JackSparrow hat geschrieben: ↑Di 20. Apr 2021, 11:47
Welch Blasphemie. Wenn es so ist, als gäbe es keine Götter, dann müssen wir welche erfinden, damit wir anschließend behaupten können, wir hätten zu ihnen eine "persönliche Beziehung".
Muss man überhaupt nicht. Man muss auch nichts behaupten. Nur: Weil es etwas nicht wahrnehmbar ist, nicht zu geben scheint, bedeutet das nicht, dass es das tatsächlich nicht gibt. Eine persönliche Beziehung zu Gott, das ist etwas, das einige Christen glauben, wie sie das Christentum verstehen.
Es gibt Menschen, die angeben, die sich etwas ausdenken oder einbilden. Aber es gibt auch Menschen, die wirklich so empfinden. Warum sollte man jedem von vorneherein das Schlechte unterstellen? Was bringt das? Wie viel Sinn macht das?
Was meinst Du mit Blasphemie? Inwiefern ist jetzt der zitierte Satz Blasphemie?
JackSparrow hat geschrieben: ↑Di 20. Apr 2021, 11:47
Ja, aber wovon sprechen sie
wirklich?
Was können diese Leute erfahren haben und welcher andere Mensch verspürte dann das Bedürfnis, sie deswegen zu Heiligen und Mystikern zu erklären?
Das sind Fragen, die man nur für jeden Fall separat beantworten kann. Man muss sich damit beschäftigen, um die Antworten zu finden. Hast Du Dich schon mal mit Mystik befasst?
Das mit dem Erklären zur Heiligkeit - halte ich für bedeutungslos. Die Päpste haben Menschen für heilig erklärt. Warum wieso - wird immer andere Gründe gehabt haben. Je nach Zeit, Papst, Personen. Es gibt auch eine Heiligkeit, die aus dem Volksmund kommt. Heilig ist ein Wort, das man auch auf eine entspannte Weise verstehen kann. Ein Mensch, der sein Leben hingibt für andere im Sinne der göttlichen Gebote zum Beispiel. Nicht alle, die heilig genannt werden oder heilig gesprochen wurden, waren mystisch veranlagt. Auch Menschen, die als Vorbilder galten.
Heute wirken solche Geschichten teils unglaubwürdig und lächerlich. Aber die Zustände, die wir heute erleben, sind etwas anders als vor hunderten von Jahren.
JackSparrow hat geschrieben: ↑Di 20. Apr 2021, 11:47
Wenn du an einen Gott glaubst, solltest du dann nicht wissen was er ist?
Das ist eine interessante Frage. Ziemlich wichtige Frage. Es sollte so sein, es müsste so sein. Das ist logisch. Wie könnte es anders sein.
Aber: Glaube hat seine eigene Logik, die sich nicht unbedingt leicht erschließt.
Nein, man muss tatsächlich nicht wissen, wer oder auch was Gott ist, um an ihn zu glauben. Würde man ihn kennen, wäre es auch kein Glaube mehr sondern Wissen. Darum heißt es ja auch: Glaube. Wobei: Wenn es möglich ist, Gott kennenzulernen, würde das von außen betrachtet nichts nützen, da es nicht nachvollziehbar, nicht vermittelbar, meßbar, sichtbar wäre.
Du kennst das bestimmt: Dass der Ausgang eines Experiments auch vom Beobachter abhängt? Aber wie kann das sein? In der Bibel ist die Geschichte einer Frau, die durch eine bloße Berührung geheilt wurde. Jesus soll dazu gesagt haben: Dein Glaube hat Dich gerettet. Ein anderer Spruch ist: Dir geschieht nach Deinem Glauben. Es bedeutet, die Frau wurde nur deshalb geheilt, weil sie fest davon überzeugt war, durch die Berührung geheilt zu werden. Wäre sie nur auf Verdacht gekommen, mit Hoffnung im Herzen aber ohne diese Überzeugung, wäre das so gesehen nicht geschehen. Oder die Geschichte mit dem Wasser. Auf Wasser kann man nicht laufen. Jesus angeblich schon. Petrus auch. Aber nur solange er sicher war. Sicher darin, dass er das kann. Er wurde unsicher - und musste zurück schwimmen. Jesus: Oh Du Ungläubiger.
Gott ist erstmal eine Idee. Ein Gedanke von der Existenz von irgendetwas. Du kennst das ja. Dass man irgendwelche Ahnungen hat. Dass man auf einmal denkt, irgendwas ist irgendwie, irgendwo so oder passiert. Ganz alltägliche Dinge. Es kommt aus dem Unterbewußtsein. Man kann nicht sagen, was das ist. Aber Menschen haben Eingebungen. Manche haben die Eingebung, dass es da etwas gibt, das Gott genannt wird. Manche aber nicht. Die, die es nicht haben, können es nicht verstehen oder nachvollziehen. Es ist einfach ein Drang, so wie es alle möglichen Arten von Drang gibt. Jeder Mensch hat ein ganz bestimmtes "Drangspektrum". Und bei manchen Menschen ist da dieser Drang danach, das "Göttliche" zu finden. Es macht keinen Sinn aber das gibt es und wer es hat, der kann auch nicht anders. (Allerdings bin ich fest davon überzeugt, dass jeder Mensch diesen Drang hat, wenn auch irgendwo ganz tief innerlich, an einem versteckten Ort, wo er nicht zu existieren scheint und wo ein Teil des Unterbewußtseins Wache steht, damit niemand kommt und ihn von dort herausholt.)
Insofern macht es keinen Sinn, das mit Vernunft zu beurteilen. Mit Vernunft hat es nichts zu tun. Es ist irrational. Menschen handelt nicht selten irrational. Es gehört dazu. Nicht alles, was irrational ist, ist unbedingt falsch oder schlecht.
Ich selbst denke: Gott weiß das alles. Er weiß, dass wir ihn nicht kennen oder erkennen können, dass wir nichts über ihn wissen und hilflos sind. Es reicht ihm, wenn ein Mensch diesen Drang hat und sich bemüht. Wenn ein Mensch einfach glaubt, einfach so, auch wenn es keinen Sinn macht: Es gibt einen Gott, ein höheres Wesen, das die Welt und den Menschen erschaffen hat. Und wer auch immer das ist, er kann mich sehen und hören und auch meine Gedanken sind für ihn sichtbar. Dann fängt er an, zu beten. Er betet aber in dem Bewußtsein, das dieser "Gott" ihn auch hört und versteht. Dann kommt das Gebet auch an. Ganz egal, was für ein Gottesbild man hat. Nur man muss eben daran glauben, dass da jemand ist, der einen hören kann. Wenn man nicht sicher ist, bringt es nichts. Und wenn man es nicht glaubt, schon gar nicht.
Es ist eine Realität, die nur mit uns interagiert, wenn wir an sie glauben. Sie bleibt denen, die sie ausschließen, verschlossen. Man muss also in gewisser Hinsicht "ein bißchen blöd" sein oder "närrisch" sein. Weil der Verstand das nicht akzeptieren mag. Der Verstand rebelliert dagegen. Er sagt, dass das Schwachsinn ist. Aber ich sage, dass es das nicht ist.
Besteht gar die Möglichkeit, dass du selbst nicht weißt woran du glaubst, weil dein "Glaube" in Wirklichkeit nur eine Sammlung von Floskeln darstellt, die du in der Vergangenheit mal irgendwo gelesen hast?
Ich weiß, woran ich glaube, mein Glaube ist keine Sammlung von Floskeln, die ich in der Vergangenheit mal irgendwo gelesen habe. Dennoch könnte es so sein . aus Deiner Perspektive. Du kennst mich nicht, Du kannst es nicht wissen, nicht prüfen. Selbst wenn wir uns persönlich kennen würden, wäre das unmöglich. Und jeder kann alles schreiben, was er will.