Ich weiß, dass ich nichts weiß

Philosophisches zum Nachdenken
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Scrypt0n
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#181 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Scrypt0n » So 28. Sep 2014, 09:26

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:- Ein Bauchschuss mit Schmerzen und Todesfolge ist aus Sicht des "Ich" DASSELBE, egal ob der Grund dafür eine materialistische Wirklichkeit oder eine geistige Wirklichkeit ist.
Ein Bauchschuss als Folge einer geistigen Wirklichkeit? Wie kommt man auf so was? :roll:
Man könnte es ja auch erträumen und dann - anstelle zu sterben bzw. die Ich-Existenz zu verlieren - aufwachen. Der Traum steht hier für kurtische geistige Wirklichkeit.
Der Matrix-Gedanke eben.
Allerdings gibt es keinerlei Anhaltspunkte oder Indizien dafür, dass wir in einer "falschen" (also erdachten/erträumten) Wirklichkeit (Matrix) leben. Demnach wäre es völlig gleichgültig, ob wir nun in einer "Matrix" leben oder nicht, da es die "wirklichste Wirklichkeit" ist, die wir mit unseren Mitteln erfahren können.
Alles, was daneben existieren mag kann gleichberechtigt alles und nichts sein.

Pluto
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#182 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Pluto » So 28. Sep 2014, 11:42

closs hat geschrieben: "Objektive Realität" ist ein Menschenwerk.
Ja natürlich.

closs hat geschrieben:Da gibt es mindestens zwei wiki-Definitionen, die sich diametral widersprechen - deshalb kann ich damit nichts anfangen.
So unterschiedlich sind die Definitionen gar nicht wenn man sie genauer betrachtet. Der "starke" Solipsismus sagt, dass nichts real ist, sondern alless das Ergebnis des Bewusstseins ist. Der "schwache" sagt dass Wahrnehmung vom Bewusstsein abhängt. Du stehst mit deiner Behauptung, Wahrnehmung sei von Realität nicht zu unterscheiden, irgendwo dazwischen.

closs hat geschrieben:Im übrigen: Keiner behauptet (auch nicht Descartes), dass es nur das Ich gibt.
Descartes' Sicht ist genauso schlimm. Er postuliert eine strikte Trennung zwischen Körper und Geist. Tatsache ist, diese Trennung gibt es nicht.

closs hat geschrieben: trotzdem kann man die Seele im Dasein über den Körper behandeln.
...ist eine Behauptung die von den Erfahrungen Medizin nicht bestätigt wird.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Die Existenz der Welt ist KEINE Setzung
Doch - denn Du kannst nicht falsifizieren, ob Du im Rahmen Deiner Vorstellungen oder im Rahmen der "Wirklichkeit" (in Deinem Sinne) den Urknall untersuchst.
Nein. Die Existenz der Welt ist Folge der falsifizierbaren Urknalltheorie. Da die Theorie sich als richtig erweist, und die Welt existiert; braucht die Existenz der Welt keine Setzung.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wegen dem Urknall kann ich sagen, die Welt existiert.
Immer dieselbe Schleife: Du meinst, weil Du INNERHALB der Naturwissenschaft Nachweise erbringen kannst, sei das Objekt der Untersuchung "real" in Deinem Sinne.
Nee. Keine Schleife. Natürlich sind reale Dinge existent, ganz egal wie man sie nachweist.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Du kannst nun erwidern, "es gibt noch mehr", aber dann stehst du in der weiteren Pflicht der Beweisführung.
Und genau das ist der Trick - ein gefährlicher zumal, weil er de facto die KR-Welt zur einzigen Welt macht.
Ist kein Trick, sondern lediglich ein Ergebnis der klassischen Logik, weil man den Nachweis der Nicht-Existenz nicht erbringen kann. Also liegt die Bringeschuld beim Behaupter.

closs hat geschrieben:Man setzt, dass KR-Nachweisbares gleichbedeutend mit "Realität" sei UND somit alles andere nur dann zur "Realität" aufschließen könne, wenn es ebenfalls "KR-zertifiziert" wäre. - Somit ist alles andere nicht "real".
Die Welt existiert tatsächlich, und diese Annahme lässt sich falsifizieren. Darauf lassen sich Zivilisationen wie die Unsere aufbauen. Ich sage ja nicht dass nichts anderes als die materielle Welt existiert. Das ist durchaus möglich, aber ich konnte bisher dafür keine Belege finden.

closs hat geschrieben:Das ist ganz gefährlich und begründet meinen Eindruck, dass das 20./21. Jh. erkenntnis-theoretisch vor das Mittelalter zurückgefallen ist.
Dein Eindruck täuscht.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Man braucht das Bild nur um einiges zu vergrößern (näher zu betrachten), und man nimmt den Kreis nicht mehr wahr.
Natürlich - das meine ich "unter naturwissenschaflichen Gesichtspunkten".
Nee. Das hat a priori nichts mit Naturwissenschaft zu tun, sondern ist eine einfache Wahrnehmung: Das Gehirn suggeriert die Existenz eines Rings. Geht man näher an das Muster heran, verschwindet der Eindruck des Rings.
Was schließen wir daraus? — Es ist eine Täuschung!
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#183 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Demian » So 28. Sep 2014, 13:50

Pluto hat geschrieben:Für mich bleibt der Solipsismus der Inbegriff einer falschen Philosophie.

Ich meine, dass einzig und allein GOTT sagen könnte „alles, was existiert, BIN ICH“. Ein 'Solipsist' ist jemand, der seine individuelle Persönlichkeit „absolut“ setzt. Damit verkennt er aber das Wesentliche: dass es voneinander getrennt und unabhängig existierende Persönlichkeiten nicht gibt, wenn es nur BEWUSSTSEIN gibt.

Dementsprechend ist die Idee, dass es ein unabhängiges „Ego“ gibt, im Grunde eine sinnliche Täuschung.

Mag sein, dass außerhalb unseres Geistes nichts existiert, und alles nur ein Konstrukt unseres Gehirns ist.

Wenn es nur BEWUSSTSEIN gibt, dann gibt es kein Gehirn, welches BEWUSSTSEIN erzeugt, sondern BEWUSSTSEIN erzeugt alles aus und in sich selbst. Selbst die Idee, dass es eine „physikalische Welt“ gibt.

Damit er funktioniert, muss es etwas geben, dass unser Bewusstsein erzeugt (regt sich da der Schatten von "Matrix"?).

Ganz genau. Eine geistige Matrix.

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#184 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Pluto » So 28. Sep 2014, 14:01

Demian hat geschrieben:
Damit er funktioniert, muss es etwas geben, dass unser Bewusstsein erzeugt (regt sich da der Schatten von "Matrix"?).
Ganz genau. Eine geistige Matrix.
Das ist mir zu platt, denn es gibt keinerlei Anhaltspunkte oder Indizien dafür, dass wir in einer "falschen" (also erdachten/erträumten) Wirklichkeit (Matrix) leben.
Die Vorstellung einer Matrix erfordert aber einen Erbauer und Steuermann der am "Terminal" der Matrix sitzt und sie steuert. Wer ist dieser Steuermann, und woher kommt er?
Wer hat ihn geschaffen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#185 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Demian » So 28. Sep 2014, 14:23

Pluto hat geschrieben:Das ist mir zu platt, denn es gibt keinerlei Anhaltspunkte oder Indizien dafür, dass wir in einer "falschen" (also erdachten/erträumten) Wirklichkeit (Matrix) leben.

Wenn Du alle Hinweise, die auf etwas anderes hindeuten ignorierst, weil sie in deinem materialistischen Weltbild unerwünscht sind, dann gibt es keine Anhaltspunkte oder Indizien, richtig. Wobei niemals die Wirklichkeit falsch ist - die REALITÄT bleibt, wie sie ist, egal was wir über sie denken - sondern unsre Ideen und Vorstellungen können falsch sein.

;)
Die Vorstellung einer Matrix erfordert aber einen Erbauer und einen Steuermann der am "Terminal" der Matrix sitzt und sie steuert. Wer ist dieser Steuermann, und woher kommt er?

Sehr einfach gesagt: "GOTT".
Zuletzt geändert von Demian am So 28. Sep 2014, 15:12, insgesamt 1-mal geändert.

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#186 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Scrypt0n » So 28. Sep 2014, 14:25

Demian hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das ist mir zu platt, denn es gibt keinerlei Anhaltspunkte oder Indizien dafür, dass wir in einer "falschen" (also erdachten/erträumten) Wirklichkeit (Matrix) leben.
Wenn Du alle Hinweise, die auf etwas anderes hindeuten ignorierst.
Du redest von behaupteten Hinweisen - daher nicht relevant.

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#187 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Demian » So 28. Sep 2014, 14:31

Scrypt0n hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das ist mir zu platt, denn es gibt keinerlei Anhaltspunkte oder Indizien dafür, dass wir in einer "falschen" (also erdachten/erträumten) Wirklichkeit (Matrix) leben.
Wenn Du alle Hinweise, die auf etwas anderes hindeuten ignorierst.
Du redest von behaupteten Hinweisen - daher nicht relevant.

Alle spirituellen Erfahrungen der Menschheitsgeschichte – und das sind eine Menge jeden Tag – sind keine Hinweise? Wenn an unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, ganz und gar unterschiedliche Menschen zu den gleichen essenziellen Einsichten kamen?

Wir können gerne über diese essenziellen Einsichten reden, aber wenn sie grundsätzlich als "nicht relevant" eingestuft werden, dann überwiegt die Ignoranz - und NICHT das Verstehen-Wollen - und dann verabschiede ich mich gerne und überlasse euch das Feld.... ihr wisst scheinbar schon alles wichtige über das Leben, das Universum, Bewusstsein, Gott...

Is' ja ne Kleinigkeit. :)

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#188 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Pluto » So 28. Sep 2014, 15:09

Demian hat geschrieben:
Die Vorstellung einer Matrix erfordert aber einen Erbauer und einen Steuermann der am "Terminal" der Matrix sitzt und sie steuert. Wer ist dieser Steuermann, und woher kommt er?
GOTT.
Passt leider nicht. Gott war schon immer nur eine Scheinantwort auf die Frage nach dem "Woher".
Die Steurung durch eine Matrix impliziert, dass wir Zombies sind, ohne die Notwendigkeit von eigenem Bewusstsein oder Wahlfreiheit.
Zweitens verschiebt man das Unbekannte nur eine Ebene weiter nach hinten, in dem man die Frage nach dem Schöpfer des Schöpfers einfach ignoriert.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Lena
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#189 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Lena » So 28. Sep 2014, 15:14

Pluto hat geschrieben:.. in dem man die Frage nach dem Schöpfer des Schöpfers einfach ignoriert.

Ich habe die Gabe Dinge zu schaffen, herzustellen, zu schöpfen. Mich selber habe ich nicht geschaffen. Auch meine Eltern nicht. Sie haben sich geliebt und daraus entstand ich.

Wer Leben schaffen kann
muss das Leben Sein
braucht keinen
der Ihn
schuf

:Herz:
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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#190 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Demian » So 28. Sep 2014, 16:02

Pluto hat geschrieben:Gott war schon immer nur eine Scheinantwort

Wenn Menschen sich im Besitz der Wahrheit wähnen, dann hat das nichts mit Wahrheit, sondern mit Ignoranz und Arroganz zu tun. Davon halte ich nichts. Im „christlichen“ Sinne können wir Wahrheit einzig und allein erkennen oder von ihr berührt werden. Die Wahrheit kann ich genauso wenig besitzen, wie ich die Liebe oder die Schönheit besitzen kann. Ich kann sie aber erkennen, entdecken und pflegen.

Die Steurung durch eine Matrix impliziert, dass wir Zombies sind, ohne die Notwendigkeit von eigenem Bewusstsein oder Wahlfreiheit.

Wenn BEWUSSTSEIN alles ist, was existiert, dann sind wir alle das. Dann sind wir „MIT-SCHÖPFER“. Doch ein „eigenes“ Bewusstsein, dass getrennt und unabhängig von dem EINEN wäre, gibt es meiner Ansicht nach nicht. Alles ist viel mehr verbunden, abhängig, in Beziehung. Das kann in der spirituellen Erfahrung, als unbedingte LIEBE erlebt werden. Christlich gesprochen: der "SOHN" (wir alle), der "VATER" und der "HEILIGE GEIST" sind "EINS", der "Schöpfer" (BEWUSSTSEIN) und seine "Schöpfung".

Das, was im spirituellen Bereich mit „Erleuchtung“ oder „Selbsterkenntnis“ gemeint ist, meint genau dieses Verstehen, dass es keine Trennung zwischen „mir“, der Welt, dem Universum oder GOTT gibt. Dieses „SELBST“, das aus dem Verständnis des Einsseins lebt, lebt aus der „WAHRHEIT“ - oder wie es ein bekannter MYSTIKER zu sagen pflegte - „AUS DER FREUDE DES HERRN“.

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