Münek hat geschrieben: Außerhalb des wärmenden Glaubenskokons weht naturge-
mäß dem Glaubenden zu Recht der schneidige Wind der gesunden Skepsis
entgegen. Und das ist auch gut so.Denn glauben und behaupten kann man vieles, eigentlich alles.... Das Vorstellungsvermögen des Menschen ist grenzenlos. Der eine glaubt dies,
der andere das[
Glaube und Nichtglaube, Behauptung und Widerlegung von Behauptungen, gesunde Skepsis und der Katechismus der katholischen Kirche oder andere religiöse Glaubenskonstrukte bewegen sich auf der selben Ebene. Sie bedienen sich allesamt des Verstandes. Der einzige Unterschied besteht in einer anders gelagerten Bevorzugung bestimmter Vorstellungen, mit denen sich das Ego identifiziert. Wenn du konsequenter Weise alle Vorstellungen anzweifelst und loslässt – und schlussendlich auch noch über das „personale“ und „rationale“ Bewusstsein hinaus gehst, dann bist du bei der christlichen Mystik und der buddhistischen Meditation angelangt.
Das Ego entwickelt immer Vorstellungen. Auch Atheisten haben viele Vorstellungen, die sie mit religiösem Eifer verteidigen, weil es letztlich nicht auf das Glaubensbekenntnis ankommt, sondern das tiefer liegende Bewusstsein. Wenn wir eine bestimmte Vorstellung von einem „Ich“ haben, das diese und jene Eigenschaften, diese und jene Vorstellungen, diese und jene „Realität“ für sich beansprucht, dann muss es diese um jeden Preis gegen andere durchsetzen und sich dabei von allem anderen kämpferisch abgrenzen. Das tun, meiner Erfahrung nach, alle Menschen die vom Verstandesbewusstsein und nicht vom Fühlbewusstsein ausgehen, völlig unabhängig von einem Glauben oder Nichtglauben. Ganz unproblematisch ist die „Skepsis“ übrigens auch nicht: in gesellschftlicher Pervertierung führt sie zum Überwachungsstaat, der alles bezweifelt, überwachen und manipulieren möchte. Letztlich eine Widerspiegelung der gesellschaftlich manifestierten Angst, von der die Skepsis einfach eine rationale Kehrseite ist.
Wohin sind übrigens diese geistigen Wesenheiten eigentlich entschwunden?
Die Menschen haben sich von einem prärationalen, zu einem magischen, zu einem mythologischen, zum mentalen Bewusstsein entwickelt, mit dem wir heute da sind. Sinnhorizonte verwandeln sich deshalb. Religion „an sich“ gibt es überhaupt nicht. Es gibt nur Bewusstsein das sich immer wieder neu ausdrückt und mit dem Wissensstand der Zeit einer Transformation und Neuformulierung unterworfen ist. Weshalb ignorierst du diese einfache Tatsache? Offenbar weil die dadurch entstehenden Perspektiven deine eigens vom Ego produzierten Nichtglaubens-Glaubensvorstellungen in Frage stellen könnten ...
