Warum läßt Gott so viel Leid zu?

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#581 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 23. Nov 2013, 15:08

sven23 hat geschrieben:Was soll an der Geburt sündig sein?
Gegenfrage: Was ist Sünde? Antwort: Der Fall in die Trennung. - Eine reine Beschreibungs-Größe. - Dass, was im Allgemeinen so als Sünde bezeichnet wird, sind die Folgen davon.

sven23 hat geschrieben:Wie soll man denn eine transzendente Welt erkennen, außer in der eigenen Fantasie?
Auch die naturalistische Welt kann "Phantasie" sein - auch das Ablesen von Messgeräten kann ein "Traum" sein. - Aber das hatten wir ja schon.

sven23 hat geschrieben:Man hat viele Holocaust Opfer befragt, viele haben im KZ ihren Glauben endgültig verloren, was ich gut verstehen kann.
Ich auch. - Es gibt auch gegenteilige Fälle.

Im übrigen gehe ich nicht zum Zahnarzt, um zu erkennen. - Es geht hier ausschließlich um das Motiv, dass Grenzbereiche des Leids zu Heterostasen führen - die (würden die Christen hinzufügen) spiritueller Natur sind.

Naqual hat geschrieben:Leid ist nicht Böse, sondern erfüllt einen guten Sinn.
Leid ist (spirituell gesehen) Ausdruck der Trennung von Gott und Mensch und somit eine teleologische Größe. Wenn man die Vereinigung von Gott und Mensch als "Sinn" versteht (heilsgeschichtlich passt das), hat Leid einen Sinn. Manche Glaubensgemeinschaften bezeichnen Leid deshalb als spezielle Form der Begnadung (siehe Stigmatismus). - Mir reicht es, Leid ohne weiteres Wertung als Begleiterscheinung der Trennung zu begreifen.

Naqual hat geschrieben:Sondern m.E. gibt es generell gar keine Allmacht.
Das wäre das K.O. für alle abrahamitischen Religionen - und aus meiner Sicht nicht logisch.

Naqual hat geschrieben: Es gibt auch Notwendigkeiten, denen ein Gott unterliegt.
Er kann auch nicht Wesen mit 4 Beinen schaffen und sagen, das wären 2 Beine. - Ob solche logischen Sachen etwas mit einer Verletzung der Allmacht zu tun haben, wage ich zu bezeifeln.

Naqual hat geschrieben:Beispielsweise kann man einen Menschen nicht dazu zwingen zu lieben.
Wenn er selber WILL, dass der Mensch ihn mit Eigen-Mitteln erkennt, kann er nicht gegen seinen eigenen Willen verstoßen. - Begnaden, ihn zu erkennen, kann er schon.

sven23 hat geschrieben:Also alles keine übernatürlichen Phänomene, sondern Dinge des Alltags,
So dreht man es dann naturalistisch hin - innerbetrieblich korrekt, aber erkenntnis-mäßig nicht weiterführend.

Catholic
Beiträge: 2750
Registriert: Sa 14. Sep 2013, 13:45

#582 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Catholic » Sa 23. Nov 2013, 15:19

So ist,denn wenn Gott nicht allmächtig wäre,wäre er nicht er selber,denn es würde seinem Wesen widersprechen.
Nun gibt es das Gegenargument,dass Gott nicht allmächtig sein kann,da er- wäre er es- alle Kriege der Welt sofort beenden würde.
Nun,da stellt sich die Frage,ob es eigentlich dem ureigenen Wesen und Willen Gottes entspricht,alle Kriege "per Fingerschnippen" zu beenden und somit dem Menschen seine Freiheit zu nehmen.
Was die Allmacht Gottes betrifft,so liegt diesbezüglich meines Erachtens kein Widerspruch vor,denn wenn er allmächtig ist,dann kann er auch aus dieser Macht heraus zeitweilig oder allgemein auf einen Teil seiner Macht freiwillig (!) verzichten.

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Sondern m.E. gibt es generell gar keine Allmacht.
Das wäre das K.O. für alle abrahamitischen Religionen - und aus meiner Sicht nicht logisch.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#583 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 23. Nov 2013, 15:41

Catholic hat geschrieben: und somit dem Menschen seine Freiheit zu nehmen.
Erst mal generell Zustimmung. - Das mit der "Freiheit" halte ich nach wie vor für einen der größten inner-kirchlichen Aberglauben.

Benutzeravatar
Naqual
Beiträge: 1932
Registriert: Mi 12. Jun 2013, 19:44

#584 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Naqual » Sa 23. Nov 2013, 16:36

sven23 hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben: Also wenn man z.B. Monate oder Jahre nichts mehr von einer Person gehört hat und beide rufen sich zur gleichen Zeit an, dass das Telefon besetzt ist, und das passiert öfters, dann sind natürliche Erklärungsmodelle schlicht am Ende.
Das können Zufälle sein. Es gibt tagtäglich Milliarden von Telefonaten, da ergeben sich schon mal Koinzidenzen, die einem auf den ersten Blick seltsam erscheinen, es aber gar nicht sind.
Nun, ich telefoniere nicht Milliarden mal (das ist die falsche Bezugsgröße in der Wahrscheinlichkeitsstatistik), sondern privat höchtens ein dutzendmal die Woche. Und wenn mir das in kurzer Folge von zwei oder drei Wochen mehrmals passiert, kann man es zwar mit Zufall gerade noch theoretisch erklären - aber gegen alle Glaubwürdigkeit. Das wäre so, als wenn jemand 3 x innerhalb eines Monats im Lotto alle 6 richtig hat.

Naqual hat geschrieben: Wenn die Mutter auf einmal weiß, dass ihrem Kind was Schreckliches passiert ist (tödlicher Autounfall)
Es gibt überängstliche Mütter, die immer irgendwas Furchtbares vermuten. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis wirklich mal was passiert.
Nun es handelte sich um meine Schwiegermutter. Und die war alles andere als ängstlich. Die zweite Person war die Schwester (meine Frau) der Getöteten und die ist erst recht nicht ängstlich und wusste es auch.

Naqual hat geschrieben: .... Oder wenn man sich beobachtet fühlt, sich herumdreht und eine bekannte Person sieht, die einen beobachtet. Aber aus einer Entfernung von z.B. 50 m. Da sind keine sinnlichen Wahrnehmungen mehr im Spiel. Also ich rieche niemanden auf 50 m. :-)
Ängstliche oder übersensible Menschen fühlen sich immer irgendwie verfolgt oder beobachtet. Wenn dann mal wirklich ein Bekannter da steht, ist das nicht wirklich verwunderlich.
Ich bin nicht ängstlich und leide nicht unter Verfolgungsideen. :-)
Ich hab's auch schon bei anderen Menschen beobachtet. Da stand ich hinter einer Fensterscheibe im 3. Stock und die Person auf der Straße schaute in dem Moment wo ich aus dem Fenster schaute direkt zu mir hoch, nachdem sie sich herumdgedreht hatte. Nein, und auch diese Person lief nicht ständig sich herumdrehend in der Gegend herum.

Also alles keine übernatürlichen Phänomene, sondern Dinge des Alltags, die mehr oder weniger zufällig passieren, aus denen Menschen was im nachhinein herauszulesen versuchen.
Es gibt Dinge, die man sich mit sinnlicher Wahrnehmung nicht mehr erklären kann. Jedenfalls geht es mir so. Nicht ständig, aber oft genug. Ich lebe damit. Und ich bin ein durch und durch rationaler Typ mit wissenschaftlicher Ausbildung. :devil:

Benutzeravatar
Naqual
Beiträge: 1932
Registriert: Mi 12. Jun 2013, 19:44

#585 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Naqual » Sa 23. Nov 2013, 16:45

Catholic hat geschrieben:So ist,denn wenn Gott nicht allmächtig wäre,wäre er nicht er selber, denn es würde seinem Wesen widersprechen.
Warum würde es seinem Wesen widersprechen? Den logischen Schluss sehe ich nicht.
Wenn Gott allmächtig wäre, könnten alle Menschen ohne jedes Leid sofort in den Himmel kommen.
Alleine der Umstand zeigt mir, dass er nicht allmächtig ist. Und es würde nicht seinem freien Willen und seiner Liebe widersprechen es so zu machen.
Für mich gibt es keine Allmacht. Und ich will da erst gar nicht mit so Dingen anfangen wie "er möge einen Stein schaffen, der so schwer ist, dass er ihn nicht mehr heben kann".

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Sondern m.E. gibt es generell gar keine Allmacht.
Das wäre das K.O. für alle abrahamitischen Religionen - und aus meiner Sicht nicht logisch.
Auch hier sehe ich nicht, warum das nicht logisch sein sollte.

Das mit dem K.O. für alle abrahmitischen Religionen irritiert mich jetzt weniger. Religionen sind ganz menschliche Errungenschaften, die dann ganz gerne darüber schwadronieren, dass die anderen zu menschlich denken oder schlicht verkehrt. Leute, die offen auch in anderen Religionen schauen und sich faszinieren lassen (kritisch) findet man selten.
Zuletzt geändert von Naqual am Sa 23. Nov 2013, 16:47, insgesamt 1-mal geändert.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#586 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 23. Nov 2013, 16:46

Naqual hat geschrieben:Es gibt Dinge, die man sich mit sinnlicher Wahrnehmung nicht mehr erklären kann.
Zumindest, wenn man sich auf die sogenannten "Fünf Sinne" beschränkt. - Es ist aus meiner Sicht vorstellbar, dass irgendwann sogar einmal im Rahmen der Hirnforschung ganz neue Sinne entdeckt werden - warten wir#s ab.

Benutzeravatar
Naqual
Beiträge: 1932
Registriert: Mi 12. Jun 2013, 19:44

#587 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Naqual » Sa 23. Nov 2013, 16:49

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Es gibt Dinge, die man sich mit sinnlicher Wahrnehmung nicht mehr erklären kann.
Zumindest, wenn man sich auf die sogenannten "Fünf Sinne" beschränkt. - Es ist aus meiner Sicht vorstellbar, dass irgendwann sogar einmal im Rahmen der Hirnforschung ganz neue Sinne entdeckt werden - warten wir#s ab.
Sehe ich auch so.
Erinnert mich gerade an die Eigenschaft von Zugvögeln über tausende von Kilometer die Orientierung nicht zu verlieren und Punktgenau ein Nest vom Vorjahr ansteuern zu können. Wahrnehmung von Magnetfeldern als "sechster Sinn"?
Ich mag auch den Begriff "übernatürlich" nicht. Genau genommen weiß man nur die Erklärung nicht. Aber das Staunen habe ich noch nicht verlernt. ;)

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#588 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 23. Nov 2013, 16:59

Naqual hat geschrieben: Religionen sind ganz menschliche Errungenschaften
Aber nicht das, weshalb es Religionen gibt.

Naqual hat geschrieben: Leute, die offen auch in anderen Religionen schauen und sich faszinieren lassen (kritisch) findet man selten.
Grundsätzlich sollte man sich immer wieder erinnern, dass wir letztlich nur wahrnehmen, nicht aber wissen können. - Insofern kann am Ende so ziemlich alles anders sein, als man vorher meint.

Im übrigen sollte man in der Tat andere Religionen nach ihrem spirituellen Gehalt untersuchen - und da wird man schnell fündig werden. - Denn es ist doch immer wieder erstaunlich, wie international, also universal, spirituelles Denken ist - immer irgendwie thema con variazione. Der Streit entzündet sich normalerweise nicht am Spirituellen selbst, sondern wer "weiter" ist - da menschelt's dann. - Allerdings sollte man auch anmerken, dass das Christentum insofern eine Alleinstellung hat, dass sie mit Jesus Gott in der Welt als Leidenden hat.

Naqual hat geschrieben:Wenn Gott allmächtig wäre, könnten alle Menschen ohne jedes Leid sofort in den Himmel kommen.
Ja - aber ohne Leid (Heilsgeschichte) gäbe es keine Eigenerkenntnis. - Das ist (imo) doch der Grund, warum Gott kurz nach dem Rauswurf von A+E die Kerubim hinstellt - A+E sind noch nicht erkenntnisreif für den Baum des Lebens.

Mit der Allmacht wird es schwierig. - Wenn man mal für einen Moment von der Macht weg geht und sich eher an den "Holon", also das Alles-in-Einem", orientiert, wäre die Gegenfrage, wie das überzeitliche und allpräsente Alles-in-Einem NICHT allmächtig sein könnte. - Denn der Holon (also Gott und die erkennende Schöpfung in Gott) kann nur als solcher gelten, wenn es keine Antithese zu ihm gibt (gäbe es diese, gäbe es nach wie vor ZWEI Orientierungspunkte, also keinen Holon).

Du könntest DANN recht haben, wenn man das Dasein als bewusstes Aussetzen der Allmacht versteht - am Ende (nach dem Tod) gibt es zwar Allmacht, aber jetzt erst mal nicht. - Scheint theoretisch denkbar zu sein - allerdings gäbe es da gewichtige Gegenargumente.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#589 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Sa 23. Nov 2013, 17:07

Catholic hat geschrieben: Was die Allmacht Gottes betrifft,so liegt diesbezüglich meines Erachtens kein Widerspruch vor,denn wenn er allmächtig ist,dann kann er auch aus dieser Macht heraus zeitweilig oder allgemein auf einen Teil seiner Macht freiwillig (!) verzichten.


Dummerweise verzichtet er seit mind. 2000 Jahren auf den Einsatz seiner Allmacht. Wozu soll sie dann gut sein?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#590 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 23. Nov 2013, 17:09

sven23 hat geschrieben:Dummerweise verzichtet er seit mind. 2000 Jahren auf den Einsatz seiner Allmacht. Wozu soll sie dann gut sein?
Zeit ist vollkommen wurscht. - Entscheidend ist spirituell allein, was mit dem Einzelnen ist - ob das innerhalb von 5 Jahren mit wenigen oder 50.000 Jahren mit vielen passiert, ist qualitativ vollkommen egal.

Antworten