Tree of life hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2019, 11:32
Ich les halt nicht immer
alles mit, verzeiht, euer Ehren
Euer Merkwürden mögen ihr Augenmerk doch auf diese Tatsache lenken, dass closs selbst bestätigt, Theißens Vorwort mehrmals gelesen zu haben:
Im letzten der oben von mir aufgelisteten Links, zitiere ich das relevante aus dem Vorwort, dass closs auch mehrmals von Sven zitiert wurde.
closs hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2019, 10:24
Anton B. hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2019, 01:21
Welche Kollegen? Merz, Theißen, Schnelle und Winkelmann?
In diesem Fall waren es Wissenschaftler aus dem Forum. ---
Theißens Wortlaut kenne ich jetzt nicht - er könnte formuliert haben "Nach allem, was wir wissen, hatte Jesus eine Naherwartung". - Das wäre in Deinem Sinne.
Aber damit desaouviert er das Wort "Wissen", weil er damit impliziert, dass es das "Er irrte sich nicht" geben könnte (was leicht aufzeigbar ist), was NICHT wissbar wäre. - Dann wären wir wieder beim Fall, dass es eine wissbare Version gibt und eine unwissbare, und beide der Fall sein könnten - kann das einem Wissenschaftler gefallen?
Closs lügt. Das zu sagen ist nicht gemein, sondern die Feststellung einer Tatsache, aufgrund der Quellenlage des Forums:
Closs kennt Theißens diesbezüglichen Wortlaut ganz genau.
q.e.d.
Theißen, Gerd; Merz, Annette: Der historische Jesus. Ein Lehrbuch, Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 1996. S. 5f. hat geschrieben:Wissenschaft sagt nicht: „So war es", sondern: „So könnte es aufgrund der Quellen gewesen sein." Deshalb besprechen wir alle relevanten Quellen - nicht nur die kanonischen, sondern auch die apokryphen Evangelien, nicht nur christliche, sondern auch nicht-christliche Texte, die Jesus erwähnen. Auch sonst wird immer die Textbasis vorgestellt, die den Schlußfolgerungen und Überlegungen zugrunde liegt.
Wissenschaft sagt nie: „So ist es", sondern nur: „So stellt es sich uns auf dem Stand der Forschung dar." Und das heißt im Klartext: „auf dem Stand unseres derzeitigen Wissens und Irrens." Wir geben deshalb zu jedem wichtigen Thema einen kurzen Forschungsüberblick. Die klassischen Positionen, die in Variationen immer wiederkehren, werden knapp referiert. Das soll auch dazu helfen, die in diesem Buch vertretenen Entscheidungen einordnen, bewerten und relativieren zu können.
Wissenschaft sagt nicht: „Das ist unser Ergebnis", sondern: „Das ist unser Ergebnis aufgrund bestimmter Methoden" Der Weg, auf dem sie zu ihrem Ziel gelangt, ist ihr genauso wichtig wie das Ziel - oft sogar noch wichtiger. Denn der Weg kann richtig sein, auch wenn sich das Ziel als Zwischenstation erweist, die man wieder verlassen muß. Es finden sich daher in diesem Buch oft methodische und hermeneutische Überlegungen. Angesichts der Skepsis, ob man überhaupt etwas vom historischen Jesus weiß, ist das angebracht. Ein ganzer Paragraph (§ 4) beschäftigt sich mit dieser Frage.
Wissenschaft weiß schließlich, daß ihre Resultate vergänglicher sind als die Probleme, auf die sie eine Antwort zu geben versucht. Das gilt auch für die Jesusforschung. Trotz der ungeheuren Fülle von Meinungen und Positionen kehren einige Grundprobleme immer wieder. Sie bilden Konstanten. Daher ist unsere Darstellung problemorientiert. Schon aus Gründen der Durchsichtigkeit und Klarheit sagen wir aber jeweils, wo - auf dem Stand unseres Wissens und Irrens - die Lösungen liegen könnten.
Weil Wissenschaft nicht einfach von der Wirklichkeit „erzählen" kann, sondern über Quellen, Forschungslagen, Methoden und Probleme reflektiert, ist sie ein kompliziertes Geschäft. Wir sehen darin eine Herausforderung für die Wissenschaftsdidaktik. Unser Buch möchte differenziertes Problemwissen so klar wie möglich vermitteln und auch etwas von der Freude, die es macht, innerhalb des Wissenschaftsprozesses an der Suche nach Wahrheit und der Korrektur unserer Irrtümer teilzunehmen.