Wo er dies innerhalb der Wissenschafts-Gemeinde tut, weiß ich nicht. - Ich weiß jedoch, dass es so mit dem Etikett der Wissenschaftlichkeit kommuniziert wird. - Intern sprechen Wissenschaftler vermutlich von neuronalen Vorgängen und nicht von "Geist" - aber so etwas dringt nicht nach außen.Anton B. hat geschrieben:Wo sagt der Naturwissenschaftler in seinem wissenschaftlichen Tuen denn: "Geist"?
"Geist" und "Bewusstsein" waren schon konkrete Beispiele. - "Bewusstsein" scheint so definiert zu sein, dass als Nachdenken erscheinende Handlungen dem Handelnden als Bewusstsein zuzuschreiben. - Vom "Spiegeltest" ganz zu schweigen: Tier schaut in Spiegel und reagiert ich-mäßig. - Oder wenn man in den Roboter-Bereich geht: Reaktionen eines programmierten Systems, die menschenähnlich sind, neigt man "bewusst" zu nennen.Anton B. hat geschrieben:Beispiele?
Das kann man so machen, wenn die dazugehörigen Begriffe so definiert werden. Aber es muss klar sein, dass es nichts oder sehr wenig mit dem zu tun hat, was man spirituell unter "Bewusstsein" versteht. - Dito "Geist".
Oder nimm den Begriff "ontologischer Naturalismus". - "Ontologie" ist eigentlich ganz neutral die "Lehre vom Sein" - rein phänomenal gemeint. - Was ist "Sein"? - Wie steht "Sein" zur "Wahrnehmung"? Etc. --- Damit wird eine kategoriale Abgrenzung zur Wahrnehmung definiert, um zu sagen: "Hier haben wir alles, was IST, ob wir es kennen oder nicht" - "Dort ist die Wahrnehmung, die mal viel, mal wenig, mal nichts erkennt".
"Sein" ist somit alles vom Gartenbaum bis zu Gott und umfasst auch alles, wofür wir keine Worte haben, weil nicht die geringste Ahnung haben, das es "ist". --- Aus dieser philosophisch umfassenden Ontologie wird in unserem Fall hier eine Ontologie gemacht, die unterm Strich exakt das Gegenteil bedeutet: Ontologischer Naturalismus. Warum? Den Kern des ontologischen Naturalismus bildet die Keine-Übernatur-Hypothese: Die Welt ist kausal geschlossen und es gibt keine Wechselwirkung mit so etwas wie einer Übernatur.
Mit anderen Worten: Es stehen hier zwei Definitionen gegenüber:
1) "Sein" ist das, was für uns bekannt oder nicht-bekannt Entität ist.
2) "Sein" ist das, was für uns erkennbar kausal geschlossen ist, da es keine Wechselwirkung mit so etwas wie einer Übernatur gibt.
Dies ist ein eklatantes Beispiel für meine Behauptung: "Man hat die Worthülse semantisch besetzter Begriffe (siehe oben: "Geist/theologisch") übernommen und ganz bewusst ganz neu semantisch besetzt ("Geist" ist ab sofort was ganz anderes als bisher), um mit diesem Neusprech alte Werte zum Verschwinden zu bringen - das ist Orwell pur".
Denn das passiert ja nicht zufällig, sondern geplant. - Man WILL den anthropogen fassbaren Bereich zum Maßstab des Seins machen - also das pure Gegenteil zu Heidegger und (auf ganz andere Weise) Hiob.
Das geschieht aber nicht und es ist in den Fällen, in denen es stört, auch nicht gewollt.Anton B. hat geschrieben:Und da, wo sich etwas an den Laien zur Vermittlung wendet, ja, da sollen (und müssen je nach Anspruch) die Termini und die Methodik auch vorgestellt und erläutert werden.
Das geht anders: Medial heißt es, es sei inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen ("also wahr", denkt sich Hans Muff), dass es unendlich viele Geschlechter gäbe.Anton B. hat geschrieben: Wer stellt denn Hans Muff die Wissenschaftsergebnisse medial vor?
Anderes Beispiel (allerdings einige Zeit her): Man spricht in einem Wissenschafts-Magazin vom "Nahtod". - Es sei jetzt nachgewiesen, dass bei "Nahtod" Hirnaktivitäten nachweisbar seien (logisch - der Mensch ist ja noch nicht ganz weg). - Somit sei - Achtung! - wissenschaftlich erwiesen, dass "Nahtod" kein spirituelles Geschehen sei, sondern ein ganz normaler halluzinations-ähnlicher Vorgang.
Oder: Da in der Evolutions-Theorie Teleologie falsifiziert sei, könne es keinen planenden Gott geben.
Andere Beispiele sind eine Frage der Recherche oder einfach des Abwartens, bis das nächste kommt - mit anderen Worten: "Als sei es ein wissenschaftliches Ergebnis" wird zu weltanschaulichen Aussagen gemacht mit dem Anstrich der Faktizität.
Allen diesen Beispielen ist gemeinsam, dass man aus anthropozentrischer Beschränkung, die man "Aufklärung" nennt (so war Aufklärung nie gemeint), den Eindruck erweckt, dass der Materialismus die einzig verbleibende Art der Welterklärung wäre. - Entscheidend in unserem Kontext: Mit der Wissenschaft als Kronzeuge - denn diese sage dies ja (was sie nicht tut, was aber die Menschen glauben, weil es ihnen auf breiter Front so gesagt wird).
Soweit kommt es doch gar nicht - dazu müsste Hans Muff erstmal wissen, dass Wissenschaft etwas anderes ist als das, was ihm als Wissenschaft vermittelt wird.Anton B. hat geschrieben:Und inwieweit kann Hans Muff all das nachvollziehen und verstehen, was in Forschergemeinden mit vielen Akteuren, viel Liebe und nach mehr Arbeitseinsatz gefunden wurde?
Das ist richtig analysiert und deshalb folgerichtig - allein: Diese Referenzialität wirkt nur nach innen, weil die Sprache "draußen" eine andere ist.Anton B. hat geschrieben:Und weil spezifische Inhalte über Worte als benamende Chiffres weitergegeben werden, achten die Wissenschaftler äußerst penibel darauf, das Wort so zu referenzieren, dass dieser spezifische Inhalt ein-eindeutig erkennbar ist.
Falscher Ansatz. - Ich trenne zwischen "betriebsintern" und "kommunikativ nach außen", gerade weil mir klar ist, dass Wissenschaft intern unmißverständlich (auch im Sinne von Konnotationen) sein muss. - Dadurch entsteht aber eine Kommunikationshürde, von der man wissen muss, wie man sie zu überwinden gedenkt, bevor man wissenschaftliche Ergebnisse medial kommuniziert.Anton B. hat geschrieben:Dass Du das nicht erklennen kannst, sondern die Nennung eines Wortes ein Wirrwarr an nicht auflösbaren Bedeutungsassoziationen bewirkt, zeigt einfach nur, wie weit Du außerhalb des wissenschaftlichen Procederes stehst.
"Die Wissenschaft" ist NIE verantwortlich (meine ich ernst). - Die Kommunikation von Wissenschaft und die weltanschauliche Intention der Kommunikations-Bevollmächtigten sind verantwortlich. - Kennst Du die "Komödie" "Die Physiker" von Dürenmatt?Anton B. hat geschrieben:ist es aber für Dich doch wieder die -- wie kann es denn anders sein -- Wissenschaft, die dafür verantwortlich ist.