Homosexualität und Christsein

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Pluto
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#441 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Pluto » Mo 17. Feb 2014, 20:01

Rembremerding hat geschrieben:Mein Gott, der Mensch ist doch nicht dazu geschaffen Sklave seiner Triebe, Instinkte und Emotionen zu sein. Er ist dazu geschaffen vernunftbegabt zu sein...
Edle Gedanken und ein edles Ziel, lieber Rembremerding, aber kaum erreichbar für uns sterbliche Wesen.

Dazu würden dir die allermeisten Psychologen widersprechen, denn die Beobachtung der menschlichen Psyche führt zur Erkenntnis, dass wir "mit dem ganzen Körper" denken, wie es der Hirnforscher Prof. Antonio Damasio sagt.

Natürlich sind wir gehalten möglichst rational zu denken, aber wir können nicht den Einfluss Emotionen gesteuerter Gefühle leugnen. Dabei spielen eben Hormone eine ganz entscheidende und nichtkontrollierbare Rolle.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Naqual
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#442 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Naqual » Mo 17. Feb 2014, 20:05

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Die Widerlegungsbemühungen laufen alle darauf hinaus, dass man Sexualität mit Vermehrungsabsichten verbinden muss.
Das klingt missverständlich: Ein Paar, das mit dem Ziel der Familiengründung zusammen ist, muss nicht jedes Mal Vermehrungs-Absichten haben, wenn es in die Heia geht - es geht um den Grundsatz, dass sie zusammen sind, weil sie prinzipiell Kinderwunsch haben/hatten.
Klingt auf mich konstruiert und logisch nicht konsequent:
Man verbindet Sex (körperliches Einswerden) mit Vermehrungsabsicht oder nicht. Das betrifft jedes sexuelle Beisammensein.
Jetzt wird bei Dir daraus: Wer grundsätzlich Kinder haben möchte, kann auch einzelnen Sex ohne Vermehrungsabsichten praktizieren wie auch ein Homosexueller dies tut. Nur sei es eigenartigerweise beim zweiten verwerflich bzw. nicht Gottes Intension.
Auch die zwingenden Implikationen im Konkreten hören sich für mich gestelzt an: Wer einen allgemeinen Kinderwunsch mit der Partnerin hat darf einen Kondom benutzen, wer einen Kondom benutzt weil er keine Kinder möchte läge göttlich daneben.

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#443 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Naqual » Mo 17. Feb 2014, 20:10

Pluto hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Mein Gott, der Mensch ist doch nicht dazu geschaffen Sklave seiner Triebe, Instinkte und Emotionen zu sein. Er ist dazu geschaffen vernunftbegabt zu sein...
Edle Gedanken und ein edles Ziel, lieber Rembremerding, aber kaum erreichbar für uns sterbliche Wesen. ..
Natürlich sind wir gehalten möglichst rational zu denken, aber wir können nicht den Einfluss Emotionen gesteuerter Gefühle leugnen. Dabei spielen eben Hormone eine ganz entscheidende und nichtkontrollierbare Rolle.

Paulus war da wohl genauso skeptisch wie Du diesbezüglich. Obwohl er die Ehelosigkeit als erstrebenswertere Version des Glaubenslebens hielt, empfahl er die Ehe Gläubigen zur Vermeidung der Unzucht. Also große triebhafte Gefahr trotz Beratung und Hilfe durch den Heiligen Geist etc. - Bei den Homosexuellen soll die jetzt aber ihre Triebe dämpfen und unterdrücken, wie es die Begnadeten nicht schaffen. :o

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#444 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Pluto » Mo 17. Feb 2014, 20:17

[quote="closs"
Rembremerding hat geschrieben: aufgrund der geistigen Verarmung in weiten Teilen der westlichen Gesellschaft auch gar nicht mehr erkannt werden kann.
Das ist eigentlich der Kernpunkt. [/quote]Sehe ich anders. Unsere Gesellschaft ist nicht geistig arm, oder irgendwie "verpeilt".
Homosexualität gibt es nicht erst in unserer Zeit, sondern schon seit zig-tausenden von Generationen. Das Einzige was sich verändert hat, ist die Sicht der Gesellschaft, in der mehr und mehr sich die Erkenntnis durchsetzt, dass Homosexualität keine Krankheit, sondern eine Neigung ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#445 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von closs » Mo 17. Feb 2014, 20:59

Salome23 hat geschrieben: die dies Gebot missachten-sollte man sie nun deswegen steinigen oder nicht?
Spätestens seit dem NT NICHT - sondern man soll sie lieben - und zwar wirklich. - Dass es im AT eine Vermengung von geistiger und säkularer Gesetzgebung gibt, sollte für uns als Orientierte an den NT-Maßstäben sekundär sein. Das AT ist Heils-GESCHICHTE.

Salome23 hat geschrieben:Und inwiefern schadet es? Worin zeigt sich dieser Schaden? Und vor allem, bei wem? Doch sicher nicht bei jedem?
Im Einzelfall kann das der jeweils andere Mensch - also wir als Beurteilende - nicht fixieren.

Muss der Geschädige überhaupt merken, wenn er geschädigt wird - aus reiner Lebenserfahrung: NEIN. - Und das ist genau das Problem: Wenn sich jemand die Finger verbrennt, merkt er es gleich - bei geistigen Dingen merkt er es oft nicht.

Drehte man Deine Frage um, könnte rauskommen: "Schadet sich jemand, wenn er in einer festen Beziehung bleibt, die nichts taugt?" - Ja - tut er auch. Es wäre also falsch, auf Biegen und Brechen bei EINER Beziehung zu bleiben, die nichts taugt. -

Hier kommt hinzu, dass heute Beziehungen (auch dauerhaft gemeinte) oft unter falschen Voraussetzungen eingegangen werden - es ist zu vermuten, dass die allermeisten Menschen im Grunde NICHT kapieren, was der Satz "Bis dass der Tod Euch scheide, eigentlich bedeutet".

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#446 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Salome23 » Mo 17. Feb 2014, 21:10

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Und inwiefern schadet es? Worin zeigt sich dieser Schaden? Und vor allem, bei wem? Doch sicher nicht bei jedem?
Im Einzelfall kann das der jeweils andere Mensch - also wir als Beurteilende - nicht fixieren.

Muss der Geschädige überhaupt merken, wenn er geschädigt wird - aus reiner Lebenserfahrung: NEIN. - Und das ist genau das Problem: Wenn sich jemand die Finger verbrennt, merkt er es gleich - bei geistigen Dingen merkt er es oft nicht.

Drehte man Deine Frage um, könnte rauskommen: "Schadet sich jemand, wenn er in einer festen Beziehung bleibt, die nichts taugt?" - Ja - tut er auch. Es wäre also falsch, auf Biegen und Brechen bei EINER Beziehung zu bleiben, die nichts taugt. -

Hier kommt hinzu, dass heute Beziehungen (auch dauerhaft gemeinte) oft unter falschen Voraussetzungen eingegangen werden - es ist zu vermuten, dass die allermeisten Menschen im Grunde NICHT kapieren, was der Satz "Bis dass der Tod Euch scheide, eigentlich bedeutet".
closs-was ist das jetzt für eine Antwort?

Du behauptest:
Ich habe selber Jahrzehnte gebraucht zu kapieren, dass jede Abweichung von EINER Person (also mehrere Sexualpartner über die Jahre) geistig schadet
Dann wirst du doch hoffentlich auch sagen können-was der Schaden ist-was deiner obigen Antwort aber nicht zu entnehmen ist..

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#447 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von closs » Mo 17. Feb 2014, 21:38

Salome23 hat geschrieben:"Ach du liebe Güte, ist das traurig-da muss ich was gegen unternehmen..."grübel grübel
Dieser Ansatz ist wahrscheinlich falsch. - Es ist doch nicht so, dass HS (oder was immer auch in der Natur) eine unvorhergesehene Panne ist.

Der Grundgedanke (völlig unabhängig von HS) ist doch vielmehr, dass das Dasein als Existenz-Ebene der Trennung von Gott und Mensch voll ist von Dingen, die der Mensch als Kreuz tragen soll. - Mal ein Beispiel aus einem parallel hier laufenden Thread: Hiob trägt das Kreuz des Leidens, ohne das er NICHT zu folgendem Ergebnis kommen könnte (Hiob 19/Schlachter)
25 Aber ich weiß, dass mein Erlöser2 lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben.
26 Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen.
27 Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.

Hiob kommt also zu einer Erkenntnis, die geradezu das Denk-Universums des AT pulverisiert - und hätte es ohne sein Kreuz nicht geschafft.

Zurück zum Thema: Solche Kreuze gibt es viele: Krankheit, Süchte, Kleptomanie, Nymphomanie, HS, Fremdgehen, etc. - Und sie sollen als Unheiles da sein, um dem Betroffenen Heil und Unheil entgegenzusetzen, dass der Mensch erkenne (Remb würde sagen "entscheide").

Pluto hat geschrieben:Edle Gedanken und ein edles Ziel, lieber Rembremerding, aber kaum erreichbar für uns sterbliche Wesen.
Stimmt - das ist die ständige Reibung, die ein Christ spürt: Die Nicht-Koinzidenz von Ist und Soll - UND trotzdem das Vertrauen, freudig in die Welt zu schauen.

Pluto hat geschrieben:Dabei spielen eben Hormone eine ganz entscheidende und nichtkontrollierbare Rolle.
Das würde ich unter "Besessenheit" im weiteren Sinn des Wortes buchen. - Aber es ändert nichts an der Differenz zwischen Ist und Soll.

Pluto hat geschrieben:Homosexualität gibt es nicht erst in unserer Zeit, sondern schon seit zig-tausenden von Generationen.
Selbstverständlich.

Pluto hat geschrieben: dass Homosexualität keine Krankheit, sondern eine Neigung ist.
Als körperliche Krankheit sieht sie ja keiner - oder doch? - Und was IST überhaupt eine Krankheit? - Eine Definitons-Sache, die dazu führt, dass beispielsweise Alkoholismus (kann auch endogen begründet sein) früher keine Krankheit war und heute eine ist.

So sagt z.B. wiki: "Krankheit (vom mittelhochdeutschen krancheit, krankeit, synonym zu Schwäche, Leiden, Not) ist die Störung der Funktion eines Organs, der Psyche oder des gesamten Organismus". - Von geistiger/geistlicher Krankheit ist hier gar nicht Rede - einfach außen vor - obwohl mhd. "krancheit", "krankeit" = "Schwäche", "Leiden", "Not") genau auf ein Grundmotiv des Daseins im geistlichen Sinne hinweist.

Pluto hat geschrieben: was sich verändert hat, ist die Sicht der Gesellschaft
Das ist auch richtig und im übrigen christlich: Man darf niemanden ausgrenzen, egal ob Krankheit, Süchte, Kleptomanie, Nymphomanie, HS, Fremdgehen, etc.

Naqual hat geschrieben: kann auch einzelnen Sex ohne Vermehrungsabsichten praktizieren wie auch ein Homosexueller dies tut.
Das bezieht sich in jedem Fall auf Menschen, die nicht mehr fortpflanzungsfähig sind (Frau nach Menopause) - es ist NICHT so gemeint, dass diese Frau dann den Betrieb einstellen müsste. - Entscheidend ist der Kinderwunsch als Ursprung der Beziehung, der als solcher bleibend ist (man kann nicht sagen, man gehe mit Kinderwunsch vor dem Altar und werde es dann zwei Monate später revidieren - Gott lässt sich nicht belügen).

Naqual hat geschrieben: Wer einen allgemeinen Kinderwunsch mit der Partnerin hat darf einen Kondom benutzen, wer einen Kondom benutzt weil er keine Kinder möchte läge göttlich daneben.
Ja - da wird es tricky.

Die RKK würde dem fundamental-theologisch weitgehend widersprechen, weshalb sie gegen Kondome ist. - Gleichzeitig wird sie es im Pastoralen nach Prüfung des Einzelfalls zulassen. - Gerade dazu habe ich neulich mal einen mir bekannten katholische Priester gefragt, der bestätigt hat, dass christliche Eheleute mit solchen Fragen an ihn herantreten. Er prüft dann den Einzelfall und gibt kraft seiner Priesterschaft dann grünes oder rotes Licht. - Beispiel:

Ein jüngeres Ehepaar, das seit 5 Jahren zusammen ist, verhütet immer noch, weil man noch 3 Jahre zuwarten müsse, bis dann ein Bausparvertrag frei sei und man weiterhin dann beruflich so weit etabliert sei, dass man es riskieren könne, Eltern zu werden. - Da gibt er rotes Licht, weil hier nicht das Gottvertrauen, sondern Menschenmaß zum Maßstab genommen wird. - "Wenn Ihr Euch liebt, kann Euch nichts passieren, was Euch nicht ohnehin passieren kann". - Das würde gewertet werden als ein "Vergraben der Talente".

Einem nicht mehr ganz so junges Ehepaar, das bereits 4 Kinder hat und einfach glaubt, dass ein weiteres überfordernd wäre, wird dieser zitierte Priester das grüne Licht zeigen. - Zwar wird dann auch sagen "Wenn ein 5tes Kind da ist, werdet Ihr Euch AUCH freuen" - aber hier überwiegt die Einschätzung, dass es in unseren Zeiten wirklich sehr schwer ist (schwerer als früher!!), viele Kinder halbwegs anständig groß zu kriegen.

Das sind KEINE RKK-Regeln, sondern Einschätzungen des Priesters in seiner Vollmacht - und auch der Priester kann sich irren. - Es geht hier aber darum, dass es ein dimensionaler Unterschied sein kann, ob jemand ein Kondom als Ausdruck eines generell nicht vorhandenen Kinderwunsches benutzt oder aus spezifischen Gründen auf Basis eines Kinderwunsches. - Hier gibt es (übrigens gewollte!) Differenzen zwischen fundamental-theologischer und pastoraler Einschätzung.

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#448 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von closs » Mo 17. Feb 2014, 21:50

Salome23 hat geschrieben:Dann wirst du doch hoffentlich auch sagen können-was der Schaden ist-was deiner obigen Antwort aber nicht zu entnehmen ist
Ja - das war eher ein Einkreisen.

Die erste Antwort darauf war, dass Betroffene den Schaden an sich oft nicht wahrnehmen - wenn ein Arm fehlt, merkt man das - wenn geistig etwas abhandenkommt, oft nicht. Mit anderen Worten: Als Subjekt kann man oft NICHT sagen, was der Schaden ist. - Insofern kann ich mich nur in der Vogelschau über mich selbst stellen - denn direkt kann ich ja als Subjekt einen Schaden an mir nicht ermitteln.

Die zweite Antwort war, dass es schwer ist, einen Schaden zuzuordnen, dessen Grundlage gar nicht erkannt ist - konkret: Wenn man nicht begreift, was der Satz "Bis dass der Tod Euch scheide" bedeutet, kann man auch keinen Schaden daraus erkennen - wie sollte man etwas erkennen, dessen Ursprung außerhalb des eigenen Horizonts ist?

Die dritte Antwort wäre jetzt wahrscheinlich konkret in Deinem Sinne:
Sexuelle Beziehung sind nach meiner Beobachtung entweder oberflächlich oder schwer reversibel. - Sind sie oberflächlich, kann man das unter "Fun"-Gesichtspunkten abbuchen (haben wir als junge Männer auch probiert). - Sind sie tief, bleibt immer eine/r geschädigt zurück, wenn man sich trennt. - Wenn aber der EINE/R geschädigt ist, ist es die/der andere auch - ob er/sie will oder nicht.

Das klingt sehr allgemein - überprüfe es doch mal mit Deiner Lebenserfahrung.

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#449 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Salome23 » Mo 17. Feb 2014, 22:12

Wenn aber der EINE/R geschädigt ist, ist es die/der andere auch - ob er/sie will oder nicht.
Versteh ich nicht, warum dann der andere auch geschädigt ist.

Und wie ist es, wenn beide nicht mehr wollen, weil XXX oder was auch immer...und keiner dadurch geschädigt ist und jeder dann wieder eine neue Beziehung eingeht?

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#450 Re: Homosexualität und Christsein

Beitrag von Salome23 » Mo 17. Feb 2014, 22:20

Hiob kommt also zu einer Erkenntnis, die geradezu das Denk-Universums des AT pulverisiert - und hätte es ohne sein Kreuz nicht geschafft.
Das kann man nicht wissen, weil wir nur die Variante der Story haben.
Das tönt so, als ob man Gott nur über den Weg des Leidens "erkennen" könnte.

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