Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Ist es korrekt, dass es durch Dekohärenz zur Verschränkung von Mikrokosmos und Makrokosmos kommt? Führt diese Betrachtung denn nicht logisch zur Viele-Welten-Deutung?
Nach meiner Auffassung, haben Dekohärenz und Verschränkung nichts mit der Viele-Welten-Deutung zu tun. Dekohärenz ist einfach eine Folge der Wecheslwirkung mit der Umwelt, die es unmöglich macht, Makro-Systeme (wie Schrödingers Katze) mit der Mirkowelt (Zerfall eines Atoms) zu verknüpfen. Deshalb ist Schrödingers Katze in der Tat entweder tot oder lebendig, aber sie ist keinesfalls in einer Superposition von Beidem.
Mit dieser Frage sind wir bereits bis zum Hals in Metaphysik, denn die Physik kümmert sich nicht um solche Fragen, es genügt die Berechnung der Wahrscheinlichkeiten hinreichend genau durchzuführen.
Als die QM entwickelt wurde, hat sich Bohr mit denselben Fragen beschäftigt. Woher kommt der Unterschied zwischen Mikro- und Makroobjekten?
Denn solange ich mit der Schrödinger Gleichung hantiere, habe ich keine Chance, auf das Makroobjekt zu kommen, auch eine Katze ist dann immer gemischt tot/lebendig aber niemals entweder/oder wie es die QM berechnet.
Als Ausweg erfand er den Kollaps der Wellenfunktion, d.h. in dem Augenblick, an dem man die Messung macht, bricht die Wellenfunktion auf eine der beiden möglichen Zustände zusammen.
Aber den Physikern war diese Deutung schom immer unangenehm, genau mit dem Argument, das Pluto hier bringt. Damit ist die Frage offen, wann und wie der Übergang zwischen Mikro und Makro stattfindet.
In neuerer Zeit hat sich Zeilinger intensiv experimentell mit dem Thema beschäftigt. Er fand keine echte Antwort, sondern er verschiebt die Frage. Das ist das, was Dekohärenz aussagt.
Seine Aussage ist: Nicht das "Nachschauen" macht den Übergang, sondern jede Wechselwirkung mit dem Rest des Universums. Sobald eine solche Wechselwirkung auftritt wird der Quantenzustand dekohärent und entwickelt sich in einen eindeutigen (Makro) Zustand. Nur in welchen kann man nicht vorhersagen.
Von der QM her verschiebt man damit das Problem, denn statt eines isolierten "Katze"-Systems muss man jetzt das ganze Universum in seine Gleichung aufnehmen. Die Verschränkung ist nicht weg, sie wird nur zu einer Verschränkung des gesamten Universums.
Das kann man nicht beobachten, wenn man sich aber auf die Katze konzentriert, ist sie tatsächlich entweder tot oder lebend, weil sich durch die Anwesenheit des Universums die Anteile der Mischung zu null mitteln. Die Katze ist nicht mehr gemischt, aber das Universum ist es noch.
Hinweis: Dieser Effekt ist ähnlich zu der Beobachtung, dass wir in einem Raum voller Luft nicht ersticken, wenn wir in einer Ecke sitzen. Theoretisch könnten wir ersticken, wenn sich nämlich alle Luftmoleküle auf der Seite versammeln, in der wir nicht sitzen. Berechnet man aber die Wahrscheinlichkeit für diesen Fall, dann sehen wir, weil es so extrem viele Moleküle sind, dass die Wahrscheinlichkeit für das Ersticken zu 0 geht (aber niemals ganz 0 ist). Was uns normalerweise das Leben rettet.
Damit haben wir die kuriose Situation, dass einzelne "Makro" Objekte wieder bequem klassisch gesehen werden dürfen (weil die Verschränkung an das Universum abgegeben wurde), aber das größte aller Makro-Objekte, das Univesum, nur noch quantenmechanisch zu sehen ist. Wie kommt das denn jetzt zu seinem Zustand?
Dafür wurde die Viele Welten Interpretation erfunden.
Es gibt auch andere Interpretationen, wie z.B. dass ein Gott entscheidet, welchen Zustand das Universum einnimmt.
Beide Interpretationen sind unbeobachtbar, unmessbar und daher keine Naturwissenschaft mehr.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.