“sven23“ hat geschrieben:Der Beitrag ist nicht mehr in der Videothek abrufbar, aber sinngemäß meint Gabriel, dass es keine christliche Wissenschaft oder christliche Philosophie geben kann, weil diese von ihrem Selbstverständnis her nicht vereinnahmbar und frei sind.
Christliche Philosophie wäre demnach nichts anderes als Theologie.
Wissenschaft kann nicht den Auflagen einer Konfession untergeordnet sein, aber bei Philosophie sieht das ganz anders aus.
Hier eine Meinung, die wohl nicht die einzige zu Christentum und Philosophie zu sein scheint.
Vielleicht ist es „Gabriel“ einfach sehr peinlich, aber es ist geschehen -> „Theologie“.
Hier ist ein Text, der dies aufzeigt.
Zitat aus dem Text:
Die berühmtesten Beispiele für diese große Auseinandersetzung zwischen griechischen und christlichen Gelehrten im dritten Jahrhundert sind Origenes' Bücher Contra Celsum und das große Werk des Neuplatonikers Porphyrius Gegen die Christen. Aber diese Angriffe setzen bereits im christlichen Lager die Entstehung einer echt wissenschaftlichen Haltung und einer philosophischen „Theologie" voraus, was wiederum erst eintreten konnte, nachdem christlicher Glaube und griechische philosophische Überlieferung sich in einem und demselben Individuum verkörpert hatten. Das war der Fall bei Clemens von Alexandrien und seinem größeren Schüler Origenes. Die Vereinigung der beiden Welten in diesen Persönlichkeiten brachte eine außerordentlich vielseitige Synthese von Griechentum und Christentum hervor.
“sven23“ hat geschrieben:Im Gegensatz zur Kanonischen Exegese, die religiöse Glaubensbekenntnisse voraussetzt, ist die historisch-kritische Methode frei von solchen Glaubensbekenntnissen. Die Quellen werden untersucht wie jede andere antike Quelle.
Die Aussage ist klar, aber nun wird unbedingt „jede andere antike Quelle“ und der dortige Einsatz der historisch-kritischen Methode benötigt.
Dementgegen geht es bei „historisch-kritische Methode“ (zumindest in den Links, die ich gefunden habe) nur um den Bibeltext.
Dein Zitat von „Ronald Bilik“ ist da keine Ausnahme. Noch bevor man ausgedacht hat, spricht er von „Jesus“.
Mir fehlen aktuell „die anderen antiken Quellen“ und die dortige Anwendung der historisch-kritischen Methode.
Wo finde ich so einen Fall?
“sven23“ hat geschrieben:Sie ist vor allem durch die biblische Exegese bekannt und bei Glaubensideologen berüchtigt und unbeliebt geworden, aber als Methodenapparat wurde sie zur Untersuchung historischer Texte im allgemeinen entwickelt.
Die Behauptung ist klar, aber sie muss schon auch mit Hintergrund gefüllt werden.
“sven23“ hat geschrieben:Zitat: Roland Bilik:
Die Figur des Jesus von Nazareth ist keine große Unbekannte in der Geschichte. Es gibt – bei einer wissenschaftlichen Betrachtung der Quellen – auch nichts Mysteriöses an ihm. Er vertrat eine bestimmte Position in der jüdischen Religion, die nichts mit dem Christentum unserer Tage zu tun hat. Die wesentlichen Punkte seiner Lehre sind:
– Die Verkündigung des unmittelbar bevorstehenden Endgerichtes: Da dieses nicht eingetreten ist, ist seine Lehre, die ohne diese Grundvoraussetzung nicht verstanden werden kann, erwiesenermaßen falsch.
– Der unmittelbar bevorstehende Anbruch eines irdischen Gottesreiches, das mit christlichen Jenseitsvorstellungen nichts zu tun hat. Ein Christ, der an den Himmel im Sinne eines Paradieses glaubt, ist somit definitiv kein Vertreter der Lehre des Jesus von Nazareth.
– Die Beschränkung der frohen Botschaft und der damit verbundenen Erlösung im Reich Gottes auf reinrassige Juden. Für den Rest der Menschheit wäre von ihm vielmehr an eine End-lösung als an eine Erlösung gedacht worden. Zum Glück hat sich Jesus grundlegend geirrt, weil die Welt von heute (inklusive der Freidenker), sonst gar nicht existieren würde.
– Durch sein religiös-politisches Agieren als Messias wurde er für die Römer gefährlich und deshalb als Hochverräter hingerichtet. Er wäre sehr überrascht, wenn er mitbekommen würde, was die Christen – egal welcher Gruppierung – aus seiner Lehre gemacht haben.
Aufgrund der eingangs erwähnten medialen und informationstechnischen Bedingungen, sowie der Tatsache der Nichtexistenz einer kirchenunabhängigen Forschung, sind nur die wenigsten Menschen über diese entscheidenden Aspekte der Lehre des Jesus von Nazareth informiert. Christen betonen (wie übrigens die Vertreter der anderen Religionsgemeinschaften auch) gerne die Einzigartigkeit ihrer Religion. Dem ist sogar in gewissem Sinn zuzustimmen. Das Christentum ist nämlich vermutlich die einzige Religion, die durch ihre eigene „Heilige Schrift“ widerlegt wird.
Dr. Ronald Bilik
Mein Problem mit der Aussage von „Roland Bilik“ ist, dass er sich offensichtlich vollständig auf die Bibel einlässt und daraus „die Welt von damals“ phantasiert, wobei er nichts anderes macht, als die Mehrheit der Theologen, obwohl „Bilik“ doch eigentlich Althistoriker (und wohl auch nicht-religiös ist).
Nun gut, ich habe nach einem nicht-religiösen Geschichtswissenschaftler gefragt, der dieselbe „Erkenntnisse“ vertritt, wie die Theologen und nun habe ich einen solchen bekommen.
Interessant dabei ist aber, dass er keine andere Quelle als die Bibel verwendet. Seine wissenschaftliche Aussage beruht somit ausschliesslich auf der Fanliteratur.
Du hast vermutlich diesen
Link (oder Ähnliches) als Grundlage verwendet und dort heist es – zitat aus dem Link:
Praktisch haben wir als Information über Jesus nur die Aussagen des Neuen Testamentes.
Es liegt damit also ein Geschichtswissenschaftler (Althistoriker) vor, der die HKE bezogenen Aussagen der Theologen bestätigt, wobei ich aber nochmals betone, dass er sie
auf die gleiche Weise bestätigt, wodurch kein wirklich neuer Zusammenhang entsteht, aber immerhin er akzeptiert die Bibel als historische Quelle.
Genauso interessant ist nun, dass genau der Radikal-Theologe „Detering“, den ich für seinen unwissenschaftlichen Slogan „Die Wahrheit des Glaubens sollte sich nicht über die Geschichte definieren“ kritisiert habe, exakt das alleinige Verwenden der Bibel an „Bilik“ kritisiert – die beiden haben sich wohl zudem ein wenig in die Haare bekommen.
Hier der
Link dazu.
Zitat aus dem Link:
Die Anmaßung entspricht ganz seiner auch sonst praktizierten Methode, aus „Gar nichts“ phantasievolle (Kurz-)Schlüsse abzuleiten. Wie den, die Existenz eines historischen Jesus einzig und allein aus den Evangelien zu folgern. Die von Bilik zum Beweis seiner Behauptung ausgeführte Argumentation wäre ohne Zweifel in einer Zeitschrift bibeltreuer Christen besser aufgehoben gewesen als in der des österreichischen Freidenkerbundes.
Ich habe noch einen anderen Althistoriker gefunden, der dem Glauben wohl sehr zugeneigt zu sein scheint, “Jürgen Spieß“, der anscheinend ein „Institut für Glaube und Wissenschaft“ leiten soll.
Dadurch stellt sich mir natürlich die Frage, sind dies geschichtswissenschaftliche Aussagen oder sind es Althistoriker, die über ihre Haltung zum Glauben reden, so wie ein Physiker über „den Glauben“ reden kann – die Angabe „Althistoriker“ ist dann quasi nur ein Werbegag, ein kleiner Taschenspielertrick.