Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Pluto
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#71 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Pluto » Sa 23. Nov 2013, 01:15

Rembremerding hat geschrieben:Eine transzendente teleologische Komponente besitzt demnach der Mythos nicht,
Ausser du hast ein ganz anderes Verständnis vom Begriff der Transzendenz als andere Leute, würde ich dem widersprechen...
Die Göttergeschichten, der frühe Mythos, erzählen von Götter, die noch personalisierte Naturgewalten waren, die wiederholend agierten und dafür Symbolkraft erhielten.
Das ist alles richtig, aber hinter den Naturgewalten standen Götter. Es handelte sich also schon bei diesen ersten Gottheiten um gedachte Personen, von denen man meinte sie (mit Opfergaben) beschwichtigen zu müssen, damit sie den Menschen wohlgesinnt blieben.

Man sah den Einfluss der Natur und dachte sich mystische Geschichten aus über sie. Das allein zeigt doch schon wie den frühen Götter eine Transzendenz zugesprochen wurde. Man kann sie nicht sehen, aber ihren Einfluss spüren: Wie soll man das sonst nennen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#72 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Demian » Sa 23. Nov 2013, 01:25

Pluto hat geschrieben:Man sah den Einfluss der Natur und dachte sich mystische Geschichten aus über sie. Das allein zeigt doch schon wie den frühen Götter eine Transzendenz zugesprochen wurde. Man kann sie nicht sehen, aber ihren Einfluss spüren: Wie soll man das sonst nennen?

Je weniger man die Natur verstand und sie "unbewusst" blieb, hat man die Innenwelt des Menschen in Form großer, mythologischer Bilder hineinprojiziert - je mehr man die Natur verstanden hat, desto mehr hat man begriffen, dass diese Mythen schon immer innere Seelenbilder waren. Wo der Polytheist die Wirklichkeit noch durch die vielen Fenster seiner Götterbilder betrachtete, da vereinigen sie sich im Monotheismus zu einem absoluten Sein - für den Christ sind das prinzipiell alles berechtigte Perspektiven. Denn "alles ist Tür" ( Octavio Paz ).

Pluto
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#73 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Pluto » Sa 23. Nov 2013, 01:56

Demian hat geschrieben:... da vereinigen sie sich im Monotheismus zu einem absoluten Sein - für den Christ sind das prinzipiell alles berechtigte Perspektiven...
Mag sein. Aber es sind dennoch transzendente Bilder.

Oder habe ich dich hier etwa völlig falsch verstanden?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#74 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Demian » Sa 23. Nov 2013, 02:04

Pluto hat geschrieben:Mag sein. Aber es sind dennoch transzendente Bilder.

Nunja - ich bin ein Panentheist. Diese Perspektive meint eine spirituelle Sichtweise, in der „Gott der Welt immanent und zugleich zu ihr transzendent ist, insofern die Welt ihrerseits Gott immanent, in Gott, von Gott umfaßt ist“ ( Rudolf Eisler und Karl Roretz: Wörterbuch der philosophischen Begriffe )

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Zeus
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#75 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Zeus » Sa 23. Nov 2013, 04:23

Demian hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Mag sein. Aber es sind dennoch transzendente Bilder.

Nunja - ich bin ein Panentheist. Diese Perspektive meint eine spirituelle Sichtweise, in der „Gott der Welt immanent und zugleich zu ihr transzendent ist, insofern die Welt ihrerseits Gott immanent, in Gott, von Gott umfaßt ist“ ( Rudolf Eisler und Karl Roretz: Wörterbuch der philosophischen Begriffe )

Meinst du ein Pannen-Theist?
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#76 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von Demian » Sa 23. Nov 2013, 06:01

Zeus hat geschrieben:Meinst du ein Pannen-Theist?

Richtiger Humor braucht nicht derart fad auf Andersdenkende gemünzt zu sein. ;)
Dir trotzdem einen gesegneten Morgen.

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#77 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von sven23 » Sa 23. Nov 2013, 07:03

Salome23 hat geschrieben: ...kann man sehr schön erkennen bei den Pirahá (klick)

Wunderbar, Missionierung mal andersrum. Ich kann mir gut vorstellen, daß sich für die Indianer die Heilsgeschichte ziemlich schräg anhören muß, mit der sie nichts anfangen können. Widerspricht auch der gängigen Meinung, daß es hier so was wie eine zwangsläufige Erkenntnis gäbe. Selbst mit einem Vermittler (Missionar) gelingt dies nicht, ober man muß zwangsmissionieren wie früher, in der Hoffnung, daß zukünftige Generationen schon mit der Muttermilch mit der Heilsgeschichte indoktriniert werden, aber nicht mehr hinterfragen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#78 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von sven23 » Sa 23. Nov 2013, 07:06

Demian hat geschrieben:
Eine drastische Fehldeutung der Gottesidee - oder besser gesagt Erfahrung -

Man sollte aber immer im Hinterkopf haben, daß diese "Erfahrung" eine rein subjektive Angelegenheit ist, sich also nur im Kopf abspielt und hier immer die Gefahr der Selbststäuschung vorliegen kann.
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#79 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von sven23 » Sa 23. Nov 2013, 07:08

closs hat geschrieben:Wäre das so, würde sich jede weitere Diskussion erübrigen.

.

Für etwas anderes gibt es nicht die geringsten Evidenzen, noch nicht mal Indizien.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#80 Re: Der (imaginäre) transzendente Gott der Bibel

Beitrag von closs » Sa 23. Nov 2013, 09:45

sven23 hat geschrieben:Ich kann mir gut vorstellen, daß sich für die Indianer die Heilsgeschichte ziemlich schräg anhören muß, mit der sie nichts anfangen können.
Natürlich - wenn man ein unbedingtes und spirituell reflexionsfreies Verhältnis zum Dasein hat, muss das fremd sein. In diesem Sinne ist Reflexionsfähigkeit auch ein Fluch.

sven23 hat geschrieben:Man sollte aber immer im Hinterkopf haben, daß diese "Erfahrung" eine rein subjektive Angelegenheit ist, sich also nur im Kopf abspielt
Auch das Ablesen einer physikalischen Testreihe spielt sich nur im Kopf ab. - Entscheidend ist, ob das Objekt der Erkenntnis real ist. - Das kann man NIE selbst entscheiden - wobei wir wieder bei der ontologischen Differenz wären.

sven23 hat geschrieben:Für etwas anderes gibt es nicht die geringsten Evidenzen, noch nicht mal Indizien.
... sprach der Fisch im Marianengraben, als es um die Welt über Wasser ging.

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