Woher kommt unsere Moral?

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
Geologie, Plattentektonik, Archäologie, Anthropologie
closs
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#201 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » So 12. Okt 2014, 15:58

Pluto hat geschrieben: Die Tatsache, dass wir existieren, um darüber zu reden, ist SCHON EIN Beweis dafür, dass unsere Wahrnehmung ein sehr gutes Abbild der Realität ist, kaum unterschiedbar vom Original.
1) Ob Evolution in unserer Vorstellung oder "real" stattfindet, können wir prinzipiell nicht falsifizieren - einfach um es erkenntnis-theworetisch noch einmal zu unterstreichen.
2) Unabhängig von 1) ist es auch christlich, dass die menschliche Wahrnehmung korrespondiert mit der "Realität" ("Schöpfung") - natürlich hat der Mensch geistige und sinnliche "Antennen", um das zu erkennen, was "ist".

Insofern Zustimmung. - Hier geht es aber darum, ob die Unklarheit der Wahrnehmung etwas über Klarheit oder Unklarheit dessen aussagt, was wahrgenommen werden soll - und da ist die klare Antwort NEIN.

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sven23
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#202 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von sven23 » So 12. Okt 2014, 16:34

closs hat geschrieben: Insofern Zustimmung. - Hier geht es aber darum, ob die Unklarheit der Wahrnehmung etwas über Klarheit oder Unklarheit dessen aussagt, was wahrgenommen werden soll - und da ist die klare Antwort NEIN.

Wenn dem so wäre, säßen wir noch auf den Bäumen. Wir haben schon ein ziemlich brauchbares Bild von der Welt, sonst hätten wir keinen technologischen Fortschritt. Niemand behauptet, daß wir schon alle Zusammenhänge vollständig verstanden hätten. Schließlich brauchen wir ja noch Aufgaben für die Zukunft. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#203 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » So 12. Okt 2014, 16:56

sven23 hat geschrieben:Wenn dem so wäre, säßen wir noch auf den Bäumen.
Was ist denn DAS? :o - Was hat das mit meiner Aussage zu tun?

Pluto
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#204 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von Pluto » So 12. Okt 2014, 17:18

closs hat geschrieben:1) Ob Evolution in unserer Vorstellung oder "real" stattfindet, können wir prinzipiell nicht falsifizieren - einfach um es erkenntnis-theworetisch noch einmal zu unterstreichen.
Irrelevant! Es is völlig egal ob in Evolution in einer virtuellen Wahrnehmung oder in der Realität stattfindet.

natürlich hat der Mensch geistige und sinnliche "Antennen", um das zu erkennen, was "ist".
richtige Antennen...? — Wo sind sie denn, die Antennen?

closs hat geschrieben:Hier geht es aber darum, ob die Unklarheit der Wahrnehmung etwas über Klarheit oder Unklarheit dessen aussagt, was wahrgenommen werden soll - und da ist die klare Antwort NEIN.
Warum sollte dieser eher semantische Unterschied, für etwas was in der Praxis funktioniert, wichtig sein?

Es watschelt wie eine Ente, sieht aus wie eine Ente.... also sind wir berechtigt anzunehmen, es handle sich um eine Ente.
Es ist völlig wurscht, ob es sich dabei um wahrgenommene oder wirkliche Realität handelt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#205 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » So 12. Okt 2014, 17:29

Pluto hat geschrieben:Es watschelt wie eine Ente, sieht aus wie eine Ente.... also sind wir berechtigt anzunehmen, es handle sich um eine Ente.
Hier geht es um den umgekehrten Fall: Wir sehen nicht klar, dass es eine Ente ist, und schließen daraus, dass Enten diffuse Lebewesen sind. - So hast Du es dargestellt.

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sven23
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#206 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von sven23 » So 12. Okt 2014, 17:37

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn dem so wäre, säßen wir noch auf den Bäumen.
Was ist denn DAS? :o - Was hat das mit meiner Aussage zu tun?

Wenn die Unklarheit des Wahrgenommenen so groß wäre, wie du es darstellst, hätten wir keinen Fortschritt. Da wir aber großen technologischen Fortschritt haben, kann die Unklarheit so groß nicht sein. Ganz einfach.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#207 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » So 12. Okt 2014, 17:46

sven23 hat geschrieben: Da wir aber großen technologischen Fortschritt haben, kann die Unklarheit so groß nicht sein.
Wir reden doch nicht davon, dass es keine Fälle gäbe, in denen es Klarheit gibt. - Wir reden von DEN Fällen, dass das eigene Bild unklar ist - woraus man aber nicht schließen darf, dass deshalb das Objekt, von dem man ein Bild hat, unklar ist.

Wenn meine 87jährige Mutter auf die Bahnhofsuhr guckt und nur Verschwommenes sieht, können deren Zeiger trotzdem klar sein - ist auch meistens so.

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#208 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von Scrypt0n » So 12. Okt 2014, 19:07

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben: da es kein absolutes gibt! ;)
Willkürliche Behauptung.
Nein, begründet sowie belegt durch unterschiedliche Moralvorstellungen.
Weiterhin umfasst Moral eine von unterschiedlich vertretbaren Moralvorstellungen der jeweiligen Individuen, die untereinander nicht zu vereinbaren sind. Moral ist somit prinzipiell nichts, was absolut sein kann!

Hingegen sieht es so aus, dass DEIN Standpunkt durchaus eine willkürliche Behauptung ist.

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben: gibt es eben diese unterschiedlichen Moralvorstellungen, eine absolute Moral kann es somit nicht geben.
Weil es unterschiedliche VORSTELLUNGEN (also Wahrnehmungen) gibt, ist das Sein einer absoluten Moral WIDERLEGT.
Richtig; so wie es auch unterschiedliche Aggregatzustände von Wasser gibt aber keinen absoluten Aggregatzustand.
Mit Vorstellungen/Wahrnehmungen hat das ohnehin nichts zu tun.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Die Tatsache, dass wir existieren, um darüber zu reden, ist SCHON EIN Beweis dafür, dass unsere Wahrnehmung ein sehr gutes Abbild der Realität ist, kaum unterschiedbar vom Original.
Ob Evolution in unserer Vorstellung oder "real" stattfindet, können wir prinzipiell nicht falsifizieren
Ist auch nicht relevant, weiterhin - es ist gleichgültig, ob die Diskussion real stattfindet oder nur in einer (meiner/deiner) Illusion/Träumerei.
Wir können hier sowie dort objektive Nachweise vorlegen; für deine Behauptungen gilt das nicht, egal ob hier oder dort. Sie sind real kurtisches Kopfkino oder eben innerhalb der Illusion kurtisches Kopfkino.

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#209 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von Pluto » So 12. Okt 2014, 19:13

closs hat geschrieben:Wir sehen nicht klar, dass es eine Ente ist, und schließen daraus, dass Enten diffuse Lebewesen sind. - So hast Du es dargestellt.
Diese Frage zu beantworten, ist einer der ganz großen Stärken der Naturwissenschaft, der andere Methoden der Aufklärung nichts engegen zu setzen haben.
Es kommt oft vor, dass wir unklar sehen. Dann geht ein Naturwissenschaftler zurück ins Labor oder aufs Feld und sammelt neue Daten, die dann hoffentlich die Unklarheiten beseitigen. Ein aktuelles Beispiel aus der praktischen Kosmologie:

Die indirekte Beobachtung von Gravitationswellen im CMB (Hintergrundstrahlung des Urknalls) wäre ein weiterer Baustein in der Bestätigung der Urknalltheorie, würde aber eine Erweiterung der Realtivitätstheorie zu einer Quantentheorie der Gravitation erfordern. Die Daten des SPT (South Pole Telescope) sagen, Ja, es gibt Anzeichen dieser Gravitationswellen. Daten vom extraterrestrische Planck-Observatorium (Satellit) hingegen, sagen, die gefundenen Signale könnten durch Staub in der Milchstraße verfälscht worden sein.
Stand der Dinge: Man sammelt mit beiden Geräten weitere Daten, und schaut wer Recht hat. Man ist zuversichtlich, innert Jahresfrist, eine endgültige Antwort bekannt geben zu können.
Was wäre, wenn die Daten weiterhin unklar sind? — Dann wartet man eben einige Jahre, bis man neue Technologien entwickelt hat, um mit noch besseren Messgeräten zu forschen.

Die pragamatische Relevanz dieser Forschung?
Wenn Gravitationswellen tatsächlich im CMB bestätigt werden, wird das zu einer Welle neuer Entdeckungen führen, gegen die die Fortschritte in der Physik des 20. Jahrhunderts erblassen werden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#210 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » So 12. Okt 2014, 21:15

Scrypt0n hat geschrieben:begründet sowie belegt durch unterschiedliche Moralvorstellungen.
Sprechen wir von Moral oder von Moral-Vorstellungen - von Sein oder von Wahrnehmung?

Scrypt0n hat geschrieben: es ist gleichgültig, ob die Diskussion real stattfindet oder nur in einer (meiner/deiner) Illusion/Träumerei
De facto richtig - diese Diskussion erfüllt lediglich den Zweck zu erkennen, dass die Naturwissenschaft auf einem nicht-falsifizierbarem Faktum aufsitzt, bevor sie methodisch in der Tat objektiv und intersubjektiv bewerten kann (was spirituelle - logischerweise - nicht können).

Pluto hat geschrieben:Was wäre, wenn die Daten weiterhin unklar sind? — Dann wartet man eben einige Jahre, bis man neue Technologien entwickelt hat, um mit noch besseren Messgeräten zu forschen.
Voll ok. - Es geht hier übrigens zu keinem Zeitpunkt um ein Plädoyer gegen Naturwissenschaft, sondern um die Erkenntnis, dass "Realität"/Sein nicht gebunden ist an naturwissenschaftlicher Wahrnehmung.

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