Pluto hat geschrieben:
Aber die Wissenschaft hat auch einige sehr positive Seiten, gegenüber alle anderen Methoden der Erkenntnisgewinnung.
- Sie überprüft ihre eigenen Aussagen und passt sich laufend neuen Erkenntissen an.
- Sie ist somit immer auf dem neusten Stand des Wissens.
- Sie funktioniert in der Praxis.
Wie Sven nicht müde wird zu betonen und wie Pluto hier zusammengefasst hat, ist die Naturwissenschaft angetreten, sich vom Glauben (im Sinn des autorativen Meinens - man müsste mal darüber nachdenken, was Glaube eigentlich ist. Sven nutzt den Begriff nur sehr eingeschränkt) zu lösen. Eben durch Nachprüfbarkeit und Logik.
Mit dieser Methode hat man sehr viel Erkenntnis gewonnen, gelangt aber inzwischen bei einigen Themen an Grenzen.
Typische Themen dieser Art sind die Fragen:
- Woher kommt das Universum, was war vor dem Universum?
- Was ist die Ursache von Krankheit und wie wird man wieder gesund?
- Was ist der Mensch?
- welche Moral soll gelten?
usw.
Die Methode, über die sich Naturwissenschaft definiert, funktioniert aus verschiedenen Gründen für derartige Fragestellungen nicht. Es können Mangel an Messmethoden und Daten sein, es kann Komplexität sein (Krankheit bzw. der menschliche Körper ist zu komplex, um in seiner Gänze naturwissenschaftlich beherrscht zu werden), es können nicht-definierbare Begriffe sein.
All das sind Gründe, in denen die Naturwissenschaft versagt, wo man aber mit Glaube weiterkommt.
Und dann sehen wir ein interessantes Phänomen: Je mehr die Menschen sehen, dass Naturwissenschaft nicht in der Lage ist, ihre Fragen wirklich zu beantworten, desto mehr wird eben der Grundsatz der Naturwissenschaft in Frage gestellt.
Beispiele:
- Die Soziologie hat angefangen, physikalische Phänomene (wie Gravitation) als reine gesellschaftliche Vereinbarungen zu sehen.
- Menschen ignorieren wissenschaftliche Ergebnisse und misstrauen ihnen, weil Wissenschaftler zu oft ihre persönliche Weltanschauung benutzt haben
- Glaubenssysteme greifen wissenschaftliche Aussagen an (Islam, christliche Fundamentalisten) und setzen ihre eigenen Aussagen dogmatisch dagegen.
Was ist der Effekt dieser Angriffe?
Die Erkenntnis, dass
auch die Vereinbarung, naturwissenschaftlich vorzugehen und ihre Ergebnisse objektiv zu sehen, eine Vereinbarung ist (egal, ob die Ergebnisse nun tatsächlich objektiv sind oder nicht).
In diesem Sinn ist Naturwissenschaft Glaubenssache.
Übrigens: Die Naturwissenschaftliche Revolution vor 500 Jahren war nicht die Einführung von Logik, war nicht die Benutzung experimenteller Methoden, war nicht das Erscheinen kluger Menschen, sondern
die Vereinbarung, die Ergebnisse der Naturwissenschaft als Grundlage des Begriffes Objektiv zu sehen.
Machen wir das wieder rückgängig, werden wir wieder Zeiten, wie im Mittelalter erleben.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.