Versagt die Evolutionstheorie? II

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sven23
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#621 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » Sa 27. Okt 2018, 11:26

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Kritisch-rational und wissenschaftlich sind ja schon fast Synonyme.
Man kann Wissenschaft so definieren, dass sie deckungsgleich mit "kritisch-rational" ist - aber dann fallen Geisteswissenschaften im Wesentlichen raus.
Nein, das muss gar nichts rausfallen.
Zu den Geisteswissenschaften gehören u.a. Geschichtswissenschaft, Religionswissenschaft, Kunstgeschichte, Sprachwissenschaften, Literaturwissenschaft und Musikwissenschaften.
Theologie ist ein Sonderfall, der wissenschaftlichen Ansprüchen nur partiell genügt, wie die historische Forschung.
Die Hege und Pflege einer Glaubensideologie kann niemals Aufgabe von Wissenschaft sein.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Forderung des KR, Wissen immer kritisch zu hinterfragen, ist doch längst zum Standard guter Wissenschaft geworden.
Das ist auch in der Theologie so.
Definitiv: nein! :lol: :lol: :lol:
Dogmen dürfen per Definition nicht kritisch hinterfragt werden.

closs hat geschrieben: - Das Problem ist ein anderes: Man kann "kritisch" auf einer substanzlosen Ebene nachfragen und sich dabei "kritisch-rational" finden, obwohl man nichts verstanden hat.
Nur weil closs die Beschreibung eines Glaubenskonstrukt mit "dran glauben" gleich setzt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Für die historisch-kritische Exegese trifft dies ja auch uneingeschränkt zu. Sobald aber vorangestellte "Glaubenswahrheiten" ins Spiel kommen, ist mit diesen Exegeformen in der historischen Forschung nichts mehr anzufangen.
Richtig. - Umgekehrt: Wenn historisch-kritische Exegese in Spiel kommt, ist damit - außer als Handlanger - nichts in geistiger/geistlicher Exegese anzufangen.
Das ist das übliche closssche Laientheater. Das kommt davon, wenn man meint, auf Fachliteratur verzichten zu können und glaubt, alles besser zu wissen.

closs hat geschrieben: - Man kann das alles auch freundlicher ausdrücken: Es handelt sich um ganz verschiedene Ebenen.
Natürlich sind es verschiedene Ebenen. Die Beschreibung der antiken Wunderwelt bedeutet doch nicht, dass diese Wunder auch stattgefunden haben oder dass man an sie glauben muss. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn closs eine wissenschaftliche Theorie aufstellt, dann rät Popper dazu, nicht nur nach positiven Bestätigungen zu suchen, sondern auch die Bedingungen für eine Falsifikation zu formulieren. (so wie es Einstein gemacht hat).
:roll: - Du versuchst wieder mal, kalten Kaffee zu thematisieren, ...
Wieso kalter Kaffee? Das ist ein Grundprinzip des KR. :roll:


closs hat geschrieben: Du brauchst aber diesen kalten Kaffee, weil Du ideologisch umschwenken willst in:
sven23 hat geschrieben:Grundsätzlich nicht Falsifizierbares entpuppt sich meist als grober Unfug
- Dieser Satz ist bei geistigen/geistlichen Fragestellungen unsinnig, aber weltanschaulich möglich. - Wobei wir genau beim Thema "Unterschied zwischen Methodik und Philosophie alias Weltanschauung" wären.
Mit welcher Methodik untersucht denn der KR nicht Falsifizierbares? :roll:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#622 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Sa 27. Okt 2018, 11:57

sven23 hat geschrieben:Die Hege und Pflege einer Glaubensideologie kann niemals Aufgabe von Wissenschaft sein.
Das verlangt ja keiner - Geisteswissenschaft hat im Sinne ihrer jeweiligen hermeneutischen Vorannahmen zu forschen, die anders ist als hermeneutische Vorannahmen etwa der Naturwissenschaft. - Mehr Unterschied ist nicht.

sven23 hat geschrieben:Definitiv: nein! :lol: :lol: :lol: Dogmen dürfen per Definition nicht kritisch hinterfragt werden.
Das ist schlicht falsch. - Sie dürfen nicht GEÄNDERT werden - das wäre richtig. - Aber das ist eh nicht die Aufgabe von WIssenschaft.

Hinzu kommt: "Kritisch" heißt heute im Regelfall, etwas negativ zu bewerten, was man substantiell nicht versteht - das war zu Kants Zeiten anders.

sven23 hat geschrieben:Das ist das übliche closssche Laientheater. Das kommt davon, wenn man meint, auf Fachliteratur verzichten zu können und glaubt, alles besser zu wissen.
Altes Muster: Du durchschaust etwas nicht und ersetzt dies durch ad hominems. - Die historisch-kritische Exegese ist gewollt als eine religiös apriorifreie Disziplin, auf der ein jüdischer, christlicher, muslimischer Theologe seine geistige/geistliche Interpretation draufsetzt. - Historisch-kritische Exegese ist NICHT dazu da, Aussagen der Bibel geistig/geistlich zu verstehen (siehe Apg. 8,30).

Natürlich gibt es HKM-ler, die als Christen diesen Transfer zwischen HKE und geistiger/geistlicher Auslegung leisten können - aber dann haben sie streng genommen den Sandkasten der HKE bereits verlassen.

sven23 hat geschrieben: Die Beschreibung der antiken Wunderwelt bedeutet doch nicht, dass diese Wunder auch stattgefunden haben oder dass man an sie glauben muss.
Korrekt. - Man beschreibt, was damals geschrieben wurde - aber damit legt man es nicht aus.

sven23 hat geschrieben:Wieso kalter Kaffee? Das ist ein Grundprinzip des KR.
Richtig - aber darum geht es hier nicht.

sven23 hat geschrieben:Mit welcher Methodik untersucht denn der KR nicht Falsifizierbares?
:?: - Sie KANN es nicht untersuchen.

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sven23
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#623 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » Sa 27. Okt 2018, 12:28

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Hege und Pflege einer Glaubensideologie kann niemals Aufgabe von Wissenschaft sein.
Das verlangt ja keiner - Geisteswissenschaft hat im Sinne ihrer jeweiligen hermeneutischen Vorannahmen zu forschen, die anders ist als hermeneutische Vorannahmen etwa der Naturwissenschaft. - Mehr Unterschied ist nicht.
Das verniedlicht den Sachverhalt. Glaubensbasierte Exegesen haben ein vorangestelltes Glaubensbekenntnis, das sie zirkelreferent in den Texten bestätigt finden wollen. Deshalb sind sie in der historischen Forschung unbrauchbar. In der glaubensideologischen Welt "funktionieren" sie super.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Definitiv: nein! :lol: :lol: :lol: Dogmen dürfen per Definition nicht kritisch hinterfragt werden.
Das ist schlicht falsch.
Nee, das ist schlicht richtig, sonst gibts - um Frau Nahles zu zitieren- auf die Fresse. :lol:


closs hat geschrieben: Hinzu kommt: "Kritisch" heißt heute im Regelfall, etwas negativ zu bewerten, was man substantiell nicht versteht
Natürlich, nur closs ist der substantielle Oberversteher. :lol:
Kritisch heißt im heutigen Sprachgebrauch: etwas nicht ungeprüft zu übernehmen, sondern zu hinterfragen.
Historisch-kritisch meint "unterscheidend". Es gibt eine Differenz zwischen historischem Geschehen und Überlieferung.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist das übliche closssche Laientheater. Das kommt davon, wenn man meint, auf Fachliteratur verzichten zu können und glaubt, alles besser zu wissen.
Altes Muster: Du durchschaust etwas nicht und ersetzt dies durch ad hominems. - Die historisch-kritische Exegese ist gewollt als eine religiös apriorifreie Disziplin, auf der ein jüdischer, christlicher, muslimischer Theologe seine geistige/geistliche Interpretation draufsetzt. - Historisch-kritische Exegese ist NICHT dazu da, Aussagen der Bibel geistig/geistlich zu verstehen (siehe Apg. 8,30).
Das ist definitiv falsch. Die Intention der Schreiber ist das Maß der Dinge. Du verwechselst das mit Kanonikern, die die Umdeutung der Texte präferieren, die spätere Generationen daraus gemacht haben.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die Beschreibung der antiken Wunderwelt bedeutet doch nicht, dass diese Wunder auch stattgefunden haben oder dass man an sie glauben muss.
Korrekt. - Man beschreibt, was damals geschrieben wurde - aber damit legt man es nicht aus.
Das stimmt so nicht. Die Forschung hat herausgearbeitet, dass die Wunder mit zunehmender zeitlicher Distanz immer größer wurden, d. h. dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht historisch sind. Zudem müssen die Wunde im Kontext der antiken Wunderwelt gesehen werden.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wieso kalter Kaffee? Das ist ein Grundprinzip des KR.
Richtig - aber darum geht es hier nicht.
Wer bestimmt hier, um was es geht? Der closs?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Mit welcher Methodik untersucht denn der KR nicht Falsifizierbares?
:?: - Sie KANN es nicht untersuchen.
Und warum findest du die Methode dann "super".
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#624 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Sa 27. Okt 2018, 12:51

sven23 hat geschrieben:Glaubensbasierte Exegesen haben ein vorangestelltes Glaubensbekenntnis, das sie zirkelreferent in den Texten bestätigt finden wollen.
Falsch. :lol: - immer wieder derselbe, indem Du "Begründungsfehler" und "Schlussfolgerungen auf Basis von Vorannahmen" gleichsetzt. - So gesehen ist auch die Wissenschaft zirkelreferent - das bringt nichts.

sven23 hat geschrieben:Nee, das ist schlicht richtig, sonst gibts - um Frau Nahles zu zitieren- auf die Fresse.
Da verwechselst Du was. - Unter "Kritisieren" muss man nicht verwerfen verstehen, sondern sollte zunächst darunter "verstehen" verstehen und dann gestalten. - Ein klassisches Beispiel dafür ist der Prozess, wie die Dogmen rund um die Genesis derart uminterpretiert wurden, dass erstens die Substanz bleibt, aber zweitens keine Kollisions-Gefahr mehr mit naturwissenschaftlichen Aussagen besteht. - DAS ist anspruchsvolle Kritik - und die ist in der Theologie in der Tat gang und gäbe.

sven23 hat geschrieben:Kritisch heißt im heutigen Sprachgebrauch: etwas nicht ungeprüft zu übernehmen, sondern zu hinterfragen.
Aber dazu braucht man doch mehr als methodische Kompetenz. - Wie will jemand in Sachen Bibel kompetent sein, wenn er in seinen Vorannahmen ausschließt, dass es Geist als Entität gibt?

Würde ich das an Voraussetzungen weglassen, was man braucht, um die Bibel geistig/geistlich zu verstehen, hätte auch ich die Freiheit, in bestenfalls oberflächlicher Brillanz verbal zu triumphieren - und dürfte zudem "aufgeklärt" genannt werden. Und "kritisch" wäre ich dann auch. :geek: - Aber was soll dieses Spiel?

sven23 hat geschrieben:Historisch-kritisch meint "unterscheidend". Es gibt eine Differenz zwischen historischem Geschehen und Überlieferung.
So ist es gemeint - und so wird es auch oft gemacht. - Aber "kritisch" darf sich aus dem Munde eines HKE-lers nicht auf inhaltliche Schlussfolgerungen kaprizieren - denn dann braucht es wieder DER Voraussetzungen, denen man sich programmatisch enthält.

sven23 hat geschrieben:Die Intention der Schreiber ist das Maß der Dinge.
NIcht, wenn es um die Substanz des Gesagten geht - dass es historisch-kritisch so ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. ---- Die Intention der Schreiber ist selbstverständlich wichtig, aber eben NICHT das Maß der Dinge.

Denn auch die Schreiber durchlaufen einen heilsgeschichtlichen/hermeneutischen Prozess, blicken also gelegentlich selber nicht durch. - Dann solche Phasen als maßgeblich für das Verständnis der Bibel herzunehmen, ist lustig.

sven23 hat geschrieben:Die Forschung hat herausgearbeitet, dass die Wunder mit zunehmender zeitlicher Distanz immer größer wurden, d. h. dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht historisch sind. Zudem müssen die Wunde im Kontext der antiken Wunderwelt gesehen werden.
Da ist was dran, aber es ist kein Gesetz - mit anderen Worten: Da muss man genau hingucken:
1) Es gibt Übertreibungen mit der Zeit, die man als solche nachvollziehen und bewerten kann. Das ist die eine Seite.
2) Es gibt Erkenntnis-Entwicklungen mit der Zeit. - Das ist die andere Seite.

Konkret: 1) ist eher ein Indiz für "Naja - da werden die älteren Quellen wohl authentischer sein", 2) ist eher ein Indiz für "Da hat man es endlich begriffen - also ist die jüngere Quelle authentischer". - Da muss man bei jedem Fall neu hinschauen und wird es nicht immer lösen können.

sven23 hat geschrieben:Und warum findest du die Methode dann "super".
Weil sie das, was sie untersuchen kann, "super" macht. - Auch aus meiner Sicht ist der KR Poppers die beste Methodik, die mir bekannt ist - aber sie kann nur das abdecken, was dazu passt.

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sven23
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#625 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » Sa 27. Okt 2018, 13:19

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Glaubensbasierte Exegesen haben ein vorangestelltes Glaubensbekenntnis, das sie zirkelreferent in den Texten bestätigt finden wollen.
Falsch. :lol: - immer wieder derselbe, indem Du "Begründungsfehler" und "Schlussfolgerungen auf Basis von Vorannahmen" gleichsetzt. - So gesehen ist auch die Wissenschaft zirkelreferent - das bringt nichts.
Nein, ist sie nicht, weil sie solche Zirkelschlüsse nicht benötigt.

Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“.
Quelle: Wikipedia

Nimm das doch endlich mal zur Kenntnis. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nee, das ist schlicht richtig, sonst gibts - um Frau Nahles zu zitieren- auf die Fresse.
Da verwechselst Du was. - Unter "Kritisieren" muss man nicht verwerfen verstehen, sondern sollte zunächst darunter "verstehen" verstehen und dann gestalten. - Ein klassisches Beispiel dafür ist der Prozess, wie die Dogmen rund um die Genesis derart uminterpretiert wurden, dass erstens die Substanz bleibt, aber zweitens keine Kollisions-Gefahr mehr mit naturwissenschaftlichen Aussagen besteht. - DAS ist anspruchsvolle Kritik - und die ist in der Theologie in der Tat gang und gäbe.
Lebst du auf dem Mond oder in Bayern? :lol:
Wer kirchliche Dogmen in Frage stellt, dem droht der Entzug der Lehrerlaubnis. Sicher, es wird heute niemand mehr verbrannt, manche mögen dies sogar bedauern.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Kritisch heißt im heutigen Sprachgebrauch: etwas nicht ungeprüft zu übernehmen, sondern zu hinterfragen.
Aber dazu braucht man doch mehr als methodische Kompetenz. - Wie will jemand in Sachen Bibel kompetent sein, wenn er in seinen Vorannahmen ausschließt, dass es Geist als Entität gibt?
Du meinst wohl eher "Geister". :lol:


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Historisch-kritisch meint "unterscheidend". Es gibt eine Differenz zwischen historischem Geschehen und Überlieferung.
So ist es gemeint - und so wird es auch oft gemacht.
Eben, aber wenn die Forschung sagt, dass Jesus eine Naherwartung hatte, dann macht man sich ins Höschen, aus rein ideologischen Gründen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Intention der Schreiber ist das Maß der Dinge.
NIcht, wenn es um die Substanz des Gesagten geht - dass es historisch-kritisch so ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. ---- Die Intention der Schreiber ist selbstverständlich wichtig, aber eben NICHT das Maß der Dinge.
Eben doch, wie Theißen sagt. Das ist eben der Unterschied zwischen wissenschtlicher Betrachtung der Texte und Glaubensideologen. Bei diesen kann nicht sein, was nicht sein darf.

closs hat geschrieben: Denn auch die Schreiber durchlaufen einen heilsgeschichtlichen/hermeneutischen Prozess, blicken also gelegentlich selber nicht durch.
Natürlich, die Schreiber waren fremdgesteuerte Zombies. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Forschung hat herausgearbeitet, dass die Wunder mit zunehmender zeitlicher Distanz immer größer wurden, d. h. dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht historisch sind. Zudem müssen die Wunde im Kontext der antiken Wunderwelt gesehen werden.
Da ist was dran, aber es ist kein Gesetz - mit anderen Worten: Da muss man genau hingucken:
1) Es gibt Übertreibungen mit der Zeit, die man als solche nachvollziehen und bewerten kann. Das ist die eine Seite.
2) Es gibt Erkenntnis-Entwicklungen mit der Zeit. - Das ist die andere Seite.
Konkret: 1) ist eher ein Indiz für "Naja - da werden die älteren Quellen wohl authentischer sein", 2) ist eher ein Indiz für "Da hat man es endlich begriffen - also ist die jüngere Quelle authentischer". - Da muss man bei jedem Fall neu hinschauen und wird es nicht immer lösen können.
Nicht immer, aber immer öfter. Die Forschung hat da interessante Ergebnisse vorgelegt. Man müßte sie halt auch mal zur Kenntnis nehmen. Aber das ist Konzelmann immer noch aktuell.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und warum findest du die Methode dann "super".
Weil sie das, was sie untersuchen kann, "super" macht. - Auch aus meiner Sicht ist der KR Poppers die beste Methodik, die mir bekannt ist - aber sie kann nur das abdecken, was dazu passt.
Mit welcher Methodik kann man denn etwas wissenschaftlich abdecken, das nicht zu ihr passt????????
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#626 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Sa 27. Okt 2018, 13:35

sven23 hat geschrieben:Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“.
Das ist ein Beispiel für einen echten Zirkelschluss. - Aber das hat nichts mit "hermeneutischen Vorannahmen", sei es der HKE oder der Kanonik zu tun.

sven23 hat geschrieben:Wer kirchliche Dogmen in Frage stellt, dem droht der Entzug der Lehrerlaubnis.
Wer sie in ihrer Substanz in Frage stellt, darf nicht mehr Lehrer für diese Substanz sein - das ist richtig. - Aber hatten es hier von "hinterfragen" und nicht "in Frage stellen".

Wenn Du heute als Lehrer das Grundgesetz substantiell in Frage stellst, darfst Du nicht mehr Lehrer sein - wenn Du das Grundgesetz hinterfragst, ist das möglicherweise sogar gewünscht.

sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben:

sven23 hat geschrieben:
Historisch-kritisch meint "unterscheidend". Es gibt eine Differenz zwischen historischem Geschehen und Überlieferung.

So ist es gemeint - und so wird es auch oft gemacht.


Eben, aber wenn die Forschung sagt, dass Jesus eine Naherwartung hatte, dann macht man sich ins Höschen, aus rein ideologischen Gründen.
Du merkst nicht, wenn Du die Kategorien wechselst. - Wenn man feststellt, dass Jesus vom "nahen Gottesreich" kommt, kann man dies mit HKE-Mitteln als "historisch" erhärten ("beweisen" kann man eh nie) - aber das sagt doch überhaupt nichts darüber aus, was damit gemeint ist. - Um DAS zu wissen, muss man wieder geistig/geistlich fit sein - was die HKE aus Gründen ihrer Vorannahmen nicht sein darf.

sven23 hat geschrieben:Eben doch, wie Theißen sagt. Das ist eben der Unterschied zwischen wissenschtlicher Betrachtung der Texte und Glaubensideologen.
Das sind alberne Sterotypen. --- Theißen sagt NICHT, dass die Intention der Schreiber Maßstab für das Bibelverständnis ist, sondern dass die Intention der Schreiber Maßstab für seinen methodischen Ansatz ist - das ist etwas ganz anderes.

sven23 hat geschrieben:Natürlich, die Schreiber waren fremdgesteuerte Zombies.
Man muss kein Zombie sein, um sich mit der Zeit zu entwickeln.

sven23 hat geschrieben:Nicht immer, aber immer öfter.
Im Sinne ihrer Hermeneutik ist das ganz sicher richtig. - Aber das beantwortet doch nicht die Frage, wozu diese Hermeneutik gut ist und wozu nicht. - Das sind INTERNE Fortschritte.

sven23 hat geschrieben:Mit welcher Methodik kann man denn etwas wissenschaftlich abdecken, das nicht zu ihr passt????????
Moment: Sprechen wir von "kritisch-rational" oder von "wissenschaftlich"?

"Kritisch-rational" kann man vieles in der Geisteswissenschaft NICHT abdecken. - Wissenschaftlich geht das sehr wohl, wenn man "kritisch-rational" und "wissenschaftlich" nicht gleichsetzt. Das ist eine wissenschafts-philosophische Frage.

In den Geisteswissenschaften kenne ich es so, dass jegliche Untersuchung, die bestimmten Kriterien gerecht wird, auch dann als "wissenschaftlich" gilt, wenn die Vorannahmen einer Fragestellung nicht falsifizierbar sind. - Janina würde hier erschrocken sagen: "Vorannahmen MÜSSEN falsifizierbar sein" - das ist kritisch-rational gedacht. - In den Geisteswissenschaften geht das (oft) nicht.

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#627 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Pluto » Sa 27. Okt 2018, 13:52

closs hat geschrieben:Wenn man feststellt, dass Jesus vom "nahen Gottesreich" kommt, kann man dies mit HKE-Mitteln als "historisch" erhärten ("beweisen" kann man eh nie) - aber das sagt doch überhaupt nichts darüber aus, was damit gemeint ist.
Wie macht man so was?

closs hat geschrieben:In den Geisteswissenschaften kenne ich es so, dass jegliche Untersuchung, die bestimmten Kriterien gerecht wird, auch dann als "wissenschaftlich" gilt, wenn die Vorannahmen einer Fragestellung nicht falsifizierbar sind. - Janina würde hier erschrocken sagen: "Vorannahmen MÜSSEN falsifizierbar sein" - das ist kritisch-rational gedacht. - In den Geisteswissenschaften geht das (oft) nicht.
Dann hat die Geisteswissenschaft ein echtes Problem. Schlussfolgerungen sind ohne kritisch-rationale Nachweise unwissenschaftlich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#628 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Sa 27. Okt 2018, 14:50

Pluto hat geschrieben:Wie macht man so was?
Mit einer anderen VOrannahmen. - Wenn man historisch-kritisch vor-annimmt, interpretiert man DASSELBE ganz anders, als wenn man geistig/geistlich alias theologisch vor-annimmt.

Pluto hat geschrieben:Dann hat die Geisteswissenschaft ein echtes Problem. Schlussfolgerungen sind ohne kritisch-rationale Nachweise unwissenschaftlich.
Ein "Problem" hat sie nicht - es wird aus anderer Pespektive möglicherweise so gesehen. - Was "unwissenschaftlich" ist, ist eine Frage der Wissenschafts-Theorie/-Philosophie.

Bei kritisch-rationaler Naturwissenschaft sind sich alle einig: Das ist Wissenschaft. - Warum? Weil es hier um Felder geht, die allesamt falsifizierbar sind - das ist ja gerade die Definition von "kritisch-rational".

Bei Geisteswissenschaften ist die Gemengelage komplizierter. - Da gibt es einerseits gut objektivierbare Themen - etwa "Welche Reisen machte Goethe zwischen 1775 und 1825?", andererseits "nur" plausibel begründbare, aber nicht objektivierbare Theme - etwa "Wird Schiller am Ende seines Lebens zum Romantiker?".

Beim ersten Thema muss man Schriften, Briefwechsel und Aussagen von Zeitgenossen studieren sowie auch im Nachlass nach etwaigen Postkutschen-Ticktets oä. suchen - beim zweiten Thema muss man klären, was "Klassik" und "Romantik" überhaupt ist und wie man einen Übergang vom Einen ins Andere definieren möchte - und dann natürlich ebenfalls Schriften, Briefwechsel und Aussagen von Zeitgenossen studieren.

Mit anderen Worten: Während beim ersten Thema bei gleicher Quellenlage verschiedene Forscher zu einem ähnlichen bis gleichen Ergebnis kämen, ist dies beim zweiten Thema ganz anders - da hängt es davon ab, wie man geistig/geistlich kulturelle Entwicklungen inhaltlich bewertet - und das kann von Forscher zu Forscher bei GLEICHER Quellenlage unterschiedlich sein.

Nichtsdestoweniger sind ALLE Forscher verpflichtet, ihre Hypothesen, die am Ende der Arbeit stehen, so zu begründen, dass sie intersubjektiv plausibel sind - auch wenn es je nach Forscher unterschiedliche Hypothesen sind. - Und das nennt man "Geisterwissenschaft".

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#629 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Pluto » Sa 27. Okt 2018, 17:15

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wie macht man so was?
Mit einer anderen VOrannahmen. - Wenn man historisch-kritisch vor-annimmt, interpretiert man DASSELBE ganz anders, als wenn man geistig/geistlich alias theologisch vor-annimmt.
Verstanden, aber wie geht man da geistig/geistlich vor?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dann hat die Geisteswissenschaft ein echtes Problem. Schlussfolgerungen sind ohne kritisch-rationale Nachweise unwissenschaftlich.
Ein "Problem" hat sie nicht - es wird aus anderer Pespektive möglicherweise so gesehen. - Was "unwissenschaftlich" ist, ist eine Frage der Wissenschafts-Theorie/-Philosophie.
Nein. Wissenschaftlichkeit ist objektiv feststellbar — da braucht es keine Philosophie. Da Wissenschaft über Falsifikation definiert wird, ist die Theologie unwissenschaftlich, und hat somit ein Problem.

closs hat geschrieben:Bei kritisch-rationaler Naturwissenschaft sind sich alle einig: Das ist Wissenschaft. - Warum? Weil es hier um Felder geht, die allesamt falsifizierbar sind - das ist ja gerade die Definition von "kritisch-rational".
Eben. Genau das macht die Theologie unwissenschaftlich.

closs hat geschrieben:Bei Geisteswissenschaften ist die Gemengelage komplizierter. - Da gibt es einerseits gut objektivierbare Themen - etwa "Welche Reisen machte Goethe zwischen 1775 und 1825?", andererseits "nur" plausibel begründbare, aber nicht objektivierbare Theme - etwa "Wird Schiller am Ende seines Lebens zum Romantiker?".
Es ist auch bei Geisteswissenschaften einfach. Die Frage ob Schiller zum Romantiker wurde ist eine Meinung, und keine wissenschaftliche Erkenntnis.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#630 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » Sa 27. Okt 2018, 17:50

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wie macht man so was?
Mit einer anderen VOrannahmen. - Wenn man historisch-kritisch vor-annimmt, interpretiert man DASSELBE ganz anders, als wenn man geistig/geistlich alias theologisch vor-annimmt.
Wohl wahr. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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