Travis hat geschrieben: ↑Do 17. Jan 2019, 07:18
PeB hat geschrieben: ↑Do 17. Jan 2019, 07:17
Ich halte es für einen Schwindel (persönliche Einschätzung).
Ein Schwindel? Mit welcher Motivation? Hat die Klärung der Frage überhaupt theologische Relevanz?
Abgesehen davon, dass ich mir gerade die Grabungsberichte Leonard Woolleys bestellt habe, um nachzuschauen, ob und was er selbst zu der Frage schreibt, antworte ich dir Folgendes: ja, es ist von theologischer Relevanz. Und zwar aus folgendem Grund:
- erste Annahme: Abraham sei eine rein literarische Figur:
dann mag es so gewesen sein, dass die Juden im babylonischen Exil in Kenntnis der südmesopotamischen Stadt Ur "in Chaldäa" die Geschichte erfunden/ adaptiert haben und ihren Ausgangsort nach dort verlegt haben. Dann mag es auch so sein, dass Abraham mit dem Mondgott Nanna in Verbindung steht; denn den Juden in Babylon wird bekannt gewesen sein, dass Nebukadnezar den Wiederaufbau der dortigen Zikkurat des Mondgottes befohlen hatte.
- zweite Annahme: Abraham sei eine reale Person gewesen, die ca. 2000 v. Chr. lebte:
dann stoßen wir bei der Vermutung, das südmesopotamische Ur sei seine Heimatstadt gewesen auf ein Problem, welches da lautet:
das westsemitische Volk der Chaldäer ist erst 1000 Jahre nach Abraham in dieses Gebiet eingewandert. Daraus ergebn sich zwei Schlussfolgerungen:
1. in der frühen Überlieferung zu Abraham (die wohl spätestens nach seinem Tod begonnen haben sollte, KANN NICHT von "Ur in Chaldäa" die Rede gewesen sein, weil die Landschaft zu dieser Zeit noch gar nicht Chaldäa hieß. Dieser Zusatz (Chaldäa) wäre dann erst nachträglich in die Überlieferung gelangt. Dann muss man aber fragen: warum und mit welcher Berechtigung?
2. Zur Zeit Abrahams lebten KEINE Westsemiten in Südmesopotamien (sie kamen 1000 Jahre später). Abraham wäre demnach kein Westsemit, sondern Sumerer oder Akkader. Damit kann er aber schwerlich der (genetische) Stammvater des westsemitischen Volkes der Israeliten sein.