Naturwissenschaft und Religion

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#51 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von closs » Mi 6. Nov 2013, 16:28

Pluto hat geschrieben:Nabel der Warhnehmung...? :lol: Eben das ist es nicht. Denn das heliozentrischen Modell widerspricht gerade der Warhnehmung.
Sorry - hatte ein Wort vergessen: "naturwissenschaftliche Wahrnehmung".

Pluto hat geschrieben:Die Umlafbahnen der Planeten lassen sich mit klassischer newtonscher Physik ebenso gut erklären.
Moment - darum geht es hier nicht. Es geht darum, dass spätestens seit Einstein die Wahl der Perspektive erlaubt ist.

Pluto hat geschrieben:Subjekiv magst du recht haben, lieber closs, aber an der Objektivität eines Standpunkts kann man sich nicht vorbeimogeln.
Auch der heliozentrische Standpunkt ist subjektiv, indem der Mensch diesen Standpunkt zum Standard macht. Es wäre reine Fleißarbeit, das übliche Modell des Sonnensystems geozentrisch zu gestalten. Dann wären die einfachen Umlaufbahnen nicht möglich, aber es ginge.

Wir reden doch NICHT darüber, dass das heliozentrische System nicht sinnvoll wäre - im Gegenteil. Aber auch dieses System ist nur EINE Perspektive, die nicht "objektiver" ist als andere.

Pluto hat geschrieben:Aber Perspektiven sind doch nichts anderes als Wahrnehmungen, die in diesem Fall die Wirklichkeit falsch wiedergeben.
Nein - wenn Du früh aufstehst und die Sonne aufgehen siehst, nimmst Du die Wirklichkeit richtig wahr. - Wenn Du allerdings die Gesetze der SChwerkraft zum Maßstab Deines Modells machst, greifst Du zum Newton-Modell - dann ist dieses Modell richtig.

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#52 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Mi 6. Nov 2013, 16:33

Zeus hat geschrieben:@Demian (Teil-Antwort#1 auf deinen Kommentar )

Die Bezeichnung Aberglaube wird auf Glaubensformen und religiöse Praktiken angewandt, die nicht den eigenen, meist orthodoxen Lehrmeinungen, entsprechen. Wiki
Es besteht also kein prinzipieller Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube.

Den Aberglauben und die orthodoxen Lehrmeinungen der Areligiösen sollte man nicht vergessen dabei ;)

Philosophie und Religion würde ich durch dieses altbekannte Gleichnis beschreiben:
"Philosophie ist der Versuch, in einem dunklen Zimmer eine schwarze Katze zu fangen, die gar nicht drin ist.
Theologie ist der Versuch, in einem dunklen Zimmer eine schwarze Katze zu fangen, die gar nicht drin ist, und dabei zu rufen: "Ich hab' sie!
"
Beides durschlagenden Erfolg versprechende Unterfangen, nicht wahr? :lol:

Beides ist falsch - viel weniger Verständnis für die Geisteswissenschaften geht gar nicht.

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#53 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Mi 6. Nov 2013, 16:50

Pluto hat geschrieben: Das Gefühl ist bei Tatsachen aber ein denkbar schlechter Ratgeber.

Es verhält sich genau umgekehrt, denke ich. Mehr Sensibilität und Einfühlungskraft wäre im Falle der heutigen technischen Ausbeutung von Mensch und Natur mehr als angebracht. Auch verstehe ich nicht, weshalb man zwischen Verstand und Gefühl trennt - das führt nicht zur Wahrheit, sondern zu einer Zersplitterung des Menschen. Ja es ist sogar eine Sehnsucht zum Guten notwendig, damit es Wirklichkeit wird.

Schau doch bloß, wie beschränkt man im Altertum das Unversm sah:
Im Prinzip als ein Gewölbe (Firmament) an dem Sterne, Mond und Sonne scheinbar besetigt waren. Als Ergebnis sagen wir selbst heute noch, dass Sonne und Mond auf- und untergehen, weil es sich so anfühlt. obwohl das in Wirklichkeit die Tatsachen völig falsch widergibt.

Im Gefühl von Tag und Nacht, der Zeit, Jahreszeiten, Gezeiten spiegelte das die zyklischen Vorstellungen der Einbettung des Menschen in die Natur wieder. Heute fühlen sich viel zu wenige Menschen eingebettet und so zerstören wir die Erde - das einzige wirkliche Raumschiff. Aber anstatt die Dogmen der Technokratie zu hinterfragen, wird der Machbarkeitswahn nur noch größer. Was ist denn so schlimm daran, wenn man sagt "die Sonne/der Mond geht auf und unter"? Aus menschlicher Perspektive ist das auch so.

Gefühl sollte man dort anwenden wo dieses angebracht, also etwa in der Liebe, der Schönheit, oder der Beschreibung von Kunstwerken.
In allen Dingen wo es um die Wirklichkeit geht, sollten wir unsere Sinne mit der Vernunft ergründen.

Schönheit, Liebe und Kunst haben nichts mit Wirklichkeit und Vernunft zu tun? Dann befasse dich mal mit dem Vernunfts-, dem Sinnlichkeits- und dem Schönheitsbegriff bei Kant und Schiller.

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#54 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Pluto » Mi 6. Nov 2013, 19:10

Demian hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Das Gefühl ist bei Tatsachen aber ein denkbar schlechter Ratgeber.
Es verhält sich genau umgekehrt, denke ich. Mehr Sensibilität und Einfühlungskraft wäre im Falle der heutigen technischen Ausbeutung von Mensch und Natur mehr als angebracht.
Da ist was wahres dran, aber es negiert nicht meine Aussage, wenn es um Erkennntnis geht sollte man möglichs mit dem Verstand urteilen, und nicht mit Gefühl.

Auch verstehe ich nicht, weshalb man zwischen Verstand und Gefühl trennt -
Das kann man in wirklichkeit nie, weil jede menschliche Entscheidung zumindest zu einem Teil, von Gefühlen gefärbt wird.

Was ist denn so schlimm daran, wenn man sagt "die Sonne/der Mond geht auf und unter"? Aus menschlicher Perspektive ist das auch so.
Es ist nicht schlimm, lieber Demian. Aber bloß deswegen wird es nicht richtiger.

Schönheit, Liebe und Kunst haben nichts mit Wirklichkeit und Vernunft zu tun?
Dann befasse dich mal mit dem Vernunfts-, dem Sinnlichkeits- und dem Schönheitsbegriff bei Kant und Schiller.Befassen kann man sich allemal damit, aber wenn man die Schönheit wertet, dominiert das Gefühl in uns.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#55 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Zeus » Do 7. Nov 2013, 01:43

Demian hat geschrieben: Den Aberglauben und die orthodoxen Lehrmeinungen der Areligiösen sollte man nicht vergessen dabei ;)
Wenn Atheismus ein Glaube ist, dann ist Glatze auch eine Haarfarbe. ;)
A-Theismus ist der Nicht-Glauben an Gott, d. h. das Fehlen eines Glaubens an übernatürliche Wesenheiten. Nicht mehr und nicht weniger.
Philosophie und Religion würde ich durch dieses altbekannte Gleichnis beschreiben:
"Philosophie ist der Versuch, in einem dunklen Zimmer eine schwarze Katze zu fangen, die gar nicht drin ist.
Theologie ist der Versuch, in einem dunklen Zimmer eine schwarze Katze zu fangen, die gar nicht drin ist, und dabei zu rufen: "Ich hab' sie!
"
Beides durschlagenden Erfolg versprechende Unterfangen, nicht wahr? :lol:

Demian hat geschrieben:Beides ist falsch - viel weniger Verständnis für die Geisteswissenschaften geht gar nicht.
Beides falsch? :cry: Wieso :?:
Ich habe nicht von Geisteswissenschaften gesprochen, sondern nur von Theologie.
Wenn man unter Theologie die Wissenschaft von Gott versteht dann, ist das Wort an sich schon ein Oxymoron. ;)
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Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#56 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Zeus » Do 7. Nov 2013, 03:46

2Lena hat geschrieben:Du darfst gern an den Wikipedia-Artikel eine Umfrage dranhängen mit der Frage, ob einer noch nach dem Lesen noch weiß was GUT heißt und was GUT ist.
Für eins ist der Link jedenfalls gut - zum Verwirren selbst der schlichtesten Gemüter.
Das mag sein, aber aus dem Artikel geht Eines deutlich genug hervor: das Wort GUT ist etymologisch nicht mit dem Wort GOTT verwandt.
Zeus hat geschrieben:Also nix "gut", (was man übrigens auch den Berichten über das liebevolle Morden Jahves entnehmen kann)
2Lena hat geschrieben:Sei so nett, und schreib bitte den Namen richtig, [...]
Es gibt verschiedene Schreibweisen der Langform des Namens des Gottes "JHWH" der Israeliten:
Jehovah, Jehova, Jahveh, Jahwe, Jahve, Yaveh, Yave, JAHAWAH...

Übrigens es gehört nicht zum guten Stil, die Orthographie von Forums-Teilnehmern zu kritisieren.
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#57 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Do 7. Nov 2013, 07:46

Zeus hat geschrieben:Wenn Atheismus ein Glaube ist, dann ist Glatze auch eine Haarfarbe. ;)
A-Theismus ist der Nicht-Glauben an Gott, d. h. das Fehlen eines Glaubens an übernatürliche Wesenheiten. Nicht mehr und nicht weniger.

Das behauptet wer? Die Atheisten selbst. Menschen die so tun, als seien sie völlig frei von Glaube und Ideologie, sind mit Vorsicht zu genießen. Denn nirgendwo kann man eine Ideologie so gut verstecken, als dort, wo angeblich keine zu finden ist. Wenn man sich die atheistischen Argumentationsmuster anschaut, so wird man eine gewisse ideologische Schnittmenge feststellen - denn Atheisten belassen es nicht bei einem bloßen "Fehlen des Glaubens", sondern sie vertreten auch eine Reihe von weltanschaulichen Positionen, die sie auch politisch organisieren mit dem Anspruch von Objektivität. Also alles das was ideologisches Denken und Glaubensbekenntnisse auszeichnet. Auch ist der Atheismus vermehrt in einem kleinbügerlich-akademischen Milieu vorzufinden, das sich diesen Wohlstandsatheismus sehr gut erlauben kann. Passend zum "Gesellschaftscharakter", um mal diesen Terminus von Erich Fromm zu gebrauchen. ;)

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#58 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Do 7. Nov 2013, 07:52

Zeus hat geschrieben: Beides falsch? :cry: Wieso :?:

Weil Philosophie und Theologie nicht in einem dunklen Raum stattfinden. Sie beschäftigen sich mit den wirklichen Phänomenen des Lebens. Woher sollte sonst Ekstase, Versenkung, Sinnlichkeit, Meditation, Erkenntnis oder die Kraft der Heilung kommen? Das Sein steht im Mittelpunkt.

Ich habe nicht von Geisteswissenschaften gesprochen, sondern nur von Theologie.
Wenn man unter Theologie die Wissenschaft von Gott versteht dann, ist das Wort an sich schon ein Oxymoron. ;)

Richtig - das ist ein Oxymoron. Sagte schon Martin Buber. Dorothee Sölle empfahl sogar stattdessen eine "Theopoesie". Das kommt wohl dem geistlichen Sinn näher. Aber wie so oft ein missverständliches Wort. "Atheismus" heißt ja auch nicht nur "Fehlen von Glauben" - denn Atheismus ist eine Kategorie die bestimmte geistige Strömungen ( zeitgeistlich, gesellschaftlich, milieu-bedingt ) wiederspiegelt. Der Mensch neigt aber dazu Einseitigkeiten lieber bei Andersdenkenden zu bemerken. :P

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#59 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Pluto » Do 7. Nov 2013, 08:49

Demian hat geschrieben: "Atheismus" heißt ja auch nicht nur "Fehlen von Glauben" - denn Atheismus ist eine Kategorie die bestimmte geistige Strömungen ( zeitgeistlich, gesellschaftlich, milieu-bedingt ) wiederspiegelt. Der Mensch neigt aber dazu Einseitigkeiten lieber bei Andersdenkenden zu bemerken. :P
Moin Demian,
Mal rein von der Semantik her hast du leider unrecht.

Beginnen wir mal beim Theismus, ein bekanntes Synonym für den Glauben. Das "A" vorneweg bedeutet dann ganz einfach die Negierung des Wortes, also A-Theismus, oder abgekürzt, Atheismus. Mehr ist nicht. Von wegen wegen geistige Strömungen, Zeitgeist oder gar gesellschaftlicher Bedeutung. Nichts von alledem ist für die Ablehnung des Glaubens notwendig. Eine solche Ablehnung hat es zu allen Zeiten schon gegeben, mit dem Unterschied, dass heute die Negierung von Gott nicht mehr unter Strafe steht wie früher.

Mehr in das Wort "Atheismus" hineinlesen kann man natürlich immer, aber das sind lediglich geistige Ergüsse die mit der Wortbdeutung selbst nichts zu tun haben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#60 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von closs » Do 7. Nov 2013, 08:58

Pluto hat geschrieben:Mal rein von der Semantik her hast du leider unrecht.
Kann sein - aber das löst das Problem nicht. Denn die Negierung des Theismus ist doch an sich wiueder positiv, also weltanschaulich begründet.

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