Aufklärung durch Wissenschaft

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Yusuke
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#141 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von Yusuke » Di 5. Aug 2014, 12:05

Hallo sven23,

sven23 hat geschrieben:Es ist doch kein Zufall, daß auch heute noch der Wunderglaube am meisten in bildungsfernen Schichten verbreitet ist.
Du solltest aber dadurch nicht zu dem falschen Schluss verleitet werden das "die Bereitschaft gegenüber Wundern offen zu sein" mit steigernder Bildung abnehmen muss. Auch Einstein war in dem Sinne "religiös", dass er durchaus Wundern und unerklärliche Dinge nicht abgelehnt hat. Mehr noch: er nennt in einem Zitat all jene die nicht bereit sind für Unerklärtes offen zu sein "geistige Toten".

Albert Einstein hat geschrieben:“Es gibt zwei Arten sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles eines. Ich glaube an Letzteres.”

Albert Einstein hat geschrieben:Wer sich nicht mehr wundern kann, der ist seelisch bereits tot.

Es liegt viel mehr daran das die Intellektuellen wegen ihrem Wissen viel häufiger zu hochmütigen Einstellungen tendieren als Ungebildete mit ihrem Nicht-Wissen.

2Lena
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#142 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von 2Lena » Di 5. Aug 2014, 12:20

"Der größte Zweifel an den Wundern Jesu entstammt für mich der Tatsache, dass ihre Zeugen mehrheitlich Fischer waren."
(Arthur Pinstead, br. Journalist, 1846-1915)

Ha, ha, und das wusste Pinstead?
Der wird noch in die Knie gehen - und zwar gleich zweimal.
1) hat er nicht gewusst, dass die "Wunder" philosophische Gleichungen sind.
2) hat er die historischen Begebenheiten nicht erforscht - von wegen Fischer... der macht glatt Könige und Kaiser zu Fischern.

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sven23
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#143 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von sven23 » Di 5. Aug 2014, 12:22

Yusuke hat geschrieben:Du solltest aber dadurch nicht zu dem falschen Schluss verleitet werden das "die Bereitschaft gegenüber Wundern offen zu sein" mit steigernder Bildung abnehmen muss. Auch Einstein war in dem Sinne "religiös", dass er durchaus Wundern und unerklärliche Dinge nicht abgelehnt hat. Mehr noch: er nennt in einem Zitat all jene die nicht bereit sind für Unerklärtes offen zu sein "geistige Toten".

Er meinte damit aber mit Sicherheit nicht die biblischen Wunder. Wir sprechen ja heute auch noch von Naturwundern und meinen damit Phänomene und Landschaften in der Natur, über die man sich im wahrsten Sinne des Wortes wundert, weil sie so schön oder außergewöhnlich sind. Sonst hätte er z. B. nicht folgendes gesagt:

"Es war natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen gelesen haben, eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und ich habe dies niemals geleugnet, sondern habe es deutlich ausgesprochen. Falls es in mir etwas gibt, das man religiös nennen könnte, so ist es eine unbegrenzete Bewunderung der Struktur der Welt, so weit sie unsere Wissenschaft enthüllen kann. ... Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich primitiver Legenden .... Keine noch so feinsinnige Auslegung kann etwas daran ändern. Diese verfeinerten Auslegungen sind … höchst mannigfaltig und haben so gut wie nichts mit dem Urtext zu schaffen. ... Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie jede andere der Inbegriff des kindischsten Aberglaubens."
(Albert Einstein, Physiker,1879-1955)

Auch Thomas von Aquin hielt es für ausreichend, daß die Ungebildeten glauben. Sie müssen es nicht verstehen, Hauptsache sie glauben, was man ihnen vorsetzt. Dieses Motiv zieht sich aber durch die ganze Bibel.

"Die Beweisführung (für religiöse Wahrheiten) ist schwierig und kann nur von Gelehrten verstanden werden; der Glaube aber ist nötig für die Ungebildeten, für die jungen Menschen und all diejenigen, denen es an Muße fehlt, sich mit Philosophie zu beschäftigen... Für sie reicht die Offenbarung."
(Thomas von Aquin in: "Summa contra Gentiles" (entstanden ca. 1259-64)
Zuletzt geändert von sven23 am Di 5. Aug 2014, 12:47, insgesamt 1-mal geändert.
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sven23
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#144 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von sven23 » Di 5. Aug 2014, 12:24

2Lena hat geschrieben:
"Der größte Zweifel an den Wundern Jesu entstammt für mich der Tatsache, dass ihre Zeugen mehrheitlich Fischer waren."
(Arthur Pinstead, br. Journalist, 1846-1915)

Ha, ha, und das wusste Pinstead?
Der wird noch in die Knie gehen - und zwar gleich zweimal.
1) hat er nicht gewusst, dass die "Wunder" philosophische Gleichungen sind.
2) hat er die historischen Begebenheiten nicht erforscht - von wegen Fischer... der macht glatt Könige und Kaiser zu Fischern.

Pinstead meinte damit die Jünger Jesu, die hauptsächlich Fischer waren. Anglerlatein ist ja nicht umsonst entstanden. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Yusuke
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#145 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von Yusuke » Di 5. Aug 2014, 13:31

sven23 hat geschrieben:Er meinte damit aber mit Sicherheit nicht die biblischen Wunder.
Du verstehst mich miss. - Ich wollte gewiss nicht Einstein als einen Befürworter des biblischen Glaubens darstellen; mir ist wohl bewusst, dass er den biblischen Glauben ablehnt. Mir ging es eher allgemein um das Phänomen der Wunder. Und Wunder sind nach dem Verständnis des Duden:

Duden hat geschrieben: Begriff: Wunder

Bedeutungen:
1) außergewöhnliches, den Naturgesetzen oder aller Erfahrung widersprechendes und deshalb der unmittelbaren Einwirkung einer göttlichen Macht oder übernatürlichen Kräften zugeschriebenes Geschehen, Ereignis, das Staunen erregt

2) etwas, was in seiner Art, durch sein Maß an Vollkommenheit das Gewohnte, Übliche so weit übertrifft, dass es große Bewunderung, großes Staunen erregt


3) in Verbindung mit bestimmten Fragewörtern

Und gemäß seiner Zitate lässt sich doch mindestens auf einem allgemeinen Verständnis ableiten das Einstein dem Unerklärlichen offen gegenüber stand. Oder ist Pantheismus bzw. das Verständnis Spinozas gleichbedeutend mit unserem heutigen Verständnis vom Atheismus?

EDIT:
Albert Einstein hat geschrieben:[...] Falls es in mir etwas gibt, das man religiös nennen könnte, so ist es eine unbegrenzete Bewunderung der Struktur der Welt, so weit sie unsere Wissenschaft enthüllen kann. [...]
Ich muss zugeben, dass ich Einstein an dieser Stelle nicht richtig verstehe. Meint er an dieser Stelle ihn fasziniert das bereits bekannte Wissen von der Welt oder das noch Unbekannte? Ich verstehe das er damit das noch Unbekannte meint, falls ich mich aber irren sollte, dann habe ich ein Problem mit seinem Zitat: "Wer sich nicht mehr wundern kann, der ist bereits seelisch tot". Wundern kann sich für mich nur jemand, dem das Geschehene vorher nicht bewusst war, sondern höchstens nur vermutet wurde. - Was meint Einstein mit der Aussage, sven?
Was ist Einsteins Verständnis von "Wundern"?
Zuletzt geändert von Yusuke am Di 5. Aug 2014, 13:52, insgesamt 1-mal geändert.

Pluto
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#146 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von Pluto » Di 5. Aug 2014, 13:50

Yusuke hat geschrieben: Mir ging es eher allgemein um das Phänomen der Wunder. Und Wunder sind nach dem Verständnis des Duden:
Wunder sind Phänomene die mit den Mitteln der Wissenschaft nicht erklärbar sind.
Der Fortschritt in der Wissenschaft ist der Grund warum Wunder in der heutigen Zeit immer seltener werden.

Yusuke hat geschrieben:Oder ist Pantheismus bzw. das Verständnis Spinozas gleichbedeutend mit unserem heutigen Verständnis vom Atheismus?
[/quote]Ich verstehe den Patheismus als agnostischen Weg die Taten Gottes als Wunder der Natur (s.o.) zu erklären.

deus sive natura bedeutet so viel wie Gott mit der Natur gleichzusetzen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#147 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von Yusuke » Di 5. Aug 2014, 14:04

Hallo Pluto,

Pluto hat geschrieben: deus sive natura bedeutet so viel wie Gott mit der Natur gleichzusetzen.
So lange man dabei für Unbekanntes offen bleibt, kann man das so handhaben. Denn unabhängig, wie Einstein das auch wirklich gemeint hat als er jene Worte "Wer sich nicht mehr wundern kann, ist seelisch bereits tot" gemeint hat; ich sehe es jedenfalls so, wie es da steht. Nicht nur weil Geheimnisse zu ergründen toll ist, sondern auch weil es immer etwas geben wird, was man nicht versteht. :D

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#148 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von Pluto » Di 5. Aug 2014, 14:15

Yusuke hat geschrieben:Denn unabhängig, wie Einstein das auch wirklich gemeint hat als er jene Worte "Wer sich nicht mehr wundern kann, ist seelisch bereits tot" gemeint hat; ich sehe es jedenfalls so, wie es da steht. Nicht nur weil Geheimnisse zu ergründen toll ist, sondern auch weil es immer etwas geben wird, was man nicht versteht. :D
Von Wunder kommt auch bewundern, nicht war?
Einstein war ein großer Bewunderer der "Wunder der Natur". So sah er in Spinoza ein Vorbild für sein Denken.
Dass wir so Manches nicht oder nur teilweise verstehen, finde ich auch Okay. Immerhin ist das besser als die Denkweise, man müsse auf alle Fragen eine Antwort haben.

Um Fortschritt zu erzielen, müssen wir die Türe zur Ungewissheit einen Spalt weit offen lassen. [Richard Feynman - 1918 -1988]
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sven23
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#149 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von sven23 » Di 5. Aug 2014, 14:57

Yusuke hat geschrieben:
Und gemäß seiner Zitate lässt sich doch mindestens auf einem allgemeinen Verständnis ableiten das Einstein dem Unerklärlichen offen gegenüber stand.

Ein Wissenschaftler muß immer offen sein gegenüber dem, was (noch) unerklärlich ist. Es hat sich aber gezeigt, daß alles scheinbar Unerklärliche erklärt werden konnte.
Also echte Wunder im biblischen Sinne konnten noch nie belegt werden und werden es auch in Zukunft nicht.
Einstein be(wunderte) die Natur und die Struktur der Welt, wie er es nennt. Im weitesten Sinne könnte man auch die Natur als "Schöpfer" bezeichnen und in diesem Sinne bezeichnete er sich als religiös. Hat aber nichts mit dem Bibelgott oder jüdisch-christlicher Religion zu tun.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#150 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von Catholic » Di 5. Aug 2014, 16:03

Das stimmt überein mit meiner Erfahrung,dass heute gebildete (!?) Zeitgenossen nicht selten die Auffassung vertreten,dass Jesus z.B. keine Kranken geheilt hat,weil die nur psychosomatische Syntome aufwiesen,die die Zeitgenossen damals mangels besseren Wissens aber für pysische Krankheiten hielten und dass auch die Wunder Jesu garkeine Wunde gewesen seien,sondern die Menschen so dumm und ungebildet waren,diese natürlich erklärbaren Handlungen Jesu für Wunder zu halten?

Yusuke hat geschrieben:Hallo sven23,
Es liegt viel mehr daran das die Intellektuellen wegen ihrem Wissen viel häufiger zu hochmütigen Einstellungen tendieren als Ungebildete mit ihrem Nicht-Wissen.

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