R.F. hat geschrieben:Gewiss muss man zwischen den beiden Welten unterscheiden. Andererseits überschneiden sie sich auch. Zum Beispiel sind der Schrift zufolge Persönlichkeiten nicht irdischer Herkunft von Menschen kaum zu unterscheiden, können wie diese irdische Nahrung zu sich nehmen, Wein trinken. An Schwerkraft sind sie nicht unbedingt gebunden, schreiten aber auf der Erde wie Menschen.
Wie sollten sich Geister aus dem transzendenten Bereich, die über großes Wissen und große Macht verfügen, Menschen offenbaren? Die "Materialisation" in einer menschlichen Gestalt wäre hierfür ideal.
Wie Du sicher weiß, gibt es in der Thora auch Schriftstellen, in denen Engel als Feuer bzw. Wolke erscheinen (brennender Dornbusch und die Wolken-/Feuersäule).
R.F. hat geschrieben:Jedenfalls ist die nicht irdische Welt mit dieser Erde weit mehr verzahnt als die meisten Menschen, nicht zuletzt die Christen ahnen. Man kann das alles wie die meisten auch ignorieren, indem man der Bibel den Status einer gut gemeinten Märchensammlung beimisst. Dazu braucht man halt “Theorien†wie die RTen und die ET...
Problematisch wird es m. E. dann, wenn der Gläubige gegen sehr gut belegte Theorien wettert. Viele Jahrhunderte meinten Geistliche, die Erde müssen im Zentrum ruhen, weil die Sonne bei Josua still stand und es in den Psalmen heißt, dass die Erde nicht wankt. Heute kommt wohl kaum ein Christ auf die Idee, diese Schriftstellen in dieser Weise zu interpretieren.
Dass Gott imstande ist, auch in unserer Welt zu wirken, war für Christen immer wesendlicher Bestandteil ihres Glaubens. Aus den von Dir angeführten Theorien folgt m. E. nicht, dass Gott auf den transzendenten Bereich beschränkt sei.
R.F. hat geschrieben:Dass aber auch Menschen nicht unbedingt den bekannten Gesetzen der Physik unterworfen sind, hat Spiegel Online kürzlich eingeräumt. Die Erfahrungsberichte des Hans Bender dürften wohl auch bekannt sein.
Der Name sagt mir nichts.
R.F. hat geschrieben:Auf die konsequente Trennung der Welten bestehen verständlicherweise jene am ehesten, die über politisch Macht und Reichtum verfügen. Diesen liegt sehr am Herzen, dass die Bibel dem Menschen näher gebracht wird - und zwar in einem unverfänglichen religiösen Jargon, der den nötigen Abstand zwischen irdischer und göttlicher Macht garantiert.
Das "Verbannen" Gottes in die "Nische", so dass er im modernen Lebensentwurf idealerwiese nur noch ein
inneres Gefühl sein dürfe und in dem Religion nur noch bloßer "Schmuck" ist, wird dem in der Bibel verkündeten Christentum natürlich nicht gerecht. Die liberale kritische Exegese hat vermutlich mehr zur Demotage des Glaubens beigetragen als alle Atheisten zusammengenommen. Diesbezüglich empfehle ich das Buch "Die Bibelfälscher" von Klaus Berger.
R.F. hat geschrieben:Einige Schriftstellen deuten an - ich glaube, ich überstrapeziere die Schrift nicht -, dass sehr wahrscheinlich in Kürze Religion derart an Macht gewinnt, dass das politische System selbst Naturalisten verfolgen wird.
Da kenne ich eine gegenteilige Deutung.
Im Folgenden werde ich mich in diesem Beitrag der
Dirac'schen Notation bedienen (welche ich als Laie aber nur sehr eingeschränkt verwenden kann). Dabei handelt es sich um eine praktische Klammerschreibweise, welche von dem genialen Quantenphysiker Paul Dirac entwickelt wurde – eine Art Mischung aus Klammer- und Vektor-Schreibweise. Damit lassen sich
quantenmechanische Zustandsvektoren darstellen.
Die Klammer

nennt sich
bra und die Klammer

*
Ket (abgeleitet vom engl.
bracket für Klammer).
In folgenden einfachen Formeln werde ich ausschließlich das
Ket verwenden. Da der "texify" nicht mehr funktioniert, greife ich behelfsweise auf folgende Schreibweise zurück: |>
(dies soll hier nicht "größer als" bedeuten).
*
Grafikquelle
Als Beispiel greife ich auf ein einzelnes Isotop zurück, bei dem es sich zweifelsfrei um ein Quantenobjekt handelt. Es befindet sich Zustand überlagernder Zustände aus

und

. In Dirac'scher Schreibweise wird dies so ausgedrückt:
|ψ> = |zerfallen> + |unzerfallen>
Die Überlagerung von Einzelzuständen eines Quantenobjekts bezeichnet man als
Superposition. Das Isotop befindet sich also in einem „Mischzustand“ der Superposition.
Schauen wir uns der Einfachheit halber exakt den Zeitpunkt der Halbwertzeit an. Dann ergibt sich
|Ψ>=1/√2(|zerfallen> + |unzerfallen>)
was bedeutet, dass der Zustand |zerfallen> genauso wahrscheinlich ist, wie der Zustand |unzerfallen>.
Der Zustand lässt sich unmöglich eindeutig bestimmen. Lediglich die Wahrscheinlichkeitsamplituden ergeben immer 1.
Das wirft natürlich die Frage auf, welcher der Zustände denn nun realisiert ist? Solange man keine Messung vornimmt, ist es sinnvoll, davon auszugehen, dass sich das Isotop in einem überlagerten Mischzustand befindet – etwas, was wir nicht aus unserer Erfahrungswelt kennen.
Der Physiker Erwin Schrödinger trieb dies mit seinem berühmten Gedankenexperiment auf die Spitze.
Bildquelle
Zur Halbwertzeit ergibt sich für die Katze nach Dirac’scher Schreibweise folgende Darstellung:
|ΨKatze>=1/√2(|tot> + |lebendig>)
Also zwei überlagernde Zustände der Katze, welche die Wellenfunktion |Ψ
Katze> hier beinhaltet.
Im Falle von Schrödingers Gedankenexperiment ist der Zustand der Katze abhängig vom Zustand des radioaktiven Atoms. Zerfällt es, registriert der Geigerzähler den Zerfall, löst einen Hammer aus, der eine Giftflasche zerschlägt, infolgedessen giftiges Gas im Kasten entweicht. Die Katze im Kasten stirbt also, sobald das Isotop zerfällt, aufgrund der daraufhin determinierten Kettenreaktion.
Doch der Zerfall des Isotops unterliegt den Gesetzen der Quantenmechanik, da es sich bei dem radioaktiven Atom zweifelsfrei um ein
Quantenobjekt handelt. Solange also keine Beobachtung erfolgt, befindet sich das Isotop in einem „Mischzustand“ aus |zerfallen> und |unzerfallen>.
Da die Kettenreaktion des Experimentes an diesem Quantenzustand gekoppelt ist, stellt sich die Frage, in welchem Zustand sich die Katze befindet. Auch in einem Mischzustand aus |Ψ
Katze> = |tot> + |lebendig>?
Der
Dekohärenz zufolge überträgt sich der Zustand der Superposition auf das gesamte Experiment, womit sich die Katze nun im Zustand der Superposition befindet:
|ΨKatze> = |tot> + |lebendig>
Da
objektiv unbestimmt ist, wann das Isotop zerfällt, ist
objektiv zufällig, wann die Katze stirbt.
Dies ist verschieden von dem Zufall unserer Erfahrungswelt. Ob nun Zufälle in Sport, in Glückspielen (wie Lotto) – bis hin zum Klima: Hierbei handelt es sich um „chaotische Systeme“. Zwar unterliegen diese, wie alles in unserer Erfahrungswelt, der klassischen Mechanik (und eben nicht der
Quantenmechanik), aber bei komplexen Systemen stehen Ursache und Wirkung nicht mehr im linearen Zusammenhang. Daher können kleine Ursachen manchmal große Wirkungen entfalten; es handelt sich um eine
schwache Kausalität, die
weich determiniert ist – aber determiniert. Der Zufall ist nur subjektiv und resultiert aus Datenmangel – ganz anders, als der
objektive Zufall der Quantenmechanik.
Es gibt unterschiedliche Interpretationen der Quantenmechanik. Eine von ihnen ist die
Viele-Welten-Deutung. Sie rührt daher, dass Quantenobjekte sich in einem Zustand überlagernder Zustände |φ> befinden. All diese Zustände werden durch die Wellenfunktion |Ψ> erfasst, dem Gesamtzustand der Superposition.
Gemäß der Viele-Welten-Interpretation werden alle Quantenzustände realisiert. Dass wir nur jeweils ein Resultat beobachten können, wird gemäß dieser Interpretation damit erklärt, dass die vielen Zustände in entsprechend vielen parallelen Welten realisiert werden und wir eben nur den Zustand beobachten können, welcher in unserer Welt vorliegt.
Im Fall von Schrödingers Katze wäre sie in einer Welt lebendig und der Forscher fröhlich, in einer anderen Welt tot und der Forscher traurig.
Um verschiedene Ergebnisse des Lottospiels in verschiedenen Welten zu realisieren, müsste man das Spielergebnis von Quantenobjekten abhängig machen.
Doch das uns vertraute Lottospiel basiert auf den newton’schen Gesetzen der Bewegung und kann folglich
klassisch beschrieben werden. Es ist schwach determiniert und daher eindeutig. Es gibt keine Mischzustände von verschiedenen Ergebnissen und in allen Welten sind die Lotto-Ergebnisse gleich. Das Lottospiel ist fundamental verschieden von „Schrödingers Katze“.
Mir persönlich erscheint die Viele-Welten-Deutung recht spekulativ.
Habe ich euch nun verwirrt?
