Pluto hat geschrieben:Demian hat geschrieben:Wenn der Tod das schwarze Nichts ist (wie Materialisten glauben) dann hat man allerdings erhebliche Begründungsprobleme.
Warum?
Rein philosophisch gesprochen (da bin ich auf der Seite Kants) ist Gott ein Postulat der praktischen Vernunft. In der Sprache der christlichen Liebesmystik frei nach Gabriel Marcel: jemanden lieben, heißt ihm zu sagen: Du wirst nicht sterben. Weil die Liebe von dem Liebenden nur grenzenlos (und somit dem Tod überlegen) erfahren werden kann. Die Beschränkung und Endlichkeit dieses Lebens ist nicht zufriedenstellend. Das hat auch Sartre erkannt, der ja meinte, dass die Sehnsucht des Menschen sich in diesem Leben nicht erfüllen könne ohne aber seinen Existenzialismus spirituell zu verankern. Dann wäre er exakt beim christlichen Menschenbild angekommen.
Die Sehnsucht unsrer Liebe ist die Wegspur, die uns durch dieses Leben und über es hinaus führt. Das ist die zentrale Hintergrundfolie auf der sich die Botschaft Jesu entfaltet: wenn der Tod stärker ist, als die Liebe, dann regiert der Tod. Wenn aber die Liebe stärker ist, dann hat der Tod keine wirkliche Macht mehr über uns und wir sind befreit: dann beginnt unsre Auferstehung in das Leben.
Das ist das ewige Leben. Nicht erst in einem Jenseits, sondern Hier und Jetzt. Hier - und über dieses kurze Erdenleben hinaus. Christliche Spiritualität verringert nicht den Wert dieses Lebens, sondern erhöht und veredelt ihn. Ich glaube Martin Luther war es, der sagte, dass die Worte Jesu, die Sprache der Ewigkeit seien, übersetzt in die Worte der Zeit ... das ist für mich wirklich ein Gedanke von vollendeter Schönheit.
Wenn man sieht, wie ein Mensch sein Leben lang lernt, nur um am Ende seines irdischen Daseins alles wegzuwerfen (es war alles um sonst?), dann wird der Wunsch nach Unsterblichkeit natürlich sehr gross. Aber welche Anhaltspunkte hast du konkret, zu behaupten der Tod sei bloss ein Übergang von einer Welt in eine Andere?
Abgesehen von meiner eigenen Glaubenserfahrung (die Dir leider nichts bringt), ergibt sich das für mich aus Vernunftgründen (philosophisch gesehen), aus der Metaphysik der Liebe (die für mich Unendlichkeitscharakter hat) und aus der Sehnsucht die de facto nicht durch Anhaftung an die vergänglichen Dinge dieser Welt erfüllt werden kann. Es muss also etwas Anderes geben (um eine Befreiung aus dem Kreislauf des Leidens erreichen zu können und somit vollkommenes Glück). Henry David Thoreau schrieb einmal, dass die meisten Menschen ein Leben in stiller Verzweiflung leben würden. Im Film „Der Club der toten Dichter“ wird eine sehr passende Antwort gegeben: damit sollten wir uns nicht zufrieden geben.