closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Die Wissenschaft sagt doch eben nicht, dass die Welt so, wie sie die Naturwissenschaft beschreibt, echt ist.
Einerseits schon verstanden - andererseits setzt "Modell zu Beobachtungen" voraus, dass diese Beobachtungen "real" sind, oder nicht?
Nö. Denke an die Leutchen in Platons Höhle. Und steht in den den oftmals genannten 3 Anforderungen an wissenschaftliche Beobachtungen irgendwas von "real"? Oder lässt sich "ist real" explizit daraus ableiten?
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Nun muss nur noch geklärt werden, was denn nun da ist. Einbildung, phsychisches Phänomen, Wahrnehmungverzerrung oder intersubjektiv vermittelbare Koinzidenz oder gar Wirkung.
So ist es. - Aber wie klärt man es, wenn nicht mit einem angemessenen Modell? - Bzw: Wer entscheidet, was "angemessen" ist?

Wenn die Beobachtungsvorhersagen des Modells falsifiziert werden, so deucht mir, ist das relativ einfach entschieden. Wenn Du zu dem Entschluss kommst, die extrahierte Vorhersage ist korrekt abgeleitet, mit den bekannten Mitteln im Experiment überprüfbar, und die Falsifikation auch in Deinem Kellerlabor gelingt, bist Du auch dabei!
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Also wenn ihm sein Verständnis von "wahr" hilft, sich zum Wissen der Wissenschaft qualifiziert zu äußern, dann ist doch alles paletti.
Moment: Mit "wahr" meint Hans Muff den Bezug zur Wirklichkeit - er denkt nicht in Modellen (das kann man ihm nun wirklich nicht anlasten).
Nu, ja. Die Wirklichkeit, die er selber nicht kennt, die er als echten Vergleichsmaßstab nicht heranziehen kann. Die verfügbaren Beobachtungen (außer eigenen Wahrnehmungen und Berichten, möglicherweise den Anekdoten anderer) kennt er auch nicht.
closs hat geschrieben:Anders wird ein Schuh draus: Wissenschaftliche Ergebnisse haben als Modell-Ergebnisse präsentiert zu werden. - Oder noch anders: Warum werden sie ÜBERHAUPT präsentiert, wenn damit ein Übersetzungs-Vorgang bei den Müffern nötig ist? - Ist es nicht vielleicht so, dass man diesen Übersetzungs-Vorgang verschweigt, damit Hans Muff meinen MUSS, dies sei "die Wahrheit und nichts als die Wahrheit"? - Ist medial nicht diese Täuschung geplant?
Vielleicht wird auch einfach nicht an Hans Muff als Empfänger kommuniziert. Wenn Hans Muff aber trotzdem seinen qualifizierten Senf dazu abgeben möchte, müsste er seinen Allerwertesten aufraffen. Da schmeichelt die Vorstellung des armen Hans Muff als Opfer einer medialen Verschwörung mehr. Und das Beste: ER kann das alles aus seinem Sessel für sich zurecht legen, klopft keine Steine, sammelt keine Käfer, titriert nicht, braucht auch ansonsten keine Beobachtungen und muss noch nicht einmal ein Buch aufschlagen.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Und was die Geisteswissenschaft betrifft, was vertreten denn Autoren wie Theißen und etc. in ihren gleichermaßen wissenschaftlich wie populärwissenschaftlich ausgerichteten Publikationen.
Im Vorwort seines Hauptwerks schreibt er etwas, was Dir gefallen würde, was aber in der Praxis offenbar vollkommen auf den Kopf gestellt verstanden wird. - Theißen schreibt, dass in der Wissenschaft der Weg (ich übersetze mit: "methodische Disziplin") wichtiger ist als das Ergebnis - UND dass "es" (alias Wirklichkeit) ganz anders sein könne. - Bravo - so ist es richtig. - Aber es wird nicht VERSTANDEN.
Von wem nicht verstanden? Von seinen Kollegen nicht, anderen ausgebildeten Wissenschaftlern nicht?. Oder ist es doch mal wieder Dein Schützling Hans Muff, der verwundert nach der Nicht-Leselektüre von Theißen seinen Dackelblick aufsetzt, sich verwundert umschaut und meint verstanden zu haben, aber eben nix wirklich verstanden hat?
closs hat geschrieben:Es wird deshalb nicht verstanden, weil der philosophisch Kritisch-Rationale diesen "Schulterschluss" von "methodischem Ergebnis" und "Wirklichkeit" weltanschaulich braucht - also wird der kategoriale Unterschied verwischt. - Das ist Basis auch der medialen Vermittlung von Wissenschaft. - Und dafür soll Hans Muff verantwortlich sein?
Bitte erspare uns Deine privaten Rechtfertigungen, warum Hans Muff von seinem Sessel aus in der Lage sein soll, seinen Senf -- qualifiziert -- zu allen Dingen unserer Welt dazuzugeben.
closs hat geschrieben:Anton hat geschrieben:Und von den Beispielen, um die ich gebeten hatte, ist bisher nicht eines gekommen.
Hatte ich nicht mindestens zwei genannt? - Prozentzahlen bei Extremismus? - Historisch-kritische Exegese?
Bei der HKM sehe ich keine Verfehlung. Wo soll die sein? Du hast doch selber festgestellt, wie sehr sich Theißen und Konsorten bemühen, den "Anspruch" ihrer Erkenntnisse im wissenschaftlichen Kontext darzustellen.
Und zu den Prozentzahlen "Extremismus" brauche ich einen Verweis auf die Originalarbeit.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Ob Koinzidenz gemäß Janina Kausalität tatsächlich ausschließt, da müsstest Du ebenfalls nochmal bei Janina nachfragen.
Ich kann es nochmal tun, habe es aber schon x-mal. - Momentan ist der Stand, dass "Koinzidenz" nicht kausal sein KÖNNE, weil es sonst "Kausalität" hieße. - Aus meiner Sicht ein struktureller Fehler.
Vielleicht liege ich falsch, aber ich interpretiere Janinas Aussagen dazu nicht ganz so, wie Du es tust. Und selbst, wenn sie es täte, sehe ich die Brisanz für unsere Diskussion nicht.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Wenn Hans Muff der Zuhörer ist und sein Gegenüber verstehen möchte, fragt er an genau dieser Stelle in der Unterhaltung nach!
Hans Muff versteht unter "Extremismus", dass Leute gegen die Gesellschaftsnormen sind und diese zumindestens potentiell mit Gewalt angreifen will. Die Medien wissen das. - Wenn also Medien eine solche Studie veröffentlichen, dann wissen sie, dass Hans Muff es nur so verstehen kann. - Davon abgesehen: Wo soll Hans Muff nachfragen? - Bei der BILD? - Beim Sender?
Ja klar. Wo sie das denn her haben. Hab' ich auch schon gemacht!
closs hat geschrieben:Anton hat geschrieben:Wissenschaftler inkl. der Philosophen tun sich mit dem Anspruch auf Erklärung der closs'schen Wirklichkeit ja sehr schwer.
Wissenschaftler, ja - aber das ist ja nicht das Problem. -- Aber Philosophen beanspruchen sehr wohl, dass ihr Gegenstand die ("closs'sche") Wirklichkeit und deren Deutungshoheit ist. - Oder wäre hier das, was rüberkommt, wieder mal was ganz anderes als die reine Lehre?
Die Philosophie ist eine Wissenschaftsdisziplin, die sich vornehmlich mit logischen Fragen auseinander setzt. Die kratzen, wenn an Wirklichkeit, an der logischen Wirklichkeit. Du meinst mit Deiner Wirklichkeit aber doch sehr viel mehr-
closs hat geschrieben:Ich kann mir gut vorstellen, dass alles so ist, wie Du sagst - in der reinen Lehre. - Um so größer ist dann die Differenz zu dem, was in der Praxis medial gemacht wird. - Weil es mir gerade einfällt, hier ein Satz aus einer Wissenschaftssendung: Weil nun gezeigt werden könne, dass es Hirnaktivitäten während des Nahtoderlebnisses gäbe, sei nachgewiesen, dass es kein spirituelles Nahtoderlebnis gäbe, sondern dass es sich um eine ganz normale halluzinative Erscheinung handle. - Solche Sätze hört man fast täglich, wenn man in entsprechende Sender reingeht.
Mit den Mitteln, die ja nicht zuletzt ich Dir an die Hand gebe, müssten bei Dir schon bei dem Wort "nachgewiesen" die Alarmsirene loströten.
Du hast, für Dich und Hans Muff den Anspruch, alles zu verstehen was zumindest gerade Dein Interesse findet. Ohne sich selber EInzuarbeiten, geht das aber nicht. Dein Anspruch auf "Verstehen" durch Lesen eines Artikels in der Bild-Zeitung -- da muss doch nicht wirklich weiter etwas dazu gesagt werden.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.