Das Wort “Vereinigung†kommt nicht einmal vor!closs hat geschrieben:Jetzt konnte ich halt nur dieses Zitat finden - aber da steht schon, dass "Vereinigung" nur "Mann und Frau" sein kann, UND beide zusammen näher an Gott ist als nur einer. - Was bleibt da noch übrig, was näher wäre?Claymore hat geschrieben:Sagt über “die Vereinigung von Mann und Frau als höchste Form menschlicher Annäherung an Gott†nichts aus.
Nicht wirklich. Für mich interpretierst du die Aussagen um, so dass sie passen.closs hat geschrieben:Diesen Begriff habe ich gestern irgendwo rausgeholt und die Quellen-Angabe vergessen - hoffentlich finde ich es wieder. - Unabhängig davon: Werden die Zusammenhänge klar?
Ich habe den Text jetzt gelesen und letztlich ist beides falsch. Oder zumindest mit den Bedeutungencloss hat geschrieben:Weil in einer Passage vorher Sittlichkeit über göttlichen Willen definiert wird. - Würde ich es NICHT einfügen, könnte der Leser meinen, es ginge um säkulares Sittlichkeits-Verständnis.Claymore hat geschrieben:Warum musstest du hier das “<göttlichen>†in das Zitat einfügen?
- “göttliche sittliche Ordnung†= “göttlich offenbarte (z.B. durch die Bibel) sittliche Ordnungâ€
- “säkulare sittliche Ordnung†= “sittliche Ordnung in einem modernen, naturwissenschaftlichen Weltbildâ€
Das Hauptproblem an dieser Diskussion ist das genaue Verständnis dieser Begriffe und Einteilungen, die sich über die Zeiten hinweg verschoben haben und wo man genau schauen muss, ob jemand sie auf moderne oder traditionelle Art definiert.
Beispiel: die amerikanische Unabhängigkeitserklärung verweist auf “Laws of Nature and of Nature’s Godâ€. Nach heutigem Verständnis nicht säkular. Damals dagegen schon, da nicht auf irgendeine spezielle religiöse, göttliche Offenbarung Bezug nehmend (= neutral gegenüber christlichen Konfessionen, Judentum, Deismus). England dagegen, wo die Church of England die Staatskirche war, hat man schon damals nicht als säkularen Staat empfunden.
Das Einfügen von Wörtern in Zitate geht mir jedoch zu weit. Außer es handelt sich um eine Einfügung, wo eine inhaltliche Verfälschung praktisch absolut ausgeschlossen ist. Aber das ist hier nicht der Fall.closs hat geschrieben:Das nennt man "hermeneutische Vorannahmen" - aber das ist eigentlich nur schwer vermeidbar.Claymore hat geschrieben:Du projizierst deine eigenen Vorstellungen auf die Aussagen der RKK.
Vielleicht ist dir jetzt aufgefallen, wie du einen Schritt von “Sein†zu “Sollen†im Sinne von Humes Gesetz vollzogen hast. Über die Doppeldeutigkeit des Wortes “Regelâ€, das einmal gewisse beobachtbare Muster beschreibt, ein anderes mal Vorschriften / Gebote. Um Vorschriften ging es hier nämlich anfangs nicht. Wie sind wir also da gelandet? Über ein Ablesen der Vorschriften aus der Natur, natürlich etwas verstohlen und nicht mit dem Selbstbewusstsein der Hoch-Scholastik… aber passiert ist es dennoch.Aus Sicht des Regel-Erstellers, ja.
Über was reden wir dann? Was ist das archetypische Wesen von Mann und Frau? Im Sinne des seelischen?closs hat geschrieben:Das müsste man sich konkret angucken. - Wir reden hier nicht davon, dass Frauen selbstbewusst in der Gesellschaft auftreten oder LKW fahren - es geht um die Frage des archetypischen Wesens von Mann und Frau - oder wenn "Archetyp" nicht gut kommt, nenne es "Urbilder" oder sonstwas.Claymore hat geschrieben:Stellt es ein Problem dar, wenn Frauen zunehmend mehr psychologische Eigenschaften, die traditionell als männlich angesehen wurden, haben (und umgekehrt)?
Gut, also geht es bei den seelischen Ausnahmen um LGBT. Beschränkt es sich darauf oder gibt es noch mehr?Außerdem müssen wir jetzt aufpassen: Körperliche und seelische Ausnahmen sind ja eher die genannten wenigen Fälle der Intersexualität und die häufigeren Fälle einer Körper-Seele-Dissonanz ("Ich fühle mich wie eine Frau, habe aber einen männlichen Körper").
Du musst es irgendwie schaffen aus dem folgenden Zirkel auszubrechen:Wobei christlich "Sex" in Wesenseinheit mit seelischer Vereinigung verstanden wird - UND zudem auf Menschen beschränkt ist, die als Paar mit Kinderwunsch verheiratet sind. - "Sex" allein geht auch mit einer Eselin.
- Also ist Homosexualität sündhaft, weil es gegen den natürlichen Telos der Geschlechtlichkeit verstößt.
- Das Argument ist nicht ausreichend, denn es geht auch darum, dass sich Mann und Frau seelisch vereinen.
- Seelische Vereinigung ist auch zwischen Personen gleichen Geschlechts möglich.
- Daran ist nichts auszusetzen. Problematisch wird es, wenn sie Sex haben.
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Möglicherweise fanden die Tora- und Koran-Schreiber Lesben nur nicht instinktiv eklig. Oder es lag an der kultischen Homosexualität männlicher kanaanitischer Priester, von der man sich abgrenzen musste.closs hat geschrieben:Stimmt - möglicherweise weil damit keine Penetrierung, also kein Eindringen in den anderen Menschen ("Verschmelzung") verbunden ist.
Thomas von Aquin war jedenfalls schon mehr für “Gleichberechtigung†und holte in der Summa Theologiae (Secunda Pars Secundae Partis, Quaestio 154, Articulus 11, III b. 3) die Totalverdammung der Lesben nach. Wobei das nicht damit zusammenpasst, dass er in der Summa contra Gentiles auf die Verschwendung des Samens abhebt. Aber die RKK glaubte noch lange an die Existenz eines weiblichen “Samensâ€, der irgendwie beim Orgasmus “ausgeschüttet†wird. Kurios. Bereinigt wurde das natürlich alles nie. Jedenfalls macht die heutige RKK (ws. wegen Thomas von Aquin) keinen Unterschied mehr zwischen der Sündhaftigkeit männlicher und weiblicher Homosexualität.
Warum meinst du dann weiter unten doch wieder, dass “romantisch†bis auf Zölibat die “höchste menschliche Annäherung an Gott†ist?Es ist etwas anderes. - "Platonisch" und "erotisch" stehen nicht im komparativen Verhältnis zueinander.
Nur wird in Richter 19:22–25 mit “jada†Vergewaltigung beschrieben. Also ist damit keine “vertrauensvolle Verschmelzung†gemeint. Es ist bloß ein Euphemismus für sexuelle Handlungen, in den du zu viel hinein interpretierst.closs hat geschrieben:Dass man sich im Christentum auf die Mann-Frau-Verbindung konzentriert, weil es die einzige ist, die Wieder-SChöpfungskraft in sich trägt. - Wenn es heißt "Adam ERKANNTE Eva", wird dabei das Wort "jada" verwendet, welches für ein Erkennen steht, bei dem Subjekt und Objekt zusammenfließen - so wie in
1. Mose 22,11: "Denn jetzt habe ich <Gott> erkannt, daß du Gottes fürchtig bist".
Damit ist NICHT gemeint, dass Gott jetzt was kapiert hat ("Aha - jetzt ist's mir klar - wusste ich vorher nicht"), sondern ("jada") "Ich, Gott, erkenne Dich Abraham, weil Du soweit bist, dass es geht". - Gott "erkennt" also Abraham genauso wie Adam Eva "erkennt" - vertrauensvolle Verschmelzung. - Bei Adam/Eva ist es eine Verschmelzung zur SChöpfung von Leibesfrucht - bei Gott/Abraham geht es um die SChöpfung des Volkes Israel als Größe, in dem sich alle Stämme der Erde segnen lassen werden.
Dass Sex mehr ist als was biologisches kommt so auch im Symposion vor: Die erste Stufe des Aufstiegs des Eros zur Form/Idee der Schönheit. Nur schließt das dort die Homosexualität mit ein. Und genau das ist der Punkt. Der einzige Unterschied zwischen Heterosexualität und Homosexualität, den du bist jetzt genannt hast, ist dass letztere inhärent steril ist. Das ist aber etwas rein biologisches.closs hat geschrieben: 1. Mose, 18
18 "Abraham, ein Stamm wird er werden, groß und kernhaft, und mit ihm werden sich segnen alle Stämme der Erde!
19 Ja, ich habe ihn erkannt, auf daß er entbiete seinen Söhnen und seinem Hause nach ihm: sie sollen hüten MEINEN Weg, Wahrhaftigkeit und Recht zu tun, daß ER über Abraham kommen lasse, was er über ihm geredet hat".
Der Unterschied zwischen 18,18 und 22,11: 22,11 ist die ERfüllung von 18,18, dass Abraham nun auch vom EIGENEN Level her dem gerecht werden kann, was Gott in 18,18 sagt.
Das klingt jetzt abschweifend, ist es aber nicht. - Denn Deine Frage, was die christliche Rolle der Sexualität bedeutet, wird hier klar - es ist eben NICHT nur biologisch. - Im Gegenteil: Das Biologische ist materielle Ausdrucksform des Geistigen/Geistlichen. - Sex ist "jada". - Selbstverständlich ist mir bewusst, dass dies ein ganz anderes als unser zeitgenössisches Verständnis ist.
Selbst wenn man das mal mit dem “jada†akzeptiert (auch wenn es die Bibel nicht hergibt), warum sollte es das nur bei Hetero-Sex geben?
Außer einer der Partner ist unfruchtbar. Und ein Argument, warum das wieder okay ist, kam bis jetzt noch nicht.Aus obigem Grund: "Jada, verbunden mit Leibesfrucht".