Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Rund um Bibel und Glaube
Roland
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#281 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Roland » Do 14. Mär 2019, 12:49

Andreas hat geschrieben:
Mi 13. Mär 2019, 21:09
Mal ein wenig Primärliteratur kann und soll niemandem schaden:
Bultmann, Rudolf: Ist voraussetzungslose Exegese möglich. Aus Theologische Zeitschrift 13, 1957, S. 409-417 hat geschrieben:Die Frage, ob voraussetzungslose Exegese möglich ist, muß mit Ja beantwortet werden, wenn "voraussetzungslos" meint: ohne daß die Ergebnisse der Exegese vorausgesetzt werden. In diesem Sinne ist voraussetzungslose Exegese nicht nur möglich, sondern geboten. In einem anderen Sinn ist freilich keine Exegese voraussetzungslos, da der Exeget keine tabula rasa ist, sondern mit bestimmten Fragen bzw. einer bestimmten Fragestellung an den Text herangeht und eine gewisse Vorstellung von der Sache hat, um die es sich im Text handelt.
...
2. a) Von der Frage der Voraussetzungslosigkeit im Sinne der Vorurteilslosigkeit ist die Frage der Voraussetzungslosigkeit in jenem anderen Sinn zu unterscheiden, und in diesem Sinne ist zu sagen: voraussetzungslose Exegese kann es nicht geben. Daß es sie faktisch deshalb nicht gibt, weil jeder Exeget durch seine Individualität im Sinne seiner speziellen Neigungen und Gewohnheiten, seiner Gaben und seiner Schwächen bestimmt ist, hat keinen grundsätzlichen Charakter. Seine Individualität in diesem Sinne soll er gerade ausschalten und sich zu einem rein sachlich interessierten Hören erziehen. Unabdingbare Voraussetzung aber ist die historische Methode in der Befragung der Texte. Exegese ist ja als Interpretation historischer Texte ein Stück Geschichtswissenschaft.
Hervorhebungen von mir.

Tja, da sieht das alles gleich ganz anders aus, als es meist, aus dem differenzierenden Zusammenhang gerissen, als Strohmann in die Welt hinausposaunt wird. So nicht, lieber Roland.
Nichts davon widerspricht dem, was ich gesagt habe. Natürlich werden konkrete Ergebnisse nicht voraussgesetzt, ist doch logisch.
Aber grundsätzlich geht jeder Exeget mit seinen Vorstellungen und Vorannahmen an die Auslegung der Texte und nicht voraussetzunglos. Und Bultmann nennt die historische Methode sogar eine unabdingbare Voraussetzung. Da hat er insofern recht, als die Grunddimension des christlichen Glaubens das historische Faktum ist und nicht Mythologie. Und deshalb müssen die biblischen Texte mit den Methoden echter Geschichtswissenschaft untersucht werden. Aber er meint, wie oben gesehen, auch, dass man bei der Auslegung nicht mit Gottes Handeln rechnen darf. Und das ist zu kritisieren.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

Roland
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#282 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Roland » Do 14. Mär 2019, 12:52

Andreas hat geschrieben:
Mi 13. Mär 2019, 23:51
Sieh selbst, was Bultmann in Wirklichkeit zu diesem Thema sagt:
Bultmann, Rudolf: Ist voraussetzungslose Exegese möglich. Aus Theologische Zeitschrift 13, 1957, S. 409-417 hat geschrieben:Die historische Methode schließt die Voraussetzung ein, daß die Geschichte eine Einheit ist im Sinne eines geschlossenen Wirkungs-Zusammenhangs, in dem die einzelnen Ereignisse durch die Folge von Ursache und Wirkung verknüpft sind. ...
...
Dieses Geschlossenheit bedeutet, daß der Zusammenhang des geschichtlichen Geschehens nicht durch das Eingreifen übernatürlicher, jenseitiger Mächte zerrissen werden kann, daß es also kein "Wunder" in diesem Sinne gibt. Ein solches Wunder wäre ja ein Ereignis, dessen Ursache nicht innerhalb der Geschichte läge. Während z.B. die alttestamentliche Geschichtserzählung vom handelnden Eingreifen Gottes in die Geschichte redet, kann die historische Wissenschaft nicht ein Handeln Gottes konstatieren, sondern nimmt nur den Glauben an Gott und sein Handeln wahr. Als historische Wissenschaft darf sie freilich nicht behaupten, daß solcher Glaube eine Illusion sei, und daß es kein Handeln Gottes in der Geschichte gäbe. Aber sie selbst kann das als Wissenschaft nicht wahrnehmen und damit rechnen: sie kann es nur jedermann freistellen, ob er in einem geschichtlichen Ereignis, das sie selbst aus seinen inntergeschichtlichen Ursachen versteht, ein Handeln Gottes sehen will.
Nun mal ganz langsam. Deine Frage war, ob Bultmann sage, dass die einzig vernünftige Voraussetzung für biblische Exegese die wäre, so zu tun, als ob es Gott nicht gäbe.
Und genau das sagt er in diesem Zitat.
Dass diese Exegese es dennoch "jedermann freistellt, ob er in einem geschichtlichen Ereignis [..] ein Handeln Gottes sehen will" ist selbstverständlich. Wäre auch noch schöner, wenn sie das auch noch "jedermann" verbieten wollte.
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Andreas
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#283 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Do 14. Mär 2019, 14:02

Roland hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 12:45
Greife aus Zeitgründen mal einiges heraus:
Lass dir nur Zeit, mir eilt es nicht. :D

PeB
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#284

Beitrag von PeB » Do 14. Mär 2019, 15:24

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Archäologische Ausgrabungen und die C-14 Methode sind nicht voraussetzungslos, denn ihre Voraussetzungen bestehen darin, Gott nicht zu thematisieren und in ihre Ergebnisse bzw. die Interpretation (Auslegung) zu integrieren. Merkst was?
Ja, ich merke, dass du Äpfel mit Birnen vergleichst. ;)
Die Archäologie hat nicht die Aufgabe, sich mit der Schriftquelle Bibel zu beschäftigen. Sie beschäftigt sich mit dinglichen Hinterlassenschaften von Menschen. Insofern stellt sich für die Archäologie an keiner Stelle die Frage nach der Existenz Gottes. Es ist dem einzelnen Archäologen selbst überlassen, woran er glauben möchte und woran er nicht glaubt. Anders wäre es, wenn Archäologen tatsächlich die Arche finden würden. Dann müssten sie sich mit der dafür zu Grunde liegenden Schrift auseinandersetzen. Sie wäre dann aber immer noch kein Forschungsgegenstand der Archäologie.

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Die Zeiten der Biblischen-Archäologie, die nur Beweise für die historische Wahrheit der Bibel finden will, sind Gott sei Dank vorbei.
Bibel-Archäologie gibt es immer noch. Die Zeiten in denen nur Beweise für die historische Wahrheit der Bibel gefunden werden sollten, sind allerdings vorbei. Da deckt die Archäologie glücklicherweise heute ein größeres Spektrum ab.
Ich sehe aber trotzdem nchts Anrüchiges darin, nach Belegen für biblische Berichte zu suchen. Tun das die Historiker - allemal die kritisch-historisch arbeitenden - denn nicht auch?

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Keine Mauern vor Jericho im angegeben Zeitraum? Biblischer "Bericht" des Propheten Josua, Sohn des Nun, ist dann kein Bericht über das Wirken Gottes. Ende Gelände. Game over.
Welcher ist der angegebene Zeitpunkt? Die Bibel schreibt nicht: "um 1200 v.Chr. wurde Jericho zerstört". Diese Zeitstellung ist rekonstriert und darüber gehen die Meinungen auseinander. Wir müssen das nicht vertiefen, aber eine bestehende Lehrmeinung muss keine abschließende Wahrheit sein. Zumal: wenn sie schriftlichen Quellen widerspricht, sollte man die Datierungen hinterfragen, anstatt die Schriftquelle zu verwerfen.

Tatsache ist, dass die mittelbronzezeitliche Mauer Jerichos durch Brandeinwirkung zerstört wurde. Die Mittebronzezeit endet nach gängiger Chronologie um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Die historisch-kritische Forschung datiert die Landnahme und damit Josua aber ins 13./ 12. Jahrhundert.

Insofern gebe ich dir recht: das ist der aktuelle Stand der Forschung.
Aber: Ende Gelände? Game over?
Pustekuchen!

1. ist die kritisch-historisch geforderte Datierung der Landnahme zweifelsfrei bewiesen?
2. ist die archäologische Datierung der Mauer, die zerstört wurde zweifelsfrei bewiesen?

Zu Letzterem: wie ist die Mauer wohl datiert? Sicherlich NICHT mit naturwissenschaftlichen Methoden (C-14), denn die Mauer bestand nicht aus organischem Material.
Aus archäologischer Sicht kommt für diesen Fall eigentlich nur eine stratigraphische Datierung in Frage. Genaueres müsste ich recherchieren. Aber Folgendes kann man sagen: die Datierung in einem solchen Fall basiert auf der Beobachtung, welches Fundkonglomerat sich unter und welches sich über dem Mauerschutt befindet. Daraus ergibt sich ein Zeitfenster für den Zerstörungshorizont. Wie gesagt: ich müsste recherchieren, wie groß dieses Zeitfenster ist.
Nur eines geht nicht: der jüngste Fund unter dem Mauerschutt KANN NICHT die Zerstörung der Mauer datieren. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass a) während eines unbestimmberen Zeitraumes kein Schutt mehr vor der Mauer zum Liegen kam oder b) ob die Berme vor der Mauer während der Existenz der Mauer regelmäßig gereinigt wurde, so dass sich dort im archäologiaschen Befund kein jüngstes Meterial findet.

Und genau das - die regelmäßige Reinigung der Berme vor der Mauer aus militärisch-taktischen Gründen - ist beispielsweise bei prähistorischen und römischen Befestigungen in Europa nachgewiesen.

Fazit: ich will nicht beschwören, dass die mittelbronzezeitliche Mauer in Jericho TATSÄCHLICH am Ende der Mittelbronzezeit zerstört wurde. Jedenfalls war Jericho selbst bis in die Spätbronzezeit (1300) besiedelt.

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Keine Kamele als Reittiere in den biblischen Zeiten Abrahams im entsprechenden Gebiet? Berichterstattung?
Die Kameldomestikation ist spätestens im 1. Jahrtausend belegt. Die militärische Nutzung von Kamelen ist zumindest seit dem 9. Jahrhundert vor Christus belegt. Das Fehlen von Belegen aus früheren Zeiten wird also als das Fehlen von Reitkamelen interpretiert? Kann sein - muss aber nicht.
Auch hier wieder: die Schriftquelle sagt etwas anderes und der historisch-kritische Forscher verwirft lieber seine Quelle als die Frage nach dem Zeitpunkt der Domestikation des Kamels zu stellen.
Nur zur Anregung:
- der Esel wurde ab 4000 domestiziert und bald darauf als Reittier genutzt.
- das Pferd wurde bereits sspätestens um 3000 domestiziert und spätestens ab 2000 als Reittier benutzt.

Und auch beim Kamel ist die Forschung nicht abgeschlossen, sondern im Fluss:
https://science.orf.at/stories/2773311/
Es zeigte sich, dass die Domestikation der wild lebenden Vorfahren der Dromedare zwischen 2.000 bis 1.000 vor Christus begonnen hat.

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Ungezählte völlig blödsinnige zahlenmäßige Übertreibungen in der Bibel? Bericht? Die Wahrheit von Gottes inspiriertem Wort? Ende Gelände. Game over.
Pauschale Behauptungen kann ich nicht beantworten. :)

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Weltweite Sintflut? Bericht? Gottes Handeln in der Geschichte? Bericht? Ende Gelände. Game over.
In der Tat eine schwierige Frage. Ich halte es für ein Missverständnis, dass die Sintflut "weltweit" stattgefunden habe. "Weltweit" steht auch nicht in der Bibel, sondern "die ganze Erde" wurde bedeckt.
Tatsache ist, dass der Meeresspiegel seit der Eiszeit kontinuierlich angestiegen ist (bis zu 300 Metern); erst in den letzten 2000 Jahren hat sich der Meeresspiegel stabilisiert. Aber sei's drum. Man kann die Schilderung auch vollständig verwerfen. Wäre nur schade um die schöne Schriftquelle, der man vielleicht ansonsten historische Informationen entnehmen könnte. ;)

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Wissenschaftlicher Beleg, dass es heute Wunder gibt?
Ich könnte dir welche nennen, aber es ist eine Definitionsfrage, ob du sie als "Wunder", Zufälle oder unerklärte natürlich Ereignisse bezeichnen wolltest.

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Wissenschaftlicher Beleg, dass es damals Wunder gab?
Die Bibel. Es handelt sich um eine Quelle und man kann sich damit wissenschaftlich auseinandersetzen (ich weiß ja nicht, welche Wissenschaft du meinst). Damit handelt es sich um einen wissenschaftlichen Beleg.
Ich freue mich, dass du nicht von Beweisen redest, denn diese sind in den Geschichtswissenschaften schwer zu erbringen. Generell.

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Wissenschaftlicher Beleg (Quelle), dass es sich um ein VOR-Urteil handelt?
Hier:
Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Ungezählte völlig blödsinnige zahlenmäßige Übertreibungen in der Bibel? Bericht? Die Wahrheit von Gottes inspiriertem Wort? Ende Gelände. Game over.
Ich vermutete (kann aber falsch liegen), dass du mit den "Übertreibungen" die Schilderungen des Eingreifen Gottes meinst. Da du hier eine wissenschaftliche Haltung vertrittst, halte ich diese Äußerung für den Beleg eines wissenschaftlichen (Vor)Urteils bezüglich des Eingreifens Gottes.

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Wissenschaftlicher Beleg (Quelle), wer dieses VOR-Urteil in die Welt gesetzt hat?
In diesem speziellen Fall steht der Autor im Quote.

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Wie ist der wissenschaftliche Forschungsstand der Wissenschaft bezüglich Wunder?
Kann ich nicht pauschal beantworten. Aber ich vermute, dass auch daran geforscht wird.
https://www.3sat.de/page/?source=/wisse ... index.html

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Beruht der auf VOR-Urteilen oder auf NACH-weisbaren Fakten bzw. dem Fehlen von NACH-weisbaren Fakten?
Der was?

Andreas hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 10:59
Historische Texte sind Fakten - aber sind die Inhalte historischer Texte auch Fakten? Wie siehst du das?
Auch das kann ich nicht pauschal beantworten. Caesars Angabe über die Belagerung Alesias kann ich als Faktum betrachten, weil sie archäologisch nachweisbar ist. Seine Elche ohne Kniegelenke kann ich nicht als Faktum betrachten, weil sie sich falsifizieren lassen.
Aber umgekehrt kann ich verschiedene Feldzüge Caesars NICHT belegen und muss mich auf die Quelle verlassen. Ich nehme sie als Faktum aufgrund der vorhandenen Quellenlage.

Das ist der Punkt: in der Beschäftigung mit der Schriftquelle muss ich die Angaben zunächst einmal faktisch nehmen. Wenn sie sich falsifizieren lassen, muss ich sie ausklammern. Inwieweit lässt sich also das Eingreifen Gottes im AT falsifizieren?

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#285 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von SilverBullet » Do 14. Mär 2019, 18:31

“PeB“ hat geschrieben:Inwieweit lässt sich also das Eingreifen Gottes im AT falsifizieren?
Wenn ich die Frage analysiere ergibt sich ohne viel Aufwand sofort das Problem: was soll „Gott“ sein?

Die Antwort darauf ist entscheidend für die Falsifikation.

Eine grosse Steinstatue? -> nein, hat nicht eingegriffen.
Das Element „Luft“ und abgeleitet davon „Wind“, „Hauch“? -> nein, hat nicht eingegriffen.
Abstrakte Zusammenhänge aus dem Dasein von Gruppentieren (wie. Z.B. Liebe, Recht)? => nein, für ein derartiges Verständnis ist ein Gruppentierkörper samt Gehirn notwendig.

Sollte gar keine Antwort auf die „was soll Gott sein“-Frage gegeben werden, dann liegt keine Berechtigung zur Klärung der Falsifikation vor, weil die "Eingreifen-Behauptung" nicht über den Fragestatus hinauskommt.

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#286 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Fr 15. Mär 2019, 12:35

SilverBullet hat geschrieben:
Do 14. Mär 2019, 18:31
“PeB“ hat geschrieben:Inwieweit lässt sich also das Eingreifen Gottes im AT falsifizieren?
Wenn ich die Frage analysiere ergibt sich ohne viel Aufwand sofort das Problem: was soll „Gott“ sein?
Eine grundsätzliche Antwort auf deine Frage liefern dir Millionen von Seiten religiöser Texte aus allen Jahrhunderten. Eine Antwort auf meine spezielle Frage erhältst du durch die Lektüre der Bibel und Hunderttausender Seiten Sekundärliteratur dazu.

Besser sind andere Forschungsgegenstände u.U. auch nicht belegt.

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sven23
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#287 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Fr 15. Mär 2019, 17:11

closs hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 18:35
In keine Forschung, die mir bekannt ist, geschieht dies. [/quote]
Eben, Kanonik als Forschung zu bezeichnen wäre echter Forschung gegenüber äußerst unfair.

closs hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 18:35
Ganz soweit würde ich nicht gehen, weil das einer Verunglimpfung der Wissenschaft gleichkäme. -- Ansonsten: Ja, genau um Transparenz geht es - was ist die Grundlage, auf Basis derer ein ERgebnis erzielt wird. - Diese Grundlage nenne ich Bedingung/Vorannahme/Präjudizierung/ etc. = man gibt im Voraus den Rahmen vor, innerhalb dessen ein ERgebnis zu erwarten ist.
Dann betreibt man bereits Manipulation.


closs hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 18:35
sven23 hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 17:54
Höchsten durch eine verwirrten Hoyningen Hüne.Die päpstliche Bibelkommission sieht das anders.
1) Die beiden haben nichts miteinander zu tun.
2) Die kommission versteht Du eh anders, als sie es meint.
Was ist daran nicht zu verstehen, dass die HKM die Leitmethode ist?

closs hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 18:35
sven23 hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 17:54
Dass Jesus ein Mensch war, muss nicht falsifiziert werden, was redest du für einen Unsinn?
Dass jesus NUUUUUUUUUUUUUUUUUUR Mensch war, ist nicht falsifizierbar. :roll:
Und, reicht dir das nicht? Muss er denn unbedingt ein Gott sein?

closs hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 18:35
sven23 hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 17:54
Wer will denn Geisteswissenschaften aus den Universitäten verbannen?
Nicht ganz, aber im Wesentlichen unter anderem Du. - Oder willst Du "Geist" so semantisch umdeuten, dass er nichts mehr mit "Geist" zu tun hat? :lol:
Das ist mal wieder eine typisch closssche Lüge. Das habe ich nie behauptet. Zudem will ich keinen Geist aus den Universitäten verbannen, sondern höchstens :lol: Geister.

closs hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 18:35
sven23 hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 17:54
Eben noch hat dir Janina erklärt, dass auch die Mathematik zu den Geisteswissenschaften gehört, oder Gesachichtswissenschaft, Literaturwissenschaft usw.
Bei Mathematik stimmt das - bei den anderen wäre und auch bei der Theologie ein Großteil weg.
Nö, wie kommt du darauf?

closs hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 18:35
sven23 hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 17:54
Dabei ist die herausragende Rechtfertigung die historisch-kritische Forschung, die aber bekanntermaßen die kirchliche Glaubensideologie so gar nicht untermauern kann, ganz im Gegenteil.
Aber sie kommt nicht an das Geistige ran - Peripherie.
Unsinn, nur weil closs sich nicht bequemt, Fachliteratur zu lesen, muss das nicht stimmen. :roll:


closs hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 18:35
sven23 hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 17:54
Ich interpretiere nicht, ich zitiere.
Du interpretierst Dein Zitat falsch, weil Du es nicht verstanden hast.
Das ist auch so ein clossscher Running Gag. Wenn ihm ein Zitat nicht gefällt, behauptet er dummdreist, der andere habe es nicht verstanden. :roll:

closs hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 18:35
sven23 hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 17:54
Oder bist du der irrigen Ansicht, dass andere antike Texte und Personen mit kanonischer Exegese untersucht werden?
Du bist von der Rolle - in Deinem Zitat ist vom "Quellenwert" die Rede. Das ist exakt die Ebene, auf der die Kommission die HKE schätzt.
Ja eben, deshalb kann Kanonik nicht die Standardmethode sein.

closs hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 18:35
sven23 hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 17:54
Das ist laienhaftes Gelaber, das dir schon Thaddäus um die Ohren gehauen hat. Wird das nicht langsam langweilig?
Leider nicht - "bestenfalls" wird es deprimierend. - Th. hat bei ihrer Intelligenz exakt gewusst, warum sie so scharf reagiert - denn durch meine Argumentation wird ihre Denkformatierung/ihr hermeneutisches Gerüst frontal in Frage gestellt - es wird damit existenz-bedrohlich für ihren philosophischen Ansatz. - Und genau das ist auch meine Absicht.
Dazu wird dir Thaddäus sicher selbst etwas sagen können, denn wie ich sehe, hat sich sich wieder zu Wort gemeldet. :thumbup:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#288 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Fr 15. Mär 2019, 17:19

closs hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 23:50
Nach Svens Wort-Definition ist die HKE zirkelreferent
Ich weiß nicht, woher du ständig solchen Schwachsinn rausliest? Ist das Absicht? :roll:


closs hat geschrieben:
Mo 11. Mär 2019, 23:50
- das Problem: Er wechselt ständig die Definition.
Auch das tut er nicht. :roll:
Du solltest unbedingt an deinem Textverständnis arbeiten. Sonst wird das nie was mit dem Doktortitel. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#289 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Fr 15. Mär 2019, 18:27

sven23 hat geschrieben:
Fr 15. Mär 2019, 17:11
Dann betreibt man bereits Manipulation.
Dann gilt der Satz Wissenschaft = Manipulation. - Was soll das?

Wenn ein Arzt Blut abnimmt und nur Zuckerwerte misst (also nichts anderes), ist dies eine Bedingung/Grundlage/hermeneutische Vorannahme: "Ich messe unter der Bedingung, dass es nur um Zuckerwerte geht". - Trotzdem ist das kein Manipulation. - Es ist absolut ergebnisoffen - allerdings: Man kann damit keine Entzündungswerte rauskriegen.

sven23 hat geschrieben:
Fr 15. Mär 2019, 17:11
Was ist daran nicht zu verstehen, dass die HKM die Leitmethode ist?
Dass man übersieht, WOFÜR. - Die Kommission versteht die HKE als Basis-Wissenschaft (eigentlich sogar als Hilfswissenschaft) der Theologie - es ist also nicht gemeint, dass die HKM die Leitmethodik zum inneren/theologischen/sprituellen Verständnis ist. - Es gilt nur für das, für das die Kommission die HKE vorsieht.

sven23 hat geschrieben:
Fr 15. Mär 2019, 17:11
Und, reicht dir das nicht? Muss er denn unbedingt ein Gott sein?
Nee - aber es ist halt ein Unterschied in Bezug auf Bedeutung.

sven23 hat geschrieben:
Fr 15. Mär 2019, 17:11
Nö, wie kommt du darauf?
Weil man "Geist"eswissenschaften nur bedingt ohne "Geist" betreiben kann.

sven23 hat geschrieben:
Fr 15. Mär 2019, 17:19
nur weil closs sich nicht bequemt, Fachliteratur zu lesen, muss das nicht stimmen.
Wie wir früher Exegese/Text-Analyse/etc. gemacht haben, hat Du jetzt mehrfach gehört. - Was ich so von anderen Foristen höre, die nicht in Deinem Lager sind, hat sich da nicht viel geändert. - Und erneut: Es geht nach wie vor nicht um professionelle Vertiefung (wer soll das hier können?), sondern die Frage: "Was IST HKE und was ist sie nicht?". - Dazu nützt es nichts, in der HKE rumzuwühlen.

sven23 hat geschrieben:
Fr 15. Mär 2019, 17:11
Wenn ihm ein Zitat nicht gefällt, behauptet er dummdreist, der andere habe es nicht verstanden.
Das ist bei Dir leider sehr oft so.

sven23 hat geschrieben:
Fr 15. Mär 2019, 17:11
Ja eben, deshalb kann Kanonik nicht die Standardmethode sein.
Sehe ich nach wie vor genauso - die Kanonik macht etwas anderes als die Basis-Exegese HKE.

sven23 hat geschrieben:
Fr 15. Mär 2019, 17:19
Dazu wird dir Thaddäus sicher selbst etwas sagen können, denn wie ich sehe, hat sich sich wieder zu Wort gemeldet. :thumbup:
Hat mich ebenfalls gefreut.

sven23 hat geschrieben:
Fr 15. Mär 2019, 17:19
Ich weiß nicht, woher du ständig solchen Schwachsinn rausliest? Ist das Absicht? :roll:
Nein - ich nehme Deine Aussagen nur ernster als Du. - Dass Du das nicht MEINST, weiß ich schon - aber Du sagst es, ohne es zu merken.

sven23 hat geschrieben:
Fr 15. Mär 2019, 17:19
closs hat geschrieben: ↑
Di 12. Mär 2019, 00:50
- das Problem: Er wechselt ständig die Definition.

Auch das tut er nicht.
Doch - siehe "Zirkelschluss"

sven23 hat geschrieben:
Fr 15. Mär 2019, 17:19
Du solltest unbedingt an deinem Textverständnis arbeiten. Sonst wird das nie was mit dem Doktortitel. :lol:
Es würde mir reichen, wenn wir hier ein diesbezüglich halbwegs ähnliches Niveau hätten. :angel: --- Nein, der Dr. ist seit fast 40 Jahren gedanklich weg - allerdings habe ich mich später manchmal im Wirtschaftsleben gefragt, ob ich die paar Monate bis zum Abschluss nicht doch hätte dranhängen sollen, weil ich gemerkt habe, wie irrational viel ein Dr.-Titel in der Wirtschaft gilt - auch pekuniär.

SilverBullet
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#290 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von SilverBullet » Fr 15. Mär 2019, 18:53

“PeB“ hat geschrieben:Eine grundsätzliche Antwort auf deine Frage liefern dir Millionen von Seiten religiöser Texte aus allen Jahrhunderten. Eine Antwort auf meine spezielle Frage erhältst du durch die Lektüre der Bibel und Hunderttausender Seiten Sekundärliteratur dazu.
Auf den ersten Blick hört sich „Millionen von Seiten“ und „Hunderttausende von Seiten“ beeindruckend an, aber wenn man sich mal fragt, wieso es eigentlich so viele sind, dann wird schnell der Verdacht aufgestellt, dass die Frage „was soll Gott sein“ eher nicht beantwortet ist.

Ein Theologie hat hier (ca. bei Minute 36) klar aufgezeigt, dass er die Antwort nicht kennt und man sollte doch eigentlich davon ausgehen können, dass ihm die vielen Seiten bekannt sind.

Was sollen all die Schriftstücke dazu beitragen, dass die „Eingreif-Behauptung“ zu einer Falsifizierung zugelassen wird?

Nimm das AT, dann werden dort Wörter verwendet, die das Anbeten von Luft- und Wetterphänomenen ins Zentrum setzen.

Ist es falsifiziert, dass Luft die Welt erschaffen hat? -> ja, irgendwie schon.
Ist es falsifiziert, dass das Wetter die Welt erschaffen hat? -> ja, irgendwie schon.

Was genau bleibt dann noch?

Was ist das Ergebnis der HKE (die ja, wenn ich es richtig verstanden habe, von Theologen betrieben wird) bzgl. der, in den Texten verwendeten Luft/Wind/Hauch-Begriffe?
Wurde im Sinne dieses Themas eine Aussage gemacht und was sind die Folgen?

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