Alles Fügung, oder was?

closs
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#331 Re: Alles Fügung, oder was?

Beitrag von closs » So 6. Jul 2014, 19:02

sven23 hat geschrieben:Ein Gott, der selbst für das Leid verantwortlich ist, hat doch jede moralische Berechtigung verwirkt.
Wenn er NICHT verantwortlich ist, ist er nicht Gott. Deshalb haben ja viele Christen so große Probleme und schlängeln sich eine Version zusammen, wonach der Mensch dafür verantwortlich ist.

Unabhängig davon: Da müsste man untersuchen, was Leid eigentlich ist.

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sven23
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#332 Re: Alles Fügung, oder was?

Beitrag von sven23 » So 6. Jul 2014, 19:12

closs hat geschrieben: Wenn er NICHT verantwortlich ist, ist er nicht Gott.

Unabhängig davon: Da müsste man untersuchen, was Leid eigentlich ist.

Warum das? Ein gütiger und liebender Gott könnte seine Allmacht auch zum Nutzen der Menschen einsetzen und nicht gegen sie. Wer sagt denn, daß er den Teufel arbeitslos machen soll?

Und wenn du wissen willst, was Leid ist, dann frage die Millionen, die in Kriegen krepiert sind, die in Ausschwitz waren, die Vertriebenen und Flüchtlinge, die Rechtlosen und die, die auch heute noch an Hunger krepieren. Die werden es dir schon sagen können.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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barbara
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#333 Re: Alles Fügung, oder was?

Beitrag von barbara » So 6. Jul 2014, 21:55

sven23 hat geschrieben: In dieser Beurteilung find ich mich in guter Gesellschaft:

"Dies ist der Gipfel des Monströsen und Lächerlichen, Gott als einen kleinlichen, unsinnigen und barbarischen Despoten zu verkünden, der einigen seiner Favoriten heimlich ein unverständliches Gesetz mitteilt und die übrigen des Volkes umbringt, weil sie dieses Gesetz nicht gekannt haben."
(Voltaire, fr. Philosoph, 1694-1778)

An DEN Gott glauben ja auch die meisten Gläubigen nicht.

Das Detail, das den Materialisten in ihren Betrachtungen des öftern entgeht, ist die Tatsache, dass in der Spiritualität der Mensch in erster Linie als eine lebendige Seele gesehen wird - und der Tod somit nicht als schlimm, gefährlich, das absolute Ende oder etwas, was absolut vermieden werden muss.

Die Tatsache, dass der Tod eine Erlösung und eine Gnade sein kann, wird übersehen. Aber diese Idee verändert alles.

gruss, barbara

closs
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#334 Re: Alles Fügung, oder was?

Beitrag von closs » Mo 7. Jul 2014, 00:07

sven23 hat geschrieben:Und wenn du wissen willst, was Leid ist, dann frage die Millionen, die in Kriegen krepiert sind, die in Ausschwitz waren, die Vertriebenen und Flüchtlinge, die Rechtlosen und die, die auch heute noch an Hunger krepieren.
Die Frage war gemeint als: Was ist der geistige Rang des Leids - warum gibt es Leid - welche geistige Funktion hat Leid - also wieder mal die alte Theodizeefrage. - Es geht sicherlich NICHT um die Glorifizierung des Leides, sondern dessen geistige Einbettung.

barbara hat geschrieben: und der Tod somit nicht als schlimm, gefährlich, das absolute Ende oder etwas, was absolut vermieden werden muss.
Stimmt - der Tod ist kein Beinbruch. :angel:

Pluto
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#335 Re: Alles Fügung, oder was?

Beitrag von Pluto » Mo 7. Jul 2014, 00:09

closs hat geschrieben:Stimmt - der Tod ist kein Beinbruch. :angel:
Darin kann ich dir uneingeschränkt zustimmen! :thumbup:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#336 Re: Alles Fügung, oder was?

Beitrag von sven23 » Mo 7. Jul 2014, 09:02

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Stimmt - der Tod ist kein Beinbruch. :angel:
Darin kann ich dir uneingeschränkt zustimmen! :thumbup:


Aber einen Genickbruch sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#337 Re: Alles Fügung, oder was?

Beitrag von sven23 » Mo 7. Jul 2014, 09:13

closs hat geschrieben:Nochmal: Was ist der Unterschied, ob Gott die Mensch-Heit in ein apokalyptisches Inferno stürzt oder EINEN Menschen an einen Baum fahren lässt?

Keiner, er wäre in beiden Fällen ein Monster. :sick:
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#338 Re: Alles Fügung, oder was?

Beitrag von closs » Mo 7. Jul 2014, 10:05

sven23 hat geschrieben:Keiner
Da sind wir uns dann einig.

sven23 hat geschrieben: er wäre in beiden Fällen ein Monster.
Das ist etwas komplizierter - bzw. zwar einfach, aber schwer erklärbar, weil es einer ganz anderen als der modernen Denkweise entspricht.

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#339 Re: Alles Fügung, oder was?

Beitrag von Demian » Mo 7. Jul 2014, 11:56

sven23 hat geschrieben:Es geht aber um etwas prinzipiell anderes. Ein Gott, der selbst für das Leid verantwortlich ist hat doch jede moralische Berechtigung verwirkt.

Wenn Gott die absolute Existenz ist, dann findet alles in ihm statt. Weshalb gerade diese Welt mit all ihren Formen und Erfahrungen sich manifestiert, ist ein Mysterium, welches wir nicht verstehen müssen. Die Dinge sind so, wie sie sind. Wir könnten ein Leben lang darüber nachdenken. Darum der Rat Buddhas: verschwende nicht zu viel Zeit in fruchtlosen Diskussionen und frage Dich lieber, wie Du das Leid überwindest. Auf diesem Weg entdeckst Du den Sinn und die Bedeutung des Lebens. Außerdem gebe ich zu bedenken: welchen Sinn hat es über das Wesen Gottes nachzudenken, bevor Du dein eigenes Wesen entdeckt hast?

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#340 Re: Alles Fügung, oder was?

Beitrag von Pluto » Mo 7. Jul 2014, 12:13

Demian hat geschrieben:Darum der Rat Buddhas: verschwende nicht zu viel Zeit in fruchtlosen Diskussionen und frage Dich lieber, wie Du das Leid überwindest.
Auf diesem Weg entdeckst Du den Sinn und die Bedeutung des Lebens.
Darauf kontert der englische Autor Ashleigh Brilliant: Besser das Leben hat keinen Sinn, als dass es einen Sinn hat, dem ich nicht zustimmen kann.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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