Ist Gott zur Reue fähig?

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Pluto
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#191 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Pluto » Mo 22. Sep 2014, 23:30

closs hat geschrieben: "Wissen" tun wir eh nichts.
Doch.
Selbst wenn Armageddon die Erde vernichtet, werden die Gesetze der klassischen Logik noch stolz in den Himmel ragen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Samantha

#192 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Samantha » Mo 22. Sep 2014, 23:31

Münek hat geschrieben:Das klingt eher so: Ich, Kurt will, dass Gott es so will, wie ich es mir ausgemalt habe.
Da hat der alte Jahwe aber gewiss noch ein Wörtchen mitzureden. :thumbup:
Der hält sich raus und lässt die Menschen raten. Sind doch alle so schlau... :mrgreen:

closs
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#193 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von closs » Mo 22. Sep 2014, 23:33

Pluto hat geschrieben:Selbst wenn Armageddon die Erde vernichtet, werden die Gesetze der klassischen Logik noch stolz in den Himmel ragen.
Wenn schon Thomas anmerkt, dass es sogar in der Physik Probleme damit gibt, werde ich mich hüten, Dir zuzustimmen - ich weiss es einfach nicht.

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Münek
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#194 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Münek » Mo 22. Sep 2014, 23:50

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben: lasse ich mich des Unheils gereuen,
"lasse ichs mir leidsein des Bösen"

Merkwürdiges Deutsch.

Ungleich verständlicher, zutreffender und aussagekräftiger ist die Mehrheitsübersetzung:

"Mich reut, dass..." Das ist die eindeutige, nicht misszudeutende Aussage!

Dass Gott dazu in der Lage ist, wird auch von Buber mit seinen antiquierten
Übersetzungen an keiner Stelle in Frage gestellt. Dass "Leidsein" mit "Reue"
oftmals gekoppelt ist, stellt niemand in Frage, aber der Schwerpunkt liegt auf
der Reue.

Du hingegen lehnst aus ideologischen Gründen die Vorstellung ab, dass ein
Gott seine Taten und Entschlüsse jemals bereuen könnte. Die Bibel spricht
dagegen eine andere, eine sehr eindeutige Spache (Beispiele wurden einige
geliefert):

"Ich lasse es mir leid sein , die Menschen geschaffen zu haben.." (Buber)
"Da reute es ihn, die Menschen geschaffen zu haben.." (Andere Übersetzer)

Innerhalb dieser Aussagen sehe es keinen qualitativen Unterschied.

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Münek
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#195 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Münek » Di 23. Sep 2014, 00:16

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Bibel lässt sich nicht an persönliche "spirituelle Eigengewächse" geistig anbinden
Mein "geistiges Eigengewächs" ist selbstverständlich nicht verbindlich - das ist nur der HG. -

Ich weiß nicht, was der "Heilige Geist" mit Deiner persönlichen Gestaltung Deiner
Gottesvorstellung zu tun haben soll.

Im Übrigen führst Du hier eine numinöse "Geistgestalt" ein, für deren Existenz keine Anhalts-
punkte vorliegen. Riecht schwer nach Aberglauben.

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Scrypt0n
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#196 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Scrypt0n » Di 23. Sep 2014, 00:26

Samantha hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wir haben es hier lediglich mit einem 3000 Jahre alten Schöpfungsmythos
aus dem mesopotamischen Raum zu tun.
4000 Jahre.
Nein, Münek lag da schon ziemlich richtig und bezog sich sicherlich auf das Alter des Gilgamesch-Mythos. Genesis ist jünger.
Die sumerische Königsliste, Enuma elisch, der Atramhasis-Mythos, der Gilgamesch-Mythos, der Zend Avesta, das ägyptische Totenbuch, Amenhoteps Religion von Amen-Ra, die Astrologie von Helel ben Shahar, die kollektiven Legenden von Sargon, Mies, Hammurabi und dem Pharaoh Seneferu - kompilliert und "zusammengeschmolzen" von Esra um 450 v. Christus. Das Endreslutat war Genesis.

Andere Dokumente fädelten sich zur gleichen Zeit ein, der Rest des Pentateuchs:
Die Jahwistische Revision - 950 v. Chr.
Die Deuteronomistische - 800 v. Chr.
Die Elohistische Revision - 750 v. Chr.
Die der Priesterschrift - 539 v. Chr.
Die Bibel ist bei weitem nicht so alt, wie die Gläubigen sagen.

Die Schriftrollen vom toten Meer sind die ältesten archäologischen Texte, bekannt für immernoch unvollendete Basis für alle westlichen Monotheismus.
Zuletzt geändert von Scrypt0n am Di 23. Sep 2014, 00:28, insgesamt 1-mal geändert.

Pluto
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#197 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Pluto » Di 23. Sep 2014, 00:27

Scrypt0n hat geschrieben:Die Schriftrollen vom toten Meer sind die ältesten archäologischen Texte, bekannt für immernoch unvollendete Basis für alle westlichen Monotheismus.
Du sprichst vom Alter der Schriften, Bischof Ussher aber vom Alter der Erde.

Zwei Kategorien.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#198 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Scrypt0n » Di 23. Sep 2014, 00:29

Pluto hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Die Schriftrollen vom toten Meer sind die ältesten archäologischen Texte, bekannt für immernoch unvollendete Basis für alle westlichen Monotheismus.
Du sprichst vom Alter der Schriften, Bischof Ussher aber vom Alter der Erde.
Ähm... Münek bezog sich auf das Alter der Schöpfungsgeschichte; Samantha ebenfalls - und ich auch. Wo liegt der Kategoriefehler vor?

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#199 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von closs » Di 23. Sep 2014, 00:33

Münek hat geschrieben:Merkwürdiges Deutsch.
Stimmt - das hat damit zu tun, dass Buber hebräische Wendungen (und auch Worte), die es im Deutschen nicht gibt, so wörtlich wie möglich übersetzt hat (so dass es im Deutschen gerade noch herleitbar ist). - Merke: Sprache ist immer Chiffre - "Ein Wort, ein Satz - aus Chiffren steigt - erkanntes Leben, jäher Sinn" (G. Benn)

Münek hat geschrieben:Ungleich verständlicher, zutreffender und aussagekräftiger ist die Mehrheitsübersetzung
Stimmt - aber halt allermindestens inhaltlich grenzwertig. - Was ist besser? :lol:

Münek hat geschrieben: Dass "Leidsein" mit "Reue" oftmals gekoppelt ist, stellt niemand in Frage
Das ist Exegese und nicht Übersetzung.

Münek hat geschrieben:Du hingegen lehnst aus ideologischen Gründen die Vorstellung ab, dass ein Gott seine Taten und Entschlüsse jemals bereuen könnte.
Aus grundsätzlichen Gründen ja - wäre es so, wäre der Begriff "Gott" verfallen.

Münek hat geschrieben:"Ich lasse es mir leid sein , die Menschen geschaffen zu haben.." (Buber)
"Da reute es ihn, die Menschen geschaffen zu haben.." (Andere Übersetzer)
Innerhalb dieser Aussagen sehe es keinen qualitativen Unterschied.
Es wäre kein Unterschied, ob jemand leidet oder bereut? :o

Münek hat geschrieben:Ich weiß nicht, was der "Heilige Geist" mit Deiner persönlichen Gestaltung Deiner Gottesvorstellung zu tun haben soll.
Wer denn sonst? - Du kannst den HG auch "Gott" nennen - ganz egal. - Meinst Du, man könne die Bibel ohne göttliche Hilfe verstehen?

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#200 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Scrypt0n » Di 23. Sep 2014, 00:36

closs hat geschrieben:as ist Exegese und nicht Übersetzung.
Exegese betreibst du doch auch dann, wenn es dir gerade passt (siehe Dreieinigkeits-Thread).
Von dem her... aufgrund dessen, dass wir um Interpretation nur seltenst herum kommen, so minimal sie auch sein mag, wird es hier aber nie einen geben, der absolutes Recht für seine Auslegung beanspruchen kein. Mein Problem ist es glücklicherweise nicht, da ich mich weder an den wortwörtlichen noch an den geistigen/spirituellen Inhalten der Bibel fest halte, unabhängig davon wie diese aussehen.

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