Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Rund um Bibel und Glaube
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AlTheKingBundy
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#191 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von AlTheKingBundy » So 10. Mär 2019, 12:13

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 11:39
AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 11:28
Sorry, aber ich verstehe nur Bahnhof.
Hmm. - Dann sage ich es etwas intimer: Ein Gynäkologe weiß medizinisch mehr über die Geschlechtsorgane einer Frau als der deren Geliebter - trotzdem berührt der Gynäkologe diese Organe anders als deren Geliebter.

Bei diesem (natürlich hinkenden Vergleich) wäre die HKE der Arzt und der Gläubige der Geliebte. - Beide sind nötig, haben aber vollkommen unterschiedliche Funktionen. - Mit anderen Worten: Beide dürften sich nicht ins Gehege kommen, wenn sie bei der Rolle bleiben, die ihnen zugedacht ist.

Also wenn die HKE z.B. sagt aus der Bibel geht keine Trinität hervor und der Gläubige sagt, doch da ist eine, dann ist das so OK?
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

closs
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#192 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » So 10. Mär 2019, 12:50

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:04
Ah, in Bayern gehen die Lichter aus.
Nee - heute ist Renoviertag - da kann schon mal eine Leitung angebohrt werden. :lol:

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:04
Du verbreitest mal wieder Fake News. Die Forschung benötigt keine Glaubensbekenntnisse.
Das sind KEINE Fake news - Auch die HKE-Forschung hat Vorannahmen, die qualitativ vergleichbar sind mit Glaubensbekenntnissen der anderen Exegesen.

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:04
Aber wenn die "Vorannahmen", die in Wirklichkeit Glaubensbekenntnisse sind, das schon vorwegnehmen, was begründet werden soll, dann nennt man das eine petitio principii. Das erfahren Theologiestudenten schon im 1. Semester.
Jetzt m,uss man es nur noch verstehen - denn: Vorannahmen/Glaubenbekenntnisse werden NIE in der Wissenschaft zum Forschungsgegenstand gemacht.

Die HKE forscht NICHT darüber, ob Historie kontinuierlich wirkungszusammenhängend ist - weil es eine Vorannahme/ein Glaubensbekenntnis ist.
Die Kanonik forscht NICHT darüber, ob Jesus göttlich ist - weil es eine Vorannahme/ein Glaubensbekenntnis ist.

Warum wird das nicht kapiert? - Wir hatten das so oft.

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:04
Dann wirst du auch verstehen, dass antike Texte nicht mit glaubensbasierten Exegesen untersucht werden.
Sicherlich nicht mit denselben, wie sie die Kanonik hat - aber das ist doch selbstverständlich.

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:04
Warum soll die Naherwartung keine wesentliache Frage sein? Sie stand sogar im Zentrum von Jesu Verkündigung.
Das IST in der tat eine wesentliche Frage - deshalb behält sich doch die Theologie vor, sie spirituell zu beantworten.

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:04
Das ist nicht disziplinlos, sondern faktisch richtig.
In dieser Formulierung ist die Aussage falsch. Lass "Jesu" bei "Irrtum Jesu" weg, dann stimmt sie. - das Unseriöse ist, dass in einen an sich richtigen Gedankengang eine willkürliche Behauptung eingestreut wird - genauso willkürlich könnte man sagen "Irrtum der Jünger".

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:04
Ja und, was soll daran falsch sein?
Nichts ist daran "falsch" - es sind Setzungen und diese sind frei, müssen aber nicht richtig sein.

AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:13
Also wenn die HKE z.B. sagt aus der Bibel geht keine Trinität hervor und der Gläubige sagt, doch da ist eine, dann ist das so OK?
So einfach ist es nicht, aber ganz grob gesehen kann es so sein. - Bleiben wir bei Deinem Beispiel:

Wenn die HKE sagt, dass in der Bibel nichts von Trinität steht, hat sie recht. ---- Wenn eine spirituell geprägte Exegese (oder eine andere theologische Disziplin) sagt: "Moment, aus dem Gesamt-kontext wird klar, dass der HG auf erden eine Selbstoffenbarung Gottes ist UND Jesus aus folgenden ... Gründen keinen Sinn macht, wenn er NICHT göttlich ist - DESHALB haben wir drei Selbstoffenbarungen Gottes (Vater, Sohn, HG), die wir als "Trinität" bezeichnen - dann ist das kein Widerspruch zur HKE, sondern eine Weiterführung des Verständnisses, nachdem die HKE aufhören muss zu verstehen, weil sie nicht spirituell sein DARF (aus methodischen Gründen).

Mit anderen Worten: Wenn die HKE sagt, dass in der Bibel nichts von Trinität steht, sagt eine spirituell geprägte Exegese (oder eine andere theologische Disziplin): "Ja, da habt Ihr recht --- aber damit ist die Sache nicht erledigt, weil wir mit UNSEREN Grundlagen, die andere sind als Eure, Dinge untersuchen können, die mit Euren Grundlagen nicht machbar sind. - Suum cuique - jedem das Seine.

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#193 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von AlTheKingBundy » So 10. Mär 2019, 13:25

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:50
AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:13
Also wenn die HKE z.B. sagt aus der Bibel geht keine Trinität hervor und der Gläubige sagt, doch da ist eine, dann ist das so OK?
So einfach ist es nicht, aber ganz grob gesehen kann es so sein. - Bleiben wir bei Deinem Beispiel:

Wenn die HKE sagt, dass in der Bibel nichts von Trinität steht, hat sie recht. ---- Wenn eine spirituell geprägte Exegese (oder eine andere theologische Disziplin) sagt: "Moment, aus dem Gesamt-kontext wird klar, dass der HG auf erden eine Selbstoffenbarung Gottes ist UND Jesus aus folgenden ...

Nein, so funktioniert das nicht. Die HKE lässt doch nicht den Gesamtkontext außer Betracht. Gerade dieser wäre für eine Argument wider der Trinität geeigent. "Spirituelle Exegese" beruht auf anderen Prinzipien, im Wesentlichen eigene Interessen durchzusetzen. Z.B. war es sehr praktisch, eine Dreieinigkeit dem christlichen Glauben einzuimpfen, so konnte man viele andere Religionen, die auf einem göttlichen Trio basieren, absorbieren.
Beste Grüße, Al

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Andreas
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#194 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » So 10. Mär 2019, 13:36

Roland hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 10:21
Die HKE geht von einer ganzen Reihe von Vermutungen und Voraussetzungen aus, u.a. dem methodischen Atheismus.
Gib doch einfach mal "methodischer Atheismus" bei Google ein und schau dir an, wohin die ersten und meisten Suchergebnisse verweisen. Diese Suchergebnisse verweisen auf Seiten die man entweder dem konservativen (evangelikalen) Christentum zuordnen kann, oder auf Seiten des Atheismus.

Diese angebliche "Prämisse der HKM" müsste doch auf den vielen Websites der Menschen, welche "die HKM" selbst betreiben zu finden sein. Wieso spuckt Google diese zu erwartenden Suchergebnisse nicht massenweise an den ersten Positionen aus? Eine plausible Erklärung dafür könnte doch sein, dass es sich bei diesem Schlagwort um einen Strohmann handelt, der zu Propagandazwecken gegen die HKM verbreitet wird und dass dieser im Bereich der HKM selbst keine Rolle spielt.

Im Folgenden stellt sich "die HKM" selbst vor, und damit die Fragen, auf die sie von einem Exegeten bei seiner Arbeit Antworten verlangt.

Bei welcher dieser Fragestellungen der historisch-kritischen Methode ist die Prämisse "Methodischer Atheismus" sinnvoll?
Bei welcher dieser Fragestellungen macht es einen Unterschied, ob man von der Existenz Gottes ausgeht oder nicht?


Bitte beantworte diese beiden Fragen, Roland.

Historisch Kritische Methodenschritte
Nach Uwe Becker, Exegese des alten Testaments, dritte Auflage 2011, S. 8-9, von mir maximal komprimiert.
Prof. Dr. Uwe Becker ist evangelischer Theologe an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Lehrstuhl für Altes Testament.


Fragen nach der Textgeschichte

Textkritik
Was ist das für ein Text? Ausgabe des Druckes, sein Alter? Ausgehend von welchen Handschriften und deren Zuverlässigkeit? Nähe zur "Urfassung" und seine Entstehungszeit? Sprache hebr. aram. griech.?

Literarkritik
Eingebundenheit in größeren literarischen Zusammenhang? Text als Ganzes in sich selbst als Einheit verständlich? Spannungsbogen? Von einer Hand? Verarbeitete Quellen? Redaktionelle Bearbeitungen? Literarische Schichten?

Überlieferungsgeschichte
Mündliche Vorstufen? Anlass und Motivation der Verschriftlichung?

Redaktionsgeschichte
Werdegang bis zur Endgestalt des Textes? Motive und Intentionen der verschiedenen Redaktionsprozesse? Datierung der Redaktionsstufen in der Zeitgeschichte? Wachstum im Bezug zur Theologiegeschichte?

Fragen nach der Gestaltung der Texte

Formgeschichte
Textform bzw. Textgattung durch individuelle sprachliche Äußerung oder durch bestimmte Sprachkonventionen ausgestaltet? Lebenszusammenhang des Textes erkennbar?

Traditionsgeschichte
Geistige Heimat der Verfasser? Geistes-, theologie- oder religionsgeschichtliche Prägung ihrer Vorstellungswelt? Soziales Milieu der Verfasser? Angehöriger des Hofes, Priester, General, Rechtsgelehrter, Weisheitslehrer?

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#195 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » So 10. Mär 2019, 13:53

AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 13:25
Nein, so funktioniert das nicht. Die HKE lässt doch nicht den Gesamtkontext außer Betracht.
Aber doch nur im Rahmen ihrer Bedingungen/Vorannahmen/etc. - Bedenke: Die HKE versteht sich als rein säkulare Disziplin (was ihr keiner übel nimmt), die auf primärer Ebene spirituell keine Kontexte sehen kann und will. - Sekundär tut sie es, indem sie spirituelles Denken der Verfasser analysiert - aber das ist nicht primär.

AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 13:25
"Spirituelle Exegese" beruht auf anderen Prinzipien, im Wesentlichen eigene Interessen durchzusetzen.
Diese Kontaminierung gibt/gab es sicherlich AUCH - aber trifft nicht das hier besprochene Problem.

AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 13:25
Z.B. war es sehr praktisch, eine Dreieinigkeit dem christlichen Glauben einzuimpfen, so konnte man viele andere Religionen, die auf einem göttlichen Trio basieren, absorbieren.
Gehe ich recht in der Annahme, dass die meisten fremden Religionen NICHT "trio" waren?

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#196 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von AlTheKingBundy » So 10. Mär 2019, 14:54

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 13:53
AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 13:25
Nein, so funktioniert das nicht. Die HKE lässt doch nicht den Gesamtkontext außer Betracht.
Aber doch nur im Rahmen ihrer Bedingungen/Vorannahmen/etc. - Bedenke: Die HKE versteht sich als rein säkulare Disziplin (was ihr keiner übel nimmt), die auf primärer Ebene spirituell keine Kontexte sehen kann und will. - Sekundär tut sie es, indem sie spirituelles Denken der Verfasser analysiert - aber das ist nicht primär.

Wenn es sich um eine wissenschaftlich-historische Interpretation der Texte handelt, und davon gehe ich hier aus, dann werden nur wissenschaftliche Kriterien für die Bewertung herangezogen:

1. Die Sprachwissenschaften.
2. Die Historischen Begebenheiten.
3. Die Lebenswelt der Menschen.

und ähnliche Kriterien. Eine Vorannahme ist in diesem Zusammenhang völlig unsinnig bzw. unwissenschaftlich. Spirituelle Dinge spielen hier keine Rolle, bis auf den in 3 genannten Punkt, sofern er sich auf die spirituelle Lebenswelt der damaligen Menschen bezieht.

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 13:53
AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 13:25
Z.B. war es sehr praktisch, eine Dreieinigkeit dem christlichen Glauben einzuimpfen, so konnte man viele andere Religionen, die auf einem göttlichen Trio basieren, absorbieren.
Gehe ich recht in der Annahme, dass die meisten fremden Religionen NICHT "trio" waren?

Große, bedeutende Religionen der Antike oft schon. Nimm z.B. die griechsiche Götterwelt, deren Führungsspitze mit Zeus, Hades und Poseidon oder der Klassiker die babylonische Götterwelt mit Sin, Schamasch und Ischtar. Heutzutage ist das anders. Jedenfalls war der Monotheismus zu Beginn der RKK unpraktisch, zumal man noch eine "Göttin" benötigte und da war Maria sehr praktisch. Die RKK machte daraus Gott, Jesus, den HG und Ersatzweise Maria und die vielen Heiligen mit entsprechenden Ämtern vergleichbar der ägyptischen, römischen oder griechischen Götterwelt.
Beste Grüße, Al

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sven23
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#197 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » So 10. Mär 2019, 15:23

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:50
sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:04
Du verbreitest mal wieder Fake News. Die Forschung benötigt keine Glaubensbekenntnisse.
Das sind KEINE Fake news - Auch die HKE-Forschung hat Vorannahmen, die qualitativ vergleichbar sind mit Glaubensbekenntnissen der anderen Exegesen.
Dann kennst du nicht den Unterschied zwischen Glaubensbekenntis und Vorannahmen. Du darft aber anderen nicht deine Defizite anlasten.

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:50
sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:04
Aber wenn die "Vorannahmen", die in Wirklichkeit Glaubensbekenntnisse sind, das schon vorwegnehmen, was begründet werden soll, dann nennt man das eine petitio principii. Das erfahren Theologiestudenten schon im 1. Semester.
Jetzt m,uss man es nur noch verstehen - denn: Vorannahmen/Glaubenbekenntnisse werden NIE in der Wissenschaft zum Forschungsgegenstand gemacht.
Bei prinzipiell nicht beweisbaren Vorannahmen, die den Charakter von Glaubensbekenntnissen haben, wird es schwierig. Dieses Problem hat die Forschung nicht. Siehe dazu die Ausführungen von Thaddäus.

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:50
Die HKE forscht NICHT darüber, ob Historie kontinuierlich wirkungszusammenhängend ist - weil es eine Vorannahme/ein Glaubensbekenntnis ist.
Nein, es ist kein Glaubensbekenntis. So funktioniert die Welt nun mal, ob du daran glaubst oder nicht, ist irrelevant.

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:50
Die Kanonik forscht NICHT darüber, ob Jesus göttlich ist - weil es eine Vorannahme/ein Glaubensbekenntnis ist.
Aber dieses Glaubensbekenntnis hat entscheidenden Einfluss auf die Ergebnisse, sie werden geradezu präjudiziert. Auf diese Weise lassen sich alle Texte zirkelreferent bestätigen.

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:50
Warum wird das nicht kapiert? - Wir hatten das so oft.
Weil vor allem der closs es nicht kapiert hat. Siehe Thaddäus:

Dem, was ist oder war, kann man sich nur nähern. Man kann sich dem, was ist oder war nur nähern, durch methodische Forschung. Methodische Forschung, die auf Glaubensentscheiden beruht, wie die kanonische Exegese, setzt voraus, was sie allererst belegen müsste. Damit ist sie methodisch-wissenschaftlich unzulässig. Methodisch-wissenschaftlich und redlich können nur Methoden sein, die objektiv sind, indem sie intersubjektiv nachvollziehbar sind und minimalen Vernunftanforderungen genügen, zu denen gehört, dass nicht vorausgesetzt werden darf, was erst bewiesen werden muss. Die historisch-kritische Forschung genügt diesem Anspruch, die kanonische Exegese nicht. Die Evolutionstheorie genügt diesem Anspruch, der Kreationismus nicht. Die Relativitätstheorie genügt diesem Anspruch, die kreationsistische Kritik an ihr nicht.

Zu deiner Info: Thäddäus befindet sich damit in Übereinstimmung mit der Forschung. Deshalb ist die HKM die Leitmethode und die kanonische Exegese unbrauchbar für die historische Forschung.

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:50
sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:04
Warum soll die Naherwartung keine wesentliache Frage sein? Sie stand sogar im Zentrum von Jesu Verkündigung.
Das IST in der tat eine wesentliche Frage - deshalb behält sich doch die Theologie vor, sie spirituell zu beantworten.
Aber sinnentstellend zu den Jesu Aussagen.

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:50
sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:04
Das ist nicht disziplinlos, sondern faktisch richtig.
In dieser Formulierung ist die Aussage falsch. Lass "Jesu" bei "Irrtum Jesu" weg, dann stimmt sie. - das Unseriöse ist, dass in einen an sich richtigen Gedankengang eine willkürliche Behauptung eingestreut wird - genauso willkürlich könnte man sagen "Irrtum der Jünger".
Wieso Jünger? In den Texten spricht Jesus zu seinen Jüngern, nicht umgekehrt. Du betreibst mal wieder Eisegese.

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:50
sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 12:04
Ja und, was soll daran falsch sein?
Nichts ist daran "falsch" - es sind Setzungen und diese sind frei, müssen aber nicht richtig sein.
Hatten wir nicht schon den Unterschied von Glaubensbekenntnissen und Setzungen?
Thäddäus hat darauf verwiesen, dass die Setzungen der HKM nun wirklich nichts besonderes sind und keiner großartigen Begründung bedürfen.

Weil man nicht erst beweisen muss, dass tote Menschen tot sind und tot bleiben. Nur wenn man anderes behauptet, steht man in der Beweispflicht. Weil man nicht erst beweisen muss, dass Naturgesetze nicht gebrochen werden können, sobald man erkannt hatte, dass Natur-Gesetze existieren. Nur wenn man behauptet, sie könnten gebrochen werden steht man in der Beweispflicht.
Beides sind alltägliche Erfahrungen der Menschen, die jederzeit problemlos bewiesen werden können. Das sind keine Setzungen, sondern allgegenwärtige, lebensweltlich unmittelbare und jederzeit belegbare Erfahrungen des Menschen. Auf Astro-TV erklären jeden Tag lächerliche Menschen anderen verzweifelten und geistesschwachen Menschen , man müsse nur intensiv genug vom Universum Geld wünschen, dann würde es schon auf sie herabregnen und man könne ihnen aus den Karten vorhersagen, wann, wo und wie sie den Partner für ihr Leben finden können. Das sind keine gleichberechtigten Interpretationen der Wirklichkeit! Das ist nichts anderes als böswillig betrügerische Scharlatanerie. Ich sehe nicht, wie du dich von diesen Scharlatanen auf theoretischer Ebene unterscheiden lassen könntest mit deinen kanonischen Behauptungen ...
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#198 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » So 10. Mär 2019, 15:28

AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 14:54
Wenn es sich um eine wissenschaftlich-historische Interpretation der Texte handelt, und davon gehe ich hier aus, dann werden nur wissenschaftliche Kriterien für die Bewertung herangezogen
Das, was man als "Wissenschaft" bezeichnet, hat doch selber Vorbedingungen - und das ist doch nicht einmal anklagend gemeint.

AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 14:54
Spirituelle Dinge spielen hier keine Rolle
Genau das IST eine Vorannahme: "Wir interpretieren so, als ob spirituelle Dinge keine Rolle spielen würden". - "Wir interpretieren so, als gäbe es keine Wunder, weil wir naturalistisch davon ausgehen, dass die Geschichte ein kontinuierlicher Wirkungszusammenhang (Bultmann) ist". - "Wir können Jesus nur als Mensch feststellen, also interpretieren wir so, als sei Jesus nur Mensch"/ etc.

Alles ok, aber alles Vorannahmen/Bedingungen/nenne es, wie Du willst. - Auch für Dich ein analoges Bild zu Deinem Verständnis: Wenn Dir jemand Blut abzapft und Du gibst die eine Hälfte an EINEN Arzt, der die Entzündungswerte testet, und die andere Hälfte an einen anderen Arzt, der auf Zucker testet, bekommst Du unterschiedliche Ergebnisse. - Warum? Weil Du unterschiedlichen Bedingungen untersuchst. - Con variatione ist das der Unterschied zwischen historisch-kritischem und meinetwegen kerygmatischem Jesus-Verständnis.

AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 14:54
Große, bedeutende Religionen der Antike oft schon.
Puuh - Deine Ausführungen sind zwar durchaus interessant, aber schon ziemlich kreativ.

Roland
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#199 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Roland » So 10. Mär 2019, 15:33

Andreas hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 13:36
Roland hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 10:21
Die HKE geht von einer ganzen Reihe von Vermutungen und Voraussetzungen aus, u.a. dem methodischen Atheismus.
Diese angebliche "Prämisse der HKM" müsste doch auf den vielen Websites der Menschen, welche "die HKM" selbst betreiben zu finden sein. Wieso spuckt Google diese zu erwartenden Suchergebnisse nicht massenweise an den ersten Positionen aus?

Die Häufigkeit von Google-Suchergebnissen ist vielleicht nicht unbedingt das vornehmliche Kriterium für die Relevanz eines Sachverhaltes.

Andreas hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 13:36
Eine plausible Erklärung dafür könnte doch sein, dass es sich bei diesem Schlagwort um einen Strohmann handelt, der zu Propagandazwecken gegen die HKM verbreitet wird und dass dieser im Bereich der HKM selbst keine Rolle spielt.

Zitat eines der bekannten Verfechter der historisch-kritischen Methode, Gerd Lüdemann:
"Für die historische Methode sind drei Voraussetzungen grundlegend: die Kausalität, die Berücksichtigung von Analogien und die Erkenntnis von der Wechselbeziehung der historischen Phänomene zueinander, Ihre Arbeitsweise folgt dem methodischen Atheismus der Neuzeit ("als ob es Gott nicht gäbe"), der freilich von einem dogmatischen Atheismus zu unterscheiden ist."

Andreas hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 13:36
Bei welcher dieser Fragestellungen der historisch-kritischen Methode ist die Prämisse "Methodischer Atheismus" sinnvoll?

Ob er sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt. Er wird jedenfalls angewendet. Weder bei der Formgeschichte, der Redaktionsgeschichte, der Überlieferungsgeschichte noch der Traditionsgeschichte geht man davon aus, dass Gott gehandelt hat. Inspiration der Texte durch Gott wird ausgeschlossen, die Bibel ist entstanden "als ob es Gott nicht gäbe".

Andreas hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 13:36
Bei welcher dieser Fragestellungen macht es einen Unterschied, ob man von der Existenz Gottes ausgeht oder nicht?

Wenn durchweg davon ausgegangen wird, dass Gott bei der Entstehung der Bibel nicht gehandelt hat, ist folglich alles nur das Werk von gewöhnlichen, fehlbaren Menschen. Und so werden die Berichte über Gottes Handeln dann auch allesamt naturalistisch interpretiert. Die Auferstehung Jesu findet z.B. nur in der Vorstellung der Jünger statt, seine Wunder wurden hinzugedichtet, viele seiner Worte ihm nur in den Mund gelegt usw. usf.

Der Unterschied besteht in der Frage wer Gott ist. Nur ein Gedanke, eine Idee – oder ist er der von den Texten durchweg beschriebene Gott, der in der Geschichte gehandelt hat.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

closs
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#200 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » So 10. Mär 2019, 15:51

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 15:23
Dann kennst du nicht den Unterschied zwischen Glaubensbekenntis und Vorannahmen.
Glaubensbekenntnis ist EINE Art von Vorannahme.

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 15:23
Bei prinzipiell nicht beweisbaren Vorannahmen, die den Charakter von Glaubensbekenntnissen haben, wird es schwierig.
So definiert bspw. Janina: Alles, was nicht falsifizierbar ist, kann wissenschaftlich keine Vorannahme sein. Deshalb habe ich ihr gesagt, dass Geisteswissenschaft diesbezüglich anders sein muss, wenn sie in die Tiefe gehen will.

Natürlich kann man trotzdem Janina (und auch Pluto) folgen - dann aber gäbe es Geisteswissenschaft nur oberflächlich. Natürlich gäbe es immer noch theologische Forschung wie "Der Einfluss von Augustinus auf die moslemische Kultur Nordafrikas", aber es gäbe keine Arbeiten mehr im Sinne von Apg. 8,30. - Dito Literaturwissenschaften: Man könnte über Goethe oder Thomas Mann oder Chopin Dissertationen schreiben, wann sie mit wem im Bett waren, als das Werk x geschrieben wurde. - Aber man könnte nichts Wissenschaftliches schreiben über die Nocturnes von Chopin schreiben, außer rein Formal-Analytisches.

Kann man so machen - und dann wären wir durchaus in der Nähe von Th. - Aber dann muss man seitens der Wissenschaft auch den Preis dafür zahlen, indem man sich bei Interpretationen, die auch nur entfernt nach "Geist" riechen, zurückzieht.

Wir können also beides machen:
1) Wissenschaft = methodisch abgesichertes Forschen auch zu nicht-falsifizierbaren Vorannahmen.
2) Wissenschaft = nur bei falsifizierbaren Annahmen.

Dann wäre in der Tat vieles in der Theologie keine Wissenschaft mehr - aber AUCH vieles in der HKE. - Also: Was nun?

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 15:23
Nein, es ist kein Glaubensbekenntis. So funktioniert die Welt nun mal
Jetzt wird es dogmatisch. - Du (und die, für die Du sprichst) schnitzt Dir stalinistisch die Welt und die Sprache zurecht und hast plötzlich keine Vorannahmen mehr für Deine Weltanschauung.

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 15:23
Aber dieses Glaubensbekenntnis hat entscheidenden Einfluss auf die Ergebnisse, sie werden geradezu präjudiziert.
Dito HKE. - Die HKE würde ohne ihre Vorannahmen nicht zum Ergebnis kommen, dass Jesus eine naherwartung (in Deinem Verständnis) hatte.

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 15:23
Auf diese Weise lassen sich alle Texte zirkelreferent bestätigen.
Altes Thema - ich meine NEIN, weil aus meiner Sicht nur echte Argumentationsfehler mit dem Attribut "zirkelreferent" bedacht werden sollten, und NICHT Schlussfolgerungen aus vorherigen Setzungen. - Man muss keine Argumentations-Fehler machen, um Schlussfolgerungen aus vorherigen Setzungen zu ziehen.

Entweder BEIDE (HKE und Kanonik) sind zirkelreferent oder keiner. - Alles andere ist unredlich, wenn man etwas tiefer denkt, also über Denkformatierungs-Schablonen des Naturalismus hinausdenkt.

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 15:23
Thäddäus befindet sich damit in Übereinstimmung mit der Forschung.
Du Witzbold: Sie ZITIERT pro domo die Forschung. - Aber ontisch ist es halt falsch.

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 15:23
closs hat geschrieben: ↑
So 10. Mär 2019, 13:50

sven23 hat geschrieben: ↑
So 10. Mär 2019, 13:04
Warum soll die Naherwartung keine wesentliache Frage sein? Sie stand sogar im Zentrum von Jesu Verkündigung.

Das IST in der tat eine wesentliche Frage - deshalb behält sich doch die Theologie vor, sie spirituell zu beantworten.

Aber sinnentstellend zu den Jesu Aussagen.
Woher willst Du das wissen? Sie denkt doch viel tiefer als die HKE.

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 15:23
In den Texten spricht Jesus zu seinen Jüngern, nicht umgekehrt.
:lol: :roll: Jesus spricht zu den Jüngern UND die Textverfasser beschreiben das, was die Jünger verstanden habe.

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 15:23
Du betreibst mal wieder Eisegese.
Nee weder "jetzt" noch "wieder" - ich muss Dir nur wieder mal was mehrfach erklären.-

closs hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 15:28
Hatten wir nicht schon den Unterschied von Glaubensbekenntnissen und Setzungen?
Ja - das eine ist religiös, das andere ist säkular. - Aber funktional ist es in unserem Kontext dasselbe.

sven23 hat geschrieben:
So 10. Mär 2019, 15:23
Thäddäus hat darauf verwiesen, dass die Setzungen der HKM nun wirklich nichts besonderes sind und keiner großartigen Begründung bedürfen.
Sie ist intelligent genug, um zu wissen, dass das ihr einziger Weg ist, um aus der Sache rauszukommen: "Unsere Setzungen sind keine - Eure sind welche".

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