Hallo Münek
Münek hat geschrieben:
ich gehe mal davon aus, dass Du nicht von der Existenz des "all-
mächtigen Spaghettiwesens" - auch nicht in einem imaginären
"transzendenten Bereich" - ausgehst.
Obwohl dessen Nichtexistenz meines Wissens noch kein Mensch
überzeugend nachgewiesen hat!
Sehe ich das richtig? Und wenn ja, welche Gründe lassen Dich
an der Realität dieses Superwesens zweifeln? Welche Argu-
mente würdest Du einem überzeugten (gläubigen) Anhänger der
Spaghettigottheit präsentieren?
Nun, der Spaghettigott wurde ja nicht erfunden, um wirklich daran zu glauben, sondern als "Gleichnis". So nehme ich das zunächst einmal.
Allerdings ist deine Frage ernsthaft zu stellen, wenn man z.B. der indischen Form des Hinduismus begegnet, wo es von Gottheiten nur so wimmelt, die alles irgendwie Abbilder menschlicher Lebenssituationen und Sehnsüchte sind. Ich glaube nicht an diesen Pantheon der Gottheiten.
In der Diskussion (und die habe ich real geführt), stellt sich dann heraus, dass dieser Pantheon auch von den Anhängern tatsächlich als Pantheon der Ausdrucksformen eines einzigen Gottes in der Welt angesehen wird (Argument, dass etwas Göttliches doch einzigartig sein muss), zumindest von denen, mit denen ich gesprochen hatte. Auf diese Weise hatten wir durchaus Gemeinsamkeiten in unseren Vorstellungswelten gefunden.
Am Ende haben wir uns nicht geeinigt, aber jeder von uns war fähig, den jeweils anderen in seinen Vorstellungen stehen zu lassen, zu akzeptieren. Wir haben uns eben auf gemeinsames und nicht auf trennendes konzentriert, auch wenn wir getrennt geblieben sind.
Das ist die Art miteinander umzugehen: Gegenseitiger Respekt und das Wissen, dass wir eben nur Menschen sind. Eben nicht dieser verachtende Nebenton, dass Glaubende doch alle kein Denkvermögen haben, wie das bei deinesgleichen zu oft durchklingt.
Münek hat geschrieben:
muss man Wahrscheinlichkeiten immer berechnen? Die Praxis stellt
doch eher einen rationalen Abwägungsprozess im Rahmen von Er-
fahrungen und der Vernunft dar (auch ohne Mathematik).
Ich ärgere mich über den Gebrauch des Wortes "Wahrscheinlichkeit", weil es ein Versuch der Manipulation ist der leider zu oft gelingt. Denn es ist ja eben nicht ein Ausdruck von Rationalität und "Vernunft", denn dann könnte man das auch quantifizieren.
Aber du kannst mir deine Rationaölität bzw. Vernunft doch einfach mal erklären. Was sind denn das für Vernunftgründe?
Münek hat geschrieben:
Simpel: Existieren kann alles; man kann redlicherweise nichts
ausschließen.
So ist es!
Aber man kann redlicherweise auch
nicht alles als real annehmen, denn es gibt Fiktion, es gibt Phantasie und es gibt Lügen.
Daher die wiederholte Frage nach den Kriterien, wie man hier Unterscheidungsmerkmale finden kann. Und das ist übrigens auch Thema der Geisteswissenschaften der Jahrhunderte, sei es Philosophie (was ist das Wirkliche?), sei es Mathematik (auf welche Basis lassen sich wahre Aussagen machen?), sei es Kunst (was ist echte Schönheit), sei es Sprache (was ist gute Literatur?), sei es...
Es ist offensichtlich, dass die Kriterien dem Kontext angepasst werden müssen, es gibt nicht die einen Kriterien, mit denen man alles erschlagen kann.
Münek hat geschrieben:
Dennoch, aus sehr guten Gründen (!) halte ich die Existenz eines den
Menschen liebevoll zugewandten Gottes, der seinen Sohn opfern muss,
um sich mit seinen Geschöpfen zu versöhnen, für primitiven Aberglauben,
für Mythologie, für extrem unwahrscheinlich. Und genau an dieser Stelle
ist die Formulierung angebracht: "Mit an Sicherheit grenzender Wahrschein-
lichkeit".
Da diese deine Gründe aber individuell, eben nur für dich gelten, ist diese Ausdrucksweise nicht korrekt.
Ich weiss, das ICH aus ebenfalls sehr guten Gründen an Gott glaube. Und zwar eben wegen des liebevollen, zugewandten Aspektes, den du erwähnt hast. Aber ich maße mir nicht an, für alle Menschen zu sprechen, denn ich bin mir bewusst, dass meine Erkenntnis sehr individuell ist.
Münek hat geschrieben:
Dass es Menschen gibt, für die die Existenz Gottes eine Gewissheit ist, ist
für mich ohne jeglichen Belang, solange sie nicht in der Lage sind, meinen
Gegenargumenten wenigstens etwas halbwegs Substanzielles entgegenzu-
setzen.
Leider ist alles, was du bisher in diesem thread gesagt hast, dass der Glaube "wider die Vernunft" ist. Das ist eine pauschale Behauptung, aber kein wirkliches Argument.
Ich habe nun nicht alle Beiträge von dir gelesen. Es kann gut sein, dass du tatsächlich irgendwo ein Argument gebracht hast. Vielleicht verweist du darauf.
Übrigens: Meine Agumente waren so vielfältig, dass ich ein Buch daraus gemacht habe, das auch publiziert wurde.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.