Warum läßt Gott so viel Leid zu?

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Demian
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#1081 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » So 19. Jan 2014, 07:25

Münek hat geschrieben: Außerhalb des wärmenden Glaubenskokons weht naturge-
mäß dem Glaubenden zu Recht der schneidige Wind der gesunden Skepsis
entgegen. Und das ist auch gut so.Denn glauben und behaupten kann man vieles, eigentlich alles.... Das Vorstellungsvermögen des Menschen ist grenzenlos. Der eine glaubt dies,
der andere das[

Glaube und Nichtglaube, Behauptung und Widerlegung von Behauptungen, gesunde Skepsis und der Katechismus der katholischen Kirche oder andere religiöse Glaubenskonstrukte bewegen sich auf der selben Ebene. Sie bedienen sich allesamt des Verstandes. Der einzige Unterschied besteht in einer anders gelagerten Bevorzugung bestimmter Vorstellungen, mit denen sich das Ego identifiziert. Wenn du konsequenter Weise alle Vorstellungen anzweifelst und loslässt – und schlussendlich auch noch über das „personale“ und „rationale“ Bewusstsein hinaus gehst, dann bist du bei der christlichen Mystik und der buddhistischen Meditation angelangt.
Das Ego entwickelt immer Vorstellungen. Auch Atheisten haben viele Vorstellungen, die sie mit religiösem Eifer verteidigen, weil es letztlich nicht auf das Glaubensbekenntnis ankommt, sondern das tiefer liegende Bewusstsein. Wenn wir eine bestimmte Vorstellung von einem „Ich“ haben, das diese und jene Eigenschaften, diese und jene Vorstellungen, diese und jene „Realität“ für sich beansprucht, dann muss es diese um jeden Preis gegen andere durchsetzen und sich dabei von allem anderen kämpferisch abgrenzen. Das tun, meiner Erfahrung nach, alle Menschen die vom Verstandesbewusstsein und nicht vom Fühlbewusstsein ausgehen, völlig unabhängig von einem Glauben oder Nichtglauben. Ganz unproblematisch ist die „Skepsis“ übrigens auch nicht: in gesellschftlicher Pervertierung führt sie zum Überwachungsstaat, der alles bezweifelt, überwachen und manipulieren möchte. Letztlich eine Widerspiegelung der gesellschaftlich manifestierten Angst, von der die Skepsis einfach eine rationale Kehrseite ist.

Wohin sind übrigens diese geistigen Wesenheiten eigentlich entschwunden?

Die Menschen haben sich von einem prärationalen, zu einem magischen, zu einem mythologischen, zum mentalen Bewusstsein entwickelt, mit dem wir heute da sind. Sinnhorizonte verwandeln sich deshalb. Religion „an sich“ gibt es überhaupt nicht. Es gibt nur Bewusstsein das sich immer wieder neu ausdrückt und mit dem Wissensstand der Zeit einer Transformation und Neuformulierung unterworfen ist. Weshalb ignorierst du diese einfache Tatsache? Offenbar weil die dadurch entstehenden Perspektiven deine eigens vom Ego produzierten Nichtglaubens-Glaubensvorstellungen in Frage stellen könnten ... :)

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sven23
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#1082 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » So 19. Jan 2014, 08:18

Münek hat geschrieben:
Wohin sind übrigens diese geistigen Wesenheiten eigentlich entschwunden?



Vermutlich alle im wohlverdienten Vorruhestand. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Lena
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#1083 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Lena » So 19. Jan 2014, 08:45

Demian hat geschrieben: Gefühle und Gedanken haben keine Permanenz

Gedanken kommen und gehen. Wir sind verantwortlich, welche wir festhalten. Ueber was wir nachdenken wollen. Auch für die dadurch entstehenden Emotionen sind wir verantwortlich. Denn aus unseren Gedanken werden Taten und die bestimmen unser Leben und das wird von andern wahrgenommen.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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Demian
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#1084 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » So 19. Jan 2014, 09:26

Lena hat geschrieben:Gedanken kommen und gehen. Wir sind verantwortlich, welche wir festhalten.

Wirklich "festhalten" kann man sie nicht, in meinen Augen.
Brauchst du das denn?

Auch für die dadurch entstehenden Emotionen sind wir verantwortlich.

Alle Gefühle sind richtig. Was meinst du mit Verantwortung? Ich kann meine Gefühle in Meditation einfach anschauen und vorüberfließen lassen ohne mich damit zu identifizieren.

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Demian
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#1085 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » So 19. Jan 2014, 09:31

sven23 hat geschrieben:Vermutlich alle im wohlverdienten Vorruhestand. :lol:

Ich hoffe die unrichtigen, atheistischen Glaubensmuster kommen auch noch in den Ruhestand ;)
Glaube und Nichtglaube - beides ist eine mentale Projektion. Die Alternative: einfach alle Vorstellungen radikal loslassen und eigene Erfahrungen machen. Der Verstand ist jedenfalls nicht imstande eine Seinserfahrung zu machen, die über ihn hinaus weist.

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Naqual
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#1086 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Naqual » So 19. Jan 2014, 10:09

sven23 hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben: Wie näherst Du Dich konkreten Gedanken anderer objektiv?
Deine eigenen Gedanken zu erfassen ist per Definition erst einmal schon subjektiv.
Jetzt nichts durcheinander bringen. Du sprachst doch von meinen Gedanken und Gefühlen.

Naqual schrieb:
"Das trifft auch auf Deine konkreten Gedanken und konkreten Gefühle zu. Sobald Du Dich ihnen objektiv näherst, verflüchtigen sie sich.
Trotzdem glaubst Du an die Existenz Deiner konkreten Gedanken und konkreten Gefühle."
?

Wie näherst Du Dich ihnen nun objektiv? Ein konkreter Gedanke ist etwas absolut Subjektives und entzieht sich objektiver Beobachtung.

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Naqual
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#1087 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Naqual » So 19. Jan 2014, 10:15

Pluto hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Wie näherst Du Dich konkreten Gedanken anderer objektiv?
Ganz einfach, in dem du eine Person in eine Standardsituation stellst, und sie nach ihren Gedanken fragst.

Das ist die übliche Vorgehensweise in der modernen Psychologie. :)

Die Vorgehensweise ist aber nicht (siehe Ausgangspunkt dieser Diskussion) nicht objektiv, sondern intersubjektiv.
Es werden subjektive Berichte verglichen.
Ein objektiver Zugang zu einem konkreten Gedanken besteht für den Psychologen nicht.
Und trotzdem gibt es konkrete Gedanken. Obwohl es kein objektives Instrument der Erfassung gibt.

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sven23
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#1088 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » So 19. Jan 2014, 10:29

Demian hat geschrieben: Ich hoffe die unrichtigen, atheistischen Glaubensmuster kommen auch noch in den Ruhestand ;)

Wer sagt denn, daß sie unrichtig sind?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#1089 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Salome23 » So 19. Jan 2014, 11:43

Demian hat geschrieben:
So ist es aber. Buddhistische Psychologie für Anfänger: Gefühle und Gedanken haben keine Permanenz, sie kommen und vergehen. Darum gibt es, radikal gesprochen, auch kein „Ego“, weil sich eben all die Konzepte und Vorstellungen über dieses „Ich“ nicht definieren und festhalten lassen. Unser Ich gleicht mehr einer „Atmosphäre“. In der praktischen Anwendung führt das dann dazu, dass der Verstand ein bestimmtes Bild vom Ich aufrecht erhält, selbst wenn es eine Illusion ist. Das geschieht dann durch die Abgrenzung der eigenen Ichidentität von allem scheinbar „Gegenüberstehenden“.
Da magst du wohl recht haben, dass Gefühle und Gedanken kommen und gehn wie der Wind...
Aber wenn es kein "Ego" gibt- wer(was) ist es dann-das Vorlieben und Abneigungen entwickelt, wenn nicht ein ICH
Deine Worte kommen bei mir so an, als möchtest du uns sagen: Eigentlich ist alles nur weiss-aber das Ego lässt es bunt erscheinen
Wenn alles durch die Liebe (definiere Liebe) eins ist-wie kann man dann jemanden ausschliessen(sich abwenden von), weil der andere vielleicht anders denkt, andere Ansichten hat, anders tickt usw.- ihm den Zutritt verwehren- in dem man (symbolisch) Türen schliesst oder sich distanziert, weil...
Das ist Trennung/Spaltung des einen Ganzen und keine verbindende Liebe mehr-oder siehst du das anders?

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#1090 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Pluto » So 19. Jan 2014, 15:51

Naqual hat geschrieben:Die Vorgehensweise ist aber nicht (siehe Ausgangspunkt dieser Diskussion) nicht objektiv, sondern intersubjektiv.
Es werden subjektive Berichte verglichen.
Das stimmt. Wenn wir aber immer wieder dieselben Ergebnisse erhalten (Reproduzierbarkeit), kommen wir immer näher an die objektive Realität heran.
Ein objektiver Zugang zu einem konkreten Gedanken besteht für den Psychologen nicht.
Und trotzdem gibt es konkrete Gedanken. Obwohl es kein objektives Instrument der Erfassung gibt.
Hast du dich mal gefragt, was Gedanken eigentlich sind?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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