Das Mindeste sind Mitgefühl und Solidarität mit Menschen wie Snowden. Selbstverständlich ist es wichtig immer ein kritisches Bewusstsein zu bewahren und nicht blind zu glorifizieren - aber du unterstellst ihm leider lediglich negative und sogar kriminelle Hintergedanken. Das ist nicht nur ein fragwürdiges Menschenbild, sondern stimmt auch mit den objektiven Fakten nicht überein. Worte, Handlungen, die ruhige und gelassene Gestik und Mimik lassen nichts dergleichen vermuten. Er sagte öffentlich, dass er lediglich ein gewöhnlicher Mensch sei, der einfach nicht in einer total überwachten Gesellschaft leben will. Was findest du daran kritikwürdig? Die weltweite Überwachung - auch von dir und deinen Kindern - ist also nicht kriminell, während investigativer Journalismus ... zur Aufdeckung nicht mehr demokratisch legitimierter, politischer Machenschaften im Hintergrund ... es sehr wohl ist? Wer ist hier wirklich Täter und Opfer? Ein Überwachungssystem, dass unsre Bürger- und Menschenrechte missachtet oder ein Internetaktivist der nichts weiter als TRANSPARENZ und NETZNEUTRALITÄT fordert?
Außerdem ... ich bin kein "unkritischer" Fan, sondern ich begründe meine Sympathie für diesen Menschen anständig. Könntest du es darum bitte sein lassen, mich einer von dir herbeiphantasierten Fangruppe zuzuordnen? MIR geht es um Bürgerrechte.
Ich habe eine ANDERE MEINUNG als du, was dich offenbar dazu veranlasst, mich als "scheinheilig" zu betiteln, mir vorzuwerfen, ich wolle mich nicht engagieren etc.... es fällt auf, dass die Snowden- Fans immer wieder doch sehr emotional argumentieren---

...wer keinen Bock hat, Gott näher zu kommen und Fürbitte zu tun für die Welt, wozu die Gebete ja da sind... der wird seine Kämpfe gegen "das Übel" wohl ohne göttliche Verstärkung ausfechten und eventuell rechtswidrige Methoden anwenden müssen.
Ja, ich finde das scheinheilig. Denn du redest oft von Nächstenliebe, aber ich sehe keine Barmherzigkeit in deiner Bewertung Snowdens. Verständlich ist für mich lediglich, dass es zunächst mal sehr viel einfacher ist, nicht Kritik zu üben und solidarisch zu sein, sondern sich dem Status Quo anzupassen, aber wir wissen aus der deutschen Geschichte, wohin das geführt hat - und ja das ist eine sehr emotionale Reaktion, zu der ich stehe. Warum auch nicht? Es gibt gerechtfertigen Zorn. Du selbst reagierst emotional und unsachlich, wenn du einen politisch Verfolgten (!) Bürgerrechtler der Kriminalität und andere charakterliche Minderwertigkeiten unterstellst ... wenn du forderst, dass er sich stellen solle, obwohl bekannt ist, dass sogar in Regierungskreisen gesagt wurde, man würde ihn am liebsten liquidieren - wäre dir das egal? Moment mal - handelt nun jemand "im Sinne Gottes" der lediglich betet ... oder jemand der den Worten auch echte Taten, Solidarität und
gemeinsames Handeln folgen lässt? Ich persönlich habe nichts gegen Gebete ... ich meditiere schließlich selbst ... aber Meditation inspiriert Handlungen. Wenn Spiritualität nicht in den Alltag mündet, dann ist sie, in meinen Augen, eine Scheinwelt. Ç´erade Jesus hat sich gegen solch einen Schein engagiert. Es gibt eine Verantwortung für jeden Christen, wenn man es wagt, sich Christ zu nennen.
Ist vielleicht schon einmal jemandem der Gedanke gekommen... die Übermacht gewisser Geheimdienste, bestimmter politischer Systeme... ist möglicherweise ein Teil des Gerichtes Gottes über eine entartete Menschheit, die keine Ehrfurcht mehr kennt, die Gottes Schöpfung rücksichtslos ausbeutet, ihren Mitmenschen und wehrlosen Tieren unendliches Leid antut und auf dem besten Weg ist, die Erde gründlich kaputt zu machen?
Nein, das ist kein Gericht, sondern lediglich von den Menschen erschaffene politische Verhältnisse, die sie durch bewusstes Handeln auch sinnvoll gestalen können. Der Mensch kann, im Rahmen seiner Möglichkeiten, frei handeln und gestalten - die Welt ist offen und nicht fertig determiniert. Du argumentierst leider sehr fatalistisch. Wenn ich nun in der Zeit zurück gehe: wäre demnach auch die Judenvernichtung der Shoa Teil des göttlichen Heilsplans? Pinochets Emordung des eigenen Volkes? Francos Ermordung des eigenen Volkes? Stalins Ermordung des eigenen Volkes? NEIN! Du argumentierst sehr fatalistisch und passiv. So kann man jedes Unrechtsregime, als "göttliches Gericht" uminterpretieren, anstatt sich zu engagieren. Wir haben nun aber das geschichtliche Glück in einer Gesellschaft mit mehr Bürgerrechten und Wohlstand zu leben, darum haben wir auch die Verantwortung dafür einzustehen. Einfach aus Liebe zum Leben - und Mitgefühl. Deswegen habe ich menschlich für deine Perspektive Verständnis - aber nicht für deine, in meinen Augen, falschen und verzerrten Gedanken. Das sage ich ganz klar und offen heraus, auch wenn das deinem Ego nicht gefallen wird. Aber ich habe auch keine Lust an dein Ego zu appellieren.
Marx ist tot. Jesus... LEBT. LG
Beide waren Humanisten die für eine freie und liebevollere Gesellschaft gekämpft haben - und in beiden Fällen hat man die ursprünglichen Ideale entweder weich gespült oder sie pervertiert. Jesus und Marx haben sich, aus ihrer Zeit heraus, für Menschenrechte eingesetzt. Jesus sprach vom Reich Gottes und Marx vom Verein freier Menschen. Der Sozialpsychologe und Humanist Erich Fromm erkannte diesen Zusammenhang: "
Wenn es- wie ich aufzuzeigen versuchte - wahr ist, daß die Liebe die einzig befriedigende Antwort auf das Problem der menschlichen Existenz ist, dann muß jede Gesellschaft, die die Entwicklung der Liebe ausschließt, letzten Endes an ihrem Widerspruch zu den grundlegenden Notwendigkeiten der menschlichen Natur zugrunde gehen." -
"Die Kunst des Liebens", Frankfurt/M (u.a.) 1956. S. 170. ... und ja, dafür lohnt es sich zu leben, sich zu engagieren, nicht nur zu beten. Das genügt einfach nicht, wenn man die Welt aufmerksam betrachtet.