Homosexualität und Christsein

Rund um Bibel und Glaube
Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#471 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Janina » Mi 19. Feb 2014, 11:45

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Ich denke nicht, dass es eine wertvollere Ethikbasis geben kann.
Man wird per virtuellem Rollentausch abchecken, ob es ok ist - tut es aber logischerweise auf der Basis dessen, was einem an Erkenntnis zugänglich ist. Man weiß also nicht, welche Schäden man sich und dem anderen zufügen kann, die man nicht kennt.
Das ist naheliegend. Es kommt natürlich auf die gute Absicht an. Und Erfahrung ist immer von Vorteil. Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass der kategorische Imperativ von seiner Struktur her identisch ist mit dem christlichen Gebot der Nächstenliebe. Nur weil es ein hochtrabender Name ist, muss es nichts neues sein.

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Über die Jahre wird das schon ok gehen
Tut es auch, weil Irrtümer zur Erkenntnis führen: Wer Umwege macht, lernt die Gegend kennen.
Gut ausgedrückt. :thumbup:

closs hat geschrieben:Aber aus meiner Sicht spricht vieles dafür, dass die Partner-Hopperei einem selbst viel nimmt
Ja. Illusionen. Ich behaupte, man wird entspannter dadurch. Wer mehr Menschen kennt, kennt auch ihre Fehler, und vor allem, Menschen mitsamt ihren Fehlern zu lieben. Es geht nicht ums Zappen, sondern um zu wissen, was man sich gefallen lässt, und was nicht.

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#472 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Salome23 » Mi 19. Feb 2014, 12:14

closs hat geschrieben: HS kann angeboren sein... UND gleichzeitig nicht von Gott als gut angesehen werden
Da ist wohl dem Allmächtigen ein kleines Missgeschick beim "Bereiten im Mutterleib "passiert? 8-)

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#473 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von closs » Mi 19. Feb 2014, 12:30

Janina hat geschrieben:dass der kategorische Imperativ von seiner Struktur her identisch ist mit dem christlichen Gebot der Nächstenliebe.
Auf pastoraler Ebene auf jedem Fall. Würde jeder danach leben, würde er christlich leben. Allerdings sollte man sich dann nicht darüber hinaus fundamental zu geistigen Dingen äußern - denn es gibt schon noch ein paar Sachen, die jenseits des Kategorischen Imperativs sind.

Janina hat geschrieben: Es geht nicht ums Zappen, sondern um zu wissen, was man sich gefallen lässt, und was nicht.
Wer könnte da widersprechen?

Und trotzdem sind wir hier an einem Punkt, der kulturelle/geistige Unterschiede sehr deutlich macht - denn:

Geistig ist die Ehe eigentlich als Vorwegnahme der Aufhebung des Ichs ins Wir gemeint: So wie der Mensch sein Ich nach dem Daseins-Tod in Gott aufgehen lassen soll/wird, soll er bereits im Dasein das Ich und Du ins Wir aufgehen lassen. - Das geht aber nur, wenn man das Ich nicht zum maßgeblichen Orientierungs-Punkt macht - genau das ist aber das Mantra dessen, was sich selbst "Aufklärung" nennt.

Um es auf die Spitze zu treiben: Damit ist eine Ehe im geistigen Sinne etwas, das im Widerspruch zum Aufklärungs-Mantra steht. - Folglich werden kaum noch Ehen geschlossen, die den geistigen Sinn derselben verstehen. - Das ist ein objektives Problem. - Insofern haben diejenigen "recht", die im Sinne ihre Mantras Schlussfolgerungen ziehen, dass zum Beispiel (zurück zum Thread-Thema) Homosexualität wesensmäßig nichts anderes sei als Heterosexualität.

Denn eine Aussage ist dann richtig, wenn sie nicht im Widerspruch zu den Setzungen steht, auf deren Basis sie gemacht wird.

Insofern sind "Homosexualität und christliche Lehre" NICHT vereinbar (da andere Setzungen vorliegen). "Homosexualität und Christsein" sind dagegen selbstverständlich vereinbar, weil Christsein eine exklusive Sache zwischen Gott und Mensch ist - unabhängig von menschlichen Eigenschaften. - "Homosexualität und Kategorischer Imperativ" sind ohnehin vereinbar - was allerdings darauf hinweist, dass der Kat.Imp. nicht identlisch ist mit Nächsten-Liebe, sondern eine Teilmenge davon.

Wind
Beiträge: 427
Registriert: So 5. Jan 2014, 14:39

#474 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Wind » Mi 19. Feb 2014, 13:12

closs hat geschrieben:Geistig ist die Ehe eigentlich als Vorwegnahme der Aufhebung des Ichs ins Wir gemeint: So wie der Mensch sein Ich nach dem Daseins-Tod in Gott aufgehen lassen soll/wird, soll er bereits im Dasein das Ich und Du ins Wir aufgehen lassen. - Das geht aber nur, wenn man das Ich nicht zum maßgeblichen Orientierungs-Punkt macht - genau das ist aber das Mantra dessen, was sich selbst "Aufklärung" nennt.

Um es auf die Spitze zu treiben: Damit ist eine Ehe im geistigen Sinne etwas, das im Widerspruch zum Aufklärungs-Mantra steht. - Folglich werden kaum noch Ehen geschlossen, die den geistigen Sinn derselben verstehen. - Das ist ein objektives Problem. - Insofern haben diejenigen "recht", die im Sinne ihre Mantras Schlussfolgerungen ziehen, dass zum Beispiel (zurück zum Thread-Thema) Homosexualität wesensmäßig nichts anderes sei als Heterosexualität.

Damit eine Ehe das ist, was sie sein soll, sollte das aufgehen ins Wir aber nicht nur in der äußeren Handlung geschehen, sondern beides: innerlich und äußerlich ein verschmelzen des Daseins vom Ich zum Wir.

Ich meine, dass das Problem eher darin liegt, dass man erkennt, wenn beides nicht übereinstimmt. Das war früher nicht oder nur schwer möglich, das zu trennen. Ich bin froh und denke sogar, dass auch dies so von Gott gewollt ist, dass die Möglichkeit besteht, eine Verbindung, welche nur oberflächlich geschlossen wird, wieder zu lösen. Das bedeutet nämlich dann auch, dass mindestens einer in dieser Beziehung permanent leidet. Für mich bedeutet das lediglich, dass man ehrlicher ist zu sich, zu seiner Umwelt und zu dem Problem steht und darin aktiv wird. Das ist ein Problem, welches Gott längst gesehen hat. Ihm muss man da eben nichts vormachen.

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#475 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Salome23 » Mi 19. Feb 2014, 13:40

Damit eine Ehe das ist, was sie sein soll, sollte das aufgehen ins Wir aber nicht nur in der äußeren Handlung geschehen, sondern beides: innerlich und äußerlich ein verschmelzen des Daseins vom Ich zum Wir.
Das ist eine ziemlich moderne und romantische Denkweise..
Warum?
Na- ich dachte da an frühere Zeiten, und warum Ehen geschlossen wurden.
Denk an all die Zwangsehen.... :?
Dann fiel mir noch Salomo und all seine Nebenfrauen ein-wie um alles in der Welt sollte der mit jeder Einzelnen innerlich zu einem wir verschmelzen? :shock:

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#476 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von closs » Mi 19. Feb 2014, 13:46

Wind hat geschrieben:Ich bin froh und denke sogar, dass auch dies so von Gott gewollt ist, dass die Möglichkeit besteht, eine Verbindung, welche nur oberflächlich geschlossen wird, wieder zu lösen.
Pragmatisch gesehen finde ich das auch.

Das ist übrigens (mindestens) für katholische Pfarrer ein großes Problem. Denn sogenannte "Sakramente" (zu denen auch die Ehe gehört) geschehen "ex opere operato" - also unabhängig wirkend von der Einstellung dessen, der es tut (Priester), und der Einstellung derer (Brautpaar), an denen es getan wird. Das heißt: Wird es gemacht, ist es irreversibel (vgl. auch den Segen Isaaks an Jakob, den er nicht rückgängi machen kann). Allerdings tritt die Wirksamkeit des Sakraments nicht ein (insofern eine Einschränkung), wenn der Empfänger dem entgegen wirkt (deshalb das Ja-Wort als Chiffre dafür, dass die Brautleute NICHT entgegegenwirken).

Und jetzt gibt es folgendes Problem:

Der Priester sieht zwei Menschen, die es durchaus ehrlich miteinander meinen - und möchte das Sakrament nicht verweigern. - Gleichzeitig ist für ihn naheliegend, dass dem Brautpaar aufgrund der säkularen Normierung überhaupt nicht geistig klar ist, was da passiert (dass sie also doch - wenn auch bewusstlos - entgegenwirken). - Was macht man nun als Priester? - Meistens spendet man das Sakrament halt doch, wenn es beide ehrlich miteinander meinen - mehr kann man halt nicht erwarten.

Das führt aber AUCH dazu, dass ich schon Priester habe sagen hören, dass streng genommen (überm Daumen) 9 von 10 Eheschließungen nicht gültig sind, weil die Grundhaltung der Sakraments-Empfänger dem Sakrament entgegen wirken (s.o.). - Da ist also große Ratlosigkeit - und auch Verwirrung: Denn wenn etwas unabhängig wirkt von der Einstellung, müsste es ja immer gelten - auch wenn die Betroffenen nicht checken, worum es geht. - Schwierig.

Um zurück auf Deinen Punkt zu kommen: Das Lösen der Beziehung ist insofern gar nicht nötig, weil die Verbindung nie unter gott-gewollten Bedingungen zustandekam - also eigentlich gar nicht existiert.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#477 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von closs » Mi 19. Feb 2014, 13:55

Salome23 hat geschrieben:Na- ich dachte da an frühere Zeiten, und warum Ehen geschlossen wurden. Denk an all die Zwangsehen....
Das schließt sich nicht aus - allerdings unter dem Primat des Patriarchats. - Die Frau war dem Mann untertan.

Im übrigen glaube ich nicht, dass man heute freier ist - nur die Dominanz-Größen heißen heute nicht mehr "Patriarchat", sondern "gesellschaftliche Zwänge". - Möglicherweise gab es zu allen Zeiten prozentual gleich viele glückliche Ehen, in denen das Wir im Vordergrund stand.

Salome23 hat geschrieben:Das ist eine ziemlich moderne und romantische Denkweise
Nicht ungedingt. - Im TV kam neulich mal eine Sendung über ein indisches Paar, das von den Eltern ausgehandelt worden war - die beiden Eheleute haben sich erst bei der Hochzeit kennen gelernt. - Die beiden waren sehr fröhlich und haben gemeint, dass man sich logischerweise aneinander hätte gewöhnen müssen. Jetzt habe man das beste draus gemacht und würde sich nie mehr trennen wollen (obwohl das jetzt, da im Westen wohnend, leicht ginge).

Dieses Verfahren ist selbstverständlich out - ob der heutige Weg vom Ergebnis her besser ist, ist jedoch für mich nicht ersichtlich. Außer dass jeder sagen kann, es sei "frei entschieden" worden.

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#478 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Salome23 » Mi 19. Feb 2014, 13:57

Der Priester sieht zwei Menschen, die es durchaus ehrlich miteinander meinen - und möchte das Sakrament nicht verweigern.
Gibt es eigentlich irgendwo in der Bibel einen Hinweis darauf, dass irgend eine Person einem Paar, dass die Absicht hat sich zu ehelichen, ein Sakrament erteilen soll?
Ist diese ganze Einführung von Diakonen usw. nicht auf den Mist von Paulus zurück zu führen?
War das in Sinne des Hohepriesters Christus?
Oder einfach nur ein eigensinnig gezeugter "Ismael" von Paulus?

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#479 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Janina » Mi 19. Feb 2014, 14:07

closs hat geschrieben:Geistig ist die Ehe eigentlich als Vorwegnahme der Aufhebung des Ichs ins Wir gemeint: So wie der Mensch sein Ich nach dem Daseins-Tod in Gott aufgehen lassen soll/wird, soll er bereits im Dasein das Ich und Du ins Wir aufgehen lassen.
Das wäre aber eher der Orgasmus als die Ehe. Und bekanntlich soll der im Laufe einer Beziehung ja immer seltener werden. :devil:

closs hat geschrieben:Das geht aber nur, wenn man das Ich nicht zum maßgeblichen Orientierungs-Punkt macht - genau das ist aber das Mantra dessen, was sich selbst "Aufklärung" nennt.
Und auch das aufgeklärteste Ego leistet sich in dem Moment ne Auszeit. 8-)

closs hat geschrieben:was allerdings darauf hinweist, dass der Kat.Imp. nicht identlisch ist mit Nächsten-Liebe, sondern eine Teilmenge davon.
Und was ist in der christlichen Nächstenliebe, was nicht im KI ist?
Ich lese "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" schon als klare Aufforderung zum Perspektivwechsel und anschließendem Gut-Tun.
Die Buddhisten treiben es noch weiter: Laut der Reinkarnationslehre muss jeder damit rechnen, real zum Nächsten zu werden, in irgendeinem der folgenden Leben. So dass dann deine Taten auf dich zurückkommen (Karma) und du nun entscheiden kannst, was du besser tust und was nicht.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#480 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von closs » Mi 19. Feb 2014, 14:10

Janina hat geschrieben:Und was ist in der christlichen Nächstenliebe, was nicht im KI ist?
Die Liebe, die auch auf geistigen Schaden bei sich und dem anderen achtet.

Gesperrt