Münek hat geschrieben: ↑Fr 29. Mär 2019, 21:17
Per "Glaubensentscheid" kann man überhaupt NICHTS klären. Das geht nicht.
Wenn etwas nicht falsifizierbar ist, lässt man es einfach liegen und kommentiert es nicht, oder man wägt ab und legt eine Grundlage für eigenes weiteres Vorgehen. - In diesem Falle entscheidet man ("man tut so, als ob sie es wäre") dass die Welt "echt" ist, selbst wenn man es nicht nachweisen kann.
Münek hat geschrieben: ↑Fr 29. Mär 2019, 21:17
Sehr wohl kann man sich per Glaubensentscheid ganz mächtig in die eigene Tasche lügen. Das geht natürlich.

Das kann passieren, ist aber Risiko. - Stelle Dir mal vor, Jesus wäre historisch tatsächlich göttlich gewesen und somit die Naherwartung etwas anderes, als die HKE interpretiert: Viele interpretierende Ergebnisse der HKE wären für den Müll - und trotzdem würde ich dann den HKE-lern nicht vorwerfen "sich in die Tasche gelogen zu haben" - sie hätten hermeneutisch ganz einfach aufs falsche Pferd gesetzt.
In der Wirtschaft nennt man das "Business-Decision" - das kommt jeden Tag vor, weil immer wieder Entscheidungen sein MÜSSEN, die am Ende des Tages sich als falsch oder wahr herausstellen.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 29. Mär 2019, 21:23
René Descartes: “Meditationes de prima philosophia, 4. Meditation†hat geschrieben:
Vor Allem erkenne ich die Unmöglichkeit, dass er [Gott] mich täuschen sollte; denn in aller Täuschung und Betrug ist etwas von Unvollkommenheit enthalten, und wenngleich die Fähigkeit, zu täuschen, ein Beweis von Scharfsinn oder Kraft zu sein scheint, so beweist doch der Wille, zu täuschen, unzweifelhaft eine Bosheit oder Schwäche und gehört deshalb nicht zu Gott.
Ja - aber worauf beruht denn sein "Erkennen"? (Weißt Du zufällig das lateinische Wort, das dem zugrundeliegt? - Hintergrund: "Erkennen" wird heute gerne in Anlehnung an innerbetrieblichen Wortgebrauch der Wissenschaft als "objektiv" verstanden). - Wie auch immer:
Sein "erkennen" beruht auf "
1) "I have a 'strong inclination' to believe in" - kein sehr objektives Argument.
2) "God must have" - Gott MUSS gar nichts - im Grunde sagt Descartes damit: "Nach MEINEM Glauben ist das so".
3) "God is a deceiver, if ..." - so glaubt es Descartes - wie auch immer: Das ist kein objektives Argument.
4) "But God is mot a receiver" - glaubt Descartes in seinem Bild (glaube ich übrigens auch)
5) " So material things exist" ist dann die Schlussfolgerung aus 1 - 4.
6) "Vor Allem erkenne ich die Unmöglichkeit, dass er [Gott] mich täuschen sollte" - das ist kein objektives Erkennen, sondern Erkennen auf Basis eines Glaubensentscheids.
Nun mag ja Descartes selber geglaubt haben, dass er es weiß (siehe "Gottesbeweis"). - Insofern kann ich meine Aussage korrigieren, er habe seine Aussagen als Glaubens-Aussagen verstanden - aber selbst das müsste man übers gesamte Werk überprüfen. --- Zur Sache tut es ohnehin nichts, denn:
In BEIDEN Fällen würde Descartes sagen: "Das, was wir Res extensa nennen (heute wohl "physische Welt"), ist nur via Gott erklärbar und ansonsten gar nicht". - Der Umstand, um den es hier geht, nämlich dass man eine Instanz ÜBER den Res extensa benötigt, um diese als "echt" zu "zertifizieren", würde bestehen bleiben - und die Begründung dafür ("Man kann sich nicht selber aus dem Sumpf ziehen") ist nach wie vor logisch nicht angreifbar.
Für den Naturalismus heißt dies: Dem Postulat, dass die physische Welt "echt" ist, geht ein "Glaubensentscheid" voraus - nämlich der, dass die nicht falsifizierbare Alternative, dass "die Welt" nur eine Marotte unserer Vorstellung ist, aus eigener Entscheidung subjektiv ausgeschlossen wird. - Ist dies eine Anklage? Nein - ich mache es genauso. - Es ist eine Feststellung.