Aufklärung durch Wissenschaft

Alle Themen aus Naturwissenschaft & Technik die nicht in die Hauptthemen passen.
barbara
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#71 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von barbara » Sa 19. Jul 2014, 12:14

sven23 hat geschrieben: Sehe ich nicht so. Wenn es einen Pardigmenwechsel gegeben hat, dann auf einer gründlichen und nachvollziehbaren Basis. Irgendwann muß es ja auch mal gut sein mit Mythen und Märchen. Da sah auch Goethe so:

"Das Märchen (der Bibel) ist Ursache, dass die Welt noch 10.000 Jahre stehen kann und niemand recht zu Verstande kommt, weil es ebensoviel Kraft des Wissens, des Verstandes, des Begriffes braucht, um es zu verteidigen, als es zu bestreiten."

(Johann Wolfgang von Goethe, dt. Dichter, 1749-1832)

Wobei Goethe ja der grösste Esoteriker war - hast du mal den Faust gelesen und angefangen, all die alchemistisch-hermetischen Anspielungen drin zu erkennen?

Goethe war definitiv nicht der Meinung, dass das Denken ein Ersatz für das Glauben sei. Er war lediglich der Meinung - völig zu recht - dass Glauben ohne Denken einen nicht weit bringt.




"Kindliche Wundermärchen über Wandeln auf dem Wasser und Wiederauferstehung eines Toten werden um so eher als Wunder geglaubt je weniger die eigene Bildung dazu befähigt, die tatsächlichen Wunder des Mikrokosmos des Universums und der unendlich komplizierten Systeme des Lebens auch nur annähernd als solche wahrzunehmen".

(Georg Christoph Lichtenberg, dt. Physiker u. Schriftsteller 1742 - 1799)

Auch hier: ein kindlicher Glauben ist für Kinder; daraus lässt sich bloss schliessen, dass Erwachsene eben einen erwachsenen Glauben benötigen, und nicht beim kindlichen Glauben stehen bleiben.

1. Korinther 13, 11-12:

11 Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war.
12 Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin.


gruss, barbara

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Demian
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#72 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von Demian » Sa 19. Jul 2014, 12:18

barbara hat geschrieben:Auch hier: ein kindlicher Glauben ist für Kinder; daraus lässt sich bloss schliessen, dass Erwachsene eben einen erwachsenen Glauben benötigen, und nicht beim kindlichen Glauben stehen bleiben.

1. Korinther 13, 11-12:

11 Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war.
12 Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin.


gruss, barbara

So ist es. Aber es gibt eben auch einen kindlichen Unglauben. :lol:
Die Menschheit befindet sich gerade in der Adoleszenzphase, wir haben die seltsame Angewohnheit einander Vorstellungen, Worte und Glaubensmuster aufzuzwingen. Das tun Jugendliche, aber keine Erwachsenen.

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sven23
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#73 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von sven23 » Sa 19. Jul 2014, 13:08

Demian hat geschrieben: So ist es. Aber es gibt eben auch einen kindlichen Unglauben. :lol:

Aber ebenso einen kindischen Glauben. ;)

"In den ersten Jahrhunderten gab es sechzig Evangelien, die fast alle gleich unverdaulich waren. Man verwarf sechsundfünfzig wegen ihrer Kindlichkeit und Albernheit. Gäbe es hierfür keinerlei Anhaltspunkte bei denjenigen, die man behalten hat?"
(Denis Diderot, franz. Schriftsteller u. Philosoph, 1713-1784)

"....Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie jede andere der Inbegriff des kindischsten Aberglaubens."
(Albert Einstein, Physiker,1879-1955)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

barbara
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#74 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von barbara » Sa 19. Jul 2014, 13:30

sven23 hat geschrieben: Aber ebenso einen kindischen Glauben. ;)

Sagen wir ja.

aber eben: wenn ein Mensch erwachsen wird, ist es angemessen, dass auch sein Glaube mit ihm erwachsen wird.

Du trägst ja heute auch nicht mehr dieselbe Hose wie als Fünfjähriger. Was vermutlich nicht bedeutet, dass du Hosen vollständig aus deinem Leben verbannt hast.

gruss, barbara

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Demian
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#75 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von Demian » Sa 19. Jul 2014, 15:05

sven23 hat geschrieben:"In den ersten Jahrhunderten gab es sechzig Evangelien, die fast alle gleich unverdaulich waren. Man verwarf sechsundfünfzig wegen ihrer Kindlichkeit und Albernheit. Gäbe es hierfür keinerlei Anhaltspunkte bei denjenigen, die man behalten hat?"
(Denis Diderot, franz. Schriftsteller u. Philosoph, 1713-1784)

"....Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie jede andere der Inbegriff des kindischsten Aberglaubens."
(Albert Einstein, Physiker,1879-1955)

Jeder freie Geist darf auch den Herren Diderot und Einstein widersprechen. Im Laufe eines Lebens sagen Menschen viel ... auch sehr viel widersprüchliches ... Denken ist Bewegung. In manchen Kreisen gehört es zum guten Ton ein paar stereotype Worte gegen die Religion zu sagen. Die Religion ist eine Schatzkammer voller Weisheit und menschlicher Irrtümer ... es gibt eben eine geistige Entwicklung ... man lasse sich inspirieren, bilde Herz und Geist daran und behalte das Gute. ;)
Cacatum non est pictum ... Kritik hat Methode, aber richtig ehrlich und gut ist sie nur, wenn sie aus Liebe erfolgt.

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#76 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von closs » Sa 19. Jul 2014, 16:17

sven23 hat geschrieben:Wenn es einen Pardigmenwechsel gegeben hat, dann auf einer gründlichen und nachvollziehbaren Basis.
Es hat einen Paradigmen-Wechsel gegeben zugunsten dessen, was per Wahrnehmung im Sinne des Naturalismus falsifizierbar ist. Wissenschaftlich ist dies gut - philosophisch/geistig ist es eine Einschränkung. - Im Mittelpunkt steht nicht, was der Fall ist oder sein könnte, sondern was falsifizierbar der Fall ist.

Man tauscht also Horizont gegen Sicherheit - das ist der eigentliche Paradigmenwechsel.

sven23 hat geschrieben:Und ob Lichtenberg es in deinem Sinne meinte, wage ich zu bezweifeln
Prinzipiell liegt all diesen Dingen der Irrtum zugrunde, dass das eine etwas mit dem anderen zu tun hätte. - Natürlich hat die Wissenschaft das recht, Eingriffe in ihr Revier zu kritisieren. - Wenn also jemand meint, dass Anthropologen, die Menschenknochen aus 100.000 Jahren v.Chr. finden, Deppen sind, ist es Zeit (im Sinne des Naturalismus) ein klares Wort zu sprechen. - Und wenn der andere sagt, dass die Gestalt einer Pflanze heilbar sei für Körperteile, die ähnlich aussehen, gilt dasselbe - demnach wäre eine Banane ein Aphrodisiakum. - Insofern gab es schon Anlass, wissenschaftlich aufzuklären.

In dem Moment aber, in dem die Wissenschaft bzw. sich aus ihr rekrutierende Weltanschauungen sagt "Es ist nur der Fall, was falsifizierbar ist", ist dies umgekehrt eine ideologische Aussage, die ihrerseits ein klares Wort verdient. - Ergo: Beide Arten des Weltbegreifens müssen autonom voneinander bleiben.

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sven23
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#77 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von sven23 » Sa 19. Jul 2014, 19:26

closs hat geschrieben:- Im Mittelpunkt steht nicht, was der Fall ist oder sein könnte, sondern was falsifizierbar der Fall ist.

Mit dieser Methode ist man aber wesentlich erfolgreicher.
Die Zeiten, als man das, was der Fall sein könnte in den Mittelpunkt stellte, waren düstere Zeiten.

"Alle in theologischen Werken üblichen Verherrlichungen des Christentums, daß es im Mittelalter wenigstens die Sklaverei abgeschafft habe, beruhen auf krasser Unwissenheit oder verlogender Apologetik. Ungefähr das Gegenteil ist wahr...Wo sie in Europa aufhörte, sind politische und ökonomische Verhältnisse die Ursache; niemals aber ein Verbot der Kirche. Ja, die Sklaverei nimmt in Südeuropa gegen Ende des Mittelalters einen Aufschwung, und die Kirche ist nicht bloß am Sklavenbesitz beteiligt, sondern verhängt auch geradezu Versklavung als Strafe in den verschiedensten Fällen."
(Ernst Troeltsch, ev. Theologe, Philosoph u. Historiker,
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#78 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von Pluto » Sa 19. Jul 2014, 19:35

Demian hat geschrieben:Jeder freie Geist darf auch den Herren Diderot und Einstein widersprechen.
In der Tat. Wo es Redefreiheit gibt, kann man das.
Aber man liegt mit seinem Widerspruch oft falsch oder geht mit seiner Kritik am Ziel vorbei.

Demian hat geschrieben:Kritik hat Methode, aber richtig ehrlich und gut ist sie nur, wenn sie aus Liebe erfolgt.
Eine Ausssage die ich nicht nachvollzeihen kann. Was um Himmels Willen hat Kritik mit Liebe gemein?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#79 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von Demian » Sa 19. Jul 2014, 20:11

Pluto hat geschrieben:Eine Ausssage die ich nicht nachvollzeihen kann. Was um Himmels Willen hat Kritik mit Liebe gemein?

Schöpferische Kritik geschieht im Geist der Liebe. Ansonsten handelt es sich nur um Gerede, denn wenn ich nicht das Gute, Schöne oder Wahre bestärke und erstrebe, dann kann ich es gleich bleiben lassen. Richtige Kritik ist eine Bejahung und nicht nur Negation.

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#80 Re: Aufklärung durch Wissenschaft

Beitrag von Pluto » Sa 19. Jul 2014, 20:18

Demian hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Eine Ausssage die ich nicht nachvollzeihen kann. Was um Himmels Willen hat Kritik mit Liebe gemein?
Schöpferische Kritik geschieht im Geist der Liebe. Ansonsten handelt es sich nur um Gerede, denn wenn ich nicht das Gute, Schöne oder Wahre bestärke und erstrebe, dann kann ich es gleich bleiben lassen. Richtige Kritik ist eine Bejahung.
Ah so... Nun ist Kritik auf einmal schöpferisch? :roll:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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