Helmuth hat geschrieben: ↑Mi 16. Jan 2019, 09:31
Es gbt für mich keinen Grund anzunehmen, dass es keine Stadt Namens Ur gegeben haben sollte. Die Volksgruppen waren damals wesentlich kleiner und Name und Wohnort richtete sich nach Sippenvorständen. Bedenke, dass damals noch niemand eine sog. Landkarte besaß. Man orientierte sich anders.
Es hießen etliche Städte oder Gebiete nach dem Stammesführer. Das war damit auch die Geographie. Die Verhältnisse sind mit heutigen Gegebenheiten nicht ansatzweise vergleichbar. Wir denken geographisch heute in völlig anderen Kategorien nach Kontienten, Nationen und Großstädten. Damals war das anders.
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Ich schrieb doch, dass es die Stadt Ur zur Zeit Abrams gab, weil sie ein paar tausend Jahre älter ist, als Chaldäa. Aber es ist doch wegen dem Namen Chaldäa klar, dass die letzte Redaktion dieses Textes erst stattgefunden haben kann, als es Chaldäa schon gab. Mose konnte Chaldäa ebenso wenig gekannt haben wie Abram. Entweder das "Ur in Chaldäa" oder die Geschlechterfolgen (toledot) sind historisch nicht wahr. Beides lässt sich nicht historisch "harmonisieren".
Das ist ja nur einer von vielen historischen Anachronismen im AT. Da hilft mir auch der Heilige Geist nicht aus der wörtlich-historischen Bedrouille - es sei denn, er bewegt mich dazu diese Geschichten
ganz anders, eben geistlich statt wörtlich-historisch zu verstehen. Dann habe zumindest ich kein Problem mehr damit, dass so manche Rechnung historisch nicht aufgeht. Es geht mir dabei ja nicht um biblische "Gottesbeweise", sondern um die spirituelle Glaubwürdigkeit der geistlichen Inhalte. Wie du selbst sagst, dachten die Menschen damals ganz anders - auch "geschichtlich" nicht so, wie wir heute "historisch" denken.
Helmuth hat geschrieben: ↑Mi 16. Jan 2019, 09:31
Was nun das Geistliche betrifft, ist der Ruf an Abram ein Wirken des Heiligen Geistes. Wie das genau erfolgte wissen wir nicht aber es ist für mich ebenso eine Tatsache. Nur derjenige, der angesprochen wird kann das auch wirklich hören und wahrnehmen.
Ich brauche historische Tatsachen um zu wissen, aber mein Glaube hängt nicht an historischen Tatsachen. Mich interessieren diese angeblich historischen "Tatsachen" nicht mehr, sondern wie der Text mich heute anspricht. Schließlich wurde der Endtext nicht für Abram geschrieben sondern für das viel spätere jüdische Volk, was man aufgrund des historisch fälschlichen "Ur in Chaldäa" zur Kenntnis nehmen könnte.
Helmuth hat geschrieben: ↑Mi 16. Jan 2019, 09:31
Eben weil es so derart außergewöhnlich ist, gibt es im Grund genommen nur zwei Auslegungsmöglichkeiten:
- Die Berichte sind eine einzige Dichtung und Sebstverherrlichung
- Die Berichte sind wahr, weil es ja den wahren Gott wirklich gibt
Nur weil die erzählte Geschichte (Historie) in der Bibel oft fehlerhaft ist - und deswegen auch nicht "Bericht" genannt werden sollte - können die erzählten Geschichten (Stories) trotzdem spirituelle Wahrheiten vermitteln. Wahrheit gibt es nicht nur in Form historischer Wahrheit. Diese Erzählungen werden nicht dadurch spirituell wahrer, wenn belegt werden könnte, dass die Familie des Abram nicht aus dem südbabylonischen "Ur in Chaldäa" sondern einem Ur in Urartu stammte. Das fälschliche "Chaldäa" in "Ur aus Chaldäa" würde dadurch allerdings noch fälscher, weil es dann nicht nur zeitlich sondern auch geographisch nicht stimmte.