man auch als Natruwissenschaftler diese Hürde der Nicht-Falsifizierbarkeit gehen muss - also etwas glauben muss, bis man wissen kann.

Pluto
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#255 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von Pluto » Di 14. Okt 2014, 23:56

closs hat geschrieben:es geht hier lediglich darum, dass es diesbezüglich Nicht-Falsifizierbares gibt.
Auch da volle Zustimmung.

closs hat geschrieben: - Erkenntnis-theoretisch ist es dabei nicht von Belang, wie ernst man das inhaltlich nimmt
Und was macht der KR mit Hypothesen die erkenntnis-theoretisch nicht falsifizierbar sind? — Richtig — Er verwirft sie.

closs hat geschrieben:Selbige wäre nicht nötig, wenn nicht immer wieder der Eindruck erweckt werden würde, die naturwissenschaftliche Wahrnehmung sei strukturell frei von solchen DIngen.
Habe ich auch nicht behauptet.
Ich sage nur, die Existenz der Welt ist auf so viele Arten falsifizierbar, dass dessen Existenz schon trivial ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#256 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » Mi 15. Okt 2014, 01:23

Pluto hat geschrieben:Und was macht der KR mit Hypothesen die erkenntnis-theoretisch nicht falsifizierbar sind?
Oder setzt sie einfach voraus und beachtet sie nicht weiter. - Die Tatsache, dass der solipsitische Ansatz nicht falsifizierbar ist, ist doch strukturell (erkenntnis-theoretisch) gleichbedeutend, dass das Gegenteil davon ebenfalls nicht-falsifizerbar ist. - Wie immer: Wie willst Du falsifizieren, ob der solipsistische oder der KR-Ansatz richtig ist?

Pluto hat geschrieben:Ich sage nur, die Existenz der Welt ist auf so viele Arten falsifizierbar, dass dessen Existenz schon trivial ist.
Nach gesundem Menschenverstand ist das so. - Aber seit wann zählt das? - Üblicherweise wird selbiger als getäuscht dargestellt, wenn er nicht in die Methodik des KR passt.

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#257 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von sven23 » Mi 15. Okt 2014, 09:01

closs hat geschrieben:Nach gesundem Menschenverstand ist das so. - Aber seit wann zählt das? - Üblicherweise wird selbiger als getäuscht dargestellt, wenn er nicht in die Methodik des KR passt.

Eigentlich schon immer. KR setzt ja gerade den gesunden Menschenverstand voraus.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#258 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » Mi 15. Okt 2014, 09:14

sven23 hat geschrieben:Eigentlich schon immer. KR setzt ja gerade den gesunden Menschenverstand voraus.
Das klingt nach Selbst-Immunisierung. - Die Leier ist eigentlich immer dieselbe: Man beschränke das Sein auf die Reichweite der Wahrnehmung und verwerfe den (möglichen) Rest - wird ja erstmal nicht gebraucht. - Unter betriebswirtschaftlichen Bedingungen kann man das tun - nicht aber unter philosophischen/geistigen Bedingungen.

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#259 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von JackSparrow » Mi 15. Okt 2014, 10:57

Der mögliche Rest zeichnet sich dadurch aus, dass er selbst nur aus den Daten gefolgert werden kann, die einem aufgrund früherer Wahrnehmungen bereits zur Verfügung stehen. Bis jemand den möglichen Rest auch in der Natur beobachten kann, bezeichnen wir den möglichen Rest deshalb als "Hypothese".

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#260 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von sven23 » Mi 15. Okt 2014, 14:57

closs hat geschrieben:Das klingt nach Selbst-Immunisierung. - Die Leier ist eigentlich immer dieselbe: Man beschränke das Sein auf die Reichweite der Wahrnehmung und verwerfe den (möglichen) Rest - wird ja erstmal nicht gebraucht. - Unter betriebswirtschaftlichen Bedingungen kann man das tun - nicht aber unter philosophischen/geistigen Bedingungen.

Kann man ja alles machen. Man kann auch postulieren, daß es noch 7 weitere Transzendenzebenen gibt und jede weitere ist ein Projektion der vorangegangenen. Nur, was bringt das? Die Wahrscheinlichkeit solcher Szenarien geht gegen null.
Und wenn man es macht, sollte man sich im Klaren sein, was man tut, um nicht Reales mit Phantasie zu vermischen, weil man bei manchen beobachten kann, daß sie beides nicht mehr so recht unterscheiden können.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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