Pluto hat geschrieben:Die Forderung, man möge etwas nachweisen, kann gar kein Denkfehler sein.
Innerhalb der Naturwissenschaft ist es sogar ein Muss.
Pluto hat geschrieben: hier zeigt sich die Willkür der Transzendenz.
Unter naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten ist es in der Tat so, weil Transzendenz gerade NICHT zum Arbeitsfeld der Naturwissenschaft gehört - methodischer Atheismus ist für den Naturwissenschaftler deshalb ebenso ein Muss.
Pluto hat geschrieben:Wo hört das eine auf, und wo fängt das andere an?
Objektiv oder intersubjektive nicht abgrenzbar.
Pluto hat geschrieben:Was genau berechtigt uns zu dieser Annahme?
Es ist zunächst eine intellektuelle Annahme. - Es gibt einige Werke (mindestens) seit Augustinus bis (mindestens) Kant, die letztlich aus logischen und dialektischen Gründen nicht drum rum kommen, eine Realität über dem Dasein zu postulieren. - Um das aber durchzuhecheln, reicht ein Forum nicht aus - da müsste man 12 Semester dranhängen.
Noch vielmehr ist es eine unintellektuelle, persönliche Erfahrung, die es zu allen Zeiten gegeben hat und auch heute noch gibt - in einer Kultur weniger, in der anderen mehr. - "Verordnen" kann man so etwas nicht - Goethe sagt dazu: "Wen Ihr's nicht fühlt, Ihr werdet's nicht erjagen". - Chr. M. Wieland (übrigens ein Aufklärer alter Schule) sagt dazu (sinngemäß): "Man kann es nicht beweisen - was aber nicht nötig ist, weil sich Betroffene gegenseitig erkennen".
Pluto hat geschrieben:Das Problem ist die Beliebigkeit der Spirituellen Warhnehmung.
"Spirituelle Wahrnehmung" ist zwar variantenreich, aber überhaupt nicht beliebig. - Allerdings ist echte spirituelle Wahrnehmung für den Außenstehenden nicht oder nur schwer von geistigen Nebelkerzen zu unterscheiden. - Noch schlimmer: Nimmt man nur das Christentum, gibt es bei deren Vertretern sowohl echte spirituelle Menschen als auch echte Nebelkerzen-Werfer.
Darauf hinzuweisen ist, dass "Spiritualität" NICHT notwendigerweise eine hoch-geistige, ver-geistigte Disziplin sein muss. - Der Mensch, der beispielsweise 1.Kor 13 WIRKLICH verstanden hat (und das kann man auch mit durchschnittlichem IQ), ist bereits ein spiritueller Mensch. - Noch mehr: Ich habe geistig Behinderte gekannt, die hoch spirituell waren - ohne dass sie das Wort "Spiritualität" verstanden, geschweige denn aktiv benutzt hätten.
Auch Du könntest als Agnostiker eine spiritueller Mensch sein, weil Du in Deinem Inneren so ausgerichtet bist. - Aber weder Du könntest mir beweisen, dass es so ist, noch könnte ich Dir beweisen, dass es so ist.
Pluto hat geschrieben:Aufklärung ist die Fähigkeit, endlich zwischen Illusion und Wirklichkeit klar unterscheiden zu können.
Rofl.

- Wenn es nur so wäre. - "Aufklärung" ist allenfalls das Bestreben, möglichst viele Dinge der Daseins-Wirklichkeit mit methodisch disziplinierter Wahrnehmung zu ordnen. - Und das ist ja (ganz ohne Ironie) schon eine ganze Menge.
In Richtung "Aufklärung" steht im "Faust II (Kap. 4)"
"Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern,
Was ihr nicht fasst, das fehlt euch ganz und gar,
Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr,
Was ihr nicht waegt, hat fuer Euch kein Gewicht,
Was ihr nicht muenzt, das, meint ihr, gelte nicht".
Und als der dementsprechend auftretende Adlatus von Faust (der Wagner) rausgeht, sagt Faust (alias Goethe) über ihn ("Faust I, Kap. 4):
Wagner:
Ich hätte gern nur immer fortgewacht,
Um so gelehrt mit Euch mich zu besprechen.
...
Mit Eifer hab' ich mich der Studien beflissen;
Zwar weiß ich viel, doch möcht' ich alles wissen.
(Ab.)
Faust (allein):
Wie nur dem Kopf nicht alle Hoffnung schwindet,
Der immerfort an schalem Zeuge klebt,
Mit gier'ger Hand nach Schätzen gräbt,
Und froh ist, wenn er Regenwürmer findet!
Nun war Goethe kein Gegner der Naturwissenschaft - GANZ im Gegenteil. - Aber er wäre - wie auch Kant und Hegel - NIE auf die Idee gekommen, dass das Naturalistische "alles" wäre.
Pluto hat geschrieben:Was soll daran nihilistisch sein?
Wenn Aufklärung meint, sie könne prinzipiell "alles wissen", ist das von Grund auf nihilistisch.