"Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Philosophisches zum Nachdenken
Hemul
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#241 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Hemul » Fr 10. Jan 2014, 15:38

Salome23 hat geschrieben:
[color=#800080]Hemul[/color] hat geschrieben: Fragen an dich: Wieso müssen diejenigen die du oben erwähnst sich vor Gottes Gericht verantworten, wenn sie doch vorher frei von Sünde sind? Und warum werden diese "Sündfreien" nur mit "NOT" errettet? :roll:
Antwort an dich: Du könntest dich mit deiner Frage doch im Abendgebet direkt an Gott wenden

Hi Salome!
Ich kenne doch die Antwort. AV- clöschen aber offensichtlich nicht. ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#242 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » Fr 10. Jan 2014, 15:54

Hemul hat geschrieben:Ich kenne doch die Antwort.
Da werden Dich Menschen nicht umstimmen können, wie es aussieht - scheint Chef-Sache zu sein. ;)

Hemul
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#243 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Hemul » Fr 10. Jan 2014, 15:55

closs hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Was sagt deine urtext-nahe-Übersetzung (welche Übersetzung ist das?)
Das bezog sich auf AT - und ist die Buber-Übersetzung.
Aber ich bin Dir dankbar, dass Du mich drauf bringst - jetzt habe ich nämlich in meine urtext-nahe NT-Übersetzung geguckt (D.Stern) - da steht:
"Das Meer gab die Toten heraus; und der Tod und die Scheol gaben die Toten heraus; und sie wurden gerichtet, jeder nach dem, was er getan hatte. Dann wurden der Tod und die Scheol in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod - der Feuersee. Jeder, dessen Name nicht im Buch des Lebens gefunden wurde, wurde in den Feuersee geworfen." (Offb. 20, 13-15/Stern). Kritisch ist der letzte Satz mit dem Buch des Lebens - da wäre zu klären, ob das eine neue Aussage ist oder sich auf den Satan und Gefolge bezieht. - Müsste man Profis fragen. - Aber bis zum letzten Satz ist dieser Abschnitt wohltuend eindeutig.
Hi closs!
Nicht nur der letzte Satz von Offenbarung 20:15 ist für die AV kritisch, sondern auch die Aussage kurz vorher aus Offb. 20:6,
6 Alle, die an dieser ersten Auferstehung teilhaben dürfen, sind glücklich zu preisen. Sie gehören zu Gottes heiligem Volk und der zweite Tod wird keine Macht über sie haben. Sie werden Gott und Christus als Priester dienen und die tausend Jahre zusammen mit Christus regieren.
Hier geht hervor, dass der 2.Tod keine Macht über Jesu Mitregenten im Himmel hat. Das heißt aber nicht, dass er wie oben in Offenbarung 20:13-15 ersichtlich, ganz machtlos ist. Was verstehen denn überzeugte AV unter diesen beiden Aussagen der Schrift? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#244 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » Fr 10. Jan 2014, 16:27

Hemul hat geschrieben:. Was verstehen denn überzeugte AV unter diesen beiden Aussagen der Schrift?
closs hat geschrieben:Und deswegen sind manche Christen Anhänger der Unitarität - andere der Trinität. - Die einen glauben an Allversöhnung - die anderen nicht. - Die einen glauben, dass Gnade der Schlüssel zum Heil ist - die anderen, dass es der Wille ist. - Etc., etc. - ALLE diese Versionen sind wasserdicht biblisch belegbar - ALLE diese Versionen sind wasserdicht widerlegbar. - Aus meiner Sicht zeigt dies, dass es auch eine Heilgeschichte der Bibel-Exegese gibt.
Nochmals: Ich spreche Dir nicht ab, dass Du für Deine Version "Munition" hast - Deine Version ist belegbar. - Aber meine halt auch.

Es ist eine geistige Frage, wie man Gott versteht. - Und das löst man NICHT dadurch, dass man eine Strichliste macht, wer mehr Bibel-Zitate findet - wir brauchen also keine neue Diskussion über Zitate zu führen - Du hast genug für Dich - und Du hast auch von mir und vor allem von lovetrail genug Belege erhalten - EBENFALLS wasserdicht - nur halt nicht gegen, sondern pro AV.

Halten wir's einfach mit 1.Kor. 13,12.

Pluto
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#245 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Pluto » Fr 10. Jan 2014, 16:40

closs hat geschrieben:Mich interessieren viel mehr die Gründe, warum der Mensch etwas tut. - Tut er es a) aus Erkenntnis, b)aus Gewohnheit, c) aus Triebhaftigkeit. Nach meiner Definition trifft "Wille" nur auf a) zu.
Ja, ich weiß. Fakt ist aber, dass es zwei ungefähr gleichgewichtete Faktoren gibt, die unsere Wahr beeinflussen:
(a) Vererbte Prägung
(b) Erfahrung (Erlerntes)


Anhand dieser beiden Faktoren wählt der Mensch aus den aktuell verfügbaren Alternativen, die für ihn am geeignetsten erscheinende aus.

Reb hat dagegen eine ganz andere Definition von "Wille" - die ich noch nicht ganz kapiert habe.
Ich auch nicht. ;)
Er sieht den Willen als eine Gabe um sich für oder gegen Gott zu ehtscheiden. Allerdings ist auch das eine Wahl, weil es voraussetzt, dass man von Gott gehört hat. Zudem hängt diese Wahl stark von der Erziehung ab.
Mir fällt dabei der Spruch der Jesuiten ein: Gebt mir den Jungen mit 6 Jahren, und ich gebe euch den Mann.

Jedenfalls ist jetzt schon klar, dass unter dem Begriff "Wille" Unterschiedlichstes verstanden wird - da wird uns auch wiki nicht weiterhelfen.
:roll:
Ich tröste mich damit, dass Wiki meine Definition bestätigt:
Wikipedia hat geschrieben: Im weiten Sinne ist mit Willensfreiheit mindestens die unterstellte menschliche Fähigkeit gemeint, zwischen verschiedenen Optionen einen Wahlentscheid zu treffen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Rembremerding
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#246 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Rembremerding » Fr 10. Jan 2014, 18:21

Hallo an alle Foristen! Hallo @closs und @Pluto :)
Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Reb hat dagegen eine ganz andere Definition von "Wille" - die ich noch nicht ganz kapiert habe.
Ich auch nicht. ;)
Er sieht den Willen als eine Gabe um sich für oder gegen Gott zu ehtscheiden. Allerdings ist auch das eine Wahl, weil es voraussetzt, dass man von Gott gehört hat. Zudem hängt diese Wahl stark von der Erziehung ab.
Puh, da bin ich froh, dass es nur an meiner Unfähigkeit liegt es verständlich darzulegen und nicht daran, dass die Definition falsch ist. :lol:

Es ist aber gut, dass ich mal gelesen habe, was (nicht) verstanden wurde.
Vielleicht noch einmal ein vereinfachter Gesamtblick, was der Mensch und Wille ist:
Im Geist des Menschen gibt es von Gottes Gnaden 3 Hauptseelenkräfte: Gemüt, Vernunft, Wille.
Ebenso 2 weitere Seelenkräfte: Vorstellungskraft, sinnliche Wahrnehmungsfähigkeit.
Das Gemüt an sich wirkt nicht selbst, alle anderen schon. Aber alle 4 Seelenkräfte zusammen und ihr Wirken enthält und umfasst das Gemüt. Dieses Umfassende muss man dann aber ebenso als Werk sehen, insofern das Gemüt auch wirkt.

Vernunft und Wille wirken rein und absolut ohne Unterstützung der anderen Kräfte in allen geistigen Dingen.
Vorstellungskraft und sinnliche Wahrnehmungsfähigkeit wirken, wie beim Tier, in allen körperlichen Dingen, seien diese leibhaftig oder nicht, und mit den leiblichen 5 Sinnen.
Durch sich selbst und ohne Hilfe von Vernunft und Wille kann die Seele nie zur Erkenntnis vom Wesen irdischer Geschöpfe, ihrer Eigenschaften und der Ursache von deren Existenz und Erschaffung kommen.

Die Vernunft ist jene Kraft, mit der der Mensch das Schlechte vom Guten, das Schlechte vom Schlechteren, das Gute vom Besseren und das Bessere vom Besten scheidet. Vor dem Sündenfall konnte die Vernunft das alles von Natur aus tun, jetzt braucht sie in ihrer Verblendung die erleuchtende Gnade Gottes.

Der Wille ist jene Kraft, durch die wir das Gute wählen, nachdem es zuvor durch die Vernunft als solches bestimmt worden ist. Vor dem Sündenfall ließ sich der Wille in seiner Wahl, seinem Willen, seiner Liebe und seinem Wirken nicht täuschen, denn der Mensch erfasste ja alles Seiende noch nach seinem Wesen. Nach dem Sündenfall hält der Wille oftmals etwas für gut, was böse ist und nur den Schein des Guten hat.

Die anderen Nebenkräfte lasse ich jetzt mal zum besseren Verständnis beiseite.

Vielleicht liegt das Nichtverstehen oder das Mißverstehen daran, dass man gerne die Erkenntnis als erste Wirkkraft zum Handeln sieht, obwohl sie weder eine Seelenkraft ist, noch als erstes das Handeln bestimmt.
Vielmehr muss zuerst Vernunft da sein und der Wille, der das durch die Vernunft erkannte auch körperlich umsetzt.
Erkenntnis könnte ohne Vernunft nicht entstehen und ohne Willen nicht wirken.

Ist es so verständlicher? Ich hoffe, es ist nämlich die Wahrheit. :P :D

:wave: Servus
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Hemul
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#247 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Hemul » Fr 10. Jan 2014, 19:18

closs hat geschrieben: Halten wir's einfach mit 1.Kor. 13,12.
Hi closs!
Klar war für einiges damals die Zeit noch nicht reif. Aber bezgl. der AV macht Paulus in 2.Thessalonicher 1:7-9 u. Hebräer 10:26-31 folgende klare u. unmissverständliche Aussagen:
Er wird es denen, die euch unter Druck setzen, mit Unterdrückung heimzahlen 7 und euch, den Bedrängten, mit dem Ende alles Leidens. Das werden wir miteinander erleben, wenn sich der Herr Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht 8 in loderndem Feuer zeigen wird. Dann wird er es denen heimzahlen, die von Gott nichts wissen wollten und dem Evangelium unseres Herrn Jesus nicht gehorcht haben. 9 Sie werden mit ewigem Verderben bestraft: Sie sind dann für immer vom Herrn getrennt und von seiner Macht und Herrlichkeit ausgeschlossen.
26 Wenn wir nämlich bewusst weitersündigen, nachdem wir mit Gottes Hilfe die Wahrheit erkannt haben, verwerfen wir das einzige Opfer, das Sünden wegnehmen kann. 27 Dann bleibt nur noch das furchtbare Warten auf das Gericht und das wütende Feuer, das die verzehren wird, die sich gegen Gott gestellt haben. 28 Schon wenn jemand das Gesetz des Mose gebrochen hat, muss er auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin sterben. 29 Was meint ihr denn, um wie viel schlimmer der bestraft werden muss, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes entweiht, das ihn doch geheiligt hat, und der den Heiligen Geist verhöhnt, ohne den er Gottes Gnade nie erkannt hätte? 30 Denn wir kennen den, der gesagt hat: "Die Rache gehört mir; ich werde vergelten!", und auch: "Der Herr wird sein Volk richten!"4 31 Es wird schrecklich sein, dem lebendigen Gott in die Hände zu fallen.
Nur Philosophen können hier eine AV herauslesen.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#248 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » Fr 10. Jan 2014, 20:10

Pluto hat geschrieben:Anhand dieser beiden Faktoren wählt der Mensch aus den aktuell verfügbaren Alternativen, die für ihn am geeignetsten erscheinende aus.
Ja - das entspräche meinem Ansatz, dass Wille Folge von Erkenntnis ist ("Ich erkenne, dass ich von Natur aus ("vererbte Prägung") dieses oder jenes vorziehe, und habe weiterhin durch persönliche Erfahrung erkannt, dass ... - Deshalb beziehe ich meinen Willen auf das, was mir somit zugänglich ist. - Bingo.

Pluto hat geschrieben:Allerdings ist auch das eine Wahl, weil es voraussetzt, dass man von Gott gehört hat.
Das ist auch aus meiner Sicht der entscheidende Punkt - der in heutiger Zeit im Normalfall NICHT erfüllt ist (wenn man unter "hören" etwas Qualitatives versteht und nicht nur "Ich habe mal gehört, dass es in Grönland Giraffen gibt".

Pluto hat geschrieben:Im weiten Sinne ist mit Willensfreiheit mindestens die unterstellte menschliche Fähigkeit gemeint, zwischen verschiedenen Optionen einen Wahlentscheid zu treffen.
Hinzufügen sollte man, dass "Option" aus Sicht des Wählenden etwas qualitativ Begriffenes ist - nicht nur Worthülse.

Rembremerding hat geschrieben:Im Geist des Menschen gibt es von Gottes Gnaden 3 Hauptseelenkräfte: Gemüt, Vernunft, Wille.
"Gemüt" kann man nachprüfen ("gute Laune/schlechte Laune")/Vernunft auch ("Ich fahre auf der Straße rechts und nicht links").

"Willen" insofern auch, dass der Mensch das Bedürfnis und die Notwendigkeit hat, zu handeln ("Ich WILL meiner Vernunft folgen und rechts statt links fahren") - aber was sagt das QUALITATIV zu unserem Thema? - Denn da geht es doch darum, dass man sich willentlich für Gott entscheiden muss, wenn man (christlich gesehen) gerettet sein will. - Das macht ja auch jeder, der (im Rahmen menschlicher Wahrnehmungs-Möglichkeite) weiss, wer Gott ist. - Aber "weiss" ist wieder ein Synonym für "erkennen".

Insofern sind wir damit nicht weiter, als dass Wollen sich nur auf "verfügbare", also erkannte Größen beziehen kann - also eine Folge von Erkenntnis ist - was Du aber exakt NICHT so gesehen haben möchtest.

Rembremerding hat geschrieben:Durch sich selbst und ohne Hilfe von Vernunft und Wille kann die Seele nie zur Erkenntnis vom Wesen irdischer Geschöpfe, ihrer Eigenschaften und der Ursache von deren Existenz und Erschaffung kommen.
Da sind wir uns weitgehend einig. - Eventuell müsste man darüber diskutieren, wie kindliches Wissen einzuordnen ist (Man spürt völlig ohne Analyse, dass man in etwas aufgehoben ist, was ein anderer analytisch als "Gott" bezeichnet).

Rembremerding hat geschrieben:Die Vernunft ist jene Kraft, mit der der Mensch das Schlechte vom Guten, das Schlechte vom Schlechteren, das Gute vom Besseren und das Bessere vom Besten scheidet.
Dann ist die Vernunft aber zeit-bedingt außer Kraft gesetzt - denn: Die meisten Sünden werden UNWISSEND begangen, weil die Formatierung des Menschen (un-) kulturell bedingt anders ist.

Rembremerding hat geschrieben:Der Wille ist jene Kraft, durch die wir das Gute wählen, nachdem es zuvor durch die Vernunft als solches bestimmt worden ist.
Was aber auch nur dann Sinn macht, wenn die Vernunft ihre Arbeit in Deinem Sinne gemacht hat - das ist heute eher die Ausnahme als die Regel.

Im übrigen: Selbst wenn Deine idealistische Auffassung (ich halte sie für unangebracht idyllisch) richtig ist, sind wir wieder an dem Punkt, dass Wille Folge einer Einsicht ("Erkenntnis") ist - was Pluto und ich ja verfechten.

Rembremerding hat geschrieben:Vor dem Sündenfall ließ sich der Wille in seiner Wahl, seinem Willen, seiner Liebe und seinem Wirken nicht täuschen
Du wirst jetzt geschockt sein: Es gab KEINEN Willen im Paradies, weil Wille eine teleologische, also heilsgeschichtliche Größe ist. - Wille tritt ausschließlich im dialektischen Raum auf - und verschwindet wieder in dem, was man "Visio Beatifica" (oder nenne es die Existenz nach dem "Lebensbaum") nennt.

Rembremerding hat geschrieben:Nach dem Sündenfall hält der Wille oftmals etwas für gut, was böse ist und nur den Schein des Guten hat.
So ist es - "es irrt der Mensch, so lang' er strebt", meint Goethe dazu - und die, die nicht streben, irren ohnehin. - Das ist der rauhe Weg zur eigenen Erkenntnis hin, der durch Leid geprägt ist (Erkenntnis-Schübe entstehen meistens im Heterostatischen).

Rembremerding hat geschrieben:Vielleicht liegt das Nichtverstehen oder das Mißverstehen daran, dass man gerne die Erkenntnis als erste Wirkkraft zum Handeln sieht, obwohl sie weder eine Seelenkraft ist, noch als erstes das Handeln bestimmt.
Kann sein, dass man da begrifflich noch nachfeilen muss. - Rein faktisch und auch biblisch sollte aber festgehalten werden, dass das Motiv des "menschlichen Erkennens" in der Bibel viel häufiger thematisiert wird als das Motiv des "menschlichen Willens".

Wie gesagt: Bei sehr gezielten Studium des AT bis (bisher) Hiob kam mir das Motiv "Wille" ganz, ganz, ganz selten unter - und dann in der Regel nur indirekt - also so, dass man es hinein-interpretieren musste. - Währenddem das Motiv des "göttlichen Willens" häufig vorkommt.

Mein persönlicher Verdacht ist, dass sich die Bibel-Exegese über viele Jahrhunderte derart verrannt hat, dass man die Bibel nicht mehr frei lesen und übersetzen (!!) kann. - Deshalb ziehe ich jüdische Übersetzungen vor (Buber/AT und Stern/NT), weil dort der Schwerpunkt auf dem Phänomen als solches liegt und NICHT auf der willens-orientierten Bewertung des Phänomens - wäre ein eigenes Thema.

Rembremerding hat geschrieben:Erkenntnis könnte ohne Vernunft nicht entstehen und ohne Willen nicht wirken.
Das klingt gut (würde man un-analytisches Erkennen Gottes - etwa per Liebe - unter dem Begriff "Vernunft" subsummieren). - Dass (wie auch immer) "Erkanntes" nur über "Wille" nicht wirksam werden kann, ist nachvollziebar - aber einmal mehr: Dann ist Wille Konsequenz aus etwas - nämlich Erkenntnis. - Und das ist eigentlich exakt meine Auffassung.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Du Voraussetzungen anlegst (der Mensch wisse, was gut und böse - Gott und Teufel - etc - ist), die de fakto nicht vorausgesetzt werden können. Die Lebenserfahrung spricht volle Pulle dagegen.

Salome23
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#249 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Salome23 » Fr 10. Jan 2014, 20:46

[color=#800080]Hemul[/color] hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Halten wir's einfach mit 1.Kor. 13,12.
Hi closs!
Klar war für einiges damals die Zeit noch nicht reif. Aber bezgl. der AV macht Paulus in 2.Thessalonicher 1:7-9 u. Hebräer 10:26-31 folgende klare u. unmissverständliche Aussagen:
[...]
Nur Philosophen können hier eine AV herauslesen.
Hier... gehts lang zum Thema AV ;)
:wave:

Hemul
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#250 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Hemul » Fr 10. Jan 2014, 21:22

Salome23 hat geschrieben: Hier... gehts lang zum Thema AV ;)
:wave:

ich habe hier mit diesem Thema nicht angefangen. ;) Hast aber recht. Ich werde das hiesige Feld den Philosophen überlassen. :wave:
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