Die Eigenschaften Gottes

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#11 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von closs » Mi 17. Sep 2014, 00:58

Pluto hat geschrieben:Wenn wir von Liebe reden, dann sind unsere Gefühle gottähnlich, aber wenn wir von Zorn reden nicht?
Prinzipiell richtig - wobei es klarer wird, wenn man "Zorn" durch "Hass" ersetzt (weil "Zorn" auch als positive Wallung verstanden werden kann - man kann auch in Liebe zornig sein).

Oder verallgemeinert gesagt: Jede Haltung, die der Liebe widerspricht und im Mensch ist, ist nicht gottähnlich. - Dass der Mensch etwas "haben" kann, was Gott nicht "hat", ist darin begründet, dass Gott keinen Mangel an Liebe haben kann - bspw. "Hass" aber genau das ist. - Umso schwerwiegender ist es, wenn in der Bibel Gott (übersetzt?) erscheint als jemand, der hassen kann. - Da würde ich den Heiligen Geist über das Bibelwort stellen.

Münek hat geschrieben: Ein solches Denken, Fühlen und Verhalten Gottes hat mit Leid viel, mit Liebe nichts zu tun.
Moment: Liebe und Leid haben viel miteinander zu tun - Liebe hat dagegen mit Hass und "Rache" (in gängiger Konnotation) nichts zu tun.

Salome23
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#12 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Salome23 » Mi 17. Sep 2014, 01:04

closs hat geschrieben: In 2.Mose heisst bspw. "ein eifersüchtiger Gott ist er" - bei Buber heisst es: "eifernder Gott" - in der "Guten Nachricht" "leidenschaftlich liebender Gott".

Und wie übersetzt Buber folgende(blau) Bibelstelle?

5.Mose 32
19 Da sah der Herr, dass er geschmäht wurde von seinen Söhnen und Töchtern, die seinen Zorn erregten.
20 Und er sagte: Ich will mein Gesicht vor ihnen verbergen und dann sehen, was in Zukunft mit ihnen geschieht. Denn sie sind eine Generation des Aufruhrs, Söhne, in denen die Untreue sitzt.
21 Sie haben meine Eifersucht geweckt durch einen Gott, der kein Gott ist, mich zum Zorn gereizt durch ihre Götter aus Luft - so wecke ich ihre Eifersucht durch ein Volk, das kein Volk ist, durch ein dummes Volk reize ich sie zum Zorn.
22 In meiner Nase ist Feuer entbrannt. Es lodert bis in die unterste Totenwelt, verzehrt die Erde und was auf ihr wächst und schmilzt die Fundamente der Berge.
23 Immer neue Not bürde ich ihnen auf, ich setze gegen sie alle meine Pfeile ein.
24 Sie werden ausgemergelt durch den Hunger, verzehrt durch die Pest und die verheerende Seuche.
Den Zahn der Raubtiere lasse ich auf sie los, dazu das Gift der im Staube Kriechenden...

closs
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#13 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von closs » Mi 17. Sep 2014, 01:10

Salome23 hat geschrieben:Und wie übersetzt Buber folgende(blau) Bibelstelle?
Deut. 32,21/Buber "Mit einem Ungott ereifern sie mich, verdrießen mich mit ihrem Tand, durch ein Unvolk will ich sie ereifern, sie verdrießen durch schmählichen Stamm"

Salome23
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#14 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Salome23 » Mi 17. Sep 2014, 01:21

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Und wie übersetzt Buber folgende(blau) Bibelstelle?
Deut. 32,21/Buber "Mit einem Ungott ereifern sie mich, verdrießen mich mit ihrem Tand, durch ein Unvolk will ich sie ereifern, sie verdrießen durch schmählichen Stamm"
hmmm...ereifern=in Eifer geraten, leidenschaftlich und erregt mit Worten für etwas eintreten

Synonym: aufbrausen, auffahren, sich aufregen, aufschäumen, außer sich geraten/sein, die Beherrschung verlieren, sich empören, sich entrüsten, sich erbosen, sich erhitzen, sich erregen, [sich] erzürnen, explodieren, sich hineinsteigern, hochfahren, toben, sich vergessen, wütend werden, zornig werden; (gehoben) schäumen; (bildungssprachlich) [sich] echauffieren, sich exaltieren; (umgangssprachlich) an die Decke gehen, sich aufpumpen, aus der Haut fahren, einen Tanz aufführen, [ganz/rein] aus dem Häuschen fahren/geraten/sein, hochgehen, in Fahrt geraten/kommen/sein, in Rage geraten/kommen/sein, sauer sein/werden; (salopp) geladen sein... :D

http://www.duden.de/rechtschreibung/ereifern


Also Folgeerscheinung der Eifersucht?

closs
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#15 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von closs » Mi 17. Sep 2014, 01:32

Salome23 hat geschrieben:Also Folgeerscheinung der Eifersucht?
Eher eine andere Interpretation für das, was man in anderen Übersetzungen "Eifersucht" nennt. - Ich würde es so verstehen: "Ihr Menschen geratet in menschlichen Eifer für einen Ungott - ich als einziger Gott reagiere/sankioniere mit einem entgegengesetzten Eifer, indem ich Euch die Folgen Eurer Irrung mit Leiden für Euch verbinde".

Leid als Ausdruck der Trennung von Schöpfer/Gott und Schöpfung/Mensch: "Ihr trennt Euch vom 'Alles in Einem' und erntet dafür das, was Folge dieser Trennung ist - Leid".

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Münek
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#16 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von Münek » Mi 17. Sep 2014, 01:52

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Ein solches Denken, Fühlen und Verhalten Gottes hat mit Leid viel, mit Liebe nichts zu tun.
Moment: Liebe und Leid haben viel miteinander zu tun - Liebe hat dagegen mit Hass und "Rache" (in gängiger Konnotation) nichts zu tun.

Du hast meinen Text gründlich missverstanden!

Die Attribute " Hass, Rache, Vergeltung", die Jahwe sich selbst
zuschreibt, stehen in unauflösbarem Widerspruch zur "Liebe".

DAS IST JA GERADE DER KNACKPUNKT.

Ich finde es entlarvend, dass Du Dir lediglich "Liebe" und"Leid" her-
ausgepickt, negative Emotionen hingegen vollkommen ausgeklam-
mert hast. Wo bleibt da die Ehrlichkeit?

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sven23
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#17 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von sven23 » Mi 17. Sep 2014, 06:56

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Also Folgeerscheinung der Eifersucht?
Eher eine andere Interpretation für das, was man in anderen Übersetzungen "Eifersucht" nennt. - Ich würde es so verstehen: "Ihr Menschen geratet in menschlichen Eifer für einen Ungott - ich als einziger Gott reagiere/sankioniere mit einem entgegengesetzten Eifer, indem ich Euch die Folgen Eurer Irrung mit Leiden für Euch verbinde".

Leid als Ausdruck der Trennung von Schöpfer/Gott und Schöpfung/Mensch: "Ihr trennt Euch vom 'Alles in Einem' und erntet dafür das, was Folge dieser Trennung ist - Leid".

Dagegen spricht, daß Leid sich herzlich wenig darum kümmert, welchen Gott die Leidenden anbeten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#18 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von sven23 » Mi 17. Sep 2014, 06:59

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Ein Beispiel unter vielen (5. Mose 32,35): "Die RACHE ist mein, ich will VERGELTEN".
Das kann auch heißen: "Lasst die Finger von Sachen, die Ihr nicht versteht - ICH, Gott, werde ins Lot bringen (und nicht Ihr Menschen)".

Auch da hätte er sich übernommen. Alles Versuche, etwas ins Lot zu bringen, sind gründlich in die Hose gegangen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#19 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von sven23 » Mi 17. Sep 2014, 07:04

closs hat geschrieben:
Simplicius hat geschrieben:"es tut mir leid, den Menschen gemacht zu haben" ist etwas anderes als "ich bereue, den Menschen gemacht zu haben"?
Nein - "Ich leide darunter, den Menschen gemacht zu haben" ist etwas anderes als "Ich bereue, den Menschen gemacht zu haben".

Ändert aber nichts daran, daß er eine Entscheidung getroffen hat, die er
A selbst hinterfragen muß und
B als Allwissender hätte die Folgen vorraussehen müssen.

Das ganze Konzept paßt weder mit Allwissenheit, Allmacht und Vollkommenheit zusammen. Klassische Logikfehler der Bibelschreiber.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#20 Re: Ist Gott zur Reue fähig?

Beitrag von closs » Mi 17. Sep 2014, 07:45

Münek hat geschrieben:Die Attribute " Hass, Rache, Vergeltung", die Jahwe sich selbst zuschreibt, stehen in unauflösbarem Widerspruch zur "Liebe".
Bei "Hass" stimmt das - bei "Rache" und "Vergeltung" nur dann, wenn man die heutige Konnotation zum Maßstab macht.

Münek hat geschrieben: Wo bleibt da die Ehrlichkeit?
Hat mit mir nix zu tun. - Meine Frage lautet immer: Wie muss man die Bibel interpretieren, dass DER universale Gott möglich bleibt.

Du nennst das "Eisegese" - ich nenne es Unabhängigkeit von der Bibel.

Die Antwort auf meine Frage lautet übrigens: Meistens ist es möglich, Begriffe so phänomenologisch (also ohne Wertung durch Konnotation) zu begreifen, dass "universaler Gott" und "Bibel" vereinbar sind. - Bei manchen Fällen (etwa beim Fall "Hass") ist es sehr schwierig - dann stelle ich den HG über den Bibeltext und übergehe diese Stelle, bis eine universale Interpretation erscheint (oder halt NICHT erscheint).

Merke: Letztlich geht es nicht um die Bibel, sondern um die Frage: Wer oder was ist der universale Gott.

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