Scrypton hat geschrieben: ↑Mi 18. Dez 2019, 09:03
Ähm, nein - eben nicht der Urknall.
Die Wissenschaft ist mit dem Urknall einfach nur in die Falle gegangen ist, die sie selber aufgestellt hat.
Wir können das mittels eines Präzedenzbeispiels überprüfen. Ich nehme mal – die Literatur.
Im ersten Teil schildere ich einen Vorgang, wie er uns durch das Zeugnis Dritter überliefert ist (und man möge mir die metaphorische Bildsprache und die dichterische Freiheit zugestehen, die einem literarischen Thema angemessen ist).
Im zweiten Teil werde ich mich dann rein naturwissenschaftlich und mit gesundem wissenschaftlichem Skeptizismus dem Thema Literatur widmen.
1 DER SCHÖPFUNGSMYTHOS
“Der PeByter“ hat geschrieben:
Am Anfang waren die Seiten wüst und leer und Finsternis lag über dem Schreibtisch. Und J.R.R. Tolkien sprach: es werde Licht! Und es ward Licht. Das Licht durchflutete das Arbeitszimmer. Und Tolkiens Geist schwebte über dem Schreibtisch. Und Tolkien schaltete das Licht ein und wieder aus. Das war am Morgen und am Abend – der erste Tag.
Und Tolkien sprach: es werden Mittelhimmel und Mittelerde. Da schrieb Tolkien mit Tinte auf Papier einen Mittelhimmel und eine Mittelerde. Und er sah dass es gut war.
[…]
Tolkien sprach: wir wollen Hobbits machen nach unserem Bilde.
[…]
Und Tolkien sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. So wurde vollendet „Der Herr der Ringe“ in seinem ganzen Umfang. Und so vollendete Tolkien am letzten Tage sein Werk, das er machte, und ruhte am folgenden Tage von seinem Werk, das er gemacht hatte. Und Tolkien lobte sich den folgenden Tag und genoss ihn, weil er an ihm ruhte von seinem Werk, das Tolkien geschaffen und gemacht hatte. Dies ist die Geschichte des „Herr der Ringe“, da er geschaffen wurde. Es war zu der Zeit, da Tolkien der Autor Mittelerde und Mittelhimmel machte.
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Tolkien. Alle Dinge im „Herr der Ringe sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. Und das Wort ward Schrift und kam zu uns, um uns von der Langeweile zu erlösen.
2 DER LITERATURKNALL
“Dr. PeB“ hat geschrieben:
a. Literatur und Autorenschaft
Es ist die allgemeine Auffassung in heutiger Zeit, dass Literatur grundsätzlich auf eine Autorenschaft zurückgehe und damit einem „Schöpfungsakt“ durch einen oder mehrere „Literatur-Schöpfer“ unterliege. Derartige Schöpfungsvorgänge und ihre Schöpfer sind in der Literatur durchaus in großem Umfang belegbar. Allerdings ist die Voraussetzung einer Autorenschaft für das Zustandekommen von Literatur auch bei akribischster und sorgfältigster Untersuchung – mit modernen Mitteln in heutiger Zeit – nicht durchgehend und in jedem Einzelfall nachweisbar. Selbst in der Gegenwart entstehen permanent Literaturfragmente, die sich keiner Autorenschaft zuordnen lassen und somit nach objektiven Erkenntnisbedingungen auf keinen „Schöpfer“ schließen lassen.
Noch schwerwiegender ist der Umstand, dass es in der Rückschau auf der Zeitskala innerhalb des Beobachtungszeitraumes zunehmend schwieriger wird, eine Autorenschaft und somit einen literarischen Schöpfungsvorgang nachzuweisen. Tatsächlich taucht das „Phänomen Literatur“ an sich scheinbar schlagartig vor ca. 5000 Jahren in Form von Tontafeln mit Keilschrift auf. In diesem frühen Stadium ist in 99% der Fälle keinerlei Autorenschaft wissenschaftlich belegbar. In den seltenen Fällen, in denen ein Autor – oftmals mythologisch umwoben – genannt wird, lässt sich diese Angabe nicht wissenschaftlich überprüfen und muss daher als „legendär“ eingestuft werden.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Literatur zu Beginn des Beobachtungszeitraumes zunächst ohne belegbare Autorenschaft erscheint. Bis in die klassische Antike hinein ist das der Standard. Erst dann nimmt die Zahl von Autorenschaften langsam zu und erreicht schließlich den Stand, den wir heute als den Normalfall anzunehmen gewöhnt sind. Über den gesamten Beobachtungszeitraum betrachtet, ist aber zu den allermeisten Zeiten kein Schöpfungsvorgang für Literatur, also keine Autorenschaft nachweisbar, was den Schluss zulassen könnte, dass es sich dabei um einen Effekt handelt, den wir noch nicht abschließend verstehen und der sich erst im Laufe der Entwicklung der Literatur eingestellt hat.
Vor diesem Hintergrund müssen wir sachlich und objektiv den Forschungsgegenstand „Literatur“ mit angemessener Vorsicht von der Annahme eines dafür notwendigen Schöpfungsvorgangs abkoppeln und isoliert untersuchen. Die Annahme eines oder mehrerer „Literatur-Schöpfer“ könnte als positivistische Voraussetzung die objektive Betrachtung des Literatur-Phänomens ansonsten axiomatisch beeinflussen. Eine wissenschaftliche Untersuchung von Literatur darf daher keinesfalls von der Prämisse eines oder mehrerer „Literatur-Schöpfer“ ausgehen, wenn der Forschungsgegenstand postulatfrei bewerten werden soll. Unsere Prämisse muss demnach auf der vorhandenen Faktenlage – also: der fehlenden durchgehenden Autorenschaft – ausgehen und die Abwesenheit eines Schöpfers voraussetzen.
b. Der Literaturknall
Bei der Untersuchung des „Phänomens Literatur“ L stehen uns grob zwei messbare Eigenschaften zur Verfügung: Menge M und Komplexität K. Mit Menge M wird die Anzahl der als Literatur zu geltenden Einzelerscheinungen zu einem bestimmten Zeitpunkt T(x) im Beobachtungszeitraum T dargestellt. Unter Komplexität K ist der Zustand der Diversität von Literatur zu einem Zeitpunkt T(x) auf der Zeitskala T hinsichtlich unterschiedlicher Kriterien wie Inhalt, Vokabular, Satzbau etc. zu verstehen.
Betrachtet man M und K über den gesamten Beobachtungszeitraum, so lässt sich leicht eine Zunahme in Abhängigkeit von T feststellen – und zwar exponentiell. Dabei ist zu beachten, dass zu Beginn des Beobachtungszeitraumes – genannt T(1) – eine bereits vorhandene, bestimmbare Menge M(1), in einer vorhandenen, bestimmbaren Komplexität K(1), nachweisbar ist. Das mutmaßliche Fehlen von Literatur vor dem Zeitpunkt T(1) muss jedoch nicht mit einem realen Fehlen korrespondieren; vielmehr sollte man mit Blick auf die Forschungsgeschichte, die bereits in der Vergangenheit mittels verbesserter Methoden ältere Literaturschichten zu Tage förderte, annehmen, dass auch zukünftig weitere Entdeckungen zu erwarten sind, die den Beobachtungszeitraum ausdehnen werden und T(1) somit nach rückwärts in der Zeitskala verschieben. Ob, wie zu vermuten ist, das scheinbar spontane Auftreten von Literatur auf der Zeitskala dem Forschungsstand geschuldet ist, bleibt den Ergebnissen zukünftiger Untersuchungen geschuldet. Bis dato müssen wir davon ausgehen, dass ein Einsetzen des „Phänomens Literatur“ bereits vor dem von uns derzeit als T(1) bestimmten Zeitpunktes stattgefunden hat, ohne dass wir hier willkürlich eine Grenze ziehen können, die ja immer nur auf der Basis von Vorannahmen gezogen werden könnte.
Vielleicht kann die Forschung auf diesem Gebiet mittel- bis langfristig durch die Errichtung eines Literatürchenbeschleunigers vorangebracht werden. Aber das sind Visionen für zukünftige Forschergenerationen.
Festzustellen bleibt aber abschließend: da die auf der Zeitskala exponentiell zunehmenden Eigenschaften von L, nämlich M und K, ausgehend von einem Zeitpunkt T(1) bis zum momentanen Zeitpunkt T(m) messbar sind, können Entwicklungsprognosen für L in die Zukunft wie auch in die Vergangenheit gemacht werden. Für die Zukunft gilt, dass L zu einem Zeitpunkt T(x) eine unendliche Ausdehnung erreicht haben wird. Was dies für die Kosmologie bedeutet, müssen die entsprechenden Fachkollegen herausarbeiten.
Für die Vergangenheit muss hingegen angenommen werden, dass Literatur zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt T(-x) in einem einzigen Punkt von unendlicher literarischer Dichte kulminiert – dem Satzzeichen- oder i-Punkt, hier als das PeB’sche Literaturquantum zu bezeichnen. Dieses ist die kleinste mögliche Literatureinheit.
Unter der oben genannten Prämisse kann dies aber nur bedeuten, dass die Literatur zu diesem Zeitpunkt in der Form nicht in einem Schöpfungsakt, sondern spontan aus sich heraus entstanden sein muss. Mehr noch: sie muss in ihrer ursprünglichen punktuellen Anlage bereits die Entwicklung komplexer Strukturen beinhaltet haben, die uns erstmals messbar in Form der oben genannten Keilschrifttafeln zum Zeitpunkt T(1) begegnen. Literatur beginnt also potentiell expansiv und es ist daher gerechtfertigt vom „Literaturknall“ zu reden. Jenseits des punktuellen Urzustandes, der sich auf der Basis der Berechnungen ergibt, können wir jedoch nur spekulieren. T(-x) stellt einen Erschreibnishorizont dar.
Wer sagt, das sei alles Quatsch, weil er den Schöpfer des „Herrn der Ringe“ kennt, hat Recht!
Und auch der hat Recht, der den Schöpfer des Universums kennt und deshalb den Urknall für eine wissenschaftliche Fehlleistung hält.
