Hallo Andreas,
zunächst einmal:
- einverstanden
- einverstanden
- einverstanden
- nicht einverstanden
Die ersten drei Zustimmungen sind dem von dir dankenswertweise offen angesprochen Umstand geschuldet, dass ich in meiner Argumentation weitgehend meinen Vorurteilen gefolgt bin. Das sollte man vermeiden...
Über das "nicht einverstanden" in bestimmten Fällen kann man diskutieren - vielleicht aber tatsächlich gar nicht mal im Zusammenhang mit der HKM im Speziellen, sondern in Bezug auf (pauschal) "die Wissenschaft" im Allgemeinen und ihr Umgang mit der Bibel. Da sehe ich durchaus einiges Kritikwürdiges.
Aber erst mal die Beantwortung deines Posts.
Andreas hat geschrieben: ↑Do 28. Feb 2019, 16:52
PeB hat geschrieben: ↑Do 28. Feb 2019, 13:23
Ich frage nur, ob der Werkzeugkoffer für die anstehende Arbeit geeignet ist. Für mich ist die Bibel zu allererst ein Glaubenszeugnis ...
Richtig, aber in erster Linie nicht dein Glaubenszeugnis sondern das Glaubenszeugnis der Autoren der Bibel - so wie der Koran in erster Linie das Glaubenszeugnis Mohammeds ist.
Das ist schon richtig, aber
1. generiert sich der Glaube der Gläubigen weitgehend auf der Basis des biblischen Zeugnisses (woher sonst?)
und
2. machen die Evangelien-Autoren hier "Aussagen", sie legen Zeugnis ab, wie du richtig sagst. Dieses Zeugnis hat in christlich-jüdischer Tradition ein Gewicht, das von der Wissenschaft oftmals unterschätzt wird. Ein falsches Zeugnis wider Gott abzulegen und zu verbreiten, gefährdet das Seelenheil. Von daher sollte hier auch die entsprechende Hürde für eine mutmaßliche Falschaussage gesehen werden, die de facto besteht. Im Vergleich zu einer Aussage vor Gericht würde ich die Aussagen der Evangelien gewissermaßen als "eidliche Aussagen" bezeichnen. Genauso wie auch vor Gericht nicht ausgeschlossen werden kann, dass Jemand unter Eid falsch aussagt, kann man dies auch nicht bei den Evangelien beschwören. Aber man sollte - ebenso wie vor Gericht - einer eidlichen Aussage einen besonderen Stellenwert zumessen. Das wird oftmals hier versäumt. "Die Wissenschaft" ist oftmals viel zu schnell mit einem Urteil bei der Hand, ohne dass die betreffenden Aussagen (biblische wie außerbiblische) ausreichend gewürdigt werden. Das ist meine Kritik.
Andreas hat geschrieben: ↑Do 28. Feb 2019, 16:52
PeB hat geschrieben: ↑Do 28. Feb 2019, 13:23
Das ist doch egal, ob es das einzige Argument oder eines unter vielen ist. Es ist jedenfalls ein Argument. Auch der Umstand, dass darüber kein Konsens herrscht, ist irrelevant. Das Beispiel zeigt jedenfalls, dass die HKM dazu geeignet ist, das Wort Gottes zu negieren. Das ist die Gefahr und der Umstand, auf den ich hinweise.
Ich verstehe, wie du das meinst, bin aber nicht damit einverstanden. Mit demselben Argument könntest du auch dieses Forum verurteilen
Nein, denn dieses Forum ist nicht angetreten, um Glaubenszeugnisse zu untermauern. Von daher ist es legitim seitens der User, ihre Zweifel anzuzeigen und zu diskutieren. Wenn ich aber (Achtung: Vorurteil!) mit dem Anspruch antreten sollte, den Glauben festigen zu wollen und gleichzeitig behaupte , dass man zu diesem Zweck zunächst einmal die Glaubenszeugnisse und die Glaubenszeugen der Falschaussage bezichtigen sollte, dann ist das - zumindest - unlogisch.
Andreas hat geschrieben: ↑Do 28. Feb 2019, 16:52
PeB hat geschrieben: ↑Do 28. Feb 2019, 13:23
Du glaubst also an etwas, was du im Zweifel für unwahr hältst?
Prinzipiell ja - deswegen heißt es doch Glaube und nicht Wissen.
Nicht böse sein, aber von diesem Standpunkt aus, kann ich auch den "kleinen Hobbit" glauben. Wenn es irrelevant ist, ob ich das "Zeugnis" dieses Buches für wahr oder erfunden halte, habe ich keinen verlässlichen Anker für meinen glauben und kann - umgekehrt - glauben, was ich mag.
Deshalb sprach ich von Vertrauen im Zusammenhang mit dem Glauben.
Ich bin ja nicht so naiv, wie es sich vielleicht angesichts des Diskussionsverlaufes für dich darstellt. Ich bin selber Wissenschaftler und weiß, wie Wissenschaft funktioniert. Ich will jetzt hier keine grundsätzliche Wissenschaftskritik anbringen, aber wenigesten folgendes sagen:
Irgendwo im Forum wurde kürzlich gesagt, Wissenschaft sei doch keine Frage bestehender, demokratischer Mehrheiten. Doch, manchmal ist sie das! Eine Lehrmeinung ist eine Lehrmeinung aufgrund bestehender Zustimmungsmehrheiten - diese können sich aus der Plausibilität der Theorie ergeben, sie ergeben sich aber auch aus dem Umstand, dass beispielsweise junge Studenten und angehende Wissenschaftler von ihren akademischen Lehrern entsprechend beeinflusst werden und/ oder es hinsichtlich der angestrebten Karriere für opportun halte, eine bestimmte Meinung zu vertreten. Das kann durchaus auch unbewusst erfolgen und ich unterstelle, dass das auch oftmals der Fall ist.
Was ich damit sagen will ist: Wissenschaft hat nicht per se recht, weil sie "die Wissenschaft" ist und von Männern (und Frauen) mit akademischen Graden, weißen Kitteln und Doktorhüten vertreten werden.
Kurz: ich plädiere lediglich dafür, wissenschaftliche Aussagen mindestens ebenso kritisch zu hinterfragen, wie man die schriftlichen Zeugnisse hinterfragt, die man mittels dieser wissenschaftlichen Aussagen in Zweifel ziehen will.[/quote]
Dann verstehe ich deinen Glauben nicht. Die Bibel ist durch und durch ein prophetisches Buch. Bibelprohetie ist Kerninhalt des Glaubens. Wenn dieser Kerninhalt wegfällt - und dann noch das biblische Zeugnis per se in Zweifel gezogen wird - worin besteht dann der Glaube?
Ist der Glaube dann lediglich die Vermutung einer imaginären Instanz jenseits unser Wirkungswelt? Dann hätte die Atheisten natürlich damit recht, wenn sie fordern, darauf zu verzichten. Denn ein Gott, der in der Welt nirgendwo präsent ist, ist faktisch nicht existent.
Andreas hat geschrieben: ↑Do 28. Feb 2019, 16:52
Es geht mir dabei mittlerweile um ein anderes Verständnis von "Wahrheit". Wer sagt denn, dass etwas Hinzugedichtetes oder gar Erdichtetes der Wahrheit einer frohen Botschaft unzuträglich sei?
Andreas!
Das hieße: ich lüge vor Gericht, um der Wahrheit, von der ich überzeugt bin, Nachdruck zu verleihen. Ich bin sicher, dass der Angeklagte schuldig ist - deshalb dichte ich ihm ein Vergehen an.
Nein, so kann ich die Evangelien beim besten Willen nicht sehen.
Andreas hat geschrieben: ↑Do 28. Feb 2019, 16:52
Wer will es Gott verübeln, sich der dichterischen Erzählung zu bedienen, um uns seine Liebe zu offenbaren?
Ich weiß, wie du das meinst. Aber ist hier nicht Vorsicht geboten?
Konkret:
Wenn Gott mittels Offenbarung an Menschen dafür sorgt, dass in der Genesis von 6 Schöpfungstagen die Rede ist - wie ist dann in diesem Zusammenhang von "dichterischer Erzählung" zu reden?
1. hat Gott die Geschichte frei erfunden?
2. hat der Autor die Offenbarung falsch verstanden?
3. verstehen wir heute vielleicht den Autor nicht?
Ich tippe, dass du von 2. ausgehst. Ich vermute 3.; andere wiederum freuen sich über das Argument in 1.
Andreas hat geschrieben: ↑Do 28. Feb 2019, 16:52
Entspringt das etwa nicht unserer eigenen geistigen "Überlegenheit", wenn wir Gott vorschreiben, welcher Mittel er sich zu seiner Offenbarung zu bedienen hat und welche nicht?
So ist es!
Aber es entspringt auch dem Gefühl unserer geistigen Überlegenheit, wenn wir davon ausgehen, dass wir jedes seiner Worte verstünden?
Es ist doch so: wir betrachten eine Passage in der Bibel und vergleichen sie mit der wissenschaftlichen Erkenntnis. Wir sehen Diskrepanzen und urteilen dann, dass die Bibel unrecht hat. Vielleicht sollten wir gelegentlich einmal fragen, ob wir Gottes Offenbarung vielleicht nur falsch verstehen.
Bis hierhin mal - muss arbeiten.
