Allversöhnung

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Zeus
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#691 Re: Allversöhnung

Beitrag von Zeus » Mi 23. Okt 2013, 16:53

lovetrail hat geschrieben:@Rembremerding:

Was sagst du denn zu folgenden beiden Bibelstellen?

Denn auch Christus hat "einmal" für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. In ihm ist er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, die einst ungehorsam waren, als Gott harrte und Geduld hatte zur Zeit Noahs, als man die Arche baute, in der wenige, nämlich acht Seelen, gerettet wurden durchs Wasser hindurch. (1.Pet.3,18-20; Elb.)

Und einige Verse darauf:

aber sie werden Rechenschaft geben müssen dem, der bereit ist, zu richten die Lebenden und die Toten. Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, dass sie zwar nach Menschenweise gerichtet werden im Fleisch, aber nach Gottes Weise das Leben haben im Geist. (1.Pet.4,5-6; Elb.)

Wer sind die Geister im Gefängnis und wo ist dieses Gefängnis? Jesus ist im Geist dort hingegangen und hat gepredigt. Warum sollte er dort predigen, wenn diese Geister ohnehin verloren wären? Vers.4,6 bestätigt nocheinmal, dass Toten das Evangelium verkündigt ist.

lg lovetrail

Hallo lovetrail,
der Petrus war offensichtlich ein Spinner, der nicht eimal merkte, dass er ungereimtes Zeug schrieb.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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Demian
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#692 Re: Allversöhnung

Beitrag von Demian » Mi 23. Okt 2013, 17:14

Pluto hat geschrieben: Wenn du eine gute Idee hast, dann lass sehen. :mrgreen:

Ich plädiere für einen psycho-spirituellen Sündenbegriff ( wenn man überhaupt noch auf dieses Wort zurückgreifen möchte, wofür es aus christlicher Sicht aber einige gute Gründe gibt z.B. der Abgrenzung wegen ) d.h. die Sünde ist eine logische Folge des Handelns, solange jemand im Wesentlichen durch die Angst geleitet wird. Angst korrespondiert mit Egozentrismus, Vertrauen mit Selbsttranszendenz. Das sind die zwei Charakterstrukturen in denen sich Menschen bewegen. Der Vorteil an dieser Perspektive: es wäre unsinnig "die Sünder" zu verunglimpfen, da sie im Grunde keine Täter, sondern Opfer ihrer Angst sind. Wer in der Angst verloren ist, sollte aber nicht denunziert und ausgegrenzt, sondern zurückgeholt werden ins Leben. Auch das ist mit der Auferstehung der Toten innerseelisch gemeint.

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Naqual
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#693 Re: Allversöhnung

Beitrag von Naqual » Mi 23. Okt 2013, 18:00

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Aber je länger der Zeitraum wird, den ich überschaue im meinem bisherigen Leben, desto größer wird der Unterschied. Entsprechend gehe ich davon aus, dass in einem ewigen Leben, das, was nach Jahrmillionen noch ist, keinerlei Ähnlichkeit mit mir mehr hat.
Möglicherweise ein Denkfehler. - In dem Moment, in dem Du durch die aeonischen Zwischenphasen zwischen Tod und Heil durch bist, gibt es keine Zeit mehr für Dich - also auch keine Entwicklung. - Deine Identität ist von jedem erkennbar als a) eindeutig Naqual und b) Naqual im Ideal-Zustand. - Der Begriff der "Visio Beatifica" trifft das wahrscheinlich recht gut.
Möglich. Allerdings im Ergebnis das Gleiche. Das bekannte "Ich" was man als Konstante bewahren möchte ("Seele") existiert nicht mehr. Denn die Vorstellung des zu bewahrenden Ichs baut ausschließlich auf Erfahrung in Raum und Zeit auf.
Oder anders: Womit ich mich von anderem (Lebenden oder Materie) abgrenze definiert mich in der Wahrnehmung des Selbst. Bei einer völligen Verschiebung dessen bin ich nicht mehr das mir bekannte Ich. Es gibt keinerlei Schnittpunkte mehr.

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#694 Re: Allversöhnung

Beitrag von closs » Mi 23. Okt 2013, 18:03

Naqual hat geschrieben:Möglich. Allerdings im Ergebnis das Gleiche.
Es wäre hier mal interessant, was der Satz bedeutet: "Ich werde Dich bei Deinem Namen rufen" - sorry, weiß jetzt nicht, wo das in der Bibel steht.

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Demian
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#695 Re: Allversöhnung

Beitrag von Demian » Mi 23. Okt 2013, 18:17

Oder anders: Womit ich mich von anderem (Lebenden oder Materie) abgrenze definiert mich in der Wahrnehmung des Selbst.

Ändert man sich wirklich in Raum und Zeit - oder kommt nicht einfach zur Entfaltung, was man im Personkern - vom Wesen her - schon immer war? Wie eine Klangfarbe die Melodie wird.

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Naqual
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#696 Re: Allversöhnung

Beitrag von Naqual » Mi 23. Okt 2013, 18:26

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Wenn du eine gute Idee hast, dann lass sehen. :mrgreen:
Um Demian einfach mal vorzugreifen, eine rein analytische Definition: ......

"Sünde" ist alles menschliche Handeln, das nicht gott-orientiert ist. Es spielt dabei zunächst keine Rolle, ob das Abgewendet-Sein absichtlich oder unabsichtlich ist - allein die Orientierung als solche zählt .....

Der wesentliche Punkt ist also NICHT, dass man subjektiv "etwas dazu kann", dass man gesündigt hat. - Vielmehr ist entscheidend, dass man erkennt, dass man notwendigerweise sündigt.

Wie absolut nicht selten bei uns sehe ich Schnittpunkte aus anderer Perspektive.
Sünde ist für mich ein Sein. Ein Fern-von-Gott sein, bzw. ein Nicht-Gott-sein.
Aus meinem Sein heraus entsteht das verkehrte Verhalten (oder verkehrte Gedanken, Gefühle, Wollen).
Gott steht für das Ganze - das nichtallgegenwärtige, nichtallwissende Individuum kann das nicht erfüllen.
Die Möglichkeiten des begrenzten Einzelnen besteht nun in seiner Motivation. Also auf welche Ziele er ausgerichtet ist.
Ist er selbst das Ziel oder sieht er sich selbst zur Realisierung des Ganzen (funktionale Beschreibung von "Liebe").
Der Mensch Jesus sagte: was nennst Du mich gut? Gut ist Gott allein.
Das trifft den Kern der Sache.
Damit trifft sich im Individuum Schuld wie Unschuld am falschen Tun.

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#697 Re: Allversöhnung

Beitrag von Demian » Mi 23. Okt 2013, 18:33

closs hat geschrieben:Es wäre hier mal interessant, was der Satz bedeutet: "Ich werde Dich bei Deinem Namen rufen" - sorry, weiß jetzt nicht, wo das in der Bibel steht.

Ich würde sagen: der Name ist eine poetische Chiffre für die Person des Menschen, die seelische Essenz, die Idee, das Wort, welches mit ihm in die Welt kommt. Wenn es keine solche Essenz gibt, dann kann es auch keine Auferstehung geben. Dann ist das Selbst, wie einige Buddhisten sagen, im Wesen Leerheit, wie eine verwehende Kirschblüte, ein "Spiel" des Lebens mit sich selbst, aber ohne Dauer.

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#698 Re: Allversöhnung

Beitrag von Naqual » Mi 23. Okt 2013, 18:38

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Möglich. Allerdings im Ergebnis das Gleiche.
Es wäre hier mal interessant, was der Satz bedeutet: "Ich werde Dich bei Deinem Namen rufen" - sorry, weiß jetzt nicht, wo das in der Bibel steht.
Eigentlich ist es synonym mit "aktivieren" "herholen".
Nicht auf Gott (Regelfall in der Bibel) bezogen, sondern auf Menschen (Mehrzahl):
Joh 10,3 Diesem öffnet der Türhüter, und die Schafe hören seine Stimme, und er ruft die eigenen Schafe mit Namen und führt sie heraus.

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#699 Re: Allversöhnung

Beitrag von Naqual » Mi 23. Okt 2013, 18:43

Demian hat geschrieben:
Oder anders: Womit ich mich von anderem (Lebenden oder Materie) abgrenze definiert mich in der Wahrnehmung des Selbst.
Ändert man sich wirklich in Raum und Zeit - oder kommt nicht einfach zur Entfaltung, was man im Personkern - vom Wesen her - schon immer war? Wie eine Klangfarbe die Melodie wird.
Interessant. Wobei ich ein "und" statt einem "oder" in Deiner Aussage setze. So gefühlsmäßig.

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#700 Re: Allversöhnung

Beitrag von Demian » Mi 23. Okt 2013, 18:49

Naqual hat geschrieben: Eigentlich ist es synonym mit "aktivieren" "herholen".

Was soll denn "aktiviert" werden, wenn: "Das bekannte "Ich" was man als Konstante bewahren möchte ("Seele") nicht mehr existiert" ? Viele Buddhisten gehen von keinem konstanten Ich aus, aber die christliche Vorstellung fußt vorallem auf der Idee der Person. Bedenkenswert ist da in meinen Augen die protestantische Ganztodtheologie:

Die Ganztodtheorie nimmt an, dass im Tod der ganze Mensch - Leib und Seele - stirbt. Auferstehung wird damit wie eine Neuschöpfung des ganzen Menschen nach dessen vollständiger Auslöschung verstanden. Eine solche Interpretation des christlichen Auferstehungsglaubens wurde v.a. von einigen protestantischen Theologen im 20. Jahrhundert vertreten, die damit eine Interpretation im Sinne einer Unsterblichkeit der Seele ablehnen.

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