Naqual hat geschrieben:Es wäre sprachlich schlampig (Selbst-)Offenbarung und Urheber gleichzusetzen.
Exakt - genau mein Punkt. Insofern wäre es schlampig, Vater oder Sohn oder HG mit dem Urheber gleichzusetzen. Die Drei sind vielmehr Selbst-Offenbarungen Gottes (Offenbarung = wenn etwas Unbegreifliches für den Menschen wahrnehmungsmäßig greifbar gemacht wird: Wie etwas "Vater", "Sohn" oder - schon schwieriger - die Gestaltungskraft des Göttlichen im Dasein durch den HG).
Naqual hat geschrieben:Was aber an Jesus IST nun Gott, da alles was sich offenbart Mensch und sein Handeln ist.
Da gibt es zwei Fragen dazu, die dies beantworten könnten:
a) Hätte Jesus den Versuchungen des Satans in der Wüste erliegen KÖNNEN. - ICh bin sicher: NEIN.
b) Hätte Jesus seinen Willen über Gottes Willen stellen KÖNNEN. - Ich bin sicher: Nein.
Jesus ist also gleichzeitig Mensch mit allen menschlichen Befindlichkeiten, ist aber von Gott be-willt (hat also keinen eigenen Willen, den er über den göttlichen stellen KÖNNTE, weil Gottes Wille sein Wille "ist") - da führt meines Erachtens die Spur hin.
Naqual hat geschrieben: Die Gleichsetzung von Jesus und Gott gibt nichts konkretes Fassbares her
Das eben Ausgeführte sollte konkret fassbar sein. - Andersrum: Wenn man obige Fragen a) und b) mit JA beantworten würde, wäre (in) Jesus nicht Gott. - Wer also diese Fragen a) und b) mit JA beantwortet, hat keine geistige Grundlage für den trinitarischen Gedanken.
Naqual hat geschrieben:begrenzt in Raum und Zeit, alles andere als allmächtig und allwissend.
Das ist tatsächlich so, wenn man sich Gott so vorstellt, dass er sich mit seiner Menschwerdung absichtlich in das Nicht-Allmächtige erniedrigt. - Im Grunde wendet sich Jesus mit dem "Abba" an das Sein, aus dem heraus er sich erniedrigt hat. - Schwer zu erklären.
Naqual hat geschrieben: Der von Dir beschriebene Jesus existiert also nun nur solange er nicht beim Vater ist,
Stimmt - als Jesus ist er die temporäre Erniedrigung Gottes in die Zeitlichkeit. - Streng genommen geht er auch nicht in den Vater ein, sondern in Gott (da sowohl Vater als auch Sohn Offenbarungsformen für die menschliche Wahrnehmung sind). - Es gibt kein "Unter-sich-sein" von Vater, Sohn und HG, weil dann das menschliche Publikum fehlt (also die Offenbarungs-Matrix). - Ohne diese Matrix ist Gott EINS - jedoch in die menschliche Wahrnehmungs-Matrix abspaltbar in Vater, Sohn und HG.
Naqual hat geschrieben: Die Trinitätsideologen jedoch haben sich sehr angestrengt, Jesus eine vorzeitige Existenz nachzuweisen (am besten vor Abraham).
Ist völlig unnötig. - Wenn Jesus sagt: „Ehe Abraham ward, bin ich“( Joh. 8,58) spricht er nicht für sich als Offenbarungs-Größe "Jesus", sondern für Jahwe.
Naqual hat geschrieben:Zuletzt, wenn man Gott schon mit der gedanklichen Rasierklinge in drei teilt, die alle aber in sich selbständig seien
Selbstständig sind sie im Sinne des "Per-Sonare" - Vater, Sohn und HG sprechen "selbstständig" in ihrer spezifischen Rolle als Offenbarung. Aber sie sprechen nicht selbstständig im Verhältnis zu Jahwe - weil jeder der Drei eine Offenbarungs-Größe Jahwes ist. - Deshalb KÖNNTE Jesus (siehe oben) nicht gegen die andere Offenbarungs-Größe "Vater" seine Willen durchsetzen.
Notabene: Der Urfehler scheint mir darin zu liegen, dass in weiten Teilen "Jahwe" und "Vater" gleichgesetzt werden - das ist kategorien-mäßig gesehen falsch. - Jahwe ist der EINE Gott, dessen Offenbarungen Vater, Sohn und HG sind. - "Vater" ist demgemäß eine Offenbarungs-Größe von Jahwe.
Naqual hat geschrieben:Warum war Jesus notwendig, wenn es der Geist genauso dem einzelnen Menschen vermitteln kann
Weil nur durch das Fleischliche das Fleisch überwunden werden kann. - Die Wunde zwischen (göttlichem/geistigem) Sein und (menschlichem/fleischlichen) Dasein ist nur dann schließbar, wenn die Klammer an beiden Seiten greift - das geht nur durch eine Synthese aus Göttlichkeit und Fleisch.
Naqual hat geschrieben:Was soll der Vater in der Existenz sein, auch ein Geist?
Gott ist Geist - insofern ja.
Als göttliche Offenbarungen stellen sich Vater, Sohn und HG dar als:
* Vater ist der Zeugende (vorher war nix - danach ist was) - Komponist
* Geist ist DIE Austragende (DIE Ruach) - Interpretin
* Jesus ist die Synthese aus (geistiger) Göttlichkeit und Fleisch, durch die die vertikale ontologische Differenz aus Dasein/Wahrnehmung und Sein/Realität (Klammer) überwunden wird.
Allerdings muss man hinzufügen, dass die Trinität (wie sehr viel anderes auch) gelegentlich sehr glaubens-autoritär statt spirituell logisch dargestellt wird.