ad (A):closs hat geschrieben:Schon klar.Pluto hat geschrieben:Falls etwas was durch die Theorie vorhergesagt wird, nicht eintrifft, sagt man in der Wissenschaft, die Theorie sei falsifiziert.
Zwei Beispiele:
A:
Jemand behauptet, dass hinter dem Mond grüne Männchen wohnen. - Irgendwann umrundet jemand die Rückseite des Mondes und stellt bei genauerem Hingucken fest, dass dort KEINE grünen Männchen wohnen. - Die Behauptung war also falsch - dort gab es nie grüne Männchen und keinerlei Hinweise darauf (Skelette, Ruinen, etc.). - Das ist Falsifizierung in meinem Verständnis.
B:
Jemand behauptet, dass die Sonne existiert. -Nun explodiert die Sonne und ist nicht mehr da. - Ist damit die vorherige Behauptung falsifiziert - vor dem Hintergrund, dass die Sonne tatsächlich vorher existiert hat? Denn die Behauptung vorher hat sich doch auf den Status bezogen, dass es die Sonne gab. - Umgekehrt: Derselbe, der vorher (als es die Sonne noch gab) behauptet hat, dass es sie gibt, würde es doch NICHT mehr behaupten, dass es sie gäbe, nachdem sie explodiert ist.
Naja.... Du brauchst nicht hinter dem Mond suchen. Da tuts die poppersche Geschichte mit den schwarzen Schwänen ebensogut, und sie ist sogar wahr!
ad (B):
Wenn die Sonne unerwartet explodiert, oder spurlos verschwindet, dann ist die Theorie einer existierenden Sonne natürlich falsifiziert.
Schon klar.closs hat geschrieben:Wenn ich behaupte "Pluto lebt", weil er mir ständig auf meine Posts antwortet, kann mir doch keiner in 50 Jahren kommen und sagen: "Du hattest unrecht - inzwischen ist nachgewiesen, dass er tot ist - Deine Behauptung ist also falsifiziert".
O.T.
Du sollst der Gnade Gottes keine Grenzen setzen. Ich glaubs zwar auch nicht, aber es besteht doch eine geringe Chance, dass ich in 50 Jahren noch lebe.
Ganz meine Meinung.closs hat geschrieben:In diesem Sinne waren weder Augustinus noch Descartes Solipsisten. - Davon abgesehen, dass "metaphysischer Solipsismus" aus meiner Sicht absoluter Schwachsinn ist.

Sehe ich nicht so (s.o.). Der methodologische Solipsismus in seiner reinen Form ist ebenfalls Schwachsinn weil er zum Konzept der Matrix führt.closs hat geschrieben:"Dem Cartesianismus zufolge gibt es nur zwei Arten von Seiendem: Bewusstsein (res cogitans) und materielle Objekte (res extensa). Nur die Existenz des eigenen denkenden Ichs ist erkenntnistheoretisch gewiss. Darüber hinaus gegeben sind uns nur Bewusstseinsgehalte.“ (wik) In diesem Sinne ist Descartes selbstverständlich Solipsist - nur hat das eine ganz andere Bedeutung wie A - weshalb ich Descartes nie aus eigenen Stücken Solipsisten NENNEN würde - weil es zu Verwirrung führt.
Zudem gilt der cartesianische Dualismus als wissenschaftliche Theorie ohnehin als falsifiziert. Man kann zeigen, dass jede Steuerung (mit Rückkopplung) eines Körpers durch Fremdeinwirkung Energie benötigt. Ohne Energiequelle also nicht machbar. Auch war jede Suche nach dem "Steuermann" (res cogitans) im Gehirn bisher erfolglos. Ein weiteres Problem von Descartes These war schon im alten Rom bekannt unter dem Begriff quis custodiet ipsos custodes (Wer bewacht diese Bewacher?): Wer steuert den "Steuermann"?
Am Ende hate man eine endlose Matrjoschka Puppe, und kommt nicht weiter.

IMO irrt Descartes, denn das wäre in der Tat solipsistisch.closs hat geschrieben:"Descartes betonte: „Die Außenwelt könnte ein bloßer Traum sein.“ (wik).
Das sehe ich anders. Nur diejenigen Vorstellungen die entweder nicht falsifizierbar sind, oder falsifiziert wurden, wurden "verdrängt". Andere Ideen dieser Herren bleiben bestehen. Descartes war ein genialer Mathemathiker und Erfinder der analytischen Geometrie.closs hat geschrieben:Im Grunde sind Sachen, über die wir hier seit Monaten sprechen, mindestens seit 1.500 Jahren (Augustinus) oder 500 Jahren (Descartes) klar. - Es war der ideologische Materialismus, der diese Erkenntnisse in den Hintergrund hat treten lassen.
Ich meinte auch den Radikalen Konstruktivsimus.closs hat geschrieben:"Die meisten Varianten des Konstruktivismus gehen davon aus, dass ein erkannter Gegenstand vom Betrachter selbst durch den Vorgang des Erkennens konstruiert wird" (wik) - das ist KEIN Solipsismus?
Oder: man gehe weiter in den Radikalen Konstruktivismus, der ja an sich konsequent zu Ende denkt (nicht unsympathisch): "Deshalb ist Objektivität im Sinne einer Übereinstimmung von wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität unmöglich; jede Wahrnehmung ist vollständig subjektiv" (wik). - Da war doch was mit "ontologischer Differenz".![]()
Und ja... es gibt einen Unterschied zwischen Realität und Wahrnehmung, aber ich vermute Heidegger verstand das noch anders.
Nee, nee, es sind unterschiedliche Kategorien: Hermeneutik ist eine Theorie; der kritische Rationalismus ist eine Methodik (Philosophie).closs hat geschrieben:... aber konnte ich den Unterschied zur wissenschaftlichen Theorie des RK darstellen? - Es liegt an den Sujet des zu Untersuchenden und handelt sich NICHT um konkurrierende Theorien, weil sie Unterschiedliches untersuchen.
Wieso "nicht geklappt"? Ich habe sofort eingesehen, das es Unterschiede gibt. Beide Arten (metaphysischer und methodologischer) des Solipsismus sind IMO unrealistisch. Der Erste ist Schwachsinn, und der Zweite geht in Richtung Matrix (der Film).closs hat geschrieben:Das das genausowenig klappt, haben wir gerade beim Begriff "Solipsismus" gemerkt.Pluto hat geschrieben:Deshalb habe ich dir schon oft vorgeschlagen, die lexikalischen Definitionen zu verwenden, sofern nichts anderes vereinbart wurde.
Wiki ist nicht perfekt (ich würde auf Grund von Wiki keine Diss schreben wollen) aber es ist heute weitaus besser als alles andere, weil es gut recherchierte und schnelle wenn auch oberflächliche Erklärungen liefert.closs hat geschrieben:Im übrigen reicht es manchmal nicht, bei wiki nachzuschlagen - es muss auch geistes-geschichtlich verständlich sein - will heißen: Was hat derjenige, von dem wir sprechen, mit dem Wort x gemeint, als er es benutzt hat. - Es ist leider nach Belieben üblich, dass man Rezeptions-Verzerrungen über Jahrhunderte zum Maßstab des Ursprungs macht.
Stimmt. Halman und Janina.closs hat geschrieben:Kann ich nicht mitreden. - Ich habe nur in einer Diskussion mitgekriegt, dass Person A) "so" (möglicherweise wie Einstein?) formuliert hat und Person B nach der Kopenhagener Deutung. - Es war also ein Missverständnis, weil verschiedene Standards (ein alter/ein neuer) aufeinanderprallten - also eine Defintionsproblem - um mehr geht es mir hier nicht.Pluto hat geschrieben:Das Verständnis der Kopenhagener Deutung hat sich aber meines Wissens seit 1927 nicht verändert.
Janina bestand auf der Kopenhagener Deutung der Wellenfunktion (und sie hatte Recht).